Zeitschrift EE

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2005-04: Nachhaltige Energieregionen

Energieregionen

Wie kaum ein anderer Innovationsbereich konnte der Bereich des energieeffizienten Bauens in den letzten Jahren rasante Fortschritte verzeichnen. Nicht zuletzt auch aufgrund der stetig steigenden Kosten für Heizöl und Erdgas stößt das Thema auf das rege Interesse von ForscherInnen, ArchitektInnen und KonsumentInnen.

Innovationsbereich energieeffizientes und ökologisches Bauen

Von Hannes Bauer, Julia Fürst, Michael Hübner und Brigitte Weiß*

Das Passivhaus ist der Baustandard der Zukunft. Könnten innerhalb der nächsten 50 Jahre alle Gebäude Österreichs auf Passivhausstandard gebracht werden, so ergäbe das eine Einsparung von 37.000 GWh Strom jährlich, das entspricht 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs oder der jährlichen Leistung von drei großen Kraftwerken.

Ziel der Programmlinie „Haus der Zukunft“ im Impulsprogramms „Nachhaltig Wirtschaften“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie ist die Erforschung und Entwicklung zukunftsfähiger Technologien und Lösungen für nachhaltiges Bauen und Wohnen. Nach mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsphase werden nun nach und nach die aktuellen innovativen Ergebnisse im Rahmen von Demonstrationsgebäuden umgesetzt.

Passivhaus aus Stroh: S-HOUSE

Das S-House demonstriert die Anwendung der Passivhaustechnologie in Holz-Strohballenbauweise an einem zweigeschossigen Büro- und Ausstellungsgebäude und wurde von der Gruppe Angepasste Technologie an der TU Wien (GrAT) errichtet.
Zur Umsetzung des Faktor-10-Konzepts war unter anderem die Ressourcenschonung und Minimierung von Baurestmassen bei der Errichtung des Hauses und die Rückbaubarkeit aller Bauteile eine wichtige Zielsetzung des Projekts. Um ein späteres Entfernen der Fundamente zu erleichtern, wurden die Hohlräume für die Punktfundamente nach dem Ausheben mit Folien ausgekleidet.
Die Lehmputzgewinnung für die Außenanwendung erfolgte durch Verwendung des Aushubmaterials der Punktfundamente. Der Baustoff Stroh weist ausgezeichnete baubiologische Eigenschaften auf. Unterstützt durch eine innovative Konstruktion, erlauben diese den Einsatz nachwachsender Rohstoffe in der Passivhaustechnologie. Neben den Strohballenwänden werden auch Wandaufbauten mit anderen Dämmstoffen (z.B. Hanf, Flachs, Schafwolle, Zellulose) eingebaut.
Das S-HOUSE erhielt die internationale Auszeichnung „Global 100 EcoTech Award“ bei der EXPO 2005 in Japan.

Das Schiestlhaus am Hochschwab

Ein weiteres Demonstrationsgebäude, das Schiestlhaus, ist ein Vorbild für einen nachhaltigen alpinen Stützpunkt in Insellage und wurde am 2.9. 2005 am Hochschwab in 2150 Meter Höhe eröffnet. Diese weltweit erste Schutzhütte in Passivhausqualität basiert auf einem ökologischen Gesamtkonzept mit den Schwerpunkten Holzbau, energieautarke Bewirtschaftung unter Nutzung von Solarkollektoren zur Bereitstellung von Warmwasser und Photovoltaikmodulen zur Stromgewinnung, biologische Abwasseraufbereitung und Regenwassernutzung.

