Zeitschrift EE

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2011-02: Solarthermie im Megawattsektor

Solarthermie

Große solarthermische Anlagen besitzen ein enormes Potenzial zur Einsparung von fossilen Energieträgern und somit zur Reduktion der CO2-Emissionen. Untermauert wird diese Feststellung durch Ausführungen in der österreichischen Energiestrategie (BMWFJ und BMLFUW, 2010) als auch in der Technologie- und Umsetzungsroadmap „Solarwärme 2020“ (Fink et al., 2008).

Ergebnisse zur ersten Ausschreibung "Solarthermie - Solare Großanlagen"
des Klima- und Energiefonds

Von Gernot Wörther, Christian Fink und Johann Breidler *

Eine breite Umsetzung großer solarthermischer Anlagen als Standardwärmeversorgung bedarf aber einerseits eines speziellen Markteinführungsprogramms mit entsprechenden Anreizmechanismen und andererseits eine verstärkte Technologieentwicklung in diesem Bereich.
Aus diesem Grund definierte der Klima- und Energiefonds im Arbeitsprogramm 2010 erstmals einen Förderschwerpunkt für große solarthermische Anlagen in gewerblichen Anwendungen. Ziel des ursprünglich mit 2 Millionen Euro dotierten Programms war es die Initialzündung für eine strukturierte Markteinführung bei gleichzeitiger technologischer Stärkung der österreichischen Solarindustrie in diesem Bereich zu leisten. Als Instrumente wurden einerseits eine spezielle Anreizförderung und andererseits eine wissenschaftliche Programmbegleitung gewählt.

Das Förderprogramm

Das Förderprogramm richtete sich an gewerbliche Anwendungen in vier speziellen Kategorien:

  • Solare Prozesswärme in Produktionsbetrieben
  • Solare Einspeisung in netzgebundene Wärmeversorgung
  • Hohe solare Deckungsgrade in Gewerbe und Dienstleistungsgebäuden (>20%)
  • Kombinierte Anwendungen zum solarunterstützten Kühlen und Heizen

Die Förderungsbasis für die Solarsysteme bildeten die umweltrelevanten Mehrinvestitionskosten gemäß der Umweltförderung im Inland. Die maximale Förderhöhe lag bei 40% der umweltrelevanten Mehrinvestitionskosten (umweltrelevante Investitionskosten abzüglich der Kosten einer Referenzwärmeversorgung). Um den Innovationscharakter zu heben, wurde ein spezieller Innovationszuschlag in der Höhe von 5% gewährt. Gemeinsam mit einem KMU-Zuschlag von weiteren 5% konnte ein maximaler Fördersatz von 50% der umweltrelevanten Mehrinvestitionskosten erreicht werden. Fördergegenstand waren die Solarsystemkosten (vom Kollektor bis zum Energiespeicher) bei einer Mindestanlagengröße von 100 m² Bruttokollektorfläche und einer maximalen Anlagengröße von 2.000 m² Bruttokollektorfläche.

Die wissenschaftliche Programmbegleitung

Die Wirkung des oben definierten Förderprogramms wird erheblich vergrößert, wenn einerseits Aussagen über Qualität und Funktionalität der geförderten Solarprojekte getroffen werden können und andererseits die weiteren Schritte für eine strukturierte Technologieentwicklung bekannt sind. Genau diese Aspekte bestimmen die Arbeiten in der wissenschaftlichen Programmbegleitung:

  • Durchführung von technischen Beratungen vor Fördereinreichung
  • Definition eines Monitoringkonzeptes (Input-Output Bilanzierung) und Spezifikation der Messtechnik
  • Begleitung im Zuge der Detailplanung und der Anlagenumsetzung
  • Durchführung des Anlagenmonitorings aller geförderten Projekte über zumindest ein Kalenderjahr
  • Laufende Messdatenauswertung und Aufzeigen von Optimierungspotenzialen
  • Ableiten von Möglichkeiten zur weiteren Technologieentwicklung und Aufzeigen von Forschungsbedarf

Mit der Durchführung der Begleitforschung wurden vom Klima- und Energiefonds die Institute AEE INTEC (Leitung), AIT und ASIC beauftragt.

Erste Ergebnisse zur Beteiligung am Förderprogramm 2010

Das Interesse am Förderprogramm war enorm. Alleine bei der wissenschaftlichen Programmbegleitung gingen knapp 80 Anfragen hinsichtlich der Durchführung von Einreichberatungen ein. Schlussendlich wurden 41 Projekte mit insgesamt 15.877m² Bruttokollektorfläche bei der Einreichstelle (Kommunalkredit Public Consulting) eingereicht. Mit Ausnahme vom Bundesland Tirol kamen Fördereinreichungen aus allen Bundesländern. In der Steiermark zeigten sich hier mit 17 Einreichungen die meisten Aktivitäten (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Aufteilung der 41 Fördereinreichungen nach Bundesländern

Wie Abbildung 2 zeigt, entfielen mit 18 Anträgen am meisten Einreichungen auf die Kategorie „Wärmenetze“. Elf Einreichungen wurden in der Kategorie „Hohe solare Deckungsgrade“ verbucht, gefolgt von sieben Einreichungen in der Kategorie „Solares Kühlen“ und fünf Einreichungen in der Kategorie „Solare Prozesswärme. Die beiden größten Anlagen umfassen je 2.000 m² Bruttokollektorfläche und sind als Einspeisungen in Wärmenetze geplant.

