Zeitschrift EE

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2010-01

Projektvorstellungen und Service

Hoch wärmegedämmte Gebäude bilden die Basis für 100% Solarversorgung

Mit Wärmerückgewinnung und Solarwärme zu 100% versorgt

Die Nutzung von Wärmerückgewinnungspotenzialen und Solarwärme ermöglicht zu 100% solar versorgte Gebäude.

 

Von Christian Fink *

Bei Niedrigenergie- und Passivhäusern ist der Energiebedarf für Warmwasser oft größer als der Raumwärmebedarf. Zusätzlich sind für das Erreichen des Warmwasserkomforts vielfach höhere Temperaturen gefordert als für das Erreichen des Raumwärmekomforts. Dadurch steigt die Relevanz des Energiebedarfs für Warmwasser mit zunehmendem Dämmstandard der Gebäude, weshalb es eine absolute Notwendigkeit ist, sinnvolle Warmwasser-Konzepte zu entwickeln. Wobei eine solche Konzeptentwicklung bei der Bereitstellung über die Speicherung und Verteilung bis hin zur Abwasser-Wärmerückgewinnung ansetzen muss.
Eine weitere Motivation ergibt sich aus der Tatsache, dass selbst in Niedrigenergie- und Passivhäusern das Erreichen von hohen solaren Deckungsgraden (80-100%) in der Wärmebereitung derzeit nur mit sehr hohem Aufwand (sprich großer Kollektorfläche und großem Energiespeicher) realisiert werden kann. Im Verhältnis zur eingesparten Energie können solche Aufwendungen für solarthermische Anlagen gerade bei geringem Gesamt-Energiebedarf aus finanzieller Sicht kaum gerechtfertigt werden. Ein wesentlicher Sprung von sehr hohen Investitionskosten auf ein tieferes Niveau kann nur dann erreicht werden, wenn die Solaranlage garantiert 100% des Wärmebedarfs abdeckt und dadurch auf eine Zusatzheizung gänzlich verzichtet werden kann.
Genau diese Aspekte werden vom Institut für Wärmetechnik an der TU Graz und von AEE INTEC im Rahmen des Forschungsprojektes „Nutzung von Wärmerückgewinnungspotenzialen“ (beauftragt im Rahmen der österreichischen Programmlinie „Haus der Zukunft plus“) untersucht. Schwerpunktmäßig werden dabei die folgenden zwei Maßnahmen hinsichtlich ihrer Reduktionsmöglichkeit von Solarkollektorfläche, Energiespeichervolumen und Investitionskosten behandelt:

  • Einsatz einer Klein-Wärmepumpe, die bei fehlendem Kollektorertrag den oberen Bereich des Speichers auf Soll-Temperatur hält und die dafür benötigte Wärme dem unteren Bereich des Speichers entzieht (relativ geringe Investitionskosten, da keine Erdkollektoren oder Tiefensonden als Wärmequelle für die Wärmepumpe benötigt werden).
  • Abwasser-Wärmerückgewinnung auf unkompliziertem Weg (keine Zwischenspeicherung des Abwassers). Zum Beispiel mittels „heat pipes“ direkt in den unteren Bereich des Solarspeichers.

Die Einbindung einer Wärmepumpe bietet den entscheidenden Vorteil, dass im unteren Bereich des Speichers Temperaturen um die 4°C erreicht werden können, was für den Kollektorertrag im Winter sowie für die Abwasser-Wärmerückgewinnung ein hohes Potential in der entscheidenden Saison des Jahres eröffnet. Platzbedarf und Investitionskosten einer Wärmepumpe und eines Abwasser-Wärmetauschers sind relativ gering im Vergleich zu den Einsparungen, welche durch die Reduktion von Kollektorfläche und Speichergröße erzielt werden können. Abwasser-Wärmerückgewinnung und die Kopplung von Sonnenkollektoren mit Wärmepumpen bilden hier die Basis für die Entwicklung eines Low-Exergy Konzeptes und können eine interessante Alternative zu vielfach zum Einsatz kommenden Stromdirektheizungen bzw. Luft-Wasser-Wärmepumpen in Niedrigstenergie- und Passivhauskonzepten darstellen.
Das Projekt „Nutzung von Wärmerückgewinnungspotenzialen (WRGpot)“ wurde im Jänner 2010 gestartet und hat eine Laufzeit von 24 Monaten.

*) DI (FH) Dr. Andreas Heinz ist Mitarbeiter des Instituts für Wärmetechnik an der TU Graz und Projektleiter von WRGpot
Ing. Christian Fink ist Leiter des Arbeitsbereiches „Solarthermische Komponenten und Systeme“ bei AEE INTEC
DI (FH) Johann Breidler ist Mitarbeiter der AEE INTEC [^]

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2010-01

Projektvorstellungen und Service

Leitprojekt: e80^3-Gebäude

„Sanierungskonzepte zum Plus-Energiehaus mit vorgefertigten aktiven Dach- und Fassadenelementen, integrierter Haustechnik und Netzintegration“. Dieses "Haus der Zukunft Plus"-Leitprojekt verfolgt das Ziel der hocheffizienten Sanierung von bestehenden Gebäuden und Siedlungen im urbanen Raum. Zentraler Fokus sind Gebäude, die zwischen 1950 und 1980 errichtet wurden.

