Zeitschrift EE

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2013-02: 25 Jahre AEE-INTEC

Wir bauen mit der Sonne

Von Armin Knotzer und Christian Fink

Haus bauen ist in den ländlichen Regionen Ostösterreichs dominiert vom Bauen mit Ziegel, das heißt vom Massivbau. Der Holzbau hat in manchen Regionen zwar ebenso Tradition, aber das Bauen mit Ziegel hat sich letztlich bei privaten „HäuslbauerInnen“ durchgesetzt. Als Alternative zu dieser Entwicklung gibt es in jüngerer Zeit eine Art Wiederentdeckung des Baustoffs Holz.

Kombination Holz – Massivbau

Die wirklich „hohe Kunst“ des Bauens ist eigentlich eine intelligente Kombination und Nutzung der jeweiligen Vorzüge beider Bau(stoff)arten ist: Massivbauteile mit hoher Wärmespeicherkapazität wie einzelne Wände, Decken oder Stiegen im Gebäude, kombiniert mit einer gut wärmedämmenden und schlanken Gebäudehülle in Holzkonstruktion. Einer der vielen Vorteile dieser Kombination einer Holzkonstruktion mit integrierter Wärmedämmung als Gebäudeaußenhülle und massiven Elementen innen liegt unter anderem in den Möglichkeiten der Vorfertigung von großflächigen Wand-, Decken- und Dachelementen.
Im Unterschied zu thermischen Solaranlagen oder einem einfachen Ziegel-Massivbau ist es viel schwieriger, einen Holzbau selbst zu errichten. Die kurze Bauzeit und relativ kostengünstige Errichtung dieser Gebäude sind trotzdem gute Argumente für diese Bauform. Solarthermische Kollektoren passen auch was die Vorfertigung der Kollektorfelder betrifft, perfekt dazu.  In dem Sinne war das Bürogebäude von AEE INTEC, geplant 1996 im Netzverbund mit weiteren 2 Hausreihen zu je 3 Wohnhäusern, einer der ersten Versuche, diese Solar-Holz-Massiv-Kombination auch in Gebäudeverbänden mit Wohn- und Büronutzung multiplizierbar zu machen (Abb.1). Günstige, energieeffiziente und baubiologisch hochwertige Gebäude sollten so salonfähig werden. Die Außenwand aus Massivholzelementen sollte mit möglichst schlankem, damit günstigem Schichtaufbau im Bauteil ausgeführt werden.

Abbildung 1: Bürogebäude von AEE INTEC und Wohngebäude im Netzverbund Foto: Gernot Muhr

Schon damals lautete das Motto dazu: Zuerst theoretisch aufbereiten, planen und optimieren, in der Praxis testen und dann erst weiter empfehlen. Dieses Motto zieht sich wie ein roter Faden durch viele Gebäudeprojekte von AEE INTEC, so setzte (damals) AEE Gleisdorf zum „Sprung auf den Gebäudemarkt“ an.
Ein Fertigteilhauskonzept unter Einsatz erneuerbarer Ressourcen und Energien sowie mit hohem Potenzial zur Vervielfältigung (Abb.3) sollte mit dem Büro- und Wohngebäudeverband „Sundays“  in Gleisdorf entwickelt werden. Dabei sehr wichtig war die hohe solare Deckung mit etwa 70% als Zielvorgabe für das Pellets-gespeiste, lokale Wärmenetz, das die Stadtwerke Gleisdorf betrieben. Dieses Mikrowärmenetz war eines der ersten umgesetzten Zweileiter-Wärmeverteilnetze mit dezentralen Warmwasserspeichern in den Wohnungen und im Bürogebäude (Abb.2). Dieses sollte ebenfalls analysiert und dessen Effektivität ausgewertet werden. Die Kollektorfelder wurden maßgeschneidert vorgefertigt. Die Errichtung sollte demonstrieren, dass günstig und unter „sozialen“ Arbeitsbedingungen am Bau gearbeitet werden kann.

Abbildung 2: Hydraulikkonzept des „Mikronetzes“

Abbildung 3: Bausystem Quelle: Arch. Dipl.-Ing. Georg W. Reinberg

Konsequent wurde aus der Entwicklung dieses Büro- und Wohngebäudeverbands 1996/1997 dann die „Gebäudegruppe“ bei AEE INTEC etabliert, jetzt Arbeitsbereich „Nachhaltige Gebäude“. Einer ihrer Gründer ist Christian Fink, der den Bereich gemeinsam mit Ernst Blümel, jetzt Professor an der Fachhochschule in Pinkafeld, bis 2008 gestaltete. Der inhaltliche Weg der Gebäudegruppe führte vor allem über 3 Hauptpfade bzw. -themen jeweils inklusive Monitoring und Messdatenauswertungen, um im Betrieb und in der Anwendung zu lernen:

