Zeitschrift EE

Zurück zu den Beiträgen

2009-04

Solarthermie

Abbildung 1: Produktion der Kollektoren in den Caritas-Werkstätten Trier

Der Bau großer Solarkollektoren als Qualifizierungsmaßnahme Benachteiligter für eine nachhaltige Energieerzeugung im gemeinnützigen Bereich

Solar Sozial

Von Matthias Gebauer und Ingo Wieland *

Vor 15 Jahren begann der Solarverein Trier mit dem Kollektor-Selbstbau nach dem Vorbild der AEE. Heute produziert er mit den Caritas-Werkstätten Trier GmbH im Rahmen des Projektes „Solar Sozial“ den Krankollektor KT2008. Eine erste Anlage versorgt die Wäscherei der Caritas mit Prozesswärme. Vier weitere Solaranlagen werden auf Wohnheimen des Studierendenwerks Trier errichtet.

Ausgangslage und Zielsetzung

Eine nachhaltige Energieerzeugung muss sich zwei Herausforderungen stellen:

  • Die Veränderung des Weltklimas lässt nur eine CO2-neutrale Energieerzeugung zu.
  • Die Verknappung fossiler Brennstoffe wird die Energiepreise weiter steigen lassen.

Öffentliche Träger sind besonders gefordert: Sie üben einerseits eine Vorbildfunktion aus, andererseits sind die Finanzmittel begrenzt.
Der großflächige Einsatz von thermischer Solarenergie kann bei der Wärmebereitstellung eine kostengünstige Energieerzeugung gewährleisten. Ziel des Projekts „Solar-Sozial“ ist es, die Investitionskosten für große Solaranlagen durch ein neues Modell der „Public-Public-Partnership“ zu senken und Benachteiligten eine neue Perspektive zu eröffnen.

Kollektormodell KT2008

Seinen Ursprung hat der Solarverein Trier im Kollektor-Selbstbau nach dem Modell der AEE. Der ursprüngliche K16-Kollektor wurde verbessert (Tinox-Absorber, Dämmung und Glasprofile) und zum Großkollektor KT2008 mit 8 m² Fläche zur Kranmontage weiterentwickelt. Dieser wird im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen des „Solar Sozial“-Projektes als Großmodul gebaut. Diese werden auf öffentlichen Objekten, wenn möglich, in die neue Dachhaut oder die Fassadenverkleidung integriert.

Abbildung 2: Prozesswärmeanlage auf dem Dach der Wäscherei

Produktion des KT2008 in den Caritas-Werkstätten Trier

In den Qualifizierungsmaßnahmen der Caritas-Werkstätten werden die Betreuten an die Zukunftstechnik Solarthermie herangeführt und mit dem Anlagenkonzept entsprechend ihren Fähigkeiten vertraut gemacht. Beim Bau der Kollektoren können verschiedene handwerkliche Fertigkeiten erworben werden: Holzbearbeitung, Metallbearbeitung, Installationsarbeiten und Qualitätssicherung.
Unter entsprechender Anleitung können diese Arbeiten allerdings auch von anderen Organisationen erbracht werden, wie Projekten zur Beschäftigung und Integration von Behinderten, zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt, zur Unterstützung der beruflichen Eingliederung von Jugendlichen oder in neuen Formen lokaler gemeinschaftlicher Selbstorganisation.
Das Projekt soll deshalb in einer zweiten Phase auf weitere Träger ausgedehnt werden.

Große Solaranlagen

Die Nutzung der Sonnenenergie in Einfamilienhäusern ist wirtschaftlich darstellbar. Dies gilt natürlich um so mehr für große Anlagen, die eine Vielzahl von Verbrauchern versorgen. Im Projekt „Solar-Sozial“ sollen deshalb vor allem große Solaranlagen gebaut werden, insbesondere auf Objekten mit hohem Wärmebedarf wie Sozial- und Freizeiteinrichtungen, Wohnanlagen und Bildungsstätten.

Erste Prozesswärmeanlage

Die erste „Solar-Sozial“-Anlage wurde auf dem Dach der Caritas-Werkstätten selbst errichtet: Im eigenen Wäschereibetrieb werden mehrerer Trierer Kliniken und anderer Einrichtungen versorgt. Eine Solaranlage mit knapp 80m² Kollektorfläche stellt dazu Prozesswärme zur Verfügung. Die Zwischenspeicherung der Sonnenenergie erfolgt in einem 6 m³ -Speicher, der im „Auge“ des Treppenhauses eingebaut wurde. Zudem unterstützt die Anlage das Heizungssystem.

Abbildung 3: Platzgeschweißter Maß-Speicher mit 6m³ im „Auge“ des Treppenhauses

Studieren mit der Sonne

Das Studierendenwerk Trier betreibt fünf Wohnheime mit ca. 1.600 Plätzen. Diese sind ideale Einsatzorte von großen thermischen Solaranlagen:

  • Durch die hohe Fluktuation der Bewohner und die Belegung mit aufgeschlossenen, jungen Wissenschaftlern besitzen Solaranlagen auf diesen Häusern ein hohes Demonstrations- und Anschauungspotenzial.
  • Durch die große Belegungsdichte besteht in den Gebäuden ein hoher Warmwasserbedarf, selbst wenn erstere in den Semesterferien auf unter 50% fallen.

Damit kann eine thermische Solaranlage auf solchen Gebäuden sehr gut die kostenlose Solarenergie verwerten und sehr wirtschaftlich arbeiten. Der wirtschaftliche Betrieb von Studentenwohnheimen ist wichtig, da den angehenden Wissenschaftlern ohne eigenes Einkommen preiswerter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden muss. Dies bedeutet in Zeiten steigender Energiepreise eine große Herausforderung für die Betreiber. Das Studierendenwerk Trier wird deshalb im Frühjahr 2010 vier seiner Wohnheime mit thermischen Solaranlagen aus dem Projekt „Solar Sozial“ ausstatten.

Solargesellschaft Trier GmbH

Der Solarverein Trier hat sich mit dem Projekt zu einem professionellen Anbieter von Solarkollektoren weiterentwickelt. Es war deshalb wirtschaftlich vorteilhaft, neben dem gemeinnützigen Verein eine neue Gesellschaft zu gründen. Der Verein ist neben 24 natürlichen Personen Hauptgesellschafter. Die Solargesellschaft Trier versteht sich als „not-only-profit“ Unternehmen. Ihre vornehmliche Aufgabe ist es, möglichst viele große, angepasste und preiswerte Solaranlagen zu realisieren. Mit der regionalen Vertretung der Jenni Energietechnik und ihren auf Maß gefertigten Speichern tritt sie als Komplettanbieter auf.

*) Matthias Gebauer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) ist Geschäftsführer der ECOSCOP GmbH und war langjähriger Vorsitzender des Solarverein Trier,
Ingo Wieland (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) ist Geschäftsführer der Solargesellschaft Trier GmbH [^]

Top of page