Eine hochwertige Sanierung zum Plus-Energiehaus ist nur durch ein integratives Sanierungs- und Energiekonzept möglich. Durch die Sanierung der Außenhülle mit Passivhauskomponenten und einer gleichzeitigen Integration von energieerzeugenden Aktivelementen – thermischen Kollektoren, PV – und einer Netzintegration für Strom und Wärme als Speicher- und Verteilfunktion ist ein Plus-Energiegebäude in der Sanierung möglich.
Bei der Technologie und Komponentenentwicklung von Prototypen für vorgefertigte Fassadenelemente und Ver- und Entsorgungssysteme werden besonders die hochbautechnischen und bauphysikalischen Aspekte betrachtet und in die Überlegungen miteinbezogen. Aufbauend auf bereits realisierte innovative „Haus der Zukunft-Projekte“ sollen diese Leit- bzw. Leuchtturmprojekte weiterentwickelt, optimiert, perfektioniert und somit von der Einzelfertigung zur Serienfertigung übergeleitet werden.
Durch die Weiterentwicklung von vorgefertigten Fassaden- und Dachgrundmodulen, sowie außen liegenden, neuartigen Haustechnikmodulen für bis zu 4-geschossige Gebäude wird es zukünftig möglich sein, sämtliche Gebäude dieser Epochen hochwertig und gleichzeitig wirtschaftlich zu sanieren. Die Fassaden- und Dachgrundmodule beinhalten einerseits traditionelle hinterlüftete Konstruktionen und andererseits energieerzeugende Aktivelemente ("Plus" Energieerzeuger) wie Solarkollektoren und PV-Anlagen. Somit kann die Anzahl und Anordnung jeweils auf die gegebene Situation (Null-Energie oder Plus-Energie) abgestimmt und optimiert werden.
Die Gebäudehülle als aktives und nicht nur als passives Element, als Energiewandler (Gebäude 2020 als Energieerzeuger) erfüllt mehr Funktionen als nur die Trennung des Außenraumes vom Innenraum mit mehr oder weniger Dämmstärken. Es gibt noch zu wenig Ansätze und wirtschaftlich umgesetzte Beispiele vorgefertigter Fassaden- und Dachelemente. Die Umsetzung systematischer mit integrierter Leitungsführung außerhalb der ursprünglichen Fassade in Kombination mit der neuen Gebäudehüllfläche würde eine Innovation für den Markt bedeuten. Die Integration von bereits bestehenden und geplanten Netzen als Speicher und Verteiler erlaubt es zukünftig Plusenergiehäuser im Gebäudeverband in der Sanierung zu realisieren.


Auftraggeber

BMVIT Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Programmlinie „Haus der Zukunft plus“

Projektpartner

Projektleitung:
AEE INTEC (DI. Dr. Karl Höfler, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

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2010-01

Wassermanagement

Abbildung 1: Einfache Möglichkeit für die Handhygiene nach dem Toilettenbsuch in Vrata/Rumänien (Quelle: WBCF)

In der Europäischen Region wurde der Mangel an sicherem Trinkwasser und angemessener Siedlungshygiene als wesentliche Ursache für Kindersterblichkeit und hohe Erkrankungsziffern erkannt, besonders in Ländern Osteuropas, Kaukasus und Zentralasiens (EECCA). In der Europäischen Region (nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO) haben 120 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie zu hygienischen sanitären Einrichtungen, was zu abwasserbürtigen Erkrankungen wie Hepatitis A, Typhus und Durchfall-Erkrankungen führt.

Nachhaltige Schultoiletten für eine bessere Gesundheit von Kindern

Von Dr.-Ing. Claudia Wendland, Margriet Samwel, Sascha Gabizon*

Eine sichere Wasserversorgung und adequates Abwassermanagement würde über 30 Millionen Fälle von wasserbedingten Erkrankungen pro Jahr in der Region verhindern [WHO 2003]).
Es gibt große Unterschiede zwischen den Ländern der WHO-Euro-Region, was Wasser- und Abwassermanagement anbetrifft. Die Daten werden vor allem von den Haushalten erfasst, über den Zustand in öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, weiß man daher sehr wenig.

Mangel an sicheren sanitären Einrichtungen und sauberem Trinkwasser

In den neuen EU-Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien sind Latrinen und unkontrollierte Abwasserableitung eine Hauptursache für die Gewässerbelastung durch Nährstoffe und Krankheitserreger, neben der weit verbreiteten Verschmutzung durch die Landwirtschaft mit mineralischen Düngemitteln und Pestiziden. Rumänien hat 10 Millionen Einwohner, die nicht an eine zentrale Kanalisation angeschlossen sind und keinen Zugang zu sicheren sanitären Einrichtungen haben. 8 Millionen Einwohner, meist aus ländlichen Gegenden, sind auf ungeschützte Brunnen für die Trinkwasserversorgung angewiesen. Die Weltbank schätzt, dass in Rumänien mindestens 25% der Nitratbelastung des Grundwassers durch Latrinen und mangelhaften Klärgruben verursacht wird.
In Bulgarien gibt es in fast allen Gegenden eine zentrale Wasserversorgung, aber das Abwassermanagement ist unzureichend. 98% der Dörfer verfügen über keine Kanalisation bzw. Abwasserbehandlung.
Seit der Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjet-Staaten wie die Ukraine, Moldawien, Armenien und viele andere, sind bestehende zentrale Wasser-und Abwassersysteme durch fehlendes Know-How, mangelnde Mittel und fehlende Strukturen für den Eigentumsübergang mangelhaft gewartet worden und in vielen Gegenden zusammengebrochen. Heute gehört die Trinkwassersituation in den ländlichen Gebieten z.B. der Ukraine zu den schlechtesten in der WHO-Euro-Region. Im Jahre 2004 hatten nur 26% der ländlichen Bevölkerung eine zentrale Wasserversorgung und nur etwa 6% einen Hausanschluss. Die übrige ländliche Bevölkerung bezieht ihr Trinkwasser aus privaten oder öffentlichen Brunnen.
Die gleiche Situation ist in Ländern wie Armenien, Kirgisistan, Usbekistan und anderen zu beobachten. Offiziell haben Haushalte Zugang zu einer verbesserten Wasserversorgung, aber in den meisten Fällen ist die Wasserversorgung häufig unterbrochen und es gibt erhebliche Wasserverluste in den Leitungen. Undichte Abwasserkanalisationen belasten die Gewässer, auch das Grundwasser für die Trinkwassergewinnung.
Die Landbevölkerung ist auf Latrinen oder undichte Klärgruben angewiesen. Die Sanitärversorgung ist oft unhygienisch und im Winter bei kalten Temperaturen für viele Menschen unzumutbar. Aber auch der Zugang zu einer zentralen Wasserversorgung gibt wegen der vielen Unterbrechungen keine Garantie für angemessene sanitäre Versorgung.
Das NRO-Netzwerk Women in Europe for a Common Future (WECF) führt Projekte in ländlichen Gebieten der neuen beigetretenen EU-Länder Rumänien und Bulgarien und in 11 EECCA Ländern (Ukraine, Weißrussland, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Afghanistan, Kirgisistan, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan) im Bereich Wasser- und Sanitärversorgung und Abwasserentsorgung durch. In vielen ländlichen Gemeinden ist der fehlende Zugang zu sicherem Trinkwasser ein wichtiges Thema. Allerdings stellte sich heraus, dass das Problem mangelnder sicherer sanitärer Einrichtungen ebenfalls erheblich ist, besonders auch an Schulen in ländlichen Gebieten. Die unhygienischen Zustände stellen ein Gesundheitsproblem für die Kinder dar.

