Zeitschrift EE

 04 | 2023 Serielles Sanieren

Vielfältigkeit und Abwechslung

Mit diesen Worten kann man meine Arbeit bei AEE INTEC am besten beschreiben. Da das Labor in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, bin ich in so ziemlich jedes Projekt, das im Bereich Messungen und Monitoring einen Arbeitsschwerpunkt hat, mit involviert. Somit kann ich meine Expertise in Projekten aus fast allen Bereichen von AEE INTEC einbringen.

Foto: AEE INTEC

Mein Name ist Roland Kerschenbauer und ich bin derzeit in Vertretung von Waldemar Wagner Bereichsleiter der Abteilung Technisches Labor und Daten. Nach meiner Matura in Gebäudetechnik an der HTBL Pinkafeld war ich einige Jahre in einem Planungsbüro für chemischen und pharmazeutischen Anlagenbau beschäftigt. Ausgehend von dieser reinen Planungsarbeit und Sehnsucht nach mehr Abwechslung kam ich 2017 zu AEE INTEC. Mit einer guten Ausgewogenheit zwischen handwerklicher Arbeit und Bürotätigkeiten kann ich das aus meinem vorherigen Beruf mitgebrachte Know-how perfekt in Projekten, in denen Untersuchungen im Labor vorgesehen sind, anwenden. Die vielfältigen Aufgaben motivieren mich immer wieder neue, gute Lösungen zu finden.

Ich finde es herausfordernd, anderen Leuten meine Tätigkeiten bei AEE INTEC zu erklären: übergeordnet kann man sagen, ich beschaffe die Daten für Versuchsauswertungen - doch diese müssen erst einmal generiert werden. Somit reichen meine Aufgabengebiete derzeit von der Entwicklung, Planung und Umsetzung von Versuchsanlagen im Labor, wie z. B. Sorptions-Speicherteststand, Solarreaktor, Oszillierender Bioreaktor, Membrandestillationsteststand, PVT – Kollektorteststand und Fassadenprüfbox, über das Beschaffen von Daten durch das Monitoring von Feldanlagen inklusive der Erstellung von Monitoringkonzepten für Begleitprojekte, die über den Klima- und Energiefonds gefördert werden, bis hin zur Unterstützung unserer Diplomand*innen bei ihrer Projektarbeit im Labor.

Aufmauern der Giebelmauer im Sommer 2022. Foto: privat

Mit der großen Herausforderung, den Überblick über die vielen Projekte zu behalten, kann ich aber sagen, dass ich mit einem positiven Blick in die Zukunft eine vielfältige und abwechslungsreiche Arbeitsstelle in einem angenehmen Arbeitsumfeld, unter netten und hilfsbereiten Arbeitskollegen, gefunden habe. Bleibt nur noch, mein in viel Eigenregie durchgeführtes Wochenendprojekt Hausbauen nach fast zweijähriger Bauphase bald abzuschließen.

 04 | 2023 Serielles Sanieren

„Circular Construction“ EU-taxonomiefähige Sanierung von Bestandsbauten

Im Rahmen des Branchenforschungsprojektes werden anhand von fünf Referenzprojekten standardisierte Prozesse für EU-taxonomiekonforme Sanierungen des österreichischen Gebäudebestandes entwickelt.

Foto: AEE INTEC / Cornelia Ninaus

Zentraler Forschungsinhalt des Projektes ist es, die Anwendbarkeit der Taxonomiekriterien für Sanierungsprojekte, basierend auf Pilotprojekten, zu evaluieren und zu verbessern. Hierzu soll zunächst ein standardisierter Prozess entwickelt werden, wie der zu sanierende Bestand zu analysieren ist, um eine fundierte, alle EU-Taxonomieziele umfassende Planungsgrundlage zu erhalten. Dann soll ein breites Spektrum an Sanierungsszenarien aufgezeigt werden. Die dem Forschungsvorhaben zugrunde liegenden Referenzgebäude sind Gebäude aus verschiedenen Epochen, die als Vorbild für die Sanierung von ähnlichen Gebäuden in ganz Österreich dienen können. Die Auswahl der Projekte erfolgte durch die beteiligten Partner aus der Immobilienwirtschaft, wobei es sich nicht um bloße case studies handelt, sondern Projekte gewählt wurden, die auch zeitnah umgesetzt werden sollen und die außerdem eine hohe Multiplizierbarkeit aufweisen. Die ausgewählten Referenzobjekte werden hinsichtlich ihrer Energieeffizienz, Materialien und Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel charakterisiert. Die Möglichkeiten, abzubrechende Gebäudeteile zu einem hohen Grad zu recyceln oder wieder zu verwenden, werden identifiziert. Anschließend werden Maßnahmen zur Sanierung vorgeschlagen und deren Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit bewertet. Die Wirtschaftlichkeit der Sanierung wird mithilfe von Lebenszykluskostenanalysen untersucht und es wird ein integraler, digitaler Planungsprozess (BIM) entwickelt, der, als eigene Dimension, auf die Erreichung der Taxonomiefähigkeit abzielt. Ein wichtiger Forschungsinhalt wird auch sein, die Anwendbarkeit der Lösungen in Gebäudegruppen unter Nutzung möglicher Synergien zu erreichen und nachzuweisen, dass sie auch zukunftsfähig sind, also dort bestehen können, wo noch eine Verschärfung der Taxonomiekriterien zu erwarten ist.

