Zeitschrift EE

nt 01 | 2021 Neue Impulse für die Energieraumplanung

Wer ist Bogart?

Mein Name ist Carles Ribas Tugores. Seit 2017 bin ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei AEE INTEC tätig. Bis zu meinem Studium an der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Universitat Politècnica de Catalunya mit dem Schwerpunkt Wärmetechnik habe ich auf Mallorca gelebt, wo ich auch geboren bin. Am Ende des Studiums absolvierte ich ein Auslandsemester in Karlsruhe und schloss dort mein Studium ab. Es war eine sehr bereichernde Lebenserfahrung, die ich allen Studierenden sehr empfehlen möchte. Seitdem bin ich im deutschsprachigen Raum „hängengeblieben“. Ich erinnere mich gerne an eine kleine Anekdote zum Thema Deutschlernen: Als mir in der Schule angeboten wurde, Deutsch als Fremdsprache zu lernen, habe ich kurz nachgedacht - „Wer braucht Deutsch überhaupt? Ich mach lieber was Lustiges!“ - und nun bin ich in Deutschland und Österreich gelandet.

Foto: AEE INTEC

Nach Abschluss des Studiums war die Arbeitssituation in Spanien nicht besonders gut und daher habe ich gleich im Ausland Arbeit gesucht. Glücklicherweise fand ich eine spannende Stelle an der Universität der Künste Berlin, wo ich erste Erfahrungen rund um die Modellierung von Energiesystemen in Modelica sammeln konnte. Etwa vier Jahre lebte ich in Berlin und trotz des Wetters ist Berlin eine meiner Lieblingsstädte. Nach Auslaufen meines Arbeitsvertrags suchte ich eine Arbeitsstelle mit ähnlichen Anforderungen und begann bald danach in Gleisdorf bei AEE INTEC im Bereich „Städte und Netze“ zu arbeiten. In meinem Arbeitsbereich beschäftige ich mich mit mehreren kleinen Projekten sowie einem Hauptprojekt, das die optimale Einbindung von großen Solaranlagen, Erdbeckenspeichern und Absorptionswärmepumpen in Nahwärmenetze zum Thema hat. In naher Zukunft werde ich mich mit ähnlichen Fragestellungen beschäftigen, doch mit dem Fokus auf Absorptionstechnologien.

Meine Arbeit gefällt mir, ich mag auch das Arbeitsklima bei AEE INTEC und schätze das Entgegenkommen, meinen Rauhaardackel Bogart zur Arbeit mitnehmen zu können. Danke nochmals dafür!

Bogart genießt die Sonnenseiten von AEE INTEC. Foto: privat

Seit etwas mehr als dreieinhalb Jahren lebe ich nun in Österreich. Anfangs war ich ein bisschen schockiert, denn es war eine große Umstellung in dem kleinen Ort Eggersdorf bei Graz statt in Berlin zu leben. Mittlerweile gefällt mir Österreich sehr, es ist einfach schön. Ich gehe gerne mit Bogart spazieren und außerdem habe ich die Buschenschenken der Umgebung entdeckt. Sport betreibe ich ebenfalls, mit Fokus auf Sommersportarten. Glücklicherweise kann ich Footvolley in Graz spielen, da es dort eine kleine Community gibt, die diese brasilianische Sportart ausübt und versucht, sie in Österreich zu verbreiten.

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30 Jahre bei AEE INTEC – Rosa-Magdalena Stranzl

Mit 1. September 1990 hat Rosa-Magdalena als erste fix angestellte Mitarbeiterin ihre Arbeit bei AEE INTEC begonnen. Als ausgebildete diplomierte Krankenschwester hatte sie bis zur Geburt ihrer Tochter Susanna im LKH Graz gearbeitet.