  1. Vorfertigung – Holzbau
  2. Passive Kühlung – Sommerkomfort
  3. Fundierte Energiekonzepte für Vorzeigegebäude

Abbildung 4: Thema Vorfertigung: Prototypentwicklung eines Fassadenelementes Quelle AEE INTEC

Abbildung 5: Thema Passive Kühlung: Forum Kloster, Gleisdorf, Bypass-Kühltürme Quelle: AEE INTEC

Vorfertigung – Holzbau

Diese Entwicklung bei der Vorfertigung im Holzbau setzte sich in mehreren Projekten größeren Formats inzwischen auch bei der Sanierung durch und führte letztlich zum derzeitigen Gebäude-Leitprojekt von AEE INTEC „e80^3“ (siehe den Beitrag über hochwertige Sanierung von Karl Höfler und Armin Knotzer ab.Seite 27). Werner Weiß schrieb anno Frühjahr 1998 dazu „…bei nahezu allen Häusern [geht] der Trend in Richtung ‚neuer Holzbau‘ und hohem Vorfertigungsgrad. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Trend nun im Geschoßwohnbau und im Bürobau seine Fortsetzung findet.“ - und er sollte zumindest im innovativen Bereich Recht behalten. Im Neubau bestätigen diesen Trend Projekte wie das Passivmehrfamilienhaus Mühlweg, Fritz-Kandl-Gasse 1, 1210 Wien, in Holzmassiv-Mischbauweise - AEE INTEC machte hier das Monitoring, oder der  LifeCycle Tower, Färbergasse 15, 6850 Dornbirn, ein energieeffizientes Holzhochhaus in Systembauweise.

Passive Kühlung - Sommerkomfort

Eine Reihe von Projekten, die vor allem in Untersuchungen zur Anwendung von passiven Kühltechnologien wie „Entwicklung von Planungswerkzeugen für luftdurchströmte Erdreichwärmetauscher“ [2] ihren Ursprung nahmen, wurde durchgeführt. Die wichtigsten Projekte dazu waren „Kältetechnische Sanierungskonzepte für Büro- und Verwaltungsgebäude – COOLSAN“, „Verbreitung innovativer Kühlstrategien für Dienstleistungsgebäude (KeepCool)“ oder zuletzt „School vent cool – ventilation, cooling and strategies for high-performance school renovation“.

Abbildung 6: Christophorushaus Stadl Paurau Quelle AEE INTEC

Fundierte Energiekonzepte für Vorzeigegebäude

Das Energiekonzept für eines der ersten in Österreich gebauten und vom Passivhausinstitut Darmstadt zertifizierten Bürogebäude „ChristophorusHaus“ in Stadl Paura (OÖ) (Abb.6) und für das Weizer Energieinnovationszentrum W.E.I.Z. wurde mit verschiedenen ProjektpartnerInnen erarbeitet. Derzeit liegt in diesem Bereich der Projekt-Schwerpunkt in der Konzeption von Lüftungsanlagen wie z.B. in „low_vent.com - Konzepte für die „low-tech“ Komfortlüftung in großvolumigen Wohngebäuden und deren Nutzungskomfort“ [3].

Die drei Themen sind heute noch immer so relevant wie vor etwa 15 Jahren. Die Entwicklung der Energieeffizienz von Gebäuden hat seither zu relativ strikten Energieeffizienz-Regeln wie der EPBD  (Energy Performance in Buildings Directive) 2010 [4] und der OIB RL- 6 (2011) [5] vor allem im Neubau und für den Heizenergiebedarf geführt. An der Weiterentwicklung dieser Themen und Regeln, auch der Vielfalt von Gebäudekonzepten wie dem Passivhaus und einem „Solar-Aktivhaus“, oder wärmevernetzten Siedlungen, arbeitet AEE INTEC an der Zukunft.

  1. Unter: http://www.nachhaltigwirtschaften.at/architektur/results.html?id=1369 und http://www.aee-intec.at/0uploads/dateien16.pdf, abgerufen am 21.3.2013, 10:45
  2. Unter http://www.aee-intec.at/index.php?seitenName=projekteDetail&projekteId=13, abgerufen am 21.3.2013, 10:45
  3. Unter http://www.aee-intec.at/index.php?seitenName=projekteDetail&projekteId=148, abgerufen am 21.3.2013, 10:45
  4. Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rats vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung)
  5. Österreichisches Institut für Bautechnik: OIB-Richtlinie 6 – Energieeinsparung und Wärmeschutz, Ausgabe: Oktober 2010

* DI Armin Knotzer ist Mitarbeiter des Bereichs „Nachhaltige Gebäude“ von AEE INTEC (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Ing. Christian Fink ist Leiter des Bereichs „Solarthermische Komponenten und Systeme“ von AEE INTEC

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