Zeitschrift EE

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2005-01: Nachhaltige Energieversorgung - Neue Wege in der Entwicklungszusammenarbeit

Solarenergie

Im Rahmen eines Staatsbesuches des damaligen Bundespräsidenten Dr. Thomas Klestil im Iran Ende Jänner 2004 wurde zwischen der österreichischen ACE Group ZT-KEG und iranischen Partnern ein Memorandum über eine Intensivierung der Partnerschaft mit der Iranian Fuel Conservation Organization (IFCO), einer Tochtergesellschaft der National Iranian Oil Company unterzeichnet.

Sonne statt Erdöl im Iran

Von Rudolf Moschik*

Im Rahmen dieser Energiepartnerschaft sollen durch Untersuchungen und Studien die Grundlagen zur Reduktion des Ölverbrauchs im Iran geschaffen werden. Des weiteren soll in Kooperation mit nationalen und internationalen Partnern ein Know-How-Transfer in den Bereichen regenerativer Energien und nachhaltiger Technologien erfolgen.
Das Vorhaben unterstreicht den energiepolitisch richtungsweisenden Ansatz der iranischen Regierung, als Ölland den Energieverbrauch von öffentlichen und privaten Einrichtungen durch Effizienzsteigerung und durch die Nutzung erneuerbarer Energien signifikant zu reduzieren.
Als eine der ersten Umsetzungsmaßnahmen lud die IFCO die ACE Group ein, ein Konzept für die solare Beheizung und die Warmwasserbereitung von öffentlichen Badehäusern zu entwickeln und zwei Pilotanlagen zu realisieren. In weiterer Folge sollen im Rahmen einer Ausschreibung weitere 1000 thermische Solaranlagen zur Warmwasserbereitung für öffentlicher Badehäuser sowie 200.000 Solaranlagen für den Privatsektor errichtet werden.

Warmwasserbereitung

Öffentliche Badehäuser sind im Iran Bestandteil des dörflichen und städtischen Lebens. Sie dienen nicht nur der Hygiene, sondern sie spielen auch eine wesentliche Rolle im sozialen Leben. Die Warmwasserbereitung und Beheizung der Gebäude erfolgte - wie könnte es in einem der wesentlichen Erdölförderländer anders sein - mit Schweröl. Das Schweröl muss zum Teil über hunderte Kilometer mit LKW in die entlegenen Gebiete dieses großen Landes transportiert werden. Durch den Einsatz von Solarenergie soll daher nicht nur der Ölverbrauch vor Ort reduziert werden, sondern auch der für den Transport erforderliche Treibstoff signifikant verringert werden.
Die ersten Pilotanlagen für zwei öffentliche Badehäuser und fünf Thermosiphonanlagen (siehe Abbildung 1) für Einfamilienhäuser wurden im Jahr 2004 daher auch in ländlichen Gebieten, rund 900 Kilometer südöstlich von Teheran von der Firma GreenONEtec aus St. Veit in Kärnten mit fachlicher Unterstützung der AEE INTEC konzipiert, errichtet und in Betrieb genommen. Die beiden großen Solaranlagen haben eine Leistung von 56 kWth (80 m²) bzw. 70 kWth (100 m² Kollektorfläche).
Bei der Planung und Errichtung der Anlagen musste insbesondere auf die landesüblichen Rahmenbedingungen Rücksicht genommen werden. Daher wurde von der AEE INTEC ein einfaches und robustes Anlagenkonzept gewählt, das einen wartungsarmen und störungsfreien Betrieb erlaubt. Im Badhaus von Ghojd wird das Brauchwasser über drei Rohrbündelwärmetauscher von den Kollektoren erwärmt. Gespeichert wird die Wärme in einem betonierten Wassertank, der bis zu 30 m³ Wasser fassen kann.
Der Schwerölbrenner, der bisher für die Erwärmung des Wassers benutzt worden war, wird nun nur noch als Back-up-System verwendet, wenn nicht genügend Solarstrahlung zur Verfügung steht (siehe Abbildung 2).

Abbildung 1: Thermosiphonanlage

Abbildung 2: Zündvorgang beim Rohölbrenner

Die Warmwasserbereitung über den Schwerölbrenner erfolgt im Durchflussprinzip, indem das von einem höherliegenden 40 m³ großen Tank im Ausgleichsprinzip durchfliesende Kaltwasser erhitzt wird. Im Handbetrieb regelt der Badhauswärter die fehlende Wassermenge so, dass die für das Duschen notwendige Temperatur im Warmwassertank erreicht wird.

Behagliches Raumklima

Durch die Solaranlage können nun an sonnigen Tagen 6000 Liter Wasser erwärmt werden. Diese Menge reicht aus, um den durchschnittlichen Warmwasserbedarf der Nutzer zu decken. Gleichzeitig wird durch die Abwärme des betonierten Warmwassertankes die Luft im Duschraum erwärmt und liefert das gewohnte behagliche Raumklima.
Das bei den zwei Pilotanlagen realisierte Anlagenkonzept, bei dem Teile des bestehenden Systems weiterverwendet werden können, wurde von der IFCO sehr gut bewertet. Damit sind die Chancen sehr hoch, den Auftrag für die Ausstattung aller 1000 öffentlichen Bäder, sowie der mehr als 200.000 privaten Solaranlagen zu erhalten.
Ein wesentlicher Teil des Projektes ist neben der Errichtung der Anlagen auch die Ausbildung von Technikern und Installateuren, um damit die Grundsteine für ein Solarzeitalter im Iran legen.

 

*) Ing. Rudolf Moschik ist Mitarbeiter der AEE INTEC [^]

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