Abbildung 2:Anbau für eine neue Toilettenanlage in Kirgisistan (WECF)

Zustand der Schultoiletten

In den Projekten hat WECF unzumutbare, unhygienische Zustände in den Schultoiletten in den ländlichen Gegenden aller Projektländer vorgefunden. Die Probleme entstehen nicht unbedingt durch mangelhafte Betreuung der Schultoiletten, sondern liegen vor allem an dem System der Latrinen selbst. Durch die Sammlung der menschlichen Exkremente in den Gruben entstehen Gerüche und Faulungsprozesse. Es ist der ideale Nährboden für Fliegen, die eine weitere Infektionsgefahr darstellen.
Durch den unangenehmen Geruch werden die Toiletten in der Regel möglichst weit weg vom Schulgebäude platziert. In Gegenden mit kalten Wintern leiden insbesondere Mädchen unter Blasenentzündungen bei kalten Temperaturen. Z.B. in Armenien und Weissrussland sind Wintertemperaturen unter -15°C keine Seltenheit.
In vielen Schulen gibt es keine Möglichkeit, sich nach dem Toilettengang die Hände zu waschen, obwohl eine Vielzahl von Interventionsstudien den Zusammenhang zwischen Händewaschen mit Seife und Durchfallerkrankungen belegen [WASH 2004].
Ein weiteres Problem ist die fehlende Privatsphäre auf den Schultoiletten. Türen, wenn es sie denn gibt, können nicht abgeschlossen werden. Manchmal gibt es nur offene Räume für mehrere Benutzer ohne Sichtschutz. Die meisten Schüler versuchen daher den Besuch der Schultoiletten zu vermeiden und trinken möglichst wenig. Dies ist der Gesundheit der Kinder ebenfalls abträglich. Ein zusätzlicher Aspekt ist dabei, dass Mädchen während der Menstruationsperiode aufgrund der hygienischen Zustände und mangelnden Privatsphäre eher zu Hause bleiben [WASH 2007].
Die Gruben der Latrinen sind oft nicht abgedichtet, so dass je nach geo-hydrologischer Situation das Grundwasser durch Keime und Nitrate belastet wird. WECF hat in rumänischen und ukrainischen dicht besiedelten Dörfern hohe Konzentration von e-coli-Bakterien und Nitraten gemessen (Samwel und Gabizon, 2006) Die Gruben müssen von Zeit zu Zeit geleert werden, dazu gibt es oft kein Bewusstsein einer ordnungsgemäßen Entsorgung.
Obwohl die EECCA-Länder Hygiene-Aufsichtsbehörden haben, die auch Regelungen für Schulen herausgeben, sind die hygienischen Zustände oft desaströs. Den verantwortlichen Behörden sind diese Bedingungen nicht bekannt oder sie ignorieren sie schlicht, da Schultoiletten keine Priorität in der Politik haben. Der Water Supply and Sanitation Collaborative Council (WSSCC) sagt dazu, dass die lokalen Behörden die größte Barriere für die Einführung hygienischer Zustände seien (WASH & WSSCC).

Nachhaltige und sichere Schultoiletten - Trockentrenntoiletten

Eines der Ziele der WECF-Projekte ist die Verbesserung der Sanitärbedingungen in Schulen. Außerdem möchte WECF Lösungen aufzeigen, wie die Situation sofort verbessert werden kann, ohne dass man auf den Zugang zu zentraler Wasserversorgung und Abwasserentsorgung angewiesen ist. Im Jahre 2003 startete WECF mit lokalen Partnern in Rumänien mit dem Bau der ersten Trockentrenntoilette in Garla Mare für eine Schule mit 180 Schülern und 8 Lehrern und Angestellten [Samwel et al 2006]. Eine Trockentrenntoilette besteht aus einer Toilette, die direkt Urin und Fäkalien getrennt ableitet und sammelt [Richert-Stintzing 2007]. Das Toilettensystem braucht kein Spülwasser, sondern die Fäkalien werden nach der Benutzung mit Trockenmaterial wie Sägespäne oder Asche abgedeckt. Die Sammlung, Behandlung und Nutzung von Urin und Fäkalien in der Landwirtschaft erfolgt nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation [WASH 2006].
Die Trockentrenntoilette produziert keine unangenehmen Gerüche, lockt keine Fliegen an und kann daher auch im Haus eingebaut werden. Die Nutzung von Urin und Fäkalien im Garten bzw. Landwirtschaft als organischer Dünger kann zusätzlich zur Nahrungsmittelproduktion beitragen und die Böden verbessern WASH 2006].
Mittlerweile haben WECF und lokale Partner in 12 Ländern über 25 Trockentrenntoiletten für Schulen und Kindergärten erfolgreich mit dieser Technologie errichtet [Deegener et al 2009]. Abhängig von der lokalen Kultur und den Wünschen wurden die Toilettengebäude auf dem Schulhof gebaut oder im Schulgebäude verbunden. Finanziert wurden diese vor allem vom niederländischen Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit und von der französischen Stiftung Fondation Ensemble.

Abbildung 3: Schultoilette in Vrata / Rumänien vor und nach der Sanierung (Quelle: WECF)

Weitere Verbreitung der Trockentrenntoiletten an Schulen in der Region

Nach der erfolgreichen Implementierung der Trockentrenntoiletten als Demonstrationsanlagen stellt die weitere Verbreitung dieser kostengünstigen und nachhaltigen Lösung eine Herausforderung dar. In den meisten EECCA Ländern gibt es kein staatliches Programm für Sanitäreinrichtungen in Schulen, da das Thema weder politische noch finanzielle Unterstützung erfährt. Die Pilotanlagen z.B. in der Ukraine haben große Aufmerksamkeit erregt, dass es für Schulen effiziente Alternativen zu einfachen Latrinen gibt. Allerdings ist es dringend notwendig, dass es, auch im legislativen Bereich, zusätzliche Unterstützung auf nationaler und auch auf EU-Ebene zum sicheren Einsatz von modernen Toiletten ohne Wasserspülung gibt.

