Zeitschrift EE

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2013-02: 25 Jahre AEE-INTEC

Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE – der Mitgliederverein

Von Doris Hammermüller, Heidi Rest-Hinterseer, Ewald Selvička und Armin Themeßl

Die letzten 25 Jahre zeigen im Rückblick eine recht unterschiedliche Entwicklung, die die AEE-Mitgleidervereine in dieser Zeit genommen haben. Das Ziel, Menschen auf dem Weg zu einer Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger zu unterstützen, wurde auf die verschiedensten Arten verfolgt und hat die einzelnen Mitgliedervereine auch zu den unterschiedlichsten inhaltlichen Schwerpunkten geführt.

Die gemeinsame Geschichte

Die Notwendigkeit für den Aufbau einer Organisationsstruktur hat der erste Boom an Solar-Selbstbaugruppen in den Jahren 1986 und ´87 gezeigt, als in der Steiermark mehr Solarkollektoren gebaut wurden, als von allen gewerblichen Anbietern in Österreich zusammen. Parallel zur Vereinsgründung 1988 bildeten sich die ersten Baugruppen in Kärnten (Lavanttal, Gail- und Lesachtal) und Niederösterreich (Maria Lanzendorf), ab 1990 folgten die Bundesländer Burgenland (Oberwart und Jennersdorf), Salzburg (Tamsweg und Taxenbach), Tirol (Imst, Lienz) und Vorarlberg. Die BaugruppenleiterInnen-Schulungen der AEE in der Steiermark waren aber immer noch Sammelbecken für viele Energiebewegte. Bis zu 300 Personen aus ganz Österreich kamen zu einem Seminar nach Gleisdorf, kein Veranstaltungssaal der nicht bis auf den letzten Platz – inklusive Boden – gefüllt wurde.
Mit der Verleihung des Österreichischen und des Europäischen Umweltschutzpreises 1989 sowie des Österreichischen Staatspreises für Energieforschung 1989 wurde der AEE, stellvertretend für die vielen BaugruppenleiterInnen und -teilnehmerInnen, die erste nationale und internationale Anerkennung gezollt. Gleichzeitig fand die Solarbewegung damit auch ihren Widerhall in den Printmedien und sogar der ORF fand mit der Sendung „Argumente“ den Weg nach Gleisdorf.
Zu diesem Zeitpunkt waren in der Steiermark schon 4.800 Solaranlagen mit 42.000 m² Kollektorfläche errichtet worden. Das Tolle an den Baugruppen war, dass so viele Menschen nicht nur an der Produktion sondern auch am Wissenstransfer beteiligt waren, dass allein schon dieses rasch wachsende Netzwerk eine ganz neue Struktur an Energiebewusstsein schuf. Dennoch blieb die Arbeit bis 1990 ehrenamtlich.

Gründung von Mitgliedervereinen in den Bundesländern

Mit Unterstützung des Umweltministeriums war es möglich, österreichweit eine regionale Beratungsstruktur aufzubauen, die zur Gründung von Sektionen in den meisten Bundesländern führte. War es bis dahin für Solarinteressierte üblich, für den Kollektorbau in die Steiermark zu fahren, gab es ab 1991 Beratungsstellen in den meisten Bundesländern und ab 1992 auch erste hauptamtliche MitarbeiterInnen in Kärnten, Niederösterreich und Vorarlberg.
Um den AkteurInnen in den Bundesländern mehr Eigenständigkeit zu ermöglichen, wurden ab 1993 aus den Sektionen eigenständige Mitgliedervereine und die Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Dachverband vereinbart, an den ab diesem Zeitpunkt auch die Herausgeberschaft der Fachzeitschrift „erneuerbare energie“ als verbindendes Element übertragen wurde.
Die Mitgliedervereine entwickelten sich gemäß den  personellen Fähigkeiten ihrer MitarbeiterInnen und den Möglichkeiten in den Bundesländern Fuß zu fassen hin zu unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten. Bis Mitte der 90er Jahre blieb der Selbstbau die identitätsstiftende Säule und die Zahl der Mitglieder wuchs bis auf 5.500 an.
Der Weg, den AEE INTEC hin zu einer international anerkannten Forschungseinrichtung gegangen ist, wird im Artikel von Prof. Reinhold Lang [1] ausführlich beschrieben, nachfolgend kurze Berichte zu den Tätigkeit der anderen Mitgliedervereine.

