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Crowdfunding als Katalysator für Solarthermie-Projekte  

Trotz weltweit steigender Nachfrage an Solarthermie-Anlagen stellt die Finanzierung dieser Projekte seit Basel III eine besondere Herausforderung für KMUs dar. Um sich dieser erfolgreich stellen zu können, entwickelte SOLID ein alternatives Finanzierungsmodell über die Methode des sogenannten „Crowdfundings“. SOLID Invest ist Österreichs erstes Bürgerbeteiligungs-Modell für solarthermische Anlagen, welches innovative Leuchtturmprojekte ermöglichen soll. 

Von Nicole Olsacher 

Abbildung 1: SOLID Geschäftsführer Dr. Christian Holter und Franz Radovic mit SOLID Invest, Quelle: Thomas Raggam

Crowdfunding

Durch Crowdfunding werden Projekte über viele Kleininvestoren statt über wenige Großinvestoren finanziert. Die Zusammenarbeit wird gefördert und durch einen kleinen Beitrag vieler Menschen entsteht in Summe etwas Großes. Crowdfunding lässt sich in zahlreiche Arten und Unterarten einteilen, das Finanzierungsmodell von SOLID Invest bedient sich des „lending based Crowdfundings“: UnterstützerInnen verleihen ihr Geld und erhalten dafür Zinsen und am Ende ihr Geld zurück.

In Österreich hat der Waldviertler Schuhproduzent Heini Staudinger das Thema Crowdfunding geprägt. Positiv inspiriert von seiner Initiative wurden Crowdfunding- und Bürgerbeteiligungsmodelle in der Bevölkerung immer populärer. Im Gefolge dieses Booms und des öffentlich ausgetragenen Streits Staudingers mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) war Österreichs Politik gezwungen, sich intensiver mit dem Thema Crowdfunding auseinanderzusetzen. Mit Erfolg - das Wachstum wird durch zunehmend liberalere Rahmenbedingungen begünstigt, so wurde etwa in Österreich 2013 die Prospektpflicht-Wertgrenze auf 250.000,- Euro erhöht. Weiters ist im Arbeitsprogramm der Österreichischen Bundesregierung 2013-2018 eine weitere Attraktivierung der Rahmenbedingungen für Crowdfunding- und Bürgerbeteiligungsmodelle vorgesehen.

Das von SOLID Invest gewählte FMA-konforme Finanzierungsmodell ist ein qualifiziertes Nachrangdarlehen, wobei nachrangig bedeutet, dass das Darlehen im Falle einer Insolvenz erst nach vollständiger Zahlung der übrigen Verbindlichkeiten zurückbezahlt wird. Bei SOLID Invest wurde von Anfang an darauf geachtet, dass keine anderen Gläubiger vor den DarlehensgeberInnen stehen: Die Beteiligung erfolgt in einem Mutterunternehmen, welches keine wesentlichen operativen Aktivitäten und daher generell keine Gläubiger hat. Damit ist das Risiko für den Anleger weitestgehend reduziert.

Erneuerbare Energien als ökologische und nachhaltige Anlageform erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit und mit den Bürgerbeteiligungsmodellen können umweltbewusste Einzelpersonen sowie Institutionen die Energiewende eigeninitiativ vorantreiben. InvestorInnen werden aktiv in den Unternehmenserfolg eingebunden und ermöglichen die Realisierung neuer Solar-Projekte in Österreich und international. Damit soll einerseits die Verbreitung von Solarwärmeanlagen mit Contractingmodellen gefördert, und andererseits Anlegern ein nachhaltiges Investment mit einer attraktiven Verzinsung angeboten werden.  

Geplante Projekte

SOLID hat seit 1995 Erfahrung mit Solar-Contracting und möchte mit diesem neuen Modell der Bürgerbeteiligung einen weiteren Meilenstein setzen.

Für das renommierte Grazer Unternehmen AVL-List GmbH (AVL), das auf die Entwicklung von Antriebssystemen sowie dazugehörende Simulation und Prüftechnik spezialisiert ist, wird SOLID die erste große solarthermische Bürgerbeteiligungsanlage Österreichs errichten. Das Projekt, dessen Realisierung im Jahr 2014 geplant ist, wurde vom Klima- und Energiefond als besonders innovativ ausgewählt und wird aus Mitteln des Klima- und Energie-Fonds gefördert. Das Kollektorfeld mit 1.500 m² Fläche wird in das Wärmenetz der AVL ca. 600 MWh jährlich einspeisen. Die Anlage wird solare Wärme für die Konditionierung der Prüfstände wie auch für die Raumheizung liefern, sie verringert den CO2-Ausstoß um über 100 Tonnen pro Jahr und sichert langfristig stabile Energiepreise. Das Kollektorfeld dient gleichzeitig als Überdachung der Parkgarage.

Darüber hinaus können mit den Bürgerdarlehen der Phase 1 die größte solaranlage Mitteleuropas (mehrere Tausend Quadratmeter) mit Österreichs größtem Warmwasserspeicher (ca. 60.000m³) in Oberösterreich, sowie die Erweiterung und Optimierung der Kollektorfläche am United World College (UWC) in Singapur (Solare Kühlung) gestartet und realisiert werden.

Gemeinsam mit engagierten GeldgeberInnen will SOLID in den nächsten Jahren neue Projekte im Ausmaß von 7,5 Mio. Euro realisieren, davon 1,5 Mio. Euro über das Bürgerbeteiligungsmodell. Innerhalb weniger Monate konnte die angestrebte Investitionssumme von 1,5 Mio. Euro erreicht werden. Diesen unerwartet schnell erzielten Erfolg verdankt SOLID zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die der Solarthermie ihr Vertrauen schenken und damit die Realisierung ökonomischer wie ökologischer Solarprojekte ermöglichen. Aufgrund des Erfolges besteht auch weiterhin die Möglichkeit, sich bei SOLID Invest zu beteiligen. Die aktuellen Konditionen finden Sie auf der Homepage www.solid.at/invest. Die DarlehensgeberInnen werden über die Meilensteine der Vorhaben regelmäßig auf dem Laufenden gehalten.

Damit zeigt SOLID, dass alternative Finanzierungsmodelle eine Chance für KMUs darstellen, den Anforderungen des Finanzsektors gerecht zu werden und Projekte erfolgreich zu realisieren.

Abbildung 2: Solar-Contracting: Fernheizkraftwerk AEVG in Graz, Quelle: SOLID

Abbildung 3: 3.855m² beim Wasserwerk Andritz (Graz) für Solare Einspeisung ins Fernwärmenetz, Quelle: SOLID

Autorenbeschreibung

DI (FH) Nicole Olsacher arbeitet in der Projektentwicklung von S.O.L.I.D. Gesellschaft für Solarinstallation und Design mbH (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

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