Literatur

  • Babyak S., Wolters M., Mohr A., 2006, Sustainable rural development in Ukraine, demonstrating solutions for water supply, sanitation and agriculture, WECF The Netherlands, pp 18-20
  • Deegener, S., Wendland, C. Samwel, M., Samwel, A. 2009. Sustainable and Safe School Sanitation, WECF Netherlands, http://www.wecf.eu/download/2009/august/2009_school_sanitation.pdf
  • Gabizon S., Iacob J., 2004, Reducing the effects of polluted water on children’s health in rural Romania, WECF Netherlands, 6 pp
  • Herbst S., 2006, Water, sanitation, hygiene and diarrhoeal diseases in the Aral Sea area (Khorezm, Uzbekistan), Ecology and Development Series No. 43 Tropical Medicine and Hygiene 97 (2): 153-158
  • Richert-Stintzing A., 2007, Urine diversion in climates with cold winters, technical, agricultural and hygienic considerations, WECF Netherlands, 8 pp, http://www.wecf.eu/cms/download/2007/WP-26_web-07.pdf
  • Samwel M., Gabizon S., 2006, Sustainable development for all, reducing effects of polluted drinking water and inadequate sanitation on children’s health in rural Romania, WECF Netherlands, 5 pp, http://www.wecf.eu/cms/download/2006/SD_all.pdf
  • Samwel M., 2005, Technical description of the ecosan school toilets Garla Mare, Romania, en-ecosan-pds-011-romania-garlamare-2005.pdf
  • Samwel M., Gabizon S., Wolters A., Wolters M., 2006, From pit latrine to ecological toilet, Results of a survey on dry urine diverting school toilets and pit latrines in Garla Mare, Romania; experiences and acceptances; WECF The Netherlands, pp 15-20, http://www.wecf.eu/cms/download/survey_sanitary.pdf
  • Samwel M., Anakhasyan E., 2007, Technical description of the dry urine diverting school toilets in Hayanist, Armenia en-ecosanpds-025-shool-toilets-armenia-2007.pdf
  • WASH, 2004, Sanitation and hygiene promotion, 8 pp http://www.globalhandwashing.org/Publications/Attachments/CurtisHandwashing.pdf
  • WASH, WSSCC, A guide to the investigation of one of the biggest scandals of the last 50 years, 5 pp
  • WHO, 2006, Guidelines for the safe use of wastewater, excreta and grey water, Volume 4, Use of excreta and grey water in agriculture http://www.who.int/water_sanitation_health/wastewater/gsuww/en/index.html
  • WHO, 2003, World Health Organisation, Regional Office for Europe, http://www.euro.who.int/watsan/issues/20030903_1

*) Dr.-Ing. Claudia Wendland, Margriet Samwel, Sascha Gabizon, Women in Europe for a Common Future (WECF) [^]

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2010-01

Wassermanagement

Abbildung 1: Pflanzenkläranlage im Haus Lechner

Vor allem für ländliche Streusiedlungen ist die zentrale Abwasserbehandlung, wie sie in Ballungszentren üblich ist, nicht zwangsweise die ökologisch und ökonomisch günstigste Variante. Im Hinblick auf eine verantwortungsvolle Nutzung und Schonung unserer natürlichen Ressourcen wurde auch die Notwendigkeit zur Förderung nachhaltiger Systeme in der Siedlungswasserwirtschaft erkannt.
Nachhaltig ist ein System, das möglichst wenig Trinkwasser verbraucht und die Inhaltsstoffe im Abwasser, hauptsächlich Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor sowie das Wasser selbst in möglichst kleinen Kreisen wiederverwendet. Regenwasser wird als weitere Wasserquelle in das System integriert, verwendet oder versickert, anstatt es möglichst rasch abzuleiten.

NASPA - Nachhaltige Sanitärkonzepte in Österreich

Von Martin Regelsberger und Elke Müllegger*

Aus Mangel an Erfahrungen wurden solche Systeme bisher nur in geringer Anzahl in Österreich praktisch umgesetzt. An fünf Objekten - zwei steirischen Gemeinden (Unterauersbach und Langegg-Hirtenfeld), einer Wohnhausanlage in Pöllau (Nähe Gleisdorf), dem Christophorus Haus (Bürogebäude) in Stadl Paura sowie einem Privathaushalt (Oberwindhag, Waldviertel) - werden neue und sinnvolle Wege einer nachhaltigen Siedlungswasserwirtschaft unter praktischen Bedingungen untersucht und darauf basierend Empfehlungen ausgearbeitet.

Untersuchte Objekte

Christophorus Haus...
... ist ein als ökologisches Passivhaus (Abbildung 2) konzipiertes Verwaltungs- und Betriebsgebäude mit Geschäftsflächen, Werkstätte, Lager und Autowaschanlage der MIVA in Stadl-Paura, Oberösterreich. Das Gebäude wurde im Oktober 2003 fertig gestellt. Das getrennt abgeleitete Grauwasser (aus Handwaschbecken der Sanitärräume und der Küche) wird mittels eines bepflanzten Bodenfilters (Pflanzenkläranlage) biologisch gereinigt, mit dem gesammelten Regenwasser gemischt und steht für die Wiedernutzung als Brauchwasser zur Verfügung. Besonders ist, dass das anfallende Grauwasser im Inneren des Gebäudes aufbereitet wird. Das Brauchwasser wird für die Spülungen der Toiletten, die Versorgung der Autowaschanlage und die Gartenbewässerung eingesetzt. Abwässer aus den Toiletten werden der öffentlichen Kanalisation zugeführt.

Abbildung 2: Christophorushaus mit natürlicher Kühlung

Privathaushalt Lechner
In einem Bauernhaus in der Nähe von Weitra, im nördlichen Waldvierte, das seit Juni 2003 als ständiger Wohnsitz und Praxis dient, wurde bei der Revitalisierung ein neues Wasserkonzept eingebaut.
Die Sanitäranlagen bestehen aus einer Trockentoilette mit Urinnutzung und Kompostierung. Das Grauwasser aus Bad (Duschen und Badewanne), Waschmaschine und Küche wird getrennt erfasst und in einer Pflanzenkläranlage im Wohnzimmer (Abbildung 1) gereinigt und im Garten für die Verwendung als Bewässerungswasser in der vorhandenen Senkgrube gespeichert.

