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Mehr Investitionen für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien in Österreich!

Gerhard Bayer, Katharina Muner-Sammer, Clemens Plöchl

Abbildung: Eine von insgesamt fünf Staudruckmaschinen der beiden Kraftwerke am Wiener Neustädter Kanal. Foto: ©Unser Kraftwerk

Neue Investments im Bereich der Nachhaltigen Energien (Energieeffizienz und Erneuerbare Energien) in Österreich auslösen, ist das erklärte Ziel des Horizon 2020 Projektes „Sustainable Energy Financing Platform Austria“ (SEFIPA). Die Ziele des Pariser Klimaabkommens, die globale Erderwärmung auf weniger als zwei Grad zu begrenzen, bedeuten einen Mehrbedarf an Investitionen. Laut Schätzungen der jüngsten OECD Studie1 müssen zwischen 2016 und 2030 allein zur Deckung des weltweiten Entwicklungsbedarfs durchschnittlich 6,9 Billionen US-Dollar jährlich in Infrastrukturmaßnahmen fließen und zusätzlich 0,6 Billionen jährlich, um diese klimagerecht zu gestalten. Dieser geringfügige Mehrbedarf an Investitionen könnte laut Studie durch Einsparungen bei Energiekosten sowie durch den Einsatz emissionsarmer Technologien und Infrastruktur mehr als ausgeglichen werden. Um dieses Mehr an Investitionen in Österreich (mit) zu ermöglichen hat das SEFIPA-Team, die Österreichische Gesellschaft für Umwelt (ÖGUT) und Energy Changes mehrere Wege gewählt: Einerseits werden als Lösungsansatz Vorschläge zur Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen ausgearbeitet, um neue Investments in Nachhaltige Energien auszulösen. Auf der anderen Seite werden neue Finanzierungsinstrumente mit Fokus auf Energieeffizienz und Erneuerbare Energien entwickelt. Dazu wurde ein Multistakeholder-Ansatz gewählt. Im Rahmen von fünf Arbeitsgruppen wurden relevante Akteure (Projektentwickler, Finanzierer, Verwaltung, usw.) eingeladen vorhandene Problemlagen zu analysieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Nach der Projekthalbzeit zeigen sich bereits erste Erfolge. Die Umsetzung der Crowdinvesting-Plattform Crowd4Energy zur Finanzierung Nachhaltiger-Energie-Projekte ist ein weiterer Meilenstein im SEFIPA-Projekt.

1  OECD (2017), Investing in Climate, Investing in Growth, OECD Publishing, Paris.http://dx.doi.org/10.1787/9789264273528-en

Abbildung: ©Kara/Fotolia

Das „roll out" der Photovoltaiknutzung auf Mehrparteienhäusern

Die Nutzung von Photovoltaikanlagen (PV) auf Mehrparteienhäusern attraktiver zu gestalten, ist ein Arbeitsschwerpunkt von SEFIPA. Dachflächen und Fassadenflächen im dicht verbauten, urbanen Raum eignen sich ideal für die PV. Es müssen keine zusätzlichen Flächen in Anspruch genommen werden und der produzierte Strom findet meist genügend Abnehmer vor Ort. Die Arbeitsgruppe hat konkrete Vorschläge erarbeitet, die Eigenverbrauchsnutzung von PV-Strom in Mehrparteienhäusern – die bisher nicht erlaubt war - zu ermöglichen. Im Juni 2017 wurden diese Vorschläge im Rahmen der kleinen ElWOG2-Novelle umgesetzt. Das SEFIPA-Team hat weiters fünf Geschäftsmodelle analysiert und auf ihre Praxistauglichkeit geprüft. Momentan bietet das SEFIPA-Team Unterstützung bei der konkreten Umsetzung von PV auf Mehrparteienhäusern für die ersten zehn Projekte an.

2 Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz

Kombination von energierelevanten Förderungen

Österreich hat ein langjähriges, etabliertes System zur Förderung von Umweltvorhaben. Die SEFIPA Arbeitsgruppen „Optimierung des energiebezogenen Fördersystems in Österreich“ hat sich mit der Kombination und Ausweitung (z.B. Kreis der zulässigen Fördernehmer) der bestehenden Förderungen beschäftigt. Eine konkrete und schnelle Umsetzung der in der Arbeitsgruppe diskutierten Ideen ist für Energieeffizienzprojekte in der Hotel- und Tourismusindustrie gelungen.

Obwohl die von der Kommunalkredit Public Consulting GmbH (KPC) abgewickelte Umweltförderung im Inland (UFI) als Investitionsförderung mehr Energieeffizienzvorhaben in Hotels wirtschaftlich attraktiv macht, konnten diese in der Vergangenheit teilweise nicht von Banken finanziert werden, wenn die Bonität der Hotels nicht ausreichend war. Eine Kombination der UFI mit der von der Österreichischen Hotel und Tourismus Bank (OEHT) abgewickelten Übernahme von Haftungen für Tourismusbetriebe war nicht möglich, da die Richtlinien der beiden Förderungen nicht auf einander abgestimmt waren.