Dank einer Grundfinanzierung durch die damalige „Arbeitsmarktverwaltung“ konnte Rosa als Schlüsselkraft zur Projektvorbereitung für 6 Monate vom ehrenamtlich arbeitenden Vereinsvorstand angemeldet werden. Mit dem sich Zug um Zug vergrößernden Team einher ging auch die Entwicklung der Tätigkeiten von Rosa-Magdalena. Die Bearbeitung der Post erforderte damals durch einen umfangreichen Bücher- und Broschürenversand und ohne E-Mail und andere elektronische Nachrichtendienste noch tägliche Gänge von und zum Postamt mit ganzen Stapeln an Briefen und Paketen. Rosa-Magdalena kümmerte sich auch gemeinsam mit Werner Weiß viele Jahre um die Autoren und Inserenten der vereinseigenen Zeitschrift „erneuerbare energie“.

Foto: AEE INTEC

Letztendlich hat Rosa-Magdalena aber ihre Erfüllung in der Seminarorganisation gefunden. Anfänglich waren es die Bauseminare für Solar-Baugruppenleiter, Solartrockner, Waschmaschinen-Vorschaltgeräte und Photovoltaik-Solardachziegel, die viele interessante Menschen nach Gleisdorf und Graz brachten. Highlights waren die Seminare zum „Heizen mit der Sonne“ mit bis zu 300 TeilnehmerInnen in einem Saal, wo - mit Corona-Abstand - jetzt nicht einmal 30 Personen sitzen dürften. Aber auch Seminare zu den Themen BHKW, Pflanzenölmotoren, Stirling-Maschinen wurden organisiert und Exkursionen zu den ersten Großsolaranlagen in der Schweiz und Deutschland, aber auch nach Schweden zu Prof. Jan-Olof Dalenbäck nach Göteborg, durchgeführt.

Im Rahmen der Seminarvorbereitung gelang es Rosa Magdalena bereits ab 1997/98, die Verpflegung bei den Veranstaltungen zum Großteil auf biologische Produkte umzustellen, was zu dieser Zeit bei vielen Küchenchefs noch Kopfschütteln hervorgerufen hat.

Ab 1992 organisierte Rosa-Magdalena die alle zwei Jahre stattfindende „Gleisdorf SOLAR“ mit bis zu 400 TeilnehmerInnen und dazwischen von 2007 bis 2013 die Tagungsreihe „ökosan - ökologische Sanierung im großvolumigen Wohnbau“ in Weiz und Graz. Die Höhepunkte der letzten Jahre waren sicher die organisatorische Durchführung der Internationalen Tagung „Solar District Heating 2018“ und die Mitarbeit bei der ISEC 2018 im Grazer Congress.

Neben der hauptamtlichen Arbeit war Rosa Magdalena Stranzl zwischen 2001 und 2017 als Vertreterin der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Vorstand von AEE INTEC aktiv

Neben der hauptamtlichen Arbeit war Rosa Magdalena Stranzl zwischen 2001 und 2017 als Vertreterin der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Vorstand von AEE INTEC aktiv

Foto: AEE INTEC

Für diese umfangreichen Tätigkeiten und für die vielen anderen Aufmerksamkeiten, die sie uns KollegInnen hat zukommen lassen, sagen wir jetzt Danke und wünschen ihr noch viele Jahre in Gesundheit und Aktivität.

Die Kolleginnen und Kollegen, die Geschäftsführung und der Vorstand von AEE INTEC

„Ich empfinde es als Privileg, in diesem großartigen Team einen Platz gefunden zu haben. Durch meine Arbeit bei Tagungen und Seminaren konnte ich viele interessante Menschen kennen lernen. Auch wenn die Zeiten manchmal stressig waren, hatte ich, wenn ich ins Büro ging, immer das Gefühl, gute Freunde zu treffen. Und wenn ich mit Anfang März 2021 in Pension gehe, werde ich gerne an die schöne Zeit bei AEE INTEC in den sehr schnell vergangenen 30 Jahren denken. Ein grosses Danke all den wunderbaren Menschen, die ich kennenlernen durfte.“
-- Rosa-Magdalena Stranzl

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Wärmeenergie als Stromspeicher

Im Rahmen des eines Projektes der Internationalen Energieagentur (IEA ECES Annex 36) findet auf internationaler Ebene Austausch zwischen Forschungsinstitutionen, Industriebetrieben und Entscheidungsträgern zur Technologie der Carnot-Batterien statt. Dabei handelt es sich um ein innovatives System zur Stromspeicherung, das elektrische Energie als Wärmeenergie speichert.

