Zeitschrift EE

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2004-03: Solaranlagen im Geschoßwohnbau

Qualitätssicherung

Solaranlagen sind keine Selbstverständlichkeit bei der Errichtung von Geschoßwohnbauten. Vorurteile und schlechte Erfahrungen der Vergangenheit halten Bauträger davon ab, die kostenlose Sonnenenergie zu nutzen.

Qualitätssicherung und Ertragsgarantien

Von Marcus Deopito*

Die neue heimat Graz setzt bei Neubauten auf die neueste Anlagengeneration mit teilsolarer Raumheizung. Sie hat sich als erster Bauträger der Steiermark dazu entschlossen auf dem Gebiet des Klimaschutzes aktiv einen Beitrag zu leisten und ist im Jahr 2000 dem Klimabündnis beigetreten. Eine Maßnahme zur Umsetzung der Beitrittsziele ist, dass jede neue Wohnanlage mit Solarenergienutzung ausgestattet wird. Die neue heimat hat bislang neun Solaranlagen mit einer Gesamtkollektorfläche von ca. 670 m2 errichtet. Bis Mitte 2005 werden weitere fünf Anlagen mit ca. 700 m2 Kollektorfläche in Betrieb gehen.
Alle seit 2003 übergebenen und in Bau befindlichen Projekte nutzen die Sonnenenergie nicht nur zur Warmwasserbereitung, sondern auch für teilsolare Raumbeheizung. Durch den hohen Komfort für die Bewohner, die hohen Erträge durch ein breites Nutzungsspektrum und durch die geringen Systemverluste eignen sich diese Systeme hervorragend für den Einsatz im Geschoßwohnbau. Eine Wohnungsstation in jeder Wohnung wird von der Wärmezentrale mit Heizungswarmwasser versorgt, aus dem das Warmwasser im Durchlaufprinzip erzeugt wird.
Alle Anlagen früherer Generationen sind nach wie vor in Betrieb. Die Kinderkrankheiten von damals gaben den Anlass, sich verstärkt der Qualitätssicherung, Betreuung und Überwachung der Anlagen zu widmen.

Qualitätssicherung

Die Qualitätssicherung der neuen heimat basiert auf drei Säulen: Eigenengagement während Planung, Errichtung und Betrieb der Anlagen, Outsourcing des Anlagenbetriebs für Betreuung, Abrechnung und Störungsmanagement sowie Einforderung von Garantien zur Sicherstellung der Erträge und der Funktion der Anlagen. Die integrative Planung der Neuanlagen erfolgt nach einheitlichen Vorgaben unter Einbindung des späteren Anlagenbetreibers. Bei der Errichtung wird neben einer kontinuierlichen Überwachung besonderer Wert auf die Einregulierung der Anlagen gelegt, die Bewohner werden mit dem System vertraut gemacht. Während des Betriebs werden die Erträge der Anlagen in eigenen Auswertungen kontrolliert und optimiert. Die Auswertungen können auf der Homepage der neuen heimat unter www.room2.at abgerufen werden.

Abbildung 1: 240 m2 Sonnenkollektoren als Balkonvordächer beim Büroneubau der neuen heimat in Graz, Theodor-Körner-Strasse

Garantien

Ein wesentlicher Teil der Qualitätssicherung der Solaranlagen ist die Einforderung von Garantien, die einerseits die solaren Erträge, andererseits die Funktion der Gesamtanlage sicherstellen sollen. Die Solarertragsgarantie soll durch Ausführungsmängel entstandene Verluste an Sonnenenergie abgelten. Innerhalb der Gewährleistungsfrist muss die Anlage die prognostizierten Jahresvorgaben erreichen, sonst werden die Verlustkosten für die Energieerzeugung durch Nachheizung auf 15 Jahre hochgerechnet und vom Ausführenden einbehalten.
Bei der Funktionsgarantie soll der wirtschaftliche Betrieb des Gesamtsystems sichergestellt sein. Die Rücklauftemperatur in den Pufferspeicher stellt das maßgebliche Anforderungskriterium dar. Ist die Rücklauftemperatur im Durchschnitt zu hoch, liefert die Solaranlage weniger Sonnenenergie und ein Mangel liegt vor. Kann dieser Mangel nicht behoben werden, wird pro Grad durchschnittlicher Temperaturüberschreitung ein Prozentsatz an Energiefehlbetrag vom Ausführenden einbehalten.
Die Vereinbarung solcher Garantien bewirkt eine gewisse Verbindlichkeit für Planer, Errichter und Betreiber der Anlagen gegenüber dem Bauträger und wirkt sich aus den bisher gemachten Erfahrungen positiv auf die Qualität der Anlagen aus.

Abbildung 2: Dachintegration von 214 m2 Kollektorfläche beim Bauvorhaben Graz, Lange Gasse

Wärmeverrechnung

Ein oftmals unbeachteter Bereich ist das Thema der Wärmeverrechnung. Anlagen der dritten Generation lassen hier die Möglichkeit einer verbrauchsorientierten, transparenten Abrechnung zu. Doch es zeigt sich, dass die Nebenkosten für Investition, Wartung, Betrieb und Eichung der Messgeräte zur Wärmeverrechnung einen erheblichen Aufwand darstellen, der bei ungünstigen Konstellationen höher sein kann, als der Aufwand für den Betrieb der gesamten Heizungsanlage. Hier wird in Hinkunft verstärktes Augenmerk auf die Ausführung wirtschaftlicher Lösungen gelegt.

Zusammenfassung

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Einsatz neuer Technologien und die Qualitätssteigerung in Planung, Errichtung und Betrieb die Erlöse aus Sonnenenergie stark erhöht hat. Die wirtschaftlichen Vergleiche mit Wohnanlagen ohne Solaranlagen brauchen schon heute aufgrund der kurzen Amortisationsdauer nicht gescheut zu werden und erübrigen sich angesichts der Preisentwicklungen am Markt der fossilen Energieträger.
Eigeninitiative, ein zukunftsweisendes, klimafreundliches Gebäudekonzept mit Solarenergieeinsatz und Niedrigenergiebauweise sowie konsequente Qualitätssicherung sind die Erfolgsfaktoren bei der neuen heimat für Solaranlagen im Geschoßwohnbau. Letztendlich profitiert davon der Bewohner. Und er genießt nebenbei noch den Komfort einer zentralen Warmwasserbereitung und das gute Gefühl, etwas zum Klimaschutz beizutragen.

 

*) Dipl.-Ing. Marcus Deopito ist Mitarbeiter der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft neue heimat Graz Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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