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2006-03: Photovoltaik im Aufschwung

Thema

Quelle: ertex-solar

Im Jahre 2005 hat der Markt für Netzgekoppelte PV-Anlagen in Österreich - bedingt durch die Begrenzung der bundesweiten Unterstützung auf eine Leistung von 15 MWp für PV-Ökostrom - weiterhin stagniert und wurde im wesentlichen nur von den Landesförderungen, vorrangig in Oberösterreich, bestimmt. Andererseits sind Produktion und Exportanteil von Solarmodulen weiter gestiegen, vorrangig nach Deutschland mit den attraktiven Einspeisetarifen.

Der Photovoltaikmarkt in Österreich 2005

Von Gerhard Faninger*

Im Jahre 2005 hat der Markt für Netzgekoppelte PV-Anlagen in Österreich - bedingt durch die Begrenzung der bundesweiten Unterstützung auf eine Leistung von 15 MWp für PV-Ökostrom - weiterhin stagniert und wurde im wesentlichen nur von den Landesförderungen, vorrangig in Oberösterreich, bestimmt. Andererseits sind Produktion und Exportanteil von Solarmodulen weiter gestiegen, vorrangig nach Deutschland mit den attraktiven Einspeisetarifen.
Außerdem konnte der Umsatz im Bereich der Photovoltaik - Wechselrichter sowie der Einkapselung von Solarzellen im Jahre 2005 weiter ausgebaut werden, überwiegend für den Export. Eine neue Firma wurde in Tirol gegründet, mit Spezialisierung auf den Sonnenstand nachgeführte PV-Anlagen, mit nahezu 100% Exportanteil. In diesem Bereich wurden insgesamt 420 Jahresarbeitsplätze neu geschaffen.
Die Marktsituation auf dem Gebiete der photovoltaischen Systeme wird für Österreich seit 1992 erhoben (Gerhard Faninger: "Der Photovoltaikmarkt in Österreich", Jahresberichte 1992 bis 2005). Die Daten werden über Befragung der in Österreich tätigen Produktions- und Vertriebsfirmen für photovoltaische Systeme erfasst (Verkaufszahlen). In die Marktstatistik aufgenommen werden photovoltaische Systeme mit einer Nennleistung >200 Wp, und kleinere Anlagen nur dann, so ferne sie im Bereich öffentlichen Interesses liegen, wie z. B. für Warn- und Messanlagen bzw. Solarpaneele für Berg- und Schutzhütten sowie Einrichtungen, die der Verkehrssicherheit dienen. Andere Kleingeräte (200 Wp) werden von den Vertriebsfirmen geschätzt. Zusätzlich wurden Netzgekoppelte Photovoltaikanlagen bis zum Jahre 2002 bei den zuständigen Energieversorgungsunternehmen (Netzbetreiber) nachgefragt. Seit 2003 und mit Inkrafttreten des Ökostromgesetzes werden Netzgekoppelte PV-Anlagen betreffend der Einspeisetarife über das Ökostromgesetz geregelt und über drei „Regelzonenführer“ (Öko-Bilanzgruppenverantwortliche; Öko-BGV) zusammengestellt und an die E-Control gemeldet.
Die Einspeisetarife für Netzgekoppelte Photovoltaik-Anlagen werden in Österreich – einheitlich für alle Bundesländer - über das seit 1.1.2003 geltende Ökostromgesetz geregelt. Bis Ende 2005 war die maximale Engpassleistung der von den Regelzonenführern zu unterstützenden PV-Anlagen mit 15 MW begrenzt, ein Wert, der bereits im Jahre 2003 nahezu erreicht wurde.
Neben dem Ökostromgesetz werden Netzgekoppelte PV-Anlagen jedoch auch auf Landesebene, zumeist mit Investitionszuschüssen, unterstützt. Teilweise geben diese Anlagen ihre Energie ebenfalls dem Öko-BGV ab. Es gibt jedoch ebenso PV-Anlagenbetreiber, welche den produzierten Strom am freien Markt anbieten. Somit stellen die von den Öko-BGV ausgewiesenen Photovoltaikanlagen kein vollständiges Bild der tatsächlich in Österreich installierten Netzgekoppelten Photovoltaik-Anlagen dar. Für diese Anlagen besteht auch keine Meldepflicht im Rahmen der Energiestatistik, da die Engpassleistung unter 1 MW liegt.
Für das Jahr 2003 erfolgte die Erhebung der Netzgekoppelten PV-Anlagen über die Regelzonenführer. Für das Jahr 2004 und 2005 wurden zusätzlich Informationen in den Bundesländern eingeholt, in denen Investitionszuschüsse für Netzgekoppelte Photovoltaik-Anlagen gewährt werden (Oberösterreich, Niederösterreich und Wien).
Die Einteilung der photovoltaischen Systeme bezieht sich auf:

  • Anlagen im Inselbetrieb (Autarke Systeme) und
  • Anlagen mit Netzkoppelung.

