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2002-04: Ökostrom

Ökostrom

Die schmerzlichen Erfahrungen der heurigen Überschwemmungen in Europa haben es wieder plakatiert: Das Klima ist im Wandel. Wir können die Energie aus Kohle, Öl und Gas eigentlich nicht mehr verantworten.

Oekostrom® aus kontrolliertem Anbau

Von Ulfert Höhne*

Und nicht erst der 38. Störfall in Temelín und die Aufdeckung vertuschter Reaktorschäden in Japan belegen, dass die Atomenergie bestimmt kein Ausweg ist. Der liberalisierte Strommarkt heizt zwar einerseits Preiskampf und Billigstromimporte an, aber endlich kann auch jeder Einzelne entscheiden, auf Ökostrom umzusteigen. Denn jede/r gibt mit seinem Stromvertrag den Auftrag, welche Kraftwerke für ihn arbeiten und stellt Weichen für die Energiezukunft.

Die oekostrom AG wurde gegründet, um den Weg von Ökostrom aus der Marktnische zum Massenmarkt aktiv mitzugestalten. Sie versteht sich als Vorreiterin einer neuen verbraucherorientierten Energiewirtschaft. Die oekostrom AG bietet ökologischen Strom für Haushalte und Gewerbe in ganz Österreich an.

Strommarkt - wie geht das?

Seit Oktober 2001 kann jeder in Österreich mit jedem Stromanbieter ins Geschäft kommen. Die Stromnetze stehen als öffentliche Straßen jedem Lieferanten zur Verfügung. Von viel zu hohen Netzgebühren (Strommaut) und zahlreichen kleinen "Gemeinheiten" der Exmonopolisten, die weiterhin die Netze betreiben, einmal abgesehen, funktioniert das mittlerweile.
Was in den Netzen fließt, auch das wird langsam Allgemeingut, ist kein "Saft" - nicht einmal die Elektronen fließen bei Wechselstrom wirklich vom Kraftwerk zur Glühlampe. Was fließt ist die Information, welche Kraftwerke für welchen Kunden arbeiten, und das Geld: Welche Kraftwerke werden von wem bezahlt.
Der Aufwand des Datenaustauschs ist deshalb enorm - die Softwarebranche verdient gut am neuen Strommarkt. Im Viertelstundentakt muss der Lieferant seinen Einkauf mit dem Verbrauch seiner Kunden abgleichen. Kauft er zuwenig ein, bezieht er so genannte Ausgleichsenergie, die über eine Clearingstelle verrechnet wird. Kauft er mehr, als seine Kunden gerade verbrauchen, bekommt er zumeist recht wenig für die "Überlieferung". Die Clearingstelle sorgt für den finanziellen Ausgleich in diesem Viertelstundenspiel.
Kunden und Kraftwerke, Einkauf und Verkauf eines Stromlieferanten gehören einer sogenannten "Bilanzgruppe" an, seinem virtuelle Netz. Die oekostrom AG betreibt eine eigene Bilanzgruppe, durch die nur Strom aus Sonne, Wind & Co fließt (siehe Abbildung 1).

Kontrolle muss sein

Mittlerweile beliefert die oekostrom AG 2500 Kunden mit "Strom aus kontrolliertem Anbau". Eingekauft wird ausschließlich bei österreichischen Lieferanten. Für die lückenlose Kontrolle sorgt ein Überwachungsvertrag mit dem österreichischen Prüf- und Forschungszentrum arsenal research in Wien, dessen Kriterien zusammen mit den großen Umweltorganisationen festgelegt wurden. Das Gütesiegel "100% Ökostrom" des arsenal bescheinigt, wo oekostrom® draufsteht, ist auch Ökostrom drin: Windkraft, Biomasse, Geothermie, Kleinwasserkraft und Solarenergie - sonst nichts.
Das Label bestätigt aber nicht nur diese lückenlose Kontrolle der Strommengen, sondern auch, dass die oekostrom AG nicht eigentumsrechtlich "der verlängerte Arm" einer Firma ist, die Strom aus Kohle, Öl und Erdgas oder gar aus Atomkraft handelt.