Foto: AdobeStock

Die Technologie besticht vor allem durch das im Vergleich zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien billige Speichermedium sowie durch die mögliche Skalierbarkeit bis in den GWh-Bereich. Als Speichermedium kommen dabei kostengünstige, unbedenkliche und im Überfluss vorhandene Materialen wie Gestein, Sand oder Luft zum Einsatz. So können Carnot-Batterien in Zeiten zunehmender Elektrifizierung maßgeblich dazu beitragen, auch volatile Energiequellen wie Wind und Photovoltaik optimal in bestehende Netzinfrastrukturen zu integrieren. Die hohen Speicherkapazitäten sowie das kostengünstige Speichermedium heben sie stark von klassischen elektro-chemischen Stromspeichern ab.

AEE INTEC vertritt in Annex 36 die Interessen Österreichs und platziert nationale Forschungsschwerpunkte international. Gleichzeitig werden österreichische Stakeholder mit aktuellen Informationen zum derzeitigen Stand der Technik und der internationalen Forschungslandschaft versorgt. Weiters wird das Netzwerk an relevanten Akteuren auf dem Gebiet der Carnot-Batterien auf- und ausgebaut. AEE INTEC bringt langjährige Erfahrung in der Entwicklung thermischer Energiespeicher in das Projekt ein und fungiert als Experte auf diesem für Carnot Batterien essentiellen Gebiet.

Ziel des IEA ECES Annex 36 – Carnot Batterien ist es außerdem, internationale Forschungsbemühungen sichtbar zu machen, zu bündeln und dadurch die Entwicklung und Umsetzung von Carnot-Batterien im Markt wesentlich zu beschleunigen. Österreichs Beteiligung garantiert eine maßgebliche Stärkung des Industriestandorts durch kontinuierlichen Wissenstransfer und engen Austausch mit dem Annex 36- Konsortium.

Auftraggeber
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Projektpartner
Internationales Konsortium aus 13 Ländern (Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Niederlande, Schweden, Südkorea, Schweiz, USA)

Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Christoph Rohringer, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Weiterführende Informationen

https://www.aee-intec.at/iea-eces-annex-36-n-carnot-batteries-p260

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Umweltrelevante Produktdaten in kollaborativen BIM-Umgebungen

Im Projekt BIMpeco werden Workflows und Datenstrukturen für das digitale lebenszyklusbasierte Management von Bauprodukten und deren umweltrelevanten Eigenschaften entwickelt und zur Verfügung gestellt.

Abbildung. Quelle: Trecolore Architects

Bauprodukte können aufgrund ihrer Schadstoffgehalte oder Schadstofffreisetzungen ein Risikopotenzial für die Umwelt und die Gesundheit darstellen. Diese Produktinformationen werden bislang in BIM-Umgebungen noch nicht systematisch einbezogen. Normative Standards für das Produktinformationsmanagement und Produkt-Datenvorlagen über den Bauwerkslebenszyklus wurden zwar entwickelt, werden aber bisher nur vereinzelt in proprietären Systemen angewandt.