Abbildung 2: Das Schiestlhaus am Hochschwab, Steiermark, Quelle: Projektfabrik Waldhör KEG

Weitere Informationen: www.HAUSderZukunft.at

Biogas-Netzeinspeisung in Österreich

Österreich weist ein technisch nutzbares Biogas-Potenzial mit einem Energiegehalt von etwa 24 PJ pro Jahr auf. Das entspricht in etwa 6,7 % des jährlichen Erdgasverbrauchs. Bei Nutzung des vorhandenen Biogaspotenzials könnten die CO2-Emissionen um jährlich 1,18 Millionen Tonnen gesenkt werden. Das sind immerhin 1,6 % der jährlichen österreichischen CO2-Emissionen.
Die Studie „Biogas-Netzeinspeisung“ im Rahmen der Programmlinie „Energiesysteme der Zukunft“ untersucht die rechtlichen, wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen in Österreich, die gegebenen sein müssen, um der Biogas-Netzeinspeisung zum Durchbruch zu verhelfen.
Die Untersuchungen im Rahmen der Studie zeigten, dass sich die derzeit gültigen Anforderungen an die Gasqualität historisch bedingt ausschließlich an Erdgas orientieren. Die besonderen Eigenschaften für Biogas, insbesondere der niedrigere Energiegehalt von Biogas, wird nicht berücksichtigt. Biogas muss daher derzeit sehr kostenaufwendig auf Erdgasqualität aufbereitet werden, ehe es eingespeist werden kann. Die Bandbreite für die spezifischen Gesamtkosten der Biogas-Netzeinspeisung beträgt für eine Anlage mittlerer Größe (300 m3/h) etwa 3,1 bis 5,7 €cent/kWh.
Es wäre es technisch möglich, gereinigtes Biogas auch als sogenanntes „Zusatzgas“ in das Gasnetz einzuspeisen. Damit könnte die teure Methananreicherung (ca. 2,5 €cent/kWh) vermieden werden. Bei den derzeitigen Rahmenbedingungen könnten damit etwa 10% des verfügbaren Biogases ins Gasnetz eingespeist werden.
Ein wesentliches Hemmnis für eine attraktive Biogas-Vermarktung ist die Berechnung des Nutzungstarifes für das Gasnetz. Auch wenn das Gasnetz nur für kurze Distanzen genutzt wird, muss vom Biogas-Einspeiser der volle Tarif gezahlt werden. Um regionale, dezentrale Versorgungssysteme zu unterstützen, müsste das Tarifsystem durch ein System ersetzt werden, dass die kleinräumige Nutzung des Gasnetzes durch Biogas berücksichtigt. Ein kostengerechter, entfernungsabhängiger Systemnutzungstarif ist eine wesentliche Voraussetzung für eine wirtschaftliche Biogas-Netzeinspeisung.


„Biogas-Netzeinspeisung - Rechtliche, wirtschaftliche und technische Voraussetzungen in Österreich“
Autoren: D. Hornbachner, G. Hutter, D. Moor
Diese Studie ist in der Schriftenreihe aus Energie- und Umweltforschung, Nr. 19a/2005 erschienen. Bestellmöglichkeit auf www.NachhaltigWirtschaften.at oder bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

 

Tagung

Biogas - Innovative Ansätze für die Netzeinspeisung
Ergebnisse aus „Energiesysteme der Zukunft“
Mittwoch, 1. Februar 2006, ab 10 Uhr in der Diplomatischen Akademie Wien

Folgende Fragestellungen stehen im Vordergrund:

  • Organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen
  • Gasreinigung und –aufbereitung
  • die europäische Perspektive
  • erste Erfahrungen mit Demonstrationsvorhaben

Anmeldung: Frau Yvonne Diem, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel.: 01/057755-5011.
Die Teilnahme ist kostenlos.

Weitere Informationen: www.EnergiesystemederZukunft.at

*) Mag. Hannes Bauer, Julia Fürst, Ing. Michael Hübner und Dipl.-Ing. Brigitte Weiß sind in der Abteilung Energie- und Umwelttechnologien im BMVIT im Programmmanagement des Impulsprogramms Nachhaltig Wirtschaften und in Angelegenheiten der internationalen Energieforschung tätig, www.nachhaltigwirtschaften.at, www.energiesystemederzukunft.at [^]

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