Abbildung 1: Photovoltaik-Markt in Österreich 2005, Produktion, Import, Export und Inlandsmarkt

Produktion, Import, Export und Inlandsmarkt 2005

An der Erstellung des Marktberichtes haben sich 15 Firmen aus Österreich beteiligt. Mit der Produktion sind derzeit zwei Firmen befasst, 13 Firmen vertreiben Importprodukte, neun Firmen haben exportiert und 14 Firmen waren am Inlandsmarkt zusätzlich mit Planung und Installation tätig.
Der Personaleinsatz bei den PV-Firmen in Österreich – Produktion, Vertrieb, Planung und Installation - wird von diesen mit etwa 120 Personen-Jahre für das Jahr 2005 angegeben.
Dazu kommen noch Firmen, welche sich mit speziellen Techniken der Photovoltaik befassen, wie Einkapselung von Solarzellen (Jahresproduktion 650 MW, von denen 640 MW exportiert wurden), Herstellung von Wechselrichtern (ca. 50.000 Stück mit 98% Exportanteil).
Im Jahre 2005 wurden in Österreich 5.700 kWp Solarmodule produziert, 6.250 kWp wurden importiert, 8.989 kWp wurden exportiert und der Inlandsmarkt betrug 2.961 kWp; Abb. 1. Die Vergleichszahlen für 2004 betrugen: Produktion 3.621 kWp, Import 3.659 kWp, Export 4.933 kWp und Inlandsmarkt 2.347 kWp.
Im Jahre 2005 wurden in Österreich insgesamt 2.961 kWp Modulleistung verkauft bzw. installiert, von denen 2.711 kWp auf Netzgekoppelte PV-Anlagen (91,6%) und 250 kWp auf Autarke PV-Anlagen und Kleingeräte (8,4%) entfallen.
Der bevorzugte Solarzellentyp am Inlandsmarkt war im Jahre 2005 die polykristalline Solarzelle mit 57,6%, gefolgt von der monokristallinen Solarzelle mit 39,1.
Die in einem Vertragsverhältnis zum Öko-BGV stehenden Netzgekoppelten PV-Anlagen werden von den Regelzonenführern ermittelt. In den Daten sind auch jene PV-Anlagen enthalten, welche zwar in die Ökobilanzgruppe einspeisen, aber nur mit dem Marktpreis vergütet werden (§10 (2) Ökostromgesetz). Nicht enthalten sind in dieser Aufstellung jene PV-Anlagen, die ihre Energie einem anderen Marktteilnehmer (z.B. Ökostrom AG, derzeit etwa 2,2 MW) anbieten, die erzeugte Energie selbst verbrauchen (z.B. über Bundesländer-Investitionsförderung errichtet wurden, insbesondere in Oberösterreich) oder auch Inselanlagen. Nach Firmenmeldungen - basierend auf Verkaufszahlen - wurden im Jahre 2005 weitere Solarmodule verkauft, die nur zum Teil bereits installiert wurden und auf eine Änderung des Ökostromgesetzes und einer Erhöhung der mit 15 MW festgelegten Höchstgrenze für die Ökostrom-Vergütung von PV-Anlagen hofften.

