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Solarthermische Trocknungssysteme aus Österreich für den Einsatz in 40 Ländern

Von Achim Astecker

Das oberösterreichische Unternehmen CONA SOLAR AUSTRIA feiert dieses Jahr sein 30jähriges Firmenjubiläum und beschäftigt sich seit etwa 20 Jahren gezielt mit solarthermischen Systemen im Anwendungsbereich Trocknung. Der Exportanteil  lag 2016 bei 74 %.

Foto: Solare Kaffee-, Kakao- und Bohnentrocknung in Nicaragua mit 48 m² Solarluftkollektoren mit einer thermischen Spitzenleistung von 34,5 kW-Peak, von der Tagesleistung von ca. 240 kWh werden 120 kWh im thermischen Speicher für die Nacht abgelegt. Quelle: CONA SOLAR AUSTRIA

Entwicklungen und Tätigkeitsbereiche

Was vor etwa 2 Jahrzehnten mit der Idee, Schnittholz zur Möbelproduktion für den fairen Handel von Handwerksprodukten in Lateinamerika zu trocknen und nach Österreich zu importieren, begann, hat sich heute zu einer umfassenden Auswahl an unterschiedlichen Trocknungsgeräten für aktuell knapp 200 unterschiedliche Produkte entwickelt. Neben zahlreichen Innovationspreisen bis hin zu zwei Energy Globe - Nominierungen blickt das Unternehmen auf eine stabil gereifte Vergangenheit zurück und ist somit gerüstet für spannende globale Zukunftsperspektiven. Neben zahlreichen solaren Hackschnitzel-, Getreide- und Heutrocknungsanlagen in Mitteleuropa (D-A-CH – Länder) ist der Export multifunktionaler Früchte-, Kräuter- und Körnertrockner vor allem nach Lateinamerika und Afrika ein wesentliches Standbein.

Foto: Solare Hackschnitzel-, Getreide- und Heutrocknung bei der Kompostieranlage Schnellnberger in Wartberg an der Krems/Österreich mit 120 m² Solarluftkollektoren und einer thermischen Peakleistung von 86,4 kW. Quelle: CONA SOLAR AUSTRIA

Neben der Produktion eines der ersten ISO-zertifizierten solaren Luftkollektoren sowie der bedarfsorientierten Anlagenplanung bearbeitet das Team Forschungsprojekte mit österreichischen und internationalen Partnern. Diese Projekte beanspruchen  zwar oft die Personalressourcen des KMU-Betriebs, sind aber notwendig, um den immer breiteren Anforderungen an eine hocheffiziente Trocknung auf Solarbasis gerecht zu werden. Mit der dadurch entstandenen Expertise im Bereich Luftführung, Energieeffizienz und solarer Prozesswärme gehört CONA zur Weltspitze.

Umgesetzte Projekte

Mit einem international herausragenden Projekt in Guatemala – einer solaren Großanlage mit 400 m² Solarfläche und einer Peak-Leistung von fast 300 kW sowie zwei Energiespeichern mit jeweils einer Megawattstunde thermischer Kapazität wurde erstmals ein Meilenstein  im Bereich der industriellen Früchtetrocknung in Übersee gesetzt. Die später realisierte solare Früchtetrocknung in Usbekistan mit 850 m² und mehr als 600 kW thermischer Peak-Leistung übertraf jene in Lateinamerika sogar noch.

Foto: Solare Früchtetrocknung in Usbekistan – 850 m² (600 kW) Solarkollektorfläche und 2,8 MWh thermischer Speicher. Quelle: CONA SOLAR AUSTRIA