Wohnanlage Pöllau 18
In einem renovierten Gutshof bei Markt Hartmannsdorf wurden auf 11.000 m² und drei Gebäuden zehn Mietwohnungen mit 45 bis 106 m² Wohnfläche, Büroräume und ein Veranstaltungssaal untergebracht. Das bei der Renovierung umgesetzte Wasserkonzept umfasste die unten beschriebenen Komponenten.
Regenwassersystem, mit Zisternen von 42 m³, inklusive Löschwasserbedarf. Das Regenwasser wird primär in den beiden gemeinschaftlichen Waschküchen und zur Bewässerung der Außenanlagen genutzt. Das weiche Regenwasser reduziert den Waschmittelbedarf erheblich. Der Ablauf der versiegelten Flächen wird nicht abgeleitet, sondern über eine Teichanlage versickert.
Grauwasserrecycling, bei dem das relativ schwach verunreinigte Abwasser aus den Duschen, den Badewannen und den Handwaschbecken, im österreichischen Schnitt täglich ca. 55 bis 80 Liter pro Person, in einer Pontos SBR-Anlage („Sequencing Batch Reactor“, Abbildung 3) gereinigt und zur Toilettenspülung verwendet wird. Ein eingebauter Wärmetauscher ermöglicht die Nutzung eines Teils der im Warmwasser enthaltenen Energie.
Fremdenergiefreie Abwasserreinigung mittels Pflanzenkläranlage, zur biologischen Reinigung der anfallenden Fäkalabwässer, der stark verunreinigten Küchenabwässer und jener der Waschmaschinen, also etwa 60% des Wasserverbrauchs. Im Sinne der Schließung des natürlichen Wasserkreislaufs wird das gereinigte Wasser nicht abgeleitet, sondern vor Ort oberflächennah verrieselt. Bei Bedarf ist es möglich, das noch immer nährstoffreiche Wasser für die Bewässerung eines Weingartens oder anderer geeigneter landwirtschaftlicher Flächen heranzuziehen und damit zu düngen.
Das Objekt wurde mit einem Messsystem ausgestattet, das eine automatische Erfassung aller Volumenströme und Durchflüsse sowie der Energiemengen am Abwasserwärmetauscher erlaubte. Das Monitoringprogramm wurde von Februar 2008 bis in den Juni 2009 durchgeführt, wobei Wasserproben erst ab September 2008 genommen werden konnten, als ausreichend Mieter einen entsprechenden Wasserverbrauch garantierten.

Abbildung 3: Grauwasserrecyclinganlage in Pöllau 81

Privathaushalt Blümel
Das Einfamilienhaus in Lieboch ist ein Neubau in Niedrigenergiehausstandard, der 2007 errichtet wurde und von einer Familie mit zwei Kindern bewohnt wird. Das anfallende Grauwasser aus dem Bad wird getrennt von den Fäkal- und Küchenabwässern gesammelt und in einer Biomembrananlage mit Plattenmembranen aufbereitet. Die beiden Toiletteanlagen, zwei Betriebswasserzapfhähne im Außenbereich und in den Sommermonaten die Dusche im Außenbereich am Swimmingpool werden mit dem so produzierten Betriebswasser gespeist.
Von den Zapfhähnen im Außenbereich wird auch der Garten bei Bedarf gegossen. Im Winterhalbjahr wird auch die Waschmaschine aus dem Betriebswassernetz versorgt. Im Bedarfsfall wird Regenwasser und in Ausnahmefällen, etwa bei erschöpften Regenwasserreserven, wird automatisch Trinkwasser in das Betriebswassersystem nachgespeist.

Gemeinde Unterauersbach
Die steirische Gemeinde Unterauersbach, mit 518 EinwohnerInnen, hat bereits seit den 80er Jahren einzelne Anlagen zur Brauchwassernutzung und selbst gebaute Pflanzenkläranlagen. Nach Gründung der Abwassergenossenschaft GLAUBA, die dezentrale und nachhaltige Systeme favorisiert, wurde ein Diskussionsprozess eingeleitet, welcher eine genauere Betrachtung der Wasser und Abwassersituation der Gemeinde zur Folge hatte. Auf Basis eines einstimmigen Gemeinderatsbeschlusses sollten kreislauforientierte, nachhaltige Systeme für das Gemeindegebiet von Unterauersbach vorgeschlagen werden. Von den vielen Möglichkeiten einer Trennung von Abwasserströmen und örtlichen Verwendung der verschiedenen gewonnenen Wässer wurde letztlich, nicht zuletzt wegen des Widerstands der Behörden gegen weiterreichende Konzepte, nur die Nutzung von gereinigtem Abwasser für die Produktion von Energieholz betrachtet.

Gemeinde Langegg-Hirtenfeld
Der Ortsteil Hirtenfeld der Gemeinde Langegg wird durch 11 Pflanzenkläranlagen in Ausbaugrößen von 4 bis 40 EW entsorgt. Die Errichtung der Kläranlagen erfolgte durch die Wassergenossenschaft Hirtenfeld im Jahr 2000. Weiters werden im restlichen Gemeindegebiet von Langegg mehrere private Pflanzenkläranlagen betrieben. Um den in diesen Kläranlagen anfallenden Primärschlamm weiterbehandeln zu können, hat die Wassergenossenschaft Langegg eine zentrale Klärschlammvererdungsanlage (KSV) errichtet. Der Transport von den Dreikammergruben zur KSV erfolgt mittels Güllefass. Die Vererdungsanlage ist seit dem Jahr 2000 in Betrieb. Mittlerweile haben 20 private Kläranlagenbetreibende, die nicht Mitglied der Genossenschaft sind, mit der Gemeinde eine Vereinbarung für die Abgabe des Klärschlamms abgeschlossen.

Ergebnisse

Die BetreiberInnen der untersuchten Grauwasseranlagen sind mit den installierten Anlagen zur Reinigung von Grauwasser zufrieden. Beide Anlagen erfordern technisches Verständnis und eine entsprechende Einschulung. Die Wartung der Anlagen wird in allen Fällen ordnungsgemäß durchgeführt und die Störungsanfälligkeit ist relativ gering. Aus technischer Sicht verursachen die Vorreinigung des Grauwassers und die Wartung der Beschickungsleitungen den höchsten Wartungsaufwand. Beim Energiebedarf unterscheiden sich die Anlagen aufgrund der technischen Unterschiede wesentlich. Bepflanzte Bodenfilter stellen ein brauchbares Verfahren für die Grauwasserreinigung innerhalb von Objekten dar, die auch weitere Zwecke wie z.B. architektonischen Mehrwert und Verbesserung des Raumklimas erfüllen.
Der durchschnittliche Verbrauch (ohne Einbeziehung von Gewerbe, Industrie oder Großverbrauchern) in Österreich liegt bei etwa 135 Litern pro Tag und Person. Ein 4 Personen - Haushalt benötigt durchschnittlich ca. 200 m3 Trinkwasser pro Jahr.

