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Erneuerbare Energietechnologien in Österreich im Jahr 2014

von Werner Weiss

2014 war für erneuerbare Energietechnologien ein schwieriges Jahr. Eine ungünstige Konstellation von Einflussfaktoren wie der niedrige Ölpreis, unklare energiepolitische Zukunftsvorstellungen sowohl auf nationaler, wie auch auf europäischer Ebene sowie verpasste Preissenkungen bei den Technologieanbietern reduzierte die Neuinstallation von Biomassekessel, Photovoltaikanlagen und thermischen Solaranlagen deutlich. Die Verkaufszahlen von Wärmepumpen blieben konstant und alleine die Windkraft konnte deutliche Zuwächse verzeichnen.

Im Forschungsprojekt „Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2014“ (Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie; ein umfassender Endbericht ist in der Schriftenreihe „Berichte aus Energie- und Umweltforschung“ Nr. 11/2015 erschienen; Download unter www.nachhaltigwirtschaften.at) untersuchten die AutorInnen den Werdegang ausgewählter Technologien zur Erzeugung erneuerbarer Energie, um Planungs- und Entscheidungsgrundlagen für die Wirtschaft, die Energiepolitik und für Forschung und Entwicklung bereitzustellen.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die untersuchten Technologien. Trotz generell schwieriger Rahmenbedingungen muss angemerkt werden, dass Österreich im europäischen Vergleich nach wie vor eine Spitzenposition bei der Nutzung erneuerbarer Energietechnologien einnimmt und diese auch arbeitsmarktpolitisch eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen. Im Jahr 2014 waren in den dargestellten Technologiebereichen rund 15.600 Menschen beschäftigt, welche einen Gesamtumsatz von nahezu 3,2 Milliarden Euro erzielen konnten. Der Energieertrag der im Jahr 2014 in Betrieb befindlichen Anlagen betrug 50.317 GWh, wovon 45.632 GWh auf Wärme (4.076 GWh ohne Biomasse) und 4.685 GWh auf Elektrizität entfielen. Abbildung 1 zeigt einen Vergleich von Installierter Leistung und Energieerträgen bezogen auf die im Jahr 2014 gesamt in Betrieb befindlichen Anlagen der drei Technologien Solarthermie, Photovoltaik und Windkraft.

Tabelle 1: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse. Wärmetechnologien gelb, Stromtechnologien blau hinterlegt

Abbildung 1: Vergleich – Installierte Leistung und Energieerträge von Solarthermie, Photovoltaik und Windkraft bezogen auf die im Jahr 2014 gesamt in Betrieb befindlichen Anlagen.

In den folgenden Kapiteln wird die Entwicklung der einzelnen Technologien im Detail dargestellt.

Biomassekessel und -öfen

Der Markt für Biomassekessel wuchs in Österreich im Zeitraum von 2000 bis 2006 kontinuierlich mit hohen Wachstumsraten. 2007 reduzierte sich der Absatz aller Kesseltypen aufgrund der niedrigen Ölpreise. Im Jahr 2007 kamen die Auswirkungen einer Verknappung des Handelsgutes Pellets hinzu, wodurch die Pelletspreise signifikant stiegen. Dies bewirkte einen Markteinbruch am Pelletskesselmarkt in der Größenordnung von 60 %. Durch die Inbetriebnahme neuer Pellets-Produktionskapazitäten konnte die Verknappung am Pelletsmarkt behoben werden. Im Jahr 2009 kam es aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise und aufgrund der wieder gesunkenen Ölpreise neuerlich zu einem Rückgang des Verkaufs um 24 %. In den Jahren 2011 und 2012 stiegen die Verkaufszahlen von Pelletskessel stark an, wobei 2012 mit einem Wachstum von 15 % das historische Maximum erreicht werden konnte. 2013 konnte ein Rückgang der Biomassekessel-Verkaufszahlen aufgrund steigender Biomassebrennstoffpreise beobachtet werden. 2014 setzte sich dieser Trend noch verstärkt durch die niedrigen Ölpreise fort. Während sich die Anzahl der verkauften Hackgutkessel (<100 kW) um 20,7% reduzierte, sanken die Pelletskessel-Verkaufszahlen sogar um 39,5 %.

