Zeitschrift EE

Zurück zu den Beiträgen

2012-01

Industrielle Prozesse

Abbildung 1: Abfüllanlage in einer Brauerei (Quelle AEE INTEC)

Das britische Brewing Research Institute (BRI) und AEE INTEC luden Experten zu einem Ideenaustausch ein, um über neue Entwicklungen im Bereich der Energieeinsparung und dem Einsatz von erneuerbarer Energie in Brauereien zu diskutieren.

Innovative Entwicklungen in der Brauereiindustrie

Von Jürgen Fluch, Christoph Brunner, Matthäus Hubmann *

Brewing Research Institute

In Campden südlich von London befindet sich das britische Brewing Research Institute – BRI. Das Institut beschäftigt sich mit allen Fragen der Brauereiindustrie wie zum Beispiel biochemische Vorgänge bei Prozessen im Sudhaus oder Qualitätsverbesserungen durch neuartige Brauereiverfahren. In der institutseigenen Pilotanlage besteht die Möglichkeit für Brauereien jede beliebige Änderung im Produktionsprozess „im Kleinen“ auszutesten und wertvolle Informationen für ein Upscaling bzw. für eine Prozessumstellung zu sammeln. Das Institut arbeitet mit fast allen großen Brauereibetrieben in einem weltweiten Netzwerk zusammen.
Die Teilnehmer des Symposiums, die sich aus Brauereibesitzern, Braumeistern und Energieberatern zusammensetzten, wurden über folgende Bereiche informiert:

  • EINSTEIN – Durchführung eines Energieaudits
  • Green Brewery Konzept – Softwaretool zur energetischen Optimierung von Brauereien
  • Solarthermie als Energieversorgung für Bierproduktion
  • Speichermanagement
  • Benchmarking in Brauereien
  • Biogas aus Reststoffen aus dem Brauprozess
  • Neue Technologien im Sudhaus zur Energieminimierung

Branchenkonzept

Als einer der zentralen Punkte wurde über das präsentierte Branchenkonzept diskutiert. Das Branchenkonzept ist ein methodischer Leitfaden zur Umsetzung von Null-CO2 Brauereien –„Green Brewery“, der abhängig von der Produktionsmenge, vom Standort und der Produktpalette die Möglichkeiten einer Produktion ohne fossile Brennstoffe demonstriert. Dieses Branchenkonzept beinhaltet folgende Schwerpunkte:

  • einen raschen Vergleich der wichtigsten Energie-Benchmarks für die gesamte Produktion sowie für einzelne Teilbereiche
  • einfache Erstellung einer detaillierten Energiebilanz für den Brauprozess
  • übersichtliche Zuordnung zielführender Optimierungsmaßnahmen zu Produktionsprozessen und Energieversorgungseinheiten
  • die Berechnung des Potentials der Wärmerückgewinnung
  • konkrete Möglichkeiten der Integration von erneuerbarer Energie (Solarthermie, Biogas, Biomasse, Geothermie)
  • Kompendium von den „Best verfügbaren Technologien“ für die Produktionsprozesse einer Brauerei
  • Berechnung des Potentials der Energieerzeugung aus den brauereiinternen Reststoffen (z.B. Biogas aus Treber)

Im Rahmen der Präsentationen konnte mittels Fallbeispielen gezeigt werden, dass durch die Kombination aus Energieeffizienz und Wärmerückgewinnung die vollständige Energieversorgung der Brauerei mit eigenen Reststoffen möglich ist. Die Lösungen konzentrierten sich allerdings hauptsächlich auf Integrationsmöglichkeiten in das bestehende Energieverteilungssystem (bestehende Dampfleitungen). Die Verluste, die durch Dampfsysteme in Lebensmittelbetrieben mit Batch-Prozessen entstehen, liegen oft im Bereich zwischen 10-20 %, da die Dampferzeugung naturgemäß höhere Verluste verursacht als eine heißwasser-basierte Niedertemperaturenergieversorgung und zusätzlich offene Kondensatsysteme zu Energie- und Wasserverlusten führen.

Innovative Prozesstechnik als längerfristiges Ziel

Eine Umstellung auf eine andere Energieversorgung erfordert eine Neugestaltung der Prozesstechnik bzw. zumindest eine Adaptierung der herkömmlichen Apparate, da derzeitige Wärmetauscherflächen auf Dampfsysteme ausgelegt sind. Neue Energiesysteme auf Basis erneuerbarer Energieträger können oft nur in Niedertemperaturwärmeverteilungssysteme integriert werden (zB. Wärme aus KWK Anlagen, Solare Prozesswärme).
Eine kontinuierliche Prozessführung, die durch innovative Prozesstechnik erreicht werden kann und den Einsatz von erneuerbarer Energien auf Niedertemperaturniveau (< 120°C) verstärkt ermöglicht, würde zu einer weiteren signifikanten Reduktion des Energieeinsatzes führen und kann als ein zukünftiges längerfristiges Ziel definiert werden.
Die Tagung hat aufgezeigt, welches Potential an Energie und CO2 Einsparung durch innovative Ansätze steckt. Es ist zu hoffen, dass die Teilnehmer die Möglichkeit wahrnehmen, einiges in naher Zukunft zu realisieren.

*) DI Christoph Brunner ist Leiter des Bereichs Industrielle Prozesse und Energiesysteme – IPE von AEE INTEC (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) [^]

Top of page