Auftraggeber: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) – Collective Research

Projektpartner: AEE INTEC, pde Integrale Planung GmbH

Unterstützer: Vienna Insurance Group, GRAWE Immobilien Verwaltung, BIG/Bundesimmobiliengesellschaft, ARE/Austrian Real Estate, UBM Development, Vereinigung der österreichischen Zementindustrie, Fachverband der Holzindustrie, PlasticsEurope Austria, API PVC und Umwelt Beratung, PORR Umwelttechnik, Österreichischer Baustoff-Recyclingverband

Ansprechperson: Dipl.-Ing. Dr. Cornelia Ninaus, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 04 | 2023 Serielles Sanieren

AEE INTEC gewinnt ACR-Innovationspreis und ACR Woman Award

Wirtschaftsminister Kocher und ACR-Präsidentin Iris Filzwieser überreichten die Preise im Rahmen der ACR-Enquete am 18. Oktober 2023 für neue Maßstäbe in der Bestandssanierung und im Gebäudeenergiemanagement.

CEPA - thermal-regulating façade system

Die kooperative Technologieentwicklung von AEE INTEC und Towern3000 fokussiert sich auf die Sanierung von Gebäuden. Die entwickelten multifunktionalen, seriellen Fassadenelemente, dämmen, ermöglichen Heizen und Kühlen von außen sowie die Speicherung von Energie. Durch einen speziellen Montagevorgang wird der thermische Kontakt zwischen Flächenheizung und Wand hergestellt. Im Vergleich zu herkömmlichen Sanierungslösungen zeichnet sich CEPA durch einen hohen Vorfertigungsgrad aus. Die Innovationen orientieren sich an den folgenden CEPA-Grundprinzipien:

  • Nutzung bestehender Gebäudemassen und Niedertemperatur- Konditionierung von außen: CEPA ermöglicht eine Kompletterneuerung des thermischen Energiesystems in einem Schritt, wobei bestehende Gebäudemassen als Speicher und Wärme-/Kälteabgabesystem dienen. Dies steigert die Effizienz erneuerbarer Energien und erfordert keinen Auszug der Bewohner*innen während der Sanierung.
  • Industrielle Vorfertigung der Elemente: Die CEPAElemente werden im Werk gefertigt und vor Ort installiert, was zu kurzen Montagezeiten, geringen Kosten und reduziertem Fehlerpotenzial führt.
  • Einfachheit des Grundkonzepts: Die innovative Technik zur Kopplung der Bestandswand an die energieaktive Ebene erfolgt durch Anpressdruck auf Rohrleitungen, ohne komplexe Fügetechniken. Dies minimiert den operativen Aufwand.
  • Regelung und Zonierung: CEPA ermöglicht flexible Zonierungen und Regelungen bereits in der Vorfertigung, was Seriensanierungen in großen Gebäuden attraktiv macht. Das reduziert das Fehlerpotenzial auf der Baustelle.
  • Planbarkeit und Standardisierung: Durch Planungswerkzeuge und Standardisierungsmethoden kann CEPA für verschiedene Gebäude- und Wandtypen angewendet werden.

ACR Woman Award

Der diesjährige ACR Woman Award wurde an Dagmar Jähnig für ihre 20-jährige Forschungstätigkeit im Bereich solarthermische Systeme, Energiespeichermethoden und digitale Gebäudezwillinge verliehen.

