Zeitschrift EE

Photovoltaikanlagen mit Bürgerbeteiligung

Die AEE hat in Salzburg den Bau und den Betrieb von PV-Anlagen zu ihrem Kerngeschäft gemacht. Für die Abwicklung wurde eine eigene Genossenschaft gegründet, die offen für weitere Teilnehmer ist.

Begonnen hat in Salzburg alles mit dem Wunsch einer wachsenden Gruppe von Menschen, endlich unabhängig von Atomkraft, Öl und Gas zu werden. Dafür wurde 2005 der gemeinnützige Verein „Öko Strombörse“ gegründet. Der Naturschutzbund Salzburg und die Plattform gegen Atomgefahren PLAGE taten sich mit dem regionalen Energieversorger Salzburg AG und der „Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie“ (damals noch Kärnten-Salzburg) zusammen, um mit dieser ungewöhnlichen Allianz mehr Ökostrom im Bundesland zu erzeugen und energieeffiziente Maßnahmen zu setzen.

Bürgersolaranlage Congress Saalfelden. Foto: AEE Salzburg

2008 entstand die eigenständige „Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie Salzburg“, die seither gleichberechtigt zum Verband der vier unabhängigen Organisationen der AEE in Österreich gehört (AEE Salzburg, AEE Kärnten, AEE-NOW, AEE-INTEC).

„Unsere Ziele sind die Steigerung der Energieeffizienz, die Förderung der erneuerbaren Energie und die Demokratisierung der Energieerzeugung“, formulierten die Verantwortlichen für die AEE Salzburg ihre Leitlinien. Die Mittel dazu: die Errichtung von Photovoltaikanlagen mit Bürgerbeteiligung, Beratung im Bereich der erneuerbaren Energie und Begleitung der Kunden auf dem Weg zu ihrer Ökostromanlage.

Als RECHTSTRÄGER für diese Aktivitäten wurde im Dezember 2014 die „Agentur für Erneuerbare Energie eingetragene Genossenschaft“ (kurz AEE eGen) gegründet. Sie finanziert, errichtet und betreibt Photovoltaikanlagen und bietet alle Dienstleistungen rund um dieses Thema an.

Prinzipiell kann jeder Mitglied der Genossenschaft werden. Neben den Gründungsmitgliedern sind das heute vor allem Gemeinden und Organisationen, die über ein geeignetes Objekt für die Montage einer Photovoltaikanlage verfügen und die ein Beteiligungsmodell über die AEE eGen anstreben.

Zur FINANZIERUNG DER ANLAGEN werden einfache Formen von Beteiligungen angeboten. Die projektierten Anlagen sollen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich operieren, sie sollen auch das Bewusstsein der Bevölkerung im Umgang mit Energie schärfen und der erneuerbaren Energie eine breite Akzeptanz verschaffen: „Es ist uns ein Anliegen, Gemeinden, Pfarren und private Initiativen ohne Profit­ interesse bei der Umsetzung von Bürgerbeteiligungsmodellen zu unterstützen, den beteiligten Bürgern gute Erträge aus der Energieerzeugung zu sichern und sie so auf die Reise zur Energiewende mitzunehmen.“

Die BETEILIGUNGEN können in Form von Teilschuldverschreibungen organisiert werden; weitere Beteiligungsmöglichkeiten wie Kapitalsparbücher, Sale and lease back oder andere adäquate Modelle sind je nach Situation einsetzbar.

Die AEE eGen übernimmt für 15 bis 20 Jahre das vollständige Finanzierungs und Betreiberrisiko, um danach die Anlage zu den vertraglich festgelegten Bedingungen in den Besitz des Gebäudeeigentümers zu übergeben.

Im Falle mehrerer Nutzer des erzeugten Stroms (etwa in Mehrparteienhäusern) werden auch Verträge mit den teilnehmenden Berechtigten abgeschlossen.

Die PROJEKTE UND BETEILIGUNGSMÖG­LICHKEITEN werden bei Interessenten­ versammlungen in den Gemeinden oder Betrieben vorgestellt, im Fall von Mehrparteienhäusern bei Eigentümer-/ Mieterversammlungen. Wer konkretes Interesse an Anteilscheinen hat, teilt dieses Interesse schriftlich mit und wird eingeladen, das Beteiligungsinteresse mit einem Vertrag zu besiegeln.