Im Projekt BIMpeco werden Anforderungen und Datenstrukturen für das digitale Informationsmanagement von umweltrelevanten Produktdaten entwickelt, welche folgenden Prinzipien genügen:

  • Verwaltung und Dokumentation im Common Data Environment (CDE)
  • Aufbau auf bestehenden und neuen Standards und Methoden
  • Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus des Bauwerks
  • Weitergabe der Informationen entlang der Lieferkette
  • fortlaufende Spezifizierung der Informationsanforderungen
  • Qualitätssicherung der Informationen

Die angestrebten Ergebnisse des Projekts sind:

  • Ein Attributmodell und Datenvorlagen (Data Templates) für umweltrelevante Produktinformationen zu Bauprodukten und Haustechnikkomponenten,
  • Workflows und Standards zur Einbindung dieser Produktinformationen in den Prozess (Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung),
  • Richtlinien für das Produktinformationssystem im Common Data Environment sowie
  • die Beschreibung von Fallbeispielen mittels beispielhafter Produktdatenblätter (Product Data Sheets) und Szenarien.

Mit dem Projekt BIMpeco werden erstmalig Grundlagen für ein lebenszyklus- und lieferkettenbegleitendes Produktinformationsmanagement von umweltrelevanten Eigenschaften von Bauprodukten und Haustechnikkomponenten im Common Data Environment geschaffen.

Auftraggeber
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie im Rahmen des Programms „Stadt der Zukunft“

Projektpartner
IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH (Konsortialführer), AEE - Institut für Nachhaltige Technologien, A-NULL Development GmbH, Güssing Energy Technologies GmbH, ib-data GmbH

Ansprechperson
Dipl.-Ing. David Venus, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Logo BundesministeriumLogo Stadt der Zukunft

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Städtische Speicher als Treiber in der Energiewende

Sarah Wimmeder, Gerhard Totschnig, Demet Suna, Andrea Dornhofer

Mit steigendem Urbanisierungsgrad konzentriert sich der Energie- und Ressourcenbedarf zunehmend auf Ballungszentren, wodurch lokale Ansätze gefordert sind. Daher können städtische Energiespeicher eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiewende spielen. Welchen Beitrag urbane Speicherlösungen liefern können, wird im Projekt „CityStore“ untersucht.

FotoQuelle: W.E.I.Z. Weizer Energie-Innovationszentrum GmbH

Ausgangspunkt

Die Herausforderung bei der Nutzung von emissionsneutralen Energiequellen besteht vor allem in der Inkohärenz von Angebot aus solarer Energie oder Abwärme und Nachfrage. Hier bieten Energiespeicher einen klaren Ausweg, da mit ihnen die Erzeugung der Energie vom Verbrauch entkoppelt werden kann. Der Mehrwert eines Speichers liegt vor allem in der effizienteren Nutzung der Solarenergie in der kurzen Frist (Tagesspeicher) oder in der Nutzung von sommerlichen Abwärmeüberschüssen aus Gewerbe und Industrie im Winter (Saisonalspeicher).

Dazu wurden zwei Fallbeispiele, zum einen ein saisonaler Speicher für Fernwärme in Graz und zum anderen Photovoltaikanlagen, gekoppelt mit einem Batteriespeicher am Standort Weiz, modellbasiert untersucht. Dieser Artikel beschreibt diese zwei Anwendungsfälle, legt jedoch den Schwerpunkt auf das Fallbeispiel Weiz.

Kavernenwärmespeicher

Kavernenwärmespeicher sind unterirdische Höhlen, in denen Energie als heißes Wasser gespeichert wird. Vorteile sind deren meist sehr große Speicherkapazität und die Umgehung des in Städten oft herrschenden Platzmangels.

Ein Drittel des europäischen Energiebedarfs wird von der Industrie beansprucht und ein großer Anteil dieser Energie geht in industriellen Produktionsprozessen als Abwärme verloren. Um diese Energie zu nutzen, wurde für die Anwendung der industriellen Abwärme für die Fernwärme Graz ein möglicher, zukünftiger saisonaler Kavernenspeicher modelliert. Ziel war eine erste grobe Abschätzung der Investitionskosten einer Kaverne, die einen wirtschaftlichen Betrieb in Graz ermöglichen würden. Abhängig von den szenarienspezifischen Annahmen zeigen die Ergebnisse, dass für einen wirtschaftlichen Betrieb des Kavernenspeichers die Investitionskosten zw. 50 und 120 Euro/m³ liegen sollten.