In zwei vor kurzem abgeschlossenen Projekten zu digitalen Zwillingen wurde ein Managementsystem für hochenergieeffiziente Gebäude entwickelt. Gemeinsam mit ihrem Team hat Dagmar Jähnig eine Softwarelösung entwickelt, die eine Echtzeit-Anpassung der Gebäudesimulation an das Bauwerk über einen sogenannten digitalen Zwilling ermöglicht. Die Methodik basiert auf der Kombination von Echtzeitdaten, Simulationstechniken sowie intelligenten Regelungsstrategien. Ein digitaler Zwilling bietet die große Chance, den Energieverbrauch eines Gebäudes signifikant zu senken. Durch ein detailliertes Echtzeit- Simulationsmodell des Bauwerks und seiner Anlagentechnik stehen der Regelung wesentlich mehr Informationen zur Verfügung, mit deren Hilfe der Betrieb von Heizung, Lüftung und Klimatisierung optimiert werden kann. So wird es möglich, wesentlich genauer auf die aktuellen Wetterverhältnisse sowie die tatsächliche Nutzung des Gebäudes einzugehen.

 04 | 2023 Serielles Sanieren

Reallabor WEIZplus – Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung

Die Region WEIZplus besteht aus sieben zusammenhängenden Klima- und Energie-Modell (KEM)-Regionen mit 41 Gemeinden. Die Region ist geprägt durch einen für Österreich typischen Mix aus kleinstädtischer und ländlicher Struktur mit hohem Anteil an Industrie- und Gewerbegebieten, aber auch Landwirtschaft und einer Vielfalt an erneuerbaren Energiepotenzialen. Eine Versorgung der Region zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energieträgern ist möglich, sogar zu großen Teilen mit Ressourcen aus der Region, wie eine detaillierte Untersuchung in der Sondierungsphase gezeigt hat. Das Ziel der Region ist es, die Transformation des Energiesystems proaktiv, gemeinschaftlich und selbstbestimmt sowie mit hoher regionaler Wertschöpfung vorzunehmen. Zu diesem Zweck ist aktuell die Energiegenossenschaft WEIZplus in Gründung, die von den Akteur*innen (Gemeinden, Betriebe, Energieinfrastrukturbetreiber, Bevölkerung) der Region getragen wird. Hauptaufgaben der Genossenschaft sind die Initiierung, Entwicklung, Finanzierung, Umsetzung und der Betrieb von regionalen Energieprojekten bei gleichzeitiger Aktivierung regionaler Finanzmittel und Einbindung der Bevölkerung. Konkret werden in der Startphase des Reallabors WEIZplus das Leitprojekt „Fossilfree4Industry“ sowie das Innovationslabor „EnergieRaumLabor“ umgesetzt.

Das Leitprojekt erprobt anhand von fünf großtechnischen, prototypischen Modelllösungen und konkreten Umsetzungen den Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung, insbesondere Erdgas, für die Prozess- und Raumwärmeversorgung der zahlreichen Industrie und Gewerbebetriebe im Umfeld der Städteachse Weiz und Gleisdorf. Die Ergebnisse und Erkenntnisse werden ein hohes Multiplikationspotential für zukünftige Lösungen, Prozesse und Methoden im Bereich der Dekarbonisierung der Industrie darstellen und aufzeigen, dass ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern in der Industrie möglich und ökonomisch sinnvoll ist.

© Robert Six

Durch das Innovationslabor werden konkrete innovationsfördernde Unterstützungsleistungen zur Transformation des Energiesystems und zum Aufbau der Energiegenossenschaft WEIZplus geleistet. Die Betriebsstrategie des Innovationslabors besteht darin, regionaltypische Projekte entstehen zu lassen, Akteur*innen zusammenzubringen, Wissens- und Innovationsmanagement zu betreiben sowie marktreife Produkte, Systeme und Dienstleistungen zu generieren. Zudem werden innovative Finanzierungsmodelle entwickelt, um (regional) verfügbares Kapital in den Wandlungsprozess umzuleiten und so die Transformation des Energiesystems im Fokusgebiet sowie die Reduktion der Treibhausgasemissionen auf (Netto-)Null zu erreichen.

Das Reallabor WEIZplus wird die regionale Energiewende somit signifikant beschleunigen und die Region dabei unterstützen, zu einer Vorzeigeregion in ganz Österreich zu werden.

Das Reallabor WEIZplus wird aus Mitteln des BMK gefördert und im Rahmen der Leitinitiative „100% Erneuerbare-Energie- Reallabore“ des FTI-Schwerpunktes „Energiewende“ durchgeführt.

Auftraggeber: Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)

Ansprechpersonen: Reallabor: GF Ing. Christian Fink, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Innovationslabor: Ing. Ewald Selvička, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und Rafael Bramreiter, MSc, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Leitprojekt: Dipl.-Ing. Joachim Kelz, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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