Zeitschrift EE

01 | 2024 Grüne Treibstoffe

Wohnen und Arbeiten in der Solarstadt Gleisdorf

Die Steirische Landesaustellung 2001 fand zum Thema „Energie“ in der Region Weiz-Gleisdorf statt. Ich, Wolfgang Gruber-Glatzl, war zu dem Zeitpunkt Hauptschüler und fand den Solarbaum in Gleisdorf und das Rotorblatt einer Windkraftanlage in der Kunsthalle Weiz faszinierend, die wir im Rahmen einer Schulexkursion besuchten – mein erstes Referat kurz darauf hielt ich zum Thema „Alternative Energien“. Es wirkt sich also äußerst positiv aus, Schüler*innen zu informieren und zu begeistern. Nach meinem Studium „Energie- und Umweltmanagement“ an der Fachhochschule Burgenland kam ich vor nunmehr 10 Jahren zu AEE INTEC und halte nun zwar keine Referate mehr, diese heißen in meiner Arbeit jetzt vielmehr Poster-Pitches, Impulsvorträge, und Capacity Building Trainings.

Foto: AEE INTEC

Im Bereich „Industrielle Systeme“ durfte ich in den letzten Jahren bei vielen innovativen Projekten mit den Themenschwerpunkten „Energie- und Ressourceneffizienz“ und „Erneuerbare Energien in der Industrie“ mitwirken: Eine Abwasser-Wärmepumpe versorgt Gleisdorf mit Fernwärme, aus der Kläranlage Kapfenberg wird überschüssige Wärme an ein Nahwärmenetz abgegeben und die Brauerei Puntigam versorgt die gesamte Flaschenhalle mit einer neuen Wärmepumpe. Auch international ist die Kompetenz unseres Bereichs gefragt: In Malaysia konnten wir mit Trainings und Energieaudits die Umsetzung von solaren Prozesswärme-Anlagen begleiten und in den nächsten vier Jahren wird die langjährige „Solare Trainings- und Demonstrationsinitiative SOLTRAIN“ mit etwas erweitertem Schwerpunkt im südlichen Afrika fortgesetzt.

Ich schätze an AEE INTEC den gemeinsamen „Spirit“, aktiv an einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken. Wir sind unabhängig und selbstbestimmt, was Inhalte und Arbeitsschwerpunkte betrifft und wir können uns aktiv in die Gestaltung dieser Schwerpunkte einbringen. Unser Institut ist familiär, trotz 75 Mitarbeiter*innen, und es gibt eine Vielzahl an gemeinsamen Aktivitäten für die ganze Familie, z. B. Neusiedlersee-Wochenende, Skitag oder Sommerfest.

Seit vier Jahren lebe ich mit meiner Familie in Gleisdorf. Wir sind sehr glücklich über unsere wundervollen Nachbarn, das großartige Angebot an (Sport-) Vereinen, die kurzen Geh- und Raddistanzen und die Nähe zu Wald- und Bach-Spazierwegen. Als Vater von drei Kindern ist es für mich außerdem wichtig, meine Arbeitszeit flexibel einzuteilen zu können. Dazu gehören freie Nachmittage, spontanes Homeoffice, wenn ein Kind krank ist oder die Väterkarenz, die ich insgesamt 20 Monate in Anspruch nehmen konnte. Im Gegensatz dazu stehen manch lange Abende im Büro und Auslandsreisen, doch in den letzten 10 Jahren hielten sich beruflicher Einsatz und Flexibilität für die Familie gut die Waage und ich freue mich schon auf die nächsten Projekte.

P.S.: Mein Sohn hat vor Kurzem sein erstes Referat gehalten - das Thema: „Das Alte Rom“. Wer weiß, vielleicht wird er ja Historiker.

01 | 2024 Grüne Treibstoffe

Fossil Phase Out: Strategische und ganzheitliche Planung von Wärmenetzen

Neben dem Klimawandel wird uns durch die aktuellen geo- und energiepolitischen Entwicklungen sehr deutlich bewusst gemacht, dass wir die Abhängigkeit von fossiler Energie beenden müssen. Der österreichische Wärmesektor mit rund 65 Prozent fossiler Versorgung ist sehr stark betroffen. Die Herausforderung besteht darin, innerhalb eines knappen Zeitrahmens einen vollständigen Ausstieg aus fossilen Energieträgern in Wärmenetzen zu realisieren.

Foto: iStock/Fokusiert

Diese Zielsetzung erfordert planvolles Vorgehen, die Involvierung maßgeblicher Akteure, die Anpassung etablierter Prozesse (Stichwort Energieraumplanung) sowie die Nutzung und In-Wert-Setzung verfügbarer (räumlicher) Datengrundlagen (Stichwort GIS), Methoden und Workflows.