Vision: Das WEIZ Campus Stromnetz

Die Stadtgemeinde Weiz folgt den klima- und energiepolitischen Zielen der EU, der Republik und dem Land Steiermark und verpflichtet sich freiwillig zu ihrem klima- und energiepolitischen Ziel: Reduktion der pro Kopf CO2-Emissionen in der Gemeinde, exkl. der Industrie, bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990.

Ein erster Schritt wurde bereits mit dem Projekt „WEIZconnected“ getan. Gegenstand war die Konzeption, Entwicklung und der Testbetrieb eines Gesamtsystems für den gebäudeübergreifenden Stromaustausch.

Mit dem W.E.I.Z. Campus-Stromnetz soll nun ein weiterer Schritt Richtung Energieautarkie gemacht werden. Ziel ist es, eine elektrotechnisch stabile und sichere Stromversorgung mit hoher PV-StromEigennutzung inkl. Stromeffizienz (Peakshaving, Lastoptimierung, Energieeffizienz) in Weiz sicherzustellen. Dazu werden die vier Gebäude am Standort der Weizer Energie-Innovationszentrum GmbH, W.E.I.Z 1– W.E.I.Z 4, über Direktleitungen miteinander verbunden. Die vorhandenen PV- Anlagen mit einer Gesamtleistung von 240 kWp werden zu einer PVSchiene zusammengeschlossen, aus der die Gebäude den vor Ort produzierten Strom beziehen können. Bereits im Jahr 2020 hat dazu der Ausbau zusätzlicher PV-Anlagen begonnen. Nicht zuletzt durch den Anschluss einer 230 kWh Lithium-Ionen Batterie an das Campus- Stromnetz wird ein Vorzeigeprojekt zum Thema Integration städtischer Speicher geschaffen.

Modellbasierte Simulation

Das Ziel der Simulation des Campus Stromnetzes ist es, ein besseres Verständnis der verschiedenen potenziellen Vorteile eines Stromspeichers im städtischen Bereich aufzuzeigen. Es soll ein optimaler Fahrplan zum Betrieb der in Weiz verbauten Batterie ermittelt werden.

Da es sich in Weiz vor allem um Bürogebäude handelt, wird davon ausgegangen, dass eine Anpassung des Lastprofils nicht möglich ist. Um also die Stromkosten zu minimieren ist es nötig, eine optimale Ladeund Entladestrategie für die Batterie zu finden.

Stochastische Optimierung

Eine der größten Herausforderungen bei der Suche nach einem optimalen Fahrplan zur Betreibung einer Batterie ist die unregelmäßige Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen. Unsicherheiten in der Wettervorhersage zum Beispiel machen es beinahe unmöglich, zukünftige Erzeugungsmengen exakt vorauszusehen. Eine Option, um mit solchen Unsicherheiten umzugehen, bietet das mathematische Feld der stochastischen Optimierung. Durch die Einbindung von Zufallsvariablen wie PV-Erzeugung, Stromverbrauch oder Strompreis können Unvorhersehbarkeiten berücksichtigt werden. Die Lösung solcher Probleme zielt darauf ab, kostenoptimale Entscheidungen zu treffen, die robust gegenüber der Wirkung des Zufalls sind. Um das zu erreichen, müssen zukünftige Entscheidungen und Zustände des Systems, sowie deren Wahrscheinlichkeiten bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

Campus der Weizer EnergieInnovationszentrum GmbH. Die Gesamtleistung der installierten Photovoltaikmodule beträgt 240 kWp. Für den Standort Weiz bedeutet das eine jährliche Erzeugung von 264000 kWh. Die PV-Module werden zu einer PV-Schiene zusammengeschlossen und ein 230 kWh Lithium-Ionen-Speicher installiert. Foto: W.E.I.Z. Weizer EnergieInnovationszentrum GmbH

Ergebnisse

Neben dem Ertrag aus der PV-Produktion wurde im Modell der Stromverbrauch, und in manchen Szenarien auch der Strompreis, als mit Unsicherheit behaftet betrachtet. Insgesamt wurden optimale Fahrpläne für vier verschiedene Szenarien ermittelt: mit/ohne Batterie, mit/ohne stochastischem Preis. Unter den verschiedenen Annahmen wurden dann eine stochastische und eine deterministische Optimierung durchgeführt.