Anteilscheine werden bis zum Volumen der Anlagekosten, erhöht um einen kalkulierten anteiligen Entwicklungs und Verwaltungsaufwand, ausgegeben. Die Zinsen ergeben sich aus den durch die Anlage erwirtschafteten Erträgen abzüglich der laufenden Kosten für die Anlagen (Monitoring und Wartung, Versicherung, Austausch des Wechselrichters) sowie der Entwicklungs- und Verwaltungskosten der Organisation. Dabei verfügt jedes Beteiligungsprojekt über einen eigenen Abrechnungskreis.

Über einen Zeitraum von 14 Jahren erhalten die Beteiligten ihr Geld einschließlich der vereinbarten Zinsen zurück. Alle zwei Jahre wird ein Projektbericht über die Leistung und den Ertrag der jeweiligen Anlage vorgelegt. Alle bisher errichteten Anlagen der AEE eGen wurden vom Land Salzburg mit namhaften Beträgen unterstützt.

Genossenschafter*innen (Stand Mai 2019):

  • Siegfried Steiner
  • Angela Lindner
  • Ernst Forsthofer
  • Franz Rest
  • Kuno Haas
  • Hans Punzenberger
  • Stadtgemeinde Saalfelden
  • Marktgemeinde Thalgau
  • Stadtgemeinde Bischofshofen
  • Öko Strombörse Salzburg
  • EZA Fairer Handel GmbH

KONTAKT: Agentur für Erneuerbare Energie e.Gen. Auerspergstraße 20, 5020 Salzburg +43-662-877072, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! egen.aee-salzburg.at

Bürgerbeteiligungsanlagen Schulzentrum Saalfelden-Stadt und Congress Saalfelden

Als das Schulzentrum im Jahr 2010 umgebaut wurde, waren sich Bauherren und Architekten einig, dass sich die Dachflächen des Gebäudekomplexes sehr gut für eine Photovoltaikanlage eignen. Die Stadtgemeinde Saalfelden veranlasste daher vorsorglich die Verkabelung der Dachflächen. Für die Umsetzung holte man sich dann die Experten der „Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie“ (AEE) ins Boot.

Damit sich alle Bürger an der Anlage beteiligen können, hat die in der Zwischenzeit gegründete Genossenschaft „Agentur für Erneuerbare Energie“ (AEE eGen), in der auch die Stadtgemeinde als Genossenschafterin mit dabei ist, Anteilsscheine ausgegeben. Der Kaufpreis eines Anteils betrug 720 Euro. Es wurden Anteilsscheine im Gesamtwert von rund 100.000 Euro ausgegeben. Alle BürgerInnen mit Hauptwohnsitz im Bundesland Salzburg konnten in das Projekt investieren.

Die Genossenschaft sichert den beteiligten Bürgern eine jährliche Fixverzinsung von 2 % zu. Die Laufzeit für die Veranlagung beträgt 13 Jahre. Die Zeichner der Anteilsscheine erhalten jährlich einen Tilgungsbetrag und den Zinsgewinn ausbezahlt. Rechtlich handelt es sich um ein Nachrangdarlehen.

Die Photovoltaikanlage wurde im Mai 2015 fertiggestellt und hat eine Nennleistung von 99,5 Kilowatt. Mit dem erzeugten Strom können mehr als 50 Prozent des Bedarfes von drei Schulen abgedeckt werden. Die Anlage erzeugt jährlich 100.000 Kilowattstunden Strom und trägt damit zur Vermeidung von rund 12 Tonnen CO2 pro Jahr bei.

Nach dem erfolgreichen Start mit dem Schulzentrum wurde im Juni 2018 auf dem Dach des Congress Saalfelden eine weitere Anlage errichtet. Mit 68 Kilo­watt Nennleistung werden das Veranstaltungszentrum selbst und die Filiale der Wüstenrot-Versicherung als teilnehmende Berechtigte versorgt.