Aber nicht nur die Leuchtturmprojekte mit gewaltigen Einzelleistungen an einem Standort sind für CONA interessant. Da das Unternehmen z.B. auch um die Ernährungssicherheit benachteiligter Bevölkerungsgruppen bemüht ist, wurden bisher ca. 80 Einzeltrocknungsanlagen in elf Regionen Nicaraguas exportiert, die dort nach Einschulung des jeweiligen Betreiberteams wertvolle Dienste liefern. Da mit den Trocknungsgeräten hauptsächlich Frauen Beschäftigung finden, tragen sie nachhaltig zur Linderung der internationalen Frauenarbeitslosigkeit bei.
In Mexiko konnten 120 Kleinanlagen für Biokaffeebauern realisiert werden, die nun mit solaren Trocknern Rohkaffee rechtzeitig und sicher konservieren. Wenn der Kaffeepreis lange nach der Ernte wieder steigt, können höhere Preise erzielt werden. In einigen in Europa fair gehandelten Kaffeesorten sowie in namhaften österreichischen und deutschen Schokoladen ist solar getrockneter Kaffee bzw. Kakao enthalten.
Durch die langjährigen intensiven Bemühungen in Lateinamerika wurde schließlich auch der ehemalige Staatschef Kubas auf das oberösterreichische Unternehmen aufmerksam. Das nationale Gesundheitsprogramm des  lange Jahre auch von Pharmakonzernen isolierten karibischen Inselstaats förderte unter Fidel Castro die Naturheilkunde, was schließlich professionelle Heilkräutertrocknung nötig machte. Da Kuba massiv von Energieimporten abhängig ist, wurde die Energielücke zur Trocknung der Heilkräuter durch Solarkollektoren geschlossen. Dieses Programm zur dezentralen Heilkräuterproduktion in allen Regionen Kubas ist auch nach Castros Tod fester Bestandteil der nationalen Gesundheitspolitik.

Entwicklung von Systemlösungen

Die aktuellen Erfolge und das Erschließen weiterer Marktsegmente sind derzeit aber nur möglich, weil neben der reinen Produktweiterentwicklung und -optimierung auch die Entwicklung von Gesamtsystemlösungen für solare Trocknungsprozesse vorangetrieben wird. Hocheffiziente solare Luftkollektoren, die auch bei wechselhafter Witterung, in der Regenzeit oder bei Bewölkung neben dem Sommer auch im Frühling und Herbst nutzbare Prozesswärme liefern, sind nur eine Seite der Erfolgsmedaille – die andere Seite sind solar kompatible Systemprozesse. Als KMU kann das natürlich ein einzelnes Unternehmen allein nicht schaffen, daher ist CONA immer an der Zusammenarbeit und der Nutzung von Synergien mit anderen innovativen Unternehmen interessiert, die in ihrer Philosophie den sparsamen Umgang mit thermischer und elektrischer Energie  ebenfalls verankert haben, unabhängig davon, ob  es sich um Bauteilzulieferer, komplementäre Heutechnik-, Heizkessel- oder Photovoltaikunternehmen handelt.

Energieverschwendern auf der Spur, werden auch bestehende Trocknungsanlagen optimiert, soweit dies in der jeweiligen Situation möglich ist. Außerdem werden viele Trocknungsprozesse so angelegt, dass sie zur Gänze mit Sonnenenergie betrieben werden können. Das heißt, nicht nur die kleinen Solartrockner in Mexiko oder im Busch Nicaraguas arbeiten energieautark, auch für solare Biomasse- und Getreidetrocknung werden bereits Insellösungen angeboten. Dies ist natürlich nur durch besonders sorgsamen Umgang mit der zur Verfügung stehenden Energie möglich.

Eine seit langem entwickelte, nun wieder aufgegriffene Technologie ist ein optimierter Steinspeicher, welcher die Fortsetzung des Trocknungsprozesses in der Nacht gewährleistet. Durch diese Technologie ist es auch abseits eines Heizkesselbackups möglich, die energiesparende solare Trocknung nicht nur allwetter-, sondern auch nachttauglich zu machen. Mit einer raschen Zunahme der Bedeutung dieses Systems wird gerechnet.

Resümee

In nunmehr fast 40 Ländern weltweit werden CONA Solartrockner verwendet, die das Leben der Bauern vereinfachen, Familien Perspektiven bieten und zur betriebswirtschaftlichen Sicherheit beitragen, da sie alternative Einkommensquellen generieren können – in Mittelamerika genauso wie in Mitteleuropa und im speziellen in Österreich, wobei die Technologie hier vor allem zur Hackgut- und Getreidetrocknung sowie für Industrietrocknungsprozesse eingesetzt werden kann.

Autorenbeschreibung

Achim Astecker, MBA ist Vertriebsleiter bei Cona Solar Austria. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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