Tabelle 1: Gegenüberstellung von Wasserverbrauch, Trinkwasserverbrauch und Abwasseranfall in der Wohnanlage und in Österreich, in l/(EW.d)

 
Wohnanlage
l/(EW.d)
Österreich
l/(EW.d)
Einsparung
l/(EW.d)
Gesamtwasserverbrauch
107
135
28
Gesamttrinkwasserverbrauch
70
135
65
Gesamtabwasseranfall
76
120
44

In Pöllau 18, wo die Verbrauchsdaten eines größeren Objekts erfasst wurden, ergab sich folgendes Bild. Der Wasserverbrauch ist im Wohnressort um 28 l/(EW.d) geringer als im österreichischen Schnitt (siehe Tabelle 1). Der Trinkwasserverbrauch wird durch die Verwendung von Grauwasser für das Toilettenspülen und Regenwasser für die Wäsche um weitere 37 l/(EW.d) gegenüber dem Schnitt gesenkt. Damit liegt der Trinkwasserverbrauch bei 70 l/(EW.d) oder nur knapp über der Hälfte des durchschnittlichen Verbrauchs. Auch der Abwasseranfall wird von ca. 120 auf 76 l/(EW.d) gesenkt.

Tabelle 2 stellt den Wasserverbrauch im österreichischen Schnitt nach Verbrauchskategorie (siehe auch Abbildung 5) jenem in der Wohnanlage Pöllau (Abbildung 4) gegenüber. Unter Quelle wird angegeben, ob Trinkwasser durch eine andere Wasserquelle, wie Regenwasser, Grauwasser oder Abwasser, ersetzt wurde. In Klammern sind mögliche Alternativen in der Reihenfolge ihrer Eignung angegeben, wobei Trinkwasser auf Grund seiner prinzipiellen Eignung für alle Verwendungszwecke nicht gesondert angeführt wurde.

Tabelle 2: Trinkwasserverbrauch, aufgeteilt nach Kategorie, mit einer Kennung für die günstigste Wasserquelle (T = Trinkwasser, G = Grauwasser, R = Regenwasser, A = Abwasser, mögliche Varianten in Klammer, in der Reihenfolge ihrer Eignung)

Verbrauchskategorie
Verbrauch Durchschnitt
Verbrauch
Pöllau
Quelle
 
%
l/(EW.d)
%
l/(EW.d)
 
Duschen und Baden
34
45,8
32
34,1
T (R,G)
Persönliche Hygiene
7
9,5
   
T
Toilettenspülung
22
29,6
22
23,5
G
Wäsche waschen
17
23,0
12
13,0
R (G)
Andere Verwendungen
6
8,1
   
R (G, A)
Geschirr spülen
6
8,1
34
36,5
T (R)
Putzen
5
6,8
   
G
Trinken und Kochen
3
4,1
   
T
Summe  
135,0
 
107,1
 

Auffällig bei den Messergebnissen waren die spezifischen Wasserverbräuche. Die gesondert erfassten Verbräuche im Bad, in der Toilette fielen in Pöllau etwas niedriger aus, als die allgemein publizierten Daten, was mit einem sparsamen Umgang erklärt werden könnte (siehe den geringeren allgemeinen Verbrauch). In der Küche und beim Putzen lag der Verbrauch in Pöllau auch anteilsmäßig wesentlich über und bei der Wäsche und dem Außenbedarf weit unter dem Schnitt von publizierten Daten. Die Werte der spezifische Wasserverbräuche sind für die Bemessungen von solchen Anlagen entscheidend. Die in Pöllau gefundenen Werte sind sicher an zusätzlichen Beispielen und durch längere Messreihen zu erhärten. Eventuell sind aber die allgemein genutzten Durchschnittswerte teilweise zu korrigieren.

Abbildung 4: Spezifischer Wasserverbrauch in der Wohnanlage nach erfassten Kategorien

Abbildung 5: Spezifischer Trinkwasserverbrauch in Österreich nach den in der Wohnanlage 18 Pöllau erfassten Kategorien

Durch Regen- und Grauwassernutzung konnte der Trinkwasserverbrauch im Haus um gut die Hälfte und auch der Abwasseranfall massiv reduziert werden. Schätzungen auf Grund des durchschnittlichen Jahresverbrauchs ergeben eine Trinkwassereinsparung von etwa 27.000 Litern pro Person und Jahr.
Die Vorgangsweise, Trinkwasser durch vor Ort gereinigtes Grauwasser oder gesammeltes Regenwasser oder auch gereinigtes Abwasser für bestimmte Zwecke zu ersetzen, entlastet die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung und ist ein erster Schritt zu einer integrierten Wasserbewirtschaftung. Ein vollständiger Verzicht auf wassergespülte Fäkalien- und Urinentsorgung, wie am Beispiel Privathaus Lechner würde zusätzlich die Nährstoffrückführung in den lokalen Kreislauf erleichtern, zumal in Zusammenhang mit biologischen Anbaumethoden. Alternativ bietet sich die in Unterauersbach als Versuch gestarteten Energieproduktion. Solche Konzepte entlasten die Wasserinfrastruktur, nicht nur in isolierten Lagen, und erlauben ganz neue Lösungen für das Management der bisher als häusliche Abwässer bezeichneten flüssigen Wertstoffe. Neben dem wasserwirtschaftlichen Nutzen sind durch solche Konzepte oft auch andere Vorteile zu erzielen und jedenfalls anzustreben, wie ein verbessertes Raumklima, eine ansprechende Gestaltung der Landschaft mit zusätzlichem Angebot von Lebensraum, die Produktion von Energie oder von Pflanzennährstoffen, um nur einige zu nennen.
Derzeit befindet sich noch manches von dem Umgesetzten im Pilot- oder Experimentierstadium. Trotzdem ist es wichtig, an konkreten Beispielen Erfahrungen sammeln und sie als Demonstrationsobjekte Interessenten vorführen zu können. Es ist zu hoffen, dass die Techniken bald Eingang in Bauordnungen und Standards finden und so eine weitere Erhöhung der Effizienz von Gebäuden ermöglichen. Dies könnte zu einer breiten Anwendung des demonstrierten Ansatzes führen.