Für die Anlage wurden Anteilsscheine im Wert von 40.000 Euro ausgegeben. Die Genossenschaft sichert der beteiligten Bevölkerung eine jährliche Fixverzinsung von 1,5 % zu. Die Laufzeit für die Veranlagung beträgt 14 Jahre. Im ersten Jahr erhalten die Zeichner der Anteilsscheine den Zinsgewinn und ab dem zweiten Jahr zusätzlich den Tilgungsbeitrag. „Wir hatten Zweifel daran, ob wir genug Interessenten finden würden“, zeigt sich Alfred Wieland, Geschäftsführer des Congress Saalfelden positiv überrascht über die Bereitschaft der Bevölkerung, einen Beitrag zur sauberen und regionalen Stromerzeugung zu leisten.

Für Green-Meetings und Green-Events stehen damit Ladesäulen für E-Autos zur Verfügung, die nun direkt mit Sonnenstrom versorgt werden können.

Bürgerbeteiligungsanlage Seniorenwohnheim Thalgau

Seit der Eröffnung des Seniorenwohnheims im Jahr 2002 wird ein Teil der Dachfläche für eine thermische Solaranlage genutzt. Im November 2017 wurde auf den frei gebliebenen Flächen eine Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von 90,6 Kilowatt fertiggestellt.

„Für uns ist wichtig, dass sich Bürger an der Anlage beteiligen können. Vor allem jene Menschen, die am eigenen Dach nicht dies Möglichkeit haben, sollen auch die Sonnenenergie nutzen können“, erklärte Bürgermeister Martin Greisberger.

Daher hat die Genossenschaft „Agentur für Erneuerbare Energie“ (AEE eGen), in der auch die Marktgemeinde als Genossenschafterin mit dabei ist, Anteilsscheine ausgegeben. 91 Anteilsscheine zu je 700 Euro wurden an insgesamt 35 Bürger, überwiegend aus der Gemeinde Thalgau, ausgegeben.

Die Genossenschaft sichert den beteiligten Bürgern eine jährliche Fixverzinsung von 1,5 % zu. Die Zeichner der Anteilsscheine geben ein Nachrangdarlehen und erhalten über die Laufzeit von 14 Jahren jährlich einen Tilgungsbetrag und den Zinsgewinn ausbezahlt.

Der erzeugte Strom kann zu mehr als 80 % direkt im Seniorenwohnheim und – dank der Novelle des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes – im angrenzenden Kindergarten genutzt werden. Vizebürgermeister Karl Oberascher: „Wir legen Wert darauf, dass die Ökoenergie ohne große Verluste zu den Verbrauchern kommt. Die Anlage wird jährlich rund 90.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Damit lassen sich etwa 11 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden.“

Bürgerbeteiligungsanlage Handelsakademie Zell am See

Bevor mit dem Bau der Photovoltaikanlage begonnen werden konnte, musste das Schuldach komplett saniert werden. Einerseits bestand das alte Dach aus asbest­belastetem Welleternit, zum anderen galt es, den statischen Anforderungen aufgrund der erhöhten Schneelast Rechnung zu tragen. So verfügt die Schule nun über einen verstärkten Dachstuhl, ein modernes Blechfalzdach und eine PV-Anlage aus langlebigen europäischen Komponenten.

Die Anlage hat eine Nennleistung von 85 kW. Jährlich können damit rund 80.000 Kilowattstunden erzeugt und in das Stromnetz eingespeist werden. Das entspricht dem Stromverbrauch von rund 25 Haushalten.

Die Bürger konnten sich finanziell an der Investition beteiligen. Sie erhielten dafür ein überdurchschnittlich attraktives Sparbuch: 3 % Zinsen sind für zehn Jahre gesichert. Damit können auch Leute in Sonnenenergie investieren, die über keine eigenen Dach- oder Grundstücksflächen verfügen.

Das Besondere der Anlage: An der Handelsakademie wird sie als Anschauungsobjekt verwendet, um die Schüler für Sonnenenergie zu begeistern. Über einen Datenlogger werden die gemessenen Daten in Echtzeit übertragen. Das Thema „erneuerbare Energien“ wird auf diese Weise vor allem in den Fachbereichen Wirtschaft, Recht und politische Bildung praktisch integriert.

Bürgerbeteiligungsanlagen in Umsetzung

EZA Fairer Handel GmbH (Köstendorf)

Die Anlage wird über Teilschuldverschreibungen finanziert. Beteiligungen von interessierten Bürgern sind noch möglich.

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