AEE Kärnten

Als begeisterter Teilnehmer einer Solarselbstbaugruppe in der Steiermark „importierte“ Armin Themeßl im Jahr 1988 die Idee bzw. das System des organisierten Solaranlagenselbstbaus nach Kärnten. In diesen Baugruppen entstanden in den folgenden 5 Jahren allein in Kärnten rund 15.000 Solaranlagen, das entsprach 85% des gesamten damaligen Solarmarktes.
Standort der Sektion Kärnten war Villach und das vordringliche Ziel war die weitere Verbreitung der Sonnenenergienutzung, Organisation und Betreuung der Baugruppen und eine rege Vortrags- und Workshoptätigkeit, wobei Armin Themeßl in einem „Spitzenmonat“ bis zu 25 Vorträge hielt. So wie die heimische Industrie den neuen gewinnträchtigen Markt für sich entdeckte und nach und nach bearbeitete, zog sich auch in Kärnten der Selbstbau ab dem Jahr 1992 allmählich zurück.
Die Stadt Villach war immer ein wichtiger Partner der AEE Kärnten. Im Zuge der Einrichtung einer Energiekoordinationsstelle im Jahre 1993 wurde die AEE zur Beraterin der Stadt. Gleichzeitig wurde auch die Beratung für Private und das Gewerbe in Villach forciert. So kommen heute InteressentInnen aus der Stadt Villach bei der AEE in den Genuss einer kostenlosen, von der Stadt finanzierten Energieberatung.
Im Jahr 1994 erfolgte die Gründung des Vereins AEE Kärnten-Salzburg. Bereits ein Jahr davor wurde - gemeinsam mit der AEE in Gleisdorf – ein Ingenieurbüro gegründet, um eine umfassende Begleitung der Beratungssuchenden gewährleisten zu können.
Vom Bürohaus der AEE in Villach, das im Jahr 2002 als Plus-Energie-Gebäude errichtet wurde, werden über ein Nahwärmenetz sechzehn Haushalte in sechs Nachbarhäusern mit Wärme aus Sonne und Biomasse versorgt. Nachdem 2006 die AEE Energiedienstleistungen GmbH gegründet wurde, sind heute die zentralen Arbeitsgebiete Energieberatung und Gebäudeoptimierung, Qualitätskontrolle, Heizanlagenoptimierung mit den Schwerpunkten Hydraulik und Regelungstechnik sowie Energiedienstleistungen: Es werden Heizanlagen für Schulen, Kindergärten, öffentliche und konfessionelle Gebäude, Gewerbebetriebe und Wohnanlagen im Einsparcontracting errichtet, betrieben, fernüberwacht, vermessen und im Betrieb optimiert. Für Mitglieder werden Einkaufsgemeinschaften für Pellets und Ökostrom angeboten.
Als Beispiele für die Mitarbeit in den verschiedensten Projekten sei „klima:aktiv“ erwähnt. Hier ist die AEE seit über 6 Jahren in den Konsortien „holzwärme“ und jetzt „erneuerbare wärme“ tätig. In der Stadt-Umland Kooperation Villach wird an „Energieeffizienz und Erneuerbare Energie für Gemeinden“ gearbeitet. Es werden österreichweit EnergieberaterInnen und Biomasseinstallateure aus- und weitergebildet. Auch gibt es immer wieder Aufträge der Länder: So wurden für das Land Kärnten 100 thermische Solaranlagen  und geförderte Luft-Wasser-Wärmepumpen in einer detaillierten Feldmessung unter die Lupe genommen.

Abbildung 1: Plus-Energie-Bürogebäude der AEE Kärnten in Villach (Quelle: AEE Kärnten)

Abbildung 2: Das Team der AEE Kärnten (Quelle: AEE Kärnten)

AEE Niederösterreich-Wien

Auch das Leben der AEE Niederösterreich (NÖ)-Wien startete 1991 mit Solarselbstbaugruppen. Die vielen AktivistInnen der Selbstbaugruppen, z.B. aus den landwirtschaftlichen Fachschulen und der Umweltberatung in Wien und Niederösterreich machten die AEE NÖ-Wien rasch zu einem anerkannten Player. Klimaschutz-, Beratungs- und auch Begleitprojekte für Gemeinden waren in der 2. Hälfte der 90er Jahre einer der starken Schwerpunkte und  ein Markenzeichen der AEE NÖ-Wien. Mehrfach konnte dadurch auch der Grundstein für andere erfolgreiche Organisationen wie die der Interessensgemeinschaft Windkraft (IGW) oder der IG Passivhaus Ost gelegt werden.
"Windkraft für Österreich“ war 1995 das erste aus einer Serie erfolgreicher Projektkooperationen mit der “umweltberatung“ und führte zu den erfolgreichen Österreichischen Windbeteiligungsprojekten. Die AEE NÖ-Wien ist dem Wind als eines ihrer Themengebiete bis heute treu geblieben und hat neben der Beteiligung von AEE Mitgliedern am AEE-Windfang im Jahr 2000 heute noch ein Schwerpunktthema mit der Qualitätssicherung von Kleinwindkraftanlagen.
Die AEE NÖ-Wien zeichnet weiters für den äußerst erfolgreichen Import des Passivhauses nach Niederösterreich und in Folge den Export in die Slowakei mitverantwortlich. Die Jahre 2005 - 2010 brachte eine Vielzahl von Energiekampagnen in Niederösterreich und im Bund.
Derzeit laufen in Niederösterreich gerade eine „Qualifizierungsmaßnahme“ für Installateure zum Thema Einspar-Contracting und  Betriebsoptimierung sowie ein Forschungsprojekt zur Heizanlagenoptimierung im Auftrag der Wohnbauforschung.
20 Jahre nach der Gründung der AEE NÖ-Wien haben sich die Umstände der Arbeit stark geändert. Unzählige Firmen übernehmen die Versorgung mit Energieprodukten und teilweise auch die Beratung. Die Bundesländer haben inzwischen teilweise ihre eigenen Energieagenturen. Die Zeit der PionierInnen ist vorbei. Erneuerbare Energie ist ein breiter Markt geworden.
Deshalb besinnt sich die AEE NÖ-Wien wieder auf ihre Wurzeln und Kernkompetenz. Die optimale Nutzung von thermischer Solarenergie steht seit 2010 wieder im Zentrum, Zu dessen Zweck auch die AEE Solar Concept Gmbh gegründet wurde. Die Zukunft der AEE NÖ-Wien liegt beim Thema Qualitätssicherung von erneuerbaren Energieanlagen.

Abbildung 3: Energieforschungspark Lichtenegg (Quele: AEE NÖ-Wien)

AEE Salzburg

Die Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie Salzburg wurde 2008 als gemeinnütziger Verein gegründet. Zuvor war Salzburg Teil der AEE Kärnten-Salzburg. Ursprünglich ebenso aus der Selbstbau-Bewegung der 1980ger Jahre hervorgegangen, umfasst die Tätigkeit der AEE Salzburg heute Beratung, Entwicklung und Einreichung von Erneuerbare-Energie-Anlagen. Förderanträge werden bei der OeMAG (Abwicklungsstelle für Ökostrom AG) und beim Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung für Mitglieder und InteressentInnen eingereicht. Mit Energieversorgungsunternehmen und dem Amt der Salzburger Landesregierung werden gemeinsame Projekte vorangetrieben (Kleinwasserkraft, Photovoltaik an Schulen, Tage der Erneuerbaren Energie).
Eine der wesentlichen zukünftigen Herausforderungen ist die Entwicklung von Pilotprojekten im Bereich der gemeinschaftlichen Stromerzeugung. Bürgerbeteiligungsprojekte werden in enger Zusammenarbeit mit Gemeinden, Pfarren und Unternehmen entwickelt.

Abbildung 4: Eröffnung der ersten Gemeinschaftsanlage auf dem Pfarrhof von Niedernsill/Oberpinzgau

Weitere Mitgliedervereine in Österreich und Kooperationen im Ausland

Die AEE Tirol und AEE Vorarlberg haben sehr unterschiedliche Wege beschritten. Während in Tirol nach den Solarbaugruppen die Ausbildung einen wesentlichen Schwerpunkt bildet und die Kooperation mit der HTL Jenbach der Angelpunkt der Aktivitäten ist, wurde in Vorarlberg ein neues Betätigungsfeld im Bereich der Ökostromproduktion und die Gründung einer Ökostrombörse gefunden.
Der organisierte Selbstbau von Solaranlagen führte auch im Ausland zur Gründung von Baugruppen aber auch Mitgliedervereinen. In Slowenien betreuen bis heute ehemalige Mitarbeiter des Bauinstitutes Ljubljana mit Unterstützung aus Kärnten Interessenten beim Bau ihrer Solaranlage. Der „Solarverein Trier“ in Deutschland zählt über 300 Mitglieder, von denen einige regelmäßig zu Solartagungen nach Österreich anreisen. Nachdem die „erneuerbare energie“ auch die Mitgliederzeitschrift des Solarvereins Trier ist, grüßen wir unsere treuen Leser im Bundesland Rheinland-Pfalz mit einem herzlichen „Servus aus Österreich“.

Referenzen

  1. R.W.Lang: Die Entwicklung von AEE – Von einer Basisinitiative zum international anerkannten Forschungsinstitut, ee 2013-1, xx-yy (Gleisdorf 2013)

* Doris Hammermüller, M.A. ist Geschäftsführerin der AEE NÖ-Wien
Mag.a (FH) Heidi Rest-Hinterseer ist Geschäftsführerin der Ökostrombörse Salzburg
Ing. Ewald Selvička ist Geschäftsführer von AEE INTEC
Ing. Armin Themeßl ist Geschäftsführer der AEE Energiedienstleistungen GmbH

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