Abbildung 2: Verteilung der 41 Fördereinreichungen nach der Größe der Bruttokollektorfläche und der Anwendung (Farbschattierung)

Eine Kategorisierung der Anlagengrößen ist in Abbildung 3 dargestellt und macht deutlich, dass von den insgesamt 41 Fördereinreichungen 27 zwischen 100 und 300 m² Bruttokollektorfläche liegen. Bei acht Projekten wurden Kollektorflächen zwischen 300 und 500 m², bei zwei Projekten Kollektorflächen zwischen 500 und 1.000 m² geplant. Bei vier Projekten ist die Installation von Kollektorflächen größer 1.000m² beabsichtigt.

Abbildung 3: Kategorisierung der 41 Fördereinreichungen nach der Bruttokollektorfläche

Förderzusagen 2010 und Ausblick auf das Förderprogramm 2011

Aufgrund des enormen Interesses an der ersten Ausschreibung des Förderprogramms konnte der Klima- und Energiefonds das Programmbudget von 2 Millionen Euro auf 5,2 Millionen Euro aufstocken, was die Erteilung von Förderangeboten für 38 der 41 Einreichungen möglich machte. Die Umsetzung der einzelnen Projekte ist bis spätestens Ende Februar 2012 angedacht.
Auch die erfolgreiche Weiterführung des Förderprogramms „Solarthermie – Solare Großanlagen“ im Jahr 2011 ist gesichert, denn im Arbeitsprogramm des Klima- und Energiefonds für 2011 wurden 5 Millionen Euro für dieses Themengebiet reserviert. Details zur 2. Ausschreibung des Förderprogramms entnehmen Sie bitte der Factbox oder von
http://www.klimafonds.gv.at

FACT BOX zum Forschungs- und Technologieprogramms

2. Ausschreibung
"Solarthermie - Solare Großanlagen"
des Klima- und Energiefonds

Mit 7. April 2011 startete die zweite Ausschreibung der Förderaktion des Klima- und Energiefonds „Solarthermie – Solare Großanlagen“. Das Programm zielt dabei auf thermische Solaranlagen mit einer Dimension von 100 bis 2.000 Quadratmetern Kollektorfläche in nachfolgenden vier Anwendungsbereichen ab:

  • Solare Prozesswärme in Produktionsbetrieben
  • Solare Einspeisung in netzgebundene Wärmeversorgung
  • Hohe solare Deckungsgrade in Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben
  • Solarunterstützte Klimatisierung

Der Fördersatz liegt bei 40% der umweltrelevanten Mehrinvestitionskosten zuzüglich:

  • 5% KMU-Zuschlag
  • 5% Innovationsbonus für besonders innovative Projekte, die gleichzeitig am Begleitforschungsprogramm teilnehmen
Förderart: Nicht-rückzahlbarer Investitionszuschuss
Einreichfrist: 1. September 2011, 17 Uhr
Operative
Abwicklung:
KPC – Kommunalkredit Public Consulting
Vor der Einreichung eines Projektes ist ein Beratungsgespräch mit Experten der Begleitforschung verpflichtend. Für die Anmeldung zum Beratungsgespräch kontaktieren Sie die
klima:aktiv erneuerbare wärme
Infohotline unter 03112 / 58 86 12.
Weitere Informationen zum Förderprogramm finden Sie unter
www.klimafonds.gv.at oder direkt
www.klimafonds.gv.at/home/foerderguide/details/
themenfeld/solarthermie-solare-grossanlagen-1.html

 

Literatur:

  • BMWFJ und BMLFUW, 2010:
    Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend und Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft: EnergieStrategie Österreich; Wien, Österreich, 2010
  • [Fink et al., 2008:
    Christian Fink, Thomas Müller, Werner Weiss: Solarwärme 2020 – Eine Technologie- und Umsetzungsroadmap für Österreich; AEE INTEC, Gleisdorf, Österreich, 2008

*) Dr Mag. Gernot Wörther ist Mitarbeiter des Klima- und Energiefonds und verantwortlich für das Förderprogramm „Solarthermie – Solare Großanlagen“
Ing. Christian Fink ist Leiter des Bereichs "Solarthermische Komponenten und Systeme" von AEE INTEC und leitet die wissenschaftlichen Programmbegleitung
DI (FH) Johann Breidler ist Mitarbeiter des Bereichs "Solarthermische Komponenten und Systeme" von AEE INTEC [^]

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