Vergleich der jährlichen reinen Stromkosten ohne Berücksichtigung der Batteriekosten. Die Berechnung wurde mit bzw. ohne stochastische Optimierung durchgeführt

Es wurden jeweils der reine Energiepreis und die jährlichen Gesamtkosten (inkl. Batteriekosten) berechnet. Das Ergebnis, welches mittels stochastischer Optimierung berechnet wurde, schnitt dabei immer besser oder gleich gut ab wie die Simulation ohne Berücksichtigung des Zufalls. Betrachtet man den reinen jährlichen Energiepreis, liefert die Simulation mit Batterie und stochastischem Preis die geringsten Kosten. Betrachtet man hingegen die jährlichen Gesamtkosten, übersteigen die Kosten mit Batterie die Kosten ohne Batterie jeweils um fast genau den Preis des Speichers. Es kann also in dieser Simulation selbst mit stochastischen Strompreisen nicht genügend Profit generiert werden, um die enormen Kosten einer Batterie auszugleichen.

Schlussfolgerungen und Fazit

Stromspeicher sind ein effizienter Weg, um in Kombination mit PV-Anlagen den Eigennutzungsgrad des erzeugten Stroms zu erhöhen. Außerdem bieten Batterien die Möglichkeit, Strom außerhalb von Stoßzeiten (normalerweise nachts) zu niedrigen Preisen einzuspeichern, um diesen dann zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen oder selbst zu verbrauchen. Doch selbst unter Berücksichtigung dieser Möglichkeiten zu Profitgenerierung ist ein Speicher dieser Größe derzeit für den Anwendungsfall aus rein ökonomischer Sicht nicht wirtschaftlich. Die Kombination aus PV-Anlagen und Batterien finden jedoch vermehrt Anwendung aufgrund ihrer Beiträge in anderen Bereichen wie zum Beispiel in der Notfallsicherung (BlackoutSchutz) oder zur Flexibilitätsdeckung, oftmals natürlich bedingt durch diverse Förderanreize. Daher sollte in weiteren Betrachtungen Wirtschaftlichkeit über den klassischen Sinn hinausgehend aufgefasst werden und auch diese Aspekte mitberücksichtigen. Der Ansatz der stochastischen Optimierung zur Integration von erneuerbaren Energien ist vielversprechend. Es wird im Vergleich mit der herkömmlichen Optimierung eine vorteilhaftere Entscheidungsfindung ermöglicht. Wird die Batterie nach dem mit der stochastischen Optimierung entwickelten Fahrplan betrieben, können jährlich einige hunderte Euro an Stromkosten eingespart werden.

Weiterführende Informationen

Projekt CityStore: https://nachhaltigwirtschaften.at/de/sdz/projekte/city-store.php

Das Sondierungsprojekt CityStore wurde im Rahmen der Stadt der Zukunft 6. Ausschreibung unter der Nr. 873530 gefördert.

AutorInnen

Sarah Wimmeder, BSc ist Masterstudentin am AIT- Austrian Institute of Technology, Center for Energy. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Dr. MSc Gerhard Totschnig ist Research Engineer und Experte für Modellierung und Simulation von Energiesystemen am AIT Austrian Institute of Technology, Center for Energy. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

DIin Dr.in Demet Suna ist Projektleiterin und Scientist in den Bereichen Energiewirtschaft und Energiesystemmodellierung am AIT Austrian Institute of Technology, Center for Energy. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Andrea Dornhofer hat bei der Weizer Energie- Innovations- Zentrum GmbH die Bereichsleitung der Schwerpunkte Energieprojekte und Energieagentur über. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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