Zeitschrift EE

Sonnenstrom für den fairen Handel

Florian Mayrhofer

Die EZA Fairer Handel GmbH bezieht seit Herbst 2019 einen Teil ihrer elektrischen Energie aus einem von Bürgern finanzierten Solarkraftwerk am Flachdach. Konzipiert, projektiert und errichtet wurde die Anlage von der AEE Salzburg im Rahmen ihrer Energiegenossenschaft.

Im Jahr 2005 übersiedelte die EZA Fairer Handel GmbH in das neue Betriebsgebäude in Köstendorf. Energieeffizienz stand dabei von Beginn an im Vordergrund. Das Gebäude ist ein mehrfach prämiertes Niedrigenergiehaus mit Bauteilaktivierung und verfügt über eine thermische Solaranlage. So schien es nur konsequent, die ausgedehnten Dachflächen auch zur Stromerzeugung zu nutzen. „Wir hätten die Sache aber nicht zu diesem Zeitpunkt in Angriff genommen, da es dafür auch die personellen und finanziellen Ressourcen braucht“, sagt EZA-Geschäftsführerin Andrea Schlehuber. „Mit der Agentur für Erneuerbare Energie als tatkräftige Partnerin konnte das Vorhaben dennoch realisiert werden.“

Die AEE eGen ist eine Energiegenossenschaft, an der Gemeinden, engagierte Personen und Organisationen wie die AEE Salzburg beteiligt sind. Mit der EZA ist nun auch der erste Gewerbebetrieb dabei. Ziel der Genossenschaft ist eine möglichst breite Einbindung der Bevölkerung in die Energiewende. Zu diesem Zweck wurde mit der EZA-Anlage bereits die vierte Photovoltaikanlage errichtet, an der Bürgerinnen und Bürger finanziell beteiligt sind. Daneben kümmert sich die AEE eGen um Förderungen, die Ausschreibung und den Betrieb.

Zunächst wurden wir auf das Gebäude im Zuge einer Energieberatung aufmerksam: Ein Flachdach, auf dem mühelos weit über 100 kWp Platz haben, mit gesicherter Abnahme des Stroms im Gebäude. Da die AEE der EZA zusichern konnte, die erforderlichen Planungen zu übernehmen, gab auch die EZA-Geschäftsführung ihre Zustimmung. „Als Klimabündnisbetrieb haben wir schon bisher Ökostrom bezogen“, erklärte Geschäftsführerin Andrea Schlehuber, „mit einer Photovoltaikanlage auf unserem Dach können wir einen Teil unseres verbrauchten Stroms auch selbst erzeugen.“ Bald war auch die Tarif- und Investitionsförderung der Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) für eine 100-kWp-Anlage zugesagt.

Dennoch stand das Projekt mehrfach kurz davor, aufgegeben zu werden. Zum einen wurden Bedenken bezüglich der Statik des Gebäudes laut. Dieses war kurz vor der Katastrophe von Bad Reichen­hall errichtet worden, bei der im Jänner 2006 eine Eishalle unter der Schneelast einstürzte und 15 Menschen starben. Seither wurden die Anforderungen an die Tragkraft von Dächern verschärft, was in einer geringeren Lastreserve resultierte. Dazu stellte sich heraus, dass die Dachkonstruktion auf ein hohes Maß an Sonneneinstrahlung angewiesen ist, um Feuchtigkeitsschäden zu verhindern. Beides führte schließlich zu überdurchschnittlich großen Abständen zwischen den Modulreihen.

Noch einschränkender auf die Anlagengröße wirkte sich der Anschluss an das Stromnetz aus. Um den von einer Anlage in der angestrebten Größe produzierten Strom abtransportieren zu können, hätte ein zusätzliches Kabel verlegt werden müssen, dessen Kosten von der Anlage nicht erwirtschaftet hätten werden können. So sahen wir uns gezwungen, die Anlage wesentlich zu verkleinern. Die Leistung der Module liegt nun bei 28,8 kWp, die des Wechselrichters bei 20 kW. Damit ist die maximale Einspeiseleistung gering genug, dass notfalls bei voller PV-Leistung der gesamte Strom abgeleitet werden könnte. Es ist also Vorsorge getroffen für einen Fall, der nur eintreten würde, wenn die EZA ihren Betrieb einstellte.

Inzwischen hat der Netzbetreiber, die Salzburg Netz GmbH, eine Lösung für solche Fälle erarbeitet. Diese ermöglicht, größere Anlagen zu bauen, solange gewährleistet ist, dass nur die erlaubte Leistung eingespeist wird. Alle gängigen Wechselrichter sind dazu in der Lage. Eine Erweiterung der EZA-Anlage auf zumindest die doppelte Größe stößt damit auf kein technisches Hindernis mehr.

Der Bau der Anlage am Flachdach wurde vom Beginn bis zum Abschluss in einem mit einer Drohne aufgenommenen Film dokumentiert. Fotos: AEE Salzburg

Zur Finanzierung der Anlage hat die AEE eGen Anteilsscheine im Gesamtwert von knapp 30.000 Euro ausgegeben. Der Kaufpreis eines Anteils betrug 300 Euro. Insbesondere die Kunden der EZA waren eingeladen, in das Projekt zu investieren. Die Genossenschaft sichert den beteiligten Bürgern eine jährliche Fixverzinsung von 1,5 Prozent zu bei einer Laufzeit von 13 Jahren. Die Zeichner der Anteilsscheine erhalten jährlich einen Tilgungsbetrag und den Zinsgewinn ausbezahlt. Zusätzlich gewährt die EZA einen Rabatt beim Einkauf im Verkaufsraum in Köstendorf.

Der Ablauf eines solchen Beteiligungsverfahrens ist von der Finanzmarktaufsicht streng geregelt. Um nicht der sehr teuren Prospektpflicht zu unterliegen, dürfen sich höchstens 99 Personen an einem Projekt beteiligen. Zudem sind zwei Informationsveranstaltungen abzuhalten; zunächst eine öffentliche, bei der das Projekt vorgestellt wird und Personen ihr Interesse bekunden können. Diese Personen werden dann zu einer weiteren, diesmal nicht-öffentlichen Veranstaltung eingeladen und zur Einzahlung ihres Anteils aufgefordert.

26 Personen haben sich finanziell an der Errichtung der Anlage beteiligt, doch wäre das Interesse wesentlich größer gewesen. So mussten wir die Ausgabe auf höchstens acht Anteilsscheine pro Person beschränken und einige Interessenten auf spätere Projekte – etwa die erwähnte Erweiterung – vertrösten.

Vor dem Bau der Anlage wurden zahlreiche regionale und einige überregionale Firmen eingeladen, ein Angebot zu legen. „Mit der Norbert Loindl Installationen GmbH ist ein Gewerbebetrieb aus der unmittelbaren Umgebung als Bestbieter aus der Ausschreibung hervorgegangen“, zeigt sich Angela Lindner, Vorsitzende der AEE eGen, erfreut. Im September 2019 wurde die Photovoltaikanlage errichtet und in Betrieb genommen.

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