*) Dipl.-Ing. Martin Regelsberger ist Leiter der Abteilung für Wasser- und Abwassermanagement bei der AEE INTEC in Gleisdorf, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Dipl.-Ing.
Elke Müllegger arbeitet beim Ecosan -Club, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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2010-01

Nachhaltige Gebäude

Abbildung 1: Sitzungssaal (Quelle: Bartenbach Lichtlabor)

Im Rahmen des Programmes ,Energy Conservation in Buildings and Community Systems‘ (ECBCS) der internationalen Energieagentur IEA [1] wurde das Projekt »Energy Efficient Electric Lighting for Buildings« (Annex 45) durchgeführt [2].
Ziel des Projektes war, den Gebrauch energieeffizienter und qualitativ hochwertiger Lichttechnologien zu fördern, um den erwarteten Anstieg des elektrischen Energieverbrauchs einzudämmen.

Energieeffiziente Beleuchtung

Von Wilfried Pohl *

Dazu wurden die bestehenden technischen Möglichkeiten zur Energieeinsparung dokumentiert und das Potential für zukünftige technische Entwicklungen abgeschätzt.
Das Projekt wurde von Prof. Liisa Halonen, Helsinki University of Technology, geleitet. Es ist in 4 Teilprojekte (Subtasks) gegliedert, Subtask B (Innovative Lichttechnologien) wurde vom Autor geleitet.

Energie für die Beleuchtung von Gebäuden

Die Beleuchtung ist ein bedeutender Stromverbraucher und verursacht einen erheblichen Teil der Wartungskosten in vielen Gebäuden. Weltweit werden ca. 20-30% der elektrischen Energie, die für Gebäude aufgewandt wird, für die Beleuchtung benötigt, und bis 2030 wird ein Anstieg um ca. 80% prognostiziert [3]. Zusätzlich verursacht die künstliche Beleuchtung in Gebäuden derzeit ca. 15 bis 25% der Kühllasten.
Die EUP-Richtlinie (Energy Using Products) 2005/32/EG vom 10. August 2007 schreibt eine stufenweise Einführung von Mindestenergieeffizienzklassen für Lampen vor, was u.a. zum umstrittenen ,Glühlampenverbot‘ geführt hat.
Und am 22. April 2009 hat das Europäische Parlament beschlossen, dass alle neuen Gebäude ab 2019 sogenannte Null-Energie-Gebäude sein müssen, d.h. Gebäude, die soviel Energie erzeugen wie sie verbrauchen. Für solche Gebäude wird der Stromverbrauch ein entscheidender Kostenfaktor werden.
Welches Sparpotential im Einsatz hochwertiger Komponenten und Technologien steckt, zeigt allein dieses Beispiel: die Allgebrauchsglühlampe, die immer noch meist verkaufte Lampe der Welt, erzeugt zwar nur 5 - 10% des weltweiten Lichtstromes, verbraucht aber ca. 30% der elektrischen Energie die für Beleuchtung aufgewandt wird [3]!
Über 90% der Beleuchtungsinstallationen weltweit sind älter als 20 Jahre, d.h. diese Installationen sind veraltet und ineffizient. Der Ersatz dieser veralteten Technologien (Lampen, Betriebsgeräte, Steuerungen, Leuchten) erhöht die Beleuchtungsqualität und stellt ein großes Energiesparpotential dar.
Eine intelligente Architektur, die das Tageslicht ausnützt, sowie der Einsatz von energieeffizienten Beleuchtungstechniken wären prinzipiell in der Lage, diesen Energieverbrauch auf weit weniger als die Hälfte zu senken [4]. Berücksichtigt man den mit der elektrischen Endenergie verbundenen Primärenergieverbrauch (ca. das 2,5 - 3fache), so kann damit ein wesentlicher Beitrag zur Verringerung des globalen Energie- und Ressourcenverbrauches und der Treibhausgase geleistet werden [4].

Vom elektrischen Strom zur Helligkeit

Die Umwandlung von elektrischer Energie in Helligkeit erfolgt in drei Technologie-Schritten, ausgehend vom elektrischen Anschluss bis hin zu den erzeugten Helligkeiten an den Raumoberflächen (visuelle Umgebung): die Lampe (inkl. Betriebsgeräte), die Leuchte und der Raum.
Die Lampe wandelt elektrische Leistung in Lichtstrom um, die Leuchte verteilt diesen Lichtstrom entsprechend der Beleuchtungsaufgabe im Raum, und der Raum schlussendlich verstärkt oder vermindert diesen Lichtstrom über Reflexionen und wandelt ihn in Oberflächenhelligkeiten (visuelle Umgebung) um.
Die Effizienz dieser verschiedenen Transformationen wird beschrieben durch

  • die Lichtausbeute der Lampe (in lm/W inkl. Betriebsgeräte)
  • den Leuchtenbetriebswirkungsgrad (in %)
  • den Raumwirkungsgrad (in %)

Das Produkt dieser drei Faktoren ergibt die Gesamteffizienz der Beleuchtungsinstallation [4,5].

Kleiner Lichttechnik-Glossar
Viele Lichtquellen geben ihre Strahlungsleistung nicht nur im Bereich sichtbarer Strahlung ab. Und auch innerhalb des sichtbaren Bereiches ist das menschliche Auge unterschiedlich empfindlich. Licht-Anteile von den Rändern des sichtbaren Bereiches rufen weniger starke Empfindungen hervor als Anteile aus der mitte dieses Bereiches.
Der Lichtstrom (engl. luminous flux) quantiviziert genau jenen Teil der Strahlungsleistung, der im Auge wirksam wird. Im Grunde könnte man ihn - als Bestandteil der gesamten Strahlungsleistung - auch inWatt messen. Wegen der Bedeutung für die Lichttechnik und aus traditionellen Gründen hat diese Größe aber eine eigene Einheit: Lumen.
Analoges gilt für die "Empfängergröße" der Lichttechnik, die Beleuchtungsstärke (engl. illuminance). Sie wird in Lux angegeben und gibt an, wieviel Lumen auf einen Quadratmeter einer Empfängerfläche treffen.
Die Lichtausbeute ist der Quotient aus dem Lichtstrom, den eine Lampe abgibt, und der Leistung, die sie im Betrieb konsumiert. Sie wird in Lumen pro Watt angegeben; der Leuchtenbetriebswirkungsgrad gibt an, weieviel Prozent des erzeugten Lichts tatsächlich aus der Leuchte hervordringen.