Strom mit Umweltzeichen

Im Oktober 2001 zeichnete Umweltminister Molterer oekostrom® als erstes Stromangebot mit dem österreichischen Umweltzeichen "Grüner Strom" aus. Das Umweltzeichen erhalten laut Satzung "nur die absolute Elite umweltgerechter Produkte und Dienstleistungen".
Das beste Zeugnis ihrer Glaubwürdigkeit kommt jedoch von den Kunden: Auf der Referenzliste der oekostrom AG finden sich die Umweltorganisationen Greenpeace, Global2000 und WWF ebenso wie das Öko-Institut, der Kosmetikhersteller Weleda und die Heizungsbauer Ökofen und KWB, um nur einige zu nennen.

Mehrkosten?

Die oekostrom AG setzt auch in der Frage der Preisbildung auf Transparenz und aufgeklärte Kunden: oekostrom® kostet pro Kilowattstunde 18,1 Cent - inklusive aller Netzkosten, Zuschläge und Steuern - einzig die Messkosten des Netzbetreibers kommen noch hinzu. Während der Kunde bei jedem anderen Anbieter erst aus der Rechnung (also lange nach Vertragsabschluß) die Gesamtkosten erfährt, multipliziert der oekostrom®-Kunde einfach seinen Jahresverbrauch mit 18,1 Cent.
Diese klare Preisgestaltung und die informative Rechnungslegung brachte der oekostrom AG auch den Spitzenplatz im Vergleich mit acht anderen neuen Stromversorgern der Zeitschrift Konsument ein.
Als neuesten Service gibt die oekostrom®-Rechnung nun auch Auskunft über die Kosten, die der Kunde der Allgemeinheit erspart. Grundlage der Angabe ist die aktuelle Veröffentlichung der Enquete des Deutschen Bundestages zur Nachhaltigen Energiewirtschaft. Für Kohle- bzw. Atomstrom belaufen sich die Umweltschäden und sozialisierten Versicherungen auf bis zu 0,40 - bzw. 2,00 - pro Kilowattstunde.

Ausblick

Um das Wachstum von Sonne, Wind & Co. zu beschleunigen setzt die oekostrom AG jedoch nicht nur auf den Vertrieb von ökologischem Strom. Das erklärte Ziel des Unternehmens, das mit 480 beteiligten Privatpersonen und Unternehmen eine der großen Beteiligungsgesellschaften im Energiebereich ist, ist auch der Bau eigener Windparks, Biomasse- und Solaranlagen.
Ende 2002 wird sie im burgenländischen Parndorf einen Windpark errichten. Fünf 1,5 MW-Anlagen werden Strom für 3000 Haushalte produzieren. Eine zweite Ausbaustufe mit weiteren acht Windmühlen ist ebenfalls bereits genehmigt.
Im steirischen Hartberg laufen die Planungen für drei Biogasanlagen auf Hochtouren. Gemeinsam mit den Stadtwerken Hartberg, die mit neun Prozent an der oekostrom AG beteiligt sind, wird sie im Frühjahr 2003 einen Komplex von drei Biogasanlagen errichten.
Im Oktober startet nun die dritte Kapitalerhöhung, bei der neue Aktien ausgegeben werden, um diese Projekte zu finanzieren. Damit bietet sich für jeden Interessierten die Gelegenheit, sich an diesem Stromversorger des solaren Zeitalters zu beteiligen.

Abbildung 1: Das Netz der oekostrom®-Kraftwerke (Windkraft, Biomasse, Geothermie, Kleinwasserkraft und Solarenergie) wird dichter

Abbildung 2: Stromaufbringung der oekostrom AG im Zeitraum von Oktober 2001 bis September 2002

*) Mag. Ulfert Höhne ist Vorstand der oekostrom AG; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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