Die SEFIPA Arbeitsgruppe hat den Prozess der Abgleichung zwischen den Förderstellen begleitet und unterstützt, sodass sich seit Juni 2017 die UFI mit geförderten Haftungen für Tourismusbetriebe kombinieren lässt und zusätzliche Energieeffizienzprojekte umgesetzt werden können.

Nachhaltige Immobilienfonds

In Österreich gibt es momentan (Stand Ende 2016) sieben offene Immobilienfonds mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 6,7 Mrd. EUR. Allein im Jahr 2016 wurden zusätzlich zirka 1,1 Mrd. EUR in offene Immobilienfonds investiert. Acht börsennotierte Immobilen AGs weisen 5,9 Mrd. EUR Marktkapitalisierung auf. Aufgrund der steigenden Nachfrage der AnlegerInnen und der seit 2017 möglichen Umweltzeichenzertifizierung von Immobilienfonds, beabsichtigen einige Immobilienfonds ihren gegenwärtigen Bestand und den Neukauf von Gebäuden gemäß Nachhaltigkeitskriterien auszurichten. Die SEFIPA Arbeitsgruppe „Nachhaltige Energie-Finanzprodukte für institutionelle (und private) Investoren“ unterstützt zwei österreichische Immobilien-Fonds mit einem gegenwärtigen Gesamtvolumen von über 800 Mio. EUR bei der Ausrichtung ihres Fonds in Richtung Nachhaltigkeit. In Hinblick einer Umweltzeichenzertifizierung müssen Immobilien in einem Fonds den klimaaktiv-Basiskriterien genügen. Über Immobilienfonds den Immobilienstandard in Richtung Energieeffizienz anzuheben ist ein wichtiger Hebel für eine nachhaltige Energiezukunft.  

Crowd4Energy, die neue Crowdinvesting-Plattform für die Finanzierung von Nachhaltigen Energieprojekten

Crowdinvesting als Finanzierungsform erlebt seit einigen Jahren einen wahren Boom. Im Juni 2017 ist die Crowdinvestingplattform Crowd4Energy im Rahmen von SEFIPA gestartet, mit dem Ziel Projekte im Bereich Energieeffizienz und Erneuerbarer Energien (mitzu-)finanzieren. Dabei investiert die „crowd“ (viele KleinanlegerInnen) in eines dieser Projekte, bei positivem Projektverlauf bekommen die AnlegerInnen ihr Kapital fair verzinst zurück. Die Vorteile für den Projektbetreiber liegen in der Art des eingesammelten Kapitals (Eigen- bzw. Mezzaninkapital). Zudem stehen die AnlegerInnen verstärkt hinter ihrem mitfinanzierten Projekt, das vielleicht sogar aus ihrer Region kommt. Mit Beträgen ab 250 Euro können BürgerInnen in Projekte auf der Plattform investieren.

Die Plattform ist im Juni 2017 mit der ersten Projektkampagne für zwei bereits errichtete Kleinwasserkraftwerke in Kottingbrunn und Pfaffstätten am Wiener Neustädter Kanal gestartet. Der Projektbetreiber „UnserKraftwerk“ hat sich für eine Teilfinanzierung (300.000 EUR – 75 % der Investitionssumme) entschieden. Beim Finanzinstrument handelt es sich um ein nachrangiges Darlehen, in diesem konkreten Fall mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einer Verzinsung von 4,5% p.a.. Die Finanzierung dafür konnte innerhalb von 6 Wochen vermittelt werden.
Aktuell werden weitere nachhaltige Energieprojekte vorbereitet und neue Projekte gesucht. Im Idealfall stehen die Projekte kurz vor der Umsetzung und haben einen Finanzbedarf aus dem Crowdinvesting von etwa 50.000 bis 300.000 Euro. Dabei kann es sich auch um eine Kofinanzierung zusätzlich zu anderen Finanzierungsquellen handeln.

Call: Finanzierung von Ihren Nachhaltigen Energieprojekten!

Das SEFIPA-Team, Energy Changes und OEGUT bietet Ihnen eine kostenfreie Unterstützung bei der Entwicklung Ihres Investitionsvorhabens im Bereich erneuerbare Energie und/oder Energieeffizienz an. Ob eine Crowdfunding-Finanzierung bzw. das Ausloten geeigneter (EU-) Förderungen, wir unterstützen Sie gerne auf dem Weg zur Umsetzung Ihres Projektes. Mehr Informationen dazu finden Sie auf unserer Homepage.

Weitere Informationen

www.sefipa.at

www.crowd4energy.com

Autorenbeschreibung

Clemens Plöchl ist Geschäftsführer der Energy Changes Projektentwicklung GmbH. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Dipl-Ing. Gerhard Bayer und Dr. Katharina Muner-Sammer sind bei der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt
und Technik (ÖGUT) als wissenschaftlicher Projektmanager bzw. wissenschaftliche Projektmanagerin tätig.
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