Ein entscheidender Punkt ist die Auswahl der richtigen Lampe, die die erforderliche Lichtqualität (Spektrum, Farbtemperatur TF und Farbwiederrage Ra) und die geforderten Betriebseigenschaften aufweist. Die Lichtausbeute reicht dabei von ca. 10lm/W der Allgebrauchsglühlampe bis hin zu ca. 100lm/W für Gasentladungslampen (z. Bsp. Leuchtstofflampe).
Hochwertige Leuchten, die Wirkungsgrade zwischen 70 und 90% (je nach Anwendungszweck) erreichen, sorgen für eine optimale Verteilung dieses Lichtstroms im Raum und erzielen auf diese Weise einen optimalen Raumwirkungsgrad. Dabei spielen auch die Raumoberflächen eine entscheidende Rolle: erhöht man z. Bsp. den mittleren Reflexionsgrad der Raumbegrenzungsflächen von 20% auf 70% so steigt die mittlere Beleuchtungsstärke durch Vielfachreflexionen um ca. 80%!
Hoffnungsträger für energieeffiziente Beleuchtungen in der Zukunft sind die LED (Leuchtdioden, punktförmige Lichtquellen, derzeit ca. 60-80lm/W), die bereits jetzt ihren Einzug in die Allgemeinbeleuchtung vollzieht, und die OLED (organische LED, flächige Lichtquellen), die in den nächsten 10 Jahren den Markt erobern wird. Beide Lichtquellen bieten eine hervorragende spektrale Qualität und optimale Betriebseigenschaften, und für beide Lichtquellen wird eine Lichtausbeute bis zu ca. 150lm/W prognostiziert.

Abbildung 2: LED Leuchte (Quelle: Bartenbach Lichtlabor)

Für den Energieverbrauch ist neben der Effizienz der Beleuchtungsinstallation die Betriebsdauer der Anlage entscheidend. Diese Betriebszeiten können gering gehalten werden, in dem möglichst viel Tageslicht genutzt wird (intelligente Architektur) und das Licht intelligent gesteuert wird (z. Bsp. durch tageslichtabhängige Dimmung und Anwesenheitssensoren).
Ein Wartungsplan, der regelmäßige Überprüfungen, Reinigung und Erneuerung von veralteten Komponenten (insbesondere Lampentausch vor Ausfall) regelt, sorgt für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage.

Abbildung 3: Halbierung des weltweiten Endenergieverbrauchs von 2005 bis 2030 [4]

Abbildung 4: LED im Detail

Abbildung 5: LED Leiste (Quelle: Bartenbach Lichtlabor)

Ausblick

Von den weltweit eingesetzten und im Nichtwohnbereich dominierenden Leuchtstofflampen (LL) sind mehr als die Hälfte T12-Lampen (38 mm Durchmesser, seit über 30 Jahren veraltet), die inzwischen eingeführte T5-Technik (16 mm Durchmesser) kann zusammen mit modernen elektronischen Vorschaltgeräten den Energieverbrauch und die Kosten stark reduzieren.
Im Wohnbereich dominiert nach wie vor die Allgebrauchsglühlampe, ein Ersatz durch Halogen Glühlampen bzw. LED kann den Großteil des Energieverbrauchs einsparen. Ein Ersatz durch die Kompaktleuchtstofflampe (sogenannte Energiesparlampe) ist dort sinnvoll, wo auf die Lichtqualität der Glühlampe (spektrale Qualität und Brillanz) verzichtet werden kann.
Im Zuge des Projektes wurden verschiedenste Szenarien durchgerechnet und die entsprechenden Energieverbräuche für elektrische Beleuchtung in Gebäuden ermittelt.
Ein optimistisches aber durchaus realistisches Szenario führt zu der unten im Diagramm dargestellten Entwicklung des Stromverbrauches. Die Berechnung geht von einer Zunahme des benötigten Lichtstromes von 50% bis 2030 aus. Trotzdem wird vor allem durch das Auslaufen der Allgebrauchsglühlampe und ineffizienter Halogen Glühlampen sowie durch den Ersatz alter T12-Leuchtstofflampen (38 mm Durchmesser) durch die T5 (16mm) der Stromverbrauch bis 2015 halbiert ! Die LED spielt vorerst eine untergeordnete Rolle, da es bis 2030 dauert, bis die LED eine spürbare Marktdurchdringung erreicht.
Die weitere Verringerung des Verbrauchs von 2015 bis 2030 ist zurück zu führen auf das komplette Verschwinden der Allgebrauchsglühlampe, auf einen generellen Anstieg der Lichtausbeuten der Lampen sowie auf den Ersatz überalterter Beleuchtungstechnologien (Leuchten, Betriebsgeräte etc.).

Zusammenfassung

Eine intelligente Architektur, die das Tageslicht ausnützt, sowie der Einsatz von energieeffizienten Beleuchtungstechniken wären prinzipiell in der Lage, den elektrischen Energieverbrauch für Beleuchtung auf weniger als die Hälfte zu senken.
Beim Bemühen um Energieeffizienz sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass die Beleuchtungsqualität im Vordergrund zu stehen hat, die ganz massiv über die visuelle Umgebung unsere Lebensqualität beeinflusst. Im Beleuchtungssektor sind wir durch die bereits verfügbaren und zukünftigen Technologien in der glücklichen Lage, den zunehmenden Lichtbedarf und Qualitätsanspruch mit abnehmendem Energieverbrauch zu vereinbaren.
Das Projekt wurde in Österreich vom BMVIT (Betreuer Herr DI Werner Weiß) gefördert.

Literatur

  • [1] IEA, Internationale Energie Agentur, eine zwischenstaatliche Einrichtung zur Förderung
    energiesparender Technologien und Aktivitäten, http://www.iea.org/
  • [2] http://www.lightinglab.fi/IEAAnnex45
  • [3] Light’s Labour’s Lost. International Energy Agency IEA Publications, France
  • [4] Guidebook on energy efficient electric lighting, IEA, Annex 45, 2009, erscheint demnächst
  • [5] Tetri, E. & Pohl, W. (2008) Concepts and techniques for energy efficient lighting solutions
    IEECB Frankfurt

*) Mag. Wilfried Pohl leitet als Prokurist die Forschung im Bartenbach LichtLabor, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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