Abbildung 2: Die Marktentwicklung von Biomassekesseln in Österreich bis 2014.
Quelle: Landwirtschaftskammer Niederösterreich (2015a)

Photovoltaik

Der Photovoltaikmarkt erlebte nach seiner frühen Phase der Innovatoren und autarken Anlagen mit dem Ökostromgesetz 2001 seinen ersten Aufschwung, brach aber bald danach im Jahr 2004 durch die Deckelung der Tarifförderung wieder ein. Nach einem Rekordzuwachs im Jahr 2013 musste der PV-Markt in Österreich im Jahr 2014 durch die reduzierten Förderungen einen Markteinbruch von 40% hinnehmen. Im Jahr 2014 wurden netzgekoppelte Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 158.974 kWpeak und autarke Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 299 kWpeak installiert.

Insgesamt ergibt dies einen Zuwachs von 159.273 kWpeak, der in Österreich mit Ende 2014 zu einer kumulierten Gesamtleistung aller Photovoltaikanlagen von rund 785,25 MWpeak geführt hat. Der mittlere Systempreis einer netzgekoppelten 5 kWpeak Photovoltaikanlage in Österreich ist vom Jahr 2013 auf das Jahr 2014 von 1.934 Euro/kWpeak auf 1.752 Euro/kWpeak - das heißt um 9,4 % - gesunken.

Für Österreich ist besonders die Entwicklung von photovoltaischen Elementen zur Gebäudeintegration von strategischer Bedeutung, da genau in dieser Sparte eine besonders hohe nationale Wertschöpfung erreichbar scheint.

Abbildung 3: Die Marktentwicklung der Photovoltaik in Österreich bis 2014. Quelle: FH Technikum Wien

Solarthermie

Einen ersten Boom erlebte die thermische Solarenergie im Bereich der Warmwasser-bereitung und der Erwärmung von Schwimmbädern bereits in den 1980er Jahren. Zu Beginn der 1990er Jahre gelang es den Anwendungsbereich der Raumheizung für die thermische Solarenergie zu erschließen. Zwischen dem Jahr 2002 und 2009 stiegen die Verkaufszahlen signifikant und erreichten im Jahr 2009 den Höhepunkt. Diese Entwicklung war auf den Anstieg der Energiepreise, sowie die Erweiterung der Einsatzbereiche der thermischen Solarenergie auf den Mehrfamilienhausbereich, den Tourismussektor und die Einbindung von Solarenergie in Nah- und Fernwärmenetze sowie in gewerbliche und industrielle Anwendungen zurückzuführen.

Nach der Phase des massiven Wachstums bis zum Jahr 2009 ist der Inlandsmarkt nun seit fünf Jahren in Folge rückläufig, was unter anderem auf die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie auf deutlich gesunkene Preise von Photovoltaikanlagen und fossilen Energieträgern zurückzuführen ist, während die Endkundenpreise von thermischen Solaranlagen auf hohem Niveau weitgehend stabil blieben.

Mit Ende des Jahres 2014 waren in Österreich 5,2 Millionen Quadratmeter thermische Sonnenkollektoren in Betrieb, was einer installierten Leistung von 3,6 GWth entspricht. Der Nutzwärmeertrag dieser Anlagen lag bei 2.100 GWhth.

Im Jahr 2014 wurden 155.170 m² thermische Sonnenkollektoren, entsprechend einer Leistung von 108,6 MWth neu installiert. Im Vergleich zum Jahr 2013 verzeichnete der Solarthermiemarkt in Österreich damit einen Rückgang um 15 %.