Im Rahmen des Projekts "Fossil Phase Out" wird vor diesem Hintergrund ein Leitfaden entwickelt, der Gemeinden, Städten und Regionen, insbesondere Klima- und Energie-Modellregionen (KEM), Handlungsanweisungen für eine systematische Erweiterung und Dekarbonisierung der leitungsgebundenen Wärmeversorgung bietet. Der Leitfaden greift die ordnungsrechtlichen Möglichkeiten der Energieraumplanung auf und präsentiert weiterführende Planungsschritte im Kontext der kommunalen Wärmeplanung bis hin zur konkreten Umsetzungsplanung. Exemplarisch wird in der Stadtgemeinde Gleisdorf und dem Fernwärmeversorgungsgebiet der Stadtwerke Gleisdorf GmbH die im Leitfaden beschriebene Vorgehensweise pilothaft zur Anwendung gebracht. Die am Standort Gleisdorf gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse des Umsetzungsprozesses dienen als Musterlösung zur Multiplikation in den beteiligten Klima- und Energie-Modellregionen und deren verbundenen Gemeinden. Darüber hinaus soll der Leitfaden einem allgemeinen Gültigkeitsanspruch für die kommunale Wärmenetzplanung in Österreich genügen.

Projekt-Website: https://www.aee-intec.at/fossil-phase-out-strategische-und-ganzheitliche-planung-von-waermenetzen-p366

Auftraggeber: Klima- und Energiefonds im Rahmen des Programms „Klima- und Energie-Modellregionen“

Projektpartner: AEE INTEC (Projektkoordinator), KEM Weiz-Gleisdorf, KEM Klimafreundlicher Naturpark Almenland, KEM-Kleinregion Hartberg, Stadtwerke Gleisdorf (Eigenmittel)

Ansprechperson: Dipl.-Ing. Franz Mauthner, MSc Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Dipl.-Ing. Joachim Kelz, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

01 | 2024 Grüne Treibstoffe

EnergieZukunft WEIZplus - Eine Region auf dem Weg zur Klimaneutralität

Wenn es um Klimaziele geht, dann leistet die Region WEIZplus wesentliche Pionierarbeit. Am 07.02.2024 erfolgte im Heizwerk Wollsdorf (Bezirk Weiz) der feierliche Kick-off der EnergieZukunft WEIZplus – mit Stakeholdern wie Gemeinden, Betrieben und politisch Verantwortlichen.

Foto: Florian Grabenwarter

Die oststeirische Region WEIZplus mit ihren 41 Gemeinden, 120 000 Einwohner*innen und ca. 5 000 Betrieben plant zukünftig fossilen Energieträgern Lebewohl zu sagen und damit ihre Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Das Ziel der Region ist, die vorhandenen eigenen Energieressourcen zu aktivieren und den im Projektgebiet ansässigen Stakeholdern, wie Gemeinden, regionalen Betrieben und der Bevölkerung deren Nutzung zu ermöglichen. Die Transformation des Energiesystems soll in Zukunft proaktiv und gemeinschaftlich erfolgen und die regionale Wertschöpfung steigern.

Von nun an betreibt die Region WEIZplus eines von österreichweit insgesamt drei „Reallaboren“ und steht somit nicht nur national, sondern auch international im Rampenlicht. Für die Startphase des Vorhabens wurden 5,2 Mio. Euro an Bundes- und Landesmitteln zugesagt.

Derzeit liegt der Energieverbrauch in der Region WEIZplus bei rund 3 900 GWh, wovon aktuell nur 35 Prozent aus erneuerbaren Ressourcen stammen. Die überwiegende Versorgung mit fossilen Energieträgern führt zu einem jährlichen Verlust regionaler Wertschöpfung von rund 200 Mio. Euro.

Dass ein anderer Weg möglich ist, konnte bereits in der Vorbereitung des „Reallabor WEIZplus“ gezeigt werden – eine Versorgung der Region zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energieträgern aus regionalen Ressourcen ist möglich. Darüber hinaus wurde ein Energieeinsparpotenzial von 25 Prozent identifiziert, das durch ein breites Maßnahmenbündel realisiert werden kann.

Erste Maßnahmen, wie z. B. die Gründung der Genossenschaft „EnergieZukunft WEIZplus eGen“ im Dezember 2023 bereiten den Weg, um zukünftig relevante Forschungs- und Umsetzungsprojekte entwickeln, finanzieren und betreiben zu können. Somit kann eine dezentrale, unabhängige und gemeinschaftliche Transformation des Energiesