Zeitschrift EE

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2007-04: Atomenergie oder Erneuerbare?

AEE-Projektinformationen und Service

Zwei Jahre klima:aktiv Holzwärme - Heizen mit Holz und Verstand

Von Birgit Benesch und Christian Rakos*

Vor zwei Jahren begann die Arge Holzwärme im Auftrag des Lebensministeriums und des Verbandes proPellets Austria das Programm klima:aktiv holzwärme. Die AEE NÖ-Wien zieht angesichts bewegter Zeiten eine Zwischenbilanz des Programms.

Das klima:aktiv Programm holzwärme zielt auf eine signifikante Zunahme der Marktdurchdringung von Holzheizungen in den Bereichen Einfamilienhaus, Geschoßwohnbau und Tourismus. Ein weiterer Focus wird auf die Weiterentwicklung der Dienstleistungsangebote im Bereich Contracting gelegt. Die Entwicklung von Schulungsangeboten und Forschungskonzepten ergänzen das Programm.

2006 dreimal so viele Biomasse- wie Ölkessel installiert

Im ersten Programmjahr entwickelte sich das Wachstum am österreichischen Pelletmarkt ausgezeichnet. Dieser Trend spiegelt sich laut Landwirtschaftskammer Niederösterreich in den folgenden Fakten wider. Während die Installationen von Ölkesseln und Gasheizungen deutlich zurückging, nahmen die von Biomassekesseln stark zu. 2006 wurden dreimal so viele Biomasse- wie Ölkessel eingebaut. Insgesamt seien über 21.300 Kleinanlagen (bis 100 kW) installiert worden, berichtete Hermann Schultes, Präsident der LK Niederösterreich. Dies entspricht einem zusätzlichen Einsatz von 400.000 Festmeter Holz. Damit werden 80 Mio. Liter Erdöl beziehungsweise 80 Mio. m3 Erdgas ersetzt. Doch auch im Bereich 100 bis 1.000 kW gab es positive Entwicklungen. 2006 wurden 777 Anlagen in diesem Leistungsbereich errichtet. Dies bedeutet eine 19%ige Steigerung gegenüber 2005. 2006 wurden 82 Anlagen > 1.000 kW gebaut, 2005 insgesamt 78 Stück.

Markteinbruch 2007

Im Folgejahr 2007 erfuhr die gesamte europäische Pelletwirtschaft jedoch einen merkbaren Dämpfer. Europaweit, ja sogar in den USA kam es zu einem deutlichen Rückgang bei den Verkaufszahlen von Pelletöfen und Pelletkesseln. Der Verkaufsrückgang erreicht in manchen Märkten bis zu 75 %. Die Pelletproduzenten ihrerseits wurden vor allem durch den extrem milden Winter 2006/2007 getroffen. Witterungsbedingt ging die Nachfrage nach Brennstoff gegenüber einem Normaljahr um rund 30 % zurück. Selbst am Kraftwerksmarkt stagniert zur Zeit die Nachfrage nach Pellets. Technische Probleme bei einzelnen Großkraftwerken haben die Wachstumserwartungen gedämpft. Gleichzeitig boomt die Wärmepumpe als Konkurrenztechnologie und gewinnt Marktanteile. Insgesamt ergibt sich damit ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld für zahlreiche Unternehmen der Pelletwirtschaft, die umfangreiche Investitionsmaßnahmen getätigt haben, um dem rasante Marktwachstum gerecht zu werden und nun von niedrigen Absatzzahlen getroffen werden.
Die Ursachen dieses abrupten Markteinbruchs sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielen zweifellos die erheblichen Preissteigerungen bei Pellets.
Auslöser dieser Preissteigerungen waren einerseits der Holzmangel infolge des strengen Winters 2005/2006 und eine daraus resultierende Rohstoffverteuerung. Dazu kam die rasant steigende Nachfrage nach Pelletheizungen. Sehr stark wirkte sich auf den österreichischen Pelletmarkt die Nachfrage Italiens aus, wo die Zahl der verkauften Pelletöfen von 90.000 (2005) auf 220.000 (2006) stieg.

Ausblick

Die Pelletproduktion in Österreich stieg – nicht zuletzt auf Grund der attraktiv erscheinenden Preise deutlich an und dürfte 2008 bei über einer Million Tonnen liegen. Im Frühjahr 2007 sank der Pelletspreis auf ein Niveau von rund 185 Euro pro Tonne (inkl. 10 % MWST) und blieb bis November 2007 auf diesem Niveau. Damit sind Pellets – bezogen auf den Energieinhalt – derzeit um 49 % günstiger als Heizöl extraleicht. Die intensive politische Diskussion über die Entwicklung der Treibhausgasemissionen und der große Preisvorteil sollten den Markt wieder in Bewegung bringen.

Abbildung 1: Langfristige Preisentwicklung Pellets, Heizöl extraleicht in Österreich (Quelle: IWO, Genol, proPellets Austria; Stand: 7. November 2007)

Feinstaub Studie ABC

Nach Medienkampagnen der Öl- und Gaswirtschaft gegen Pelletheizungen, die Feinstaubemissionen als Hauptargument gegen Pellets bemühten, erarbeitete der Kooperationspartner des Programms Austrian Bioenergy Centre (ABC) eine Studie zu neuen Fakten über Feinstaub bei Holzheizungen. Ergebnis war, dass Pelletkessel insgesamt rund ein Tausendstel der Gesamtemissionen an Feinstaub in Österreich verursachen. Messungen von Pelletkesseln, die im Jahr 2006 im Normalbetrieb beim Kunden durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass die Feinstaub-Emissionen unter 13,3 mg/MJ lagen, was eine Reduktion von über 90% gegenüber alten Festbrennstoffheizungen bedeutet. Das Ergebnis dieser Messungen war, dass die im praktischen Betrieb gemessenen Emissionen sich kaum von den am Prüfstand ermittelten Werten unterschieden.
Wenn man von einer Gesamtbelastung von rund 46.000 Tonnen Feinstaub österreichweit ausgeht, verursacht der Hausbrand etwa 15% der Gesamtemissionen. Überträgt man diese Ergebnisse auf die rund 45.000 Pelletkessel, die mit Ende 2006 in Österreich in Betrieb sind, ergeben die rund 60 Tonnen Feinstaub aus Pelletkesseln einen Anteil von 1% des Hausbrandes bzw. von rund einem Tausendstel der Gesamtemissionen an Feinstaub in Österreich. Zugleich sparen diese 45.000 Pelletkesseln jährlich rund 350.000 Tonnen des Treibhausgases CO2 ein. (Quelle: Umweltbundesamt, Austrian Bioenergy Centre)
Ersetzt man Festbrennstoffkessel durch Pelletkessel, kommt es zu einer Reduktion von Feinstaub-Emissionen von über 90%. Bei der neuen Generation von Holzheizungen konnten in den vergangenen 15 Jahren durch völlig neue Verbrennungstechnologien und die elektronische Kontrolle des Verbrennungsprozesses extreme Emissionsverringerungen erzielt werden. Damit ist es ein sinnvoller politischer Ansatz zur Reduktion von Feinstaub, den Ersatz alter Heizkessel durch moderne Pelletfeuerungen zu forcieren.
Legt man die bei der Prüfung an der BLT (Biomass Logistics Technology – österreichische Prüfanstalt für Biomasseheizungsanlagen) im Durchschnitt gemessenen Emissionswerte für Feinstaub von Pelletsheizungen zugrunde, so ergibt sich für eine Pelletheizung mit einem für Österreich typischen Verbrauch von 6 Tonnen Pellets jährlich eine Emission von rund 1,16 kg Feinstaub.

Abbildung 2: Feinstaubemissionen aus dem Hausbrand in Österreich (Quellen: UBA 2006, ABC 2006, LK NÖ 2006, Statistik Austria 2005, AEE NÖ-Wien)

Holzmobilisierung

Nach einer neuen Biomasse Studie, die das Lebensministerium in Auftrag gegeben hat, ist um knapp 70 Prozent mehr Biomasse aus österreichischen Wäldern verfügbar als bisher angenommen.
Die bereits vorliegenden Zwischenergebnisse gehen von einem jährlichen Mehrpotenzial an Biomasse von 7,6 Millionen Erntefestmeter bis 2020 aus. Nach dieser Studie ist diese Mehrnutzung ökologisch vertretbar und ökonomisch rentabel.
Es gilt nun, diese Ressourcen auch tatsächlich einer energieeffizienten Nutzung zu unterziehen und entsprechend bereitzustellen.
Die Studie wurde vom Forschungszentrum Wald BFW in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur durchgeführt. Die vorliegenden Zwischenergebnisse orientieren sich an der Österreichischen Waldinventur ÖWI und gehen von einem konstant bleibenden Vorrat aus - das heißt, dass nur der Zuwachs genutzt wird.

Programmaktivitäten

Neben den turbulenten Ereignissen des Pelletmarktes und den aktuellen Studienergebnissen der kooperierenden Forschungseinrichtungen setzt sich das Programmteam intensiv für Schulung von Installateuren, Rauchfangkehrern, Energieberatern und Vertretern aus dem Baugewerbe ein.
Das Programm arbeitet verstärkt an der Information von Multiplikatoren, Unternehmen und Endverbrauchern. Durch regionale Kampagnen und Einzelveranstaltungen verankert sich klima:aktiv holzwärme und die Botschaft des Einsatzes moderner Holzheizungen österreichweit auf lokaler und regionaler Ebene.
Das zusätzliche Potenzial für Heizen mit Holz (ohne KWK) beträgt mindestens 400.000 Haushalte in Österreich. Damit könnten in den nächsten Jahren rund 3 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart und teure Energieimporte ersetzt werden.

Die Wärmeversorgung mit dem Brennstoff Holz bietet Österreich große wirtschaftliche Chancen. Gerade in der Entwicklung von modernen Kesseltechnologien hat Österreich bereits seit Jahren eine weltweite Führungsrolle übernommen. Als nächsten Schritt bedeutet die Optimierung der Brennstoffbereitstellung aufgrund großer Biomassereserven eine bedeutende Herausforderung für die österreichische Energiewirtschaft.

*) Dipl.-Ing. Birgit Benesch ist Mitarbeiterin der AEE Niederösterreich Wien, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.aee.at/now
Dipl.-Ing. Dr.
Christian Rakos ist Geschäftsführer des Österreichischen Pelletverband proPellets Austria, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.propellets.at [^]

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