Ökostrom-Einspeisemengen und Vergütungen

Die Ökostrom-Einspeisemengen und Ökostromvergütungen sind für das Jahr 2005 in den Abbildungen 3 und 4 zusammengestellt. Die Einspeisemengen für alle Ökostrom-Anlagen (inklusive Kleinwasserkraft) betrugen im Jahre 2004 5.439 GWh und im Jahre 2005 5.759 GWh, das entspricht einen Zuwachs um 6% von 2004 auf 2005. Die Einspeisemengen von Netzgekoppelten Photovoltaik-Anlagen betrugen im Jahre 2004 rund 12 GWh und im Jahre 2005 rund 13 GWh, entsprechend einem Jahreszuwachs von 8%. Der Anteil von PV-Strom an allen Ökostromanlagen lag im Jahre 2004 und im Jahre 2005 jeweils bei 0,22%.
Für die Netzgekoppelten PV-Anlagen ergibt sich von 2004 auf 2005 eine Erhöhung des Einspeisetarifvolumen von 12%, von 7,5 Mio Euro im Jahre 2004 auf 8,4 Mio Euro im Jahre 2005. Im Jahre 2004 lag die Vergütung von PV-Anlagen bei 2,48% der gesamten Vergütung für Ökostromanlagen, und im Jahre 2005 bei 2,72%. Die Durchschnittsvergütung für PV-Strom betrug im Jahre 2004 65,16 Cent/kWh und im Jahre 2005 65,17 Cent/kWh.

Förderung von Autarken Photovoltaikanlagen in Gewerbe- und Industriebetrieben

Autarke PV-Anlagen in Gewerbe- und Industriebetrieben werden in Österreich über die Umweltförderung im Inland des Lebensministeriums, abgewickelt durch die Kommunalkredit Public Consulting, finanziell unterstützt. Die in den Jahren 2002 bis 2005 geförderten PV-Anlagen - vorwiegend zum Einsatz in Almhütten - betragen insgesamt nur 34,2 kWp.

Marktentwicklung von Photovoltaik-Anlagen in Österreich

Die Marktentwicklung von Photovoltaik-Anlagen in Österreich wird für den Zeitraum 1993 bis 2005 in Abbildung 5 (jährlich installierte Solarmodul-Leistung, kWp ) illustriert. Die jährlich erhobenen Marktzahlen beruhen auf Firmenmeldungen (Verkaufszahlen), im Falle von Netzgekoppelten PV-Anlagen abgestimmt mit Meldungen der Elektrizitätsunternehmen (bis zum Jahre 2001) und ab 2002 in Abstimmung mit E-Control bzw. deren Regelzonenführer. Außerdem wurden Daten über die für die Förderung von Netzgekoppelten PV-Anlagen in den Bundesländern zuständigen Stellen erhoben.
Der starke Jahreszuwachs von 2001 auf 2002 war bedingt durch eine großzügige Einspeiseverordnung im Bundesland Vorarlberg, der noch größere Jahreszuwachs von 2002 auf 2003 ist auf das Inkrafttreten des Ökostromgesetzes mit garantierten Einspeisetarifen zurückzuführen, und der Rückgang der Jahreszuwachsraten ab dem Jahre 2004 liegt im Erreichen der im Ökostromgesetz festgelegten Förder-Höchstgrenze von 15 MW begründet.
Ende 2005 lag die - aus Verkaufszahlen abgeleitete - installierte Leistung von Netzgekoppelten PV-Anlagen in Österreich bei 21.126 kWp und für Autarke Anlagen und Kleingeräte bei 2.895 kWp.
Die Zuordnung der Netzgekoppelten Photovoltaik-Anlagen nach Bundesländern mit Stand 31.12.2005 ergibt folgendes: Nach der installierten Modulleistung führt Vorarlberg mit 41%, gefolgt von Oberösterreich mit 24%, Kärnten mit 12%, Salzburg mit 7%, Steiermark mit 6%, Niederösterreich mit 5%, Wien und Salzburg mit je 2% und Burgenland mit 1%.

Ein Vergleich der aus verschiedenen Quellen für Ende 2005 abgeleiteten installierten Leistung von Netzgekoppelten Photovoltaikanlagen in Österreich führt zu dem folgenden Ergebnis:
(1) Gemäß §7 Ökostromgesetz anerkannte PV-Anlagen: 29,65 MW
(2) Ökostromanlagen im Vertragsverhältnis mit Öko-BGV: 15,258 MW
(3) Über Bundesländer und Ökostrom-Anbieter finanzierte PV-Anlagen: ca. 4,9 MW
(4) Aus Verkaufszahlen abgeleitete PV-Anlagen: 21,126 MW.

Die aus den Verkaufszahlen – seit 1992 ermittelt – abgeleitete installierte Leistung von Netzgekoppelten PV-Anlagen lag Ende 2005 um ca. 800 kW höher als aus den Daten nach (2) und (3) abgeleitet wird. Diese Diskrepanz könnte darauf zurückzuführen sein, dass mit Ende 2005 verkaufte PV-Module noch nicht installiert bzw. als Ökostromanlagen angemeldet wurden, da von Seiten der Investoren eine Änderung des Ökostromgesetzes mit einer Erhöhung der mit 15 MW festgelegten Höchstgrenze abgewartet wird. Es könnten aber auch ältere PV-Anlagen, welche vor 1997 als Demonstrationsanlagen errichtet und bereits ausfinanziert wurden nicht als Ökostromanlagen angemeldet worden sein.

Stromertrag von Photovoltaik-Anlagen

Von den mit Stichtag 31.12.2005 im Vertragsverhältnis mit Öko-BGV stehenden Netzgekoppelten Photovoltaik-Anlagen wurden im Jahr 2005 insgesamt 12,922 GWh elektrische Energie eingespeist. Der spezifische Stromertrag – bezogen auf die Modulleistung – liegt zwischen 444 kWh/ kWp (Niederösterreich) und 981 kWh/kWp (Kärnten). Der große Unterschied ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass in Niederösterreich und Oberösterreich über Investitionsförderung errichtete PV-Anlagen nur den nicht selbst verwendeten Strom in das Netz der Ökobilanzgruppe einspeisen, während in den anderen Bundesländern - ohne Landesförderung - der gesamte erzeugte Strom als „Ökostrom“ mit entsprechender Vergütung der Ökostrombilanzgruppe angeboten bzw. in das Netz einspeist wird.
Um den von PV-Anlagen tatsächlich erzeugten Strom auszuweisen, wird im Folgenden von Messdaten und Simulationen ausgegangen und damit das „Regelarbeitsvermögen“ einer PV-Anlage abgeleitet.
Messungen an 106 Netzgekoppelten PV-Anlagen im Jahre 2005 im Bundesland Kärnten führten zu einem Jahresmittelwert von 984 kWh/kWp. Die Auswertung von 110 Netzgekoppelten PV-Anlagen in Österreich – mit dem Schwerpunkt Oberösterreich – ergaben für das Jahr 2004 einem mittleren Jahreswert von 803,45 kWh/ kWp (siehe Abbildung 6).
Für die Energiebilanzierung von Netzgekoppelten Photovoltaikanlagen in Österreich wurde eine für Österreich durchschnittliche Stromausbeute von 850 kWh/kWp angenommen. Mit dieser Annahme ergibt sich für in Österreich Ende 2005 installierte Netzgekoppelte PV-Anlagen - aus Verkaufszahlen abgeleitet - ein Jahres-Stromertrag von 17,957 GWh/Jahr.
Für Autarke Photovoltaikanlagen wird ein spezifischer Stromertrag von 400 kWh/kWp angenommen. Daraus ergibt sich ein Jahreswert von 1,158 GWh/Jahr.

Abbildung 2: Netzgekoppelte Photovoltaikanlagen im Vertragsverhältnis mit Öko-BGV, Installierte Leistung, Quelle: E-Control

Abbildung 3: Ökostrom-Einspeisemengen im Jahre 2005, Quelle: E-Control

Abbildung 4: Ökostrom-Einspeisetarifvolumen im Jahre 2005, Quelle: E-Control

Abbildung 5: Marktentwicklung der Photovoltaik-Anlagen in Österreich, 1992 – 2005 (jährlich installierte Solargenerator-Leistung), Quelle: Faninger

Abbildung 6: Spezifischer Stromertrag von Netzgekoppelten PV-Anlagen in Österreich (Quelle: oekostrom AG und arsenal research), Quelle: oekostrom AG und arsenal research

Literatur

  • Der Photovoltaikmarkt in Österreich 2005, Faninger, G.: Universität Klagenfurt, Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, iff, Abteilung für Weiterbildung und systemische Interventionsforschung. April 2006. Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie, BMVIT
  • Die gesamte Statistik ist gratis unter http://www.uni-klu.ac.at/iff/wbi/inhalt/18.htm#energie_und_umwelt verfügbar.
  • BMVIT-Schriftenreihe „Berichte aus Energie- und Umweltforschung“, Nr: 37/2006: Alternativenergie in Österreich - Marktentwicklung 2005, G. Faninger, http://www.nachhaltigwirtschaften.at

*) Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Gerhard Faninger, Fakultät für Interdisziplinäre Forschung udn Fortbildung, iff, Universität Klagenfurt, Abteilung für Weiterbildung udn systematische Interventionsforschung, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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