Abbildung 4: Die Marktentwicklung der Solarthermie in Österreich bis 2014. Quelle: AEE INTEC

Wärmepumpen

Die historische Entwicklung des Wärmepumpenmarktes ist von einer ersten Phase starker Marktdiffusion von Brauchwasserwärmepumpen in den 1980er Jahren, einem deutlichen Markteinbruch in den 1990er Jahren und einer starken Marktdiffusion von Heizungswärmepumpen ab dem Jahr 2001 gekennzeichnet. Die Verbreitung von Heizungswärmepumpen fand ab dem Jahr 2001 parallel zur Marktdiffusion von energieeffizienten Gebäuden statt, die durch geringen Heizwärmebedarf und geringe Heizungsvorlauftemperaturen einen energieeffizienten und wirtschaftlich attraktiven Einsatz dieser Technologie ermöglichten.

Der Gesamtabsatz von Wärmepumpen (Inlandsmarkt plus Exportmarkt) stieg von 28.959 Anlagen im Jahr 2013 um 1,0 % auf 29.236 Anlagen im Jahr 2014 und wuchs damit geringfügig. Leichte Zuwächse waren dabei sowohl im Inlandsmarkt (+1,1 %) als auch im Exportmarkt (+0,8 %) zu beobachten. Die Zuwächse im Inlandsmarkt beschränkten sich jedoch auf den kleinen Leistungsberich von bis zu 10 kW (+10,8 %) und die Brauchwasserwärmepumpen (+5,2 %). Alle anderen Leistungs-bereiche und Anwendungen waren rückläufig. Im Exportmarkt konnten überdies auch in größeren Leistungssegmenten geringfügige Zugewinne erzielt werden.

Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen fokussieren bei Wärmepumpensystemen zurzeit auf Kombinationsanlagen mit anderen Technologien wie z.B. mit solarthermischen Anlagen oder Photovoltaikanlagen, auf die Erschließung von neuen Energiedienstleistungen wie die Raumkühlung- und Klimatisierung oder auch die Gebäudetrockenlegung im Sanierungsbereich. Der Einsatz neuer Antriebsenergien wie Erdgas und der Einsatz in Smart Grids ergänzen das Innovationsspektrum.

Abbildung 5: Die Marktentwicklung der Wärmepumpentechnologie in Österreich bis 2014. Quelle: EEG

Windkraft

Die Windenergie hat sich in Österreich in mehreren Phasen entwickelt. In der ersten Phase, welche mit dem ersten Ökostromgesetz einherging, wurde in Österreich knapp 1 GWel Windkraftleistung errichtet. Nach Jahren des Stillstandes wurden durch die Rahmenbedingungen des Ökostromgesetzes 2012 wieder maßgebliche Leistungen zugebaut. Im Jahr 2014 waren dies 144 Anlagen mit insgesamt 411 MWel. Bis Ende 2014 wurden in Österreich damit insgesamt 2.095 MWel Windkraft errichtet. Im Vergleich zu 2013 betrug der Leistungszuwachs 24%. Der stärkste Zuwachs entfällt dabei auf das Burgenland (191 MWel), gefolgt von Niederösterreich (166 MWel), der Steiermark (38 MWel) und Oberösterreich (15 MWel).

Technologisch dominierten im Jahr 2014 deutlich die 3 MWel-Windkraftanlagen, wobei in Österreich 114 Anlagen dieser Leistungsklasse installiert wurden. Die durchschnittliche Generatorleistung hat sich damit seit 1994 verzwanzigfacht. Die österreichischen Betreiber erlösten durch den Verkauf von Windstrom im Jahr 2014 knapp 300 Mio. Euro.

Abbildung 6: Die Marktentwicklung der Windkraft in Österreich bis 2013. Quelle: IG Windkraft

Empfehlungen

Energiepolitische Akteure stehen momentan vor der Herausforderung, die nur beschränkt verfügbaren Mittel für öffentliche Förderungen für gleichermaßen effiziente wie langfristig effektive anreizorientierte Instrumente einzusetzen. Neben der richtigen Förderhöhe und deren dynamischer Gestaltung über die Zeit ist in diesem Bereich vor allem Kontinuität gefragt. Auch für die Wirtschaft sind Kontinuität und Planbarkeit wichtiger als hohe Einmal-Effekte. Innovative Methoden der optimalen Fördervergabe wie z.B. wöchentliche Internet-Auktionen ermöglichen eine gute Nutzung der privaten Zahlungsbereitschaft und verbessern die Förderungseffizienz da z.B. free rider reduziert werden. Eine langfristige statische (Über)förderung ist hingegen für die Technologiediffusion ebenso schädlich, wie eine stop-and-go Förderung. Eine budgetneutrale Finanzierung von anreizorientierten energiepolitischen Instrumenten durch eine CO2-Steuer würde überdies einen doppelten Hebel bei der Erreichung gesteckter Ziele ergeben. Der Einsatz normativer Instrumente im Energieeffizienzbereich oder im Bereich des Technologiedesigns (z.B. Abgasnormen) ist jedenfalls effizient und bei Überprüfung der Vorschriften auch effektiv. Als Marktanreizinstrument (z.B. Verordnung einer Technologie) haben sich normative Instrumente kaum bewährt. Durch die in der Praxis erforderliche einfache Formulierung ist das Instrument notwendigerweise suboptimal, in der Regel viel zu starr, um mit dem technologischen Fortschritt mithalten zu können (auch was alternative Lösungen betrifft) und politisch kaum langfristig durchhaltbar.

Den Technologieproduzenten der untersuchten Branchen kann aus den aktuellen Entwicklungen heraus empfohlen werden, einerseits durch beständige Innovations-bestrebungen wettbewerbsfähige Produkte zu erhalten und neue Märkte oder Anwendungen zu erschließen und andererseits durch die Weitergabe von ökonomischen Lerneffekten an den Endkunden eine langfristige Wettbewerbs-fähigkeit zu schaffen. Bei einem Stillstand der Entwicklung geht mit dem Innovationsvorsprung auch der Wettbewerbsvorteil rasch verloren. Eine hohe Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Beobachtung und Analyse des Endkundenmarktes zu. Die Merkmale der Technologie müssen in Hinblick auf Komplexität, Design und Endkundenpreis dem jeweiligen Status des Innovations-Diffusionsprozesses entsprechen, da selbiger bei mangelnder dynamischer und angepasster Technologieentwicklung rasch zum Stillstand kommen kann.

Für den Bereich der Forschung und Entwicklung lässt sich schlussfolgern, dass besonders langfristig attraktive Themen in jenen Bereichen angesiedelt sind, die Systeminnovationen hervorbringen können. Beispiele hierfür sind die Entwicklung von “plug and play“ Solarthermiesystemen zu wettbewerbsfähigen Endkunden-preisen, von Wärmespeichern mit hoher Wärmedichte und/oder saisonaler Wärmekapazität, von Komplettlösungen für die Gebäudeintegration von Strom und Wärme, kompakte Plusenergiehauslösungen und vieles mehr. Weiters stellt die Optimierung und Implementierung von effizienten und effektiven anreizorientierten und normativen energiepolitischen Instrumenten ein wichtiges Forschungsthema dar.

Autorenbeschreibung

Werner Weiss ist Geschäftsführer von AEE INTEC und war einer der Ko-Autoren der Studie „Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2014“. Weitere Autorinnen sind: Peter Biermayr, Manuela Eberl, Monika Enigl, Hubert Fechner, Christa Kristöfel, Kurt Leonhartsberger, Florian Maringer, Stefan Moidl, Christoph Schmidl, Christoph Strasser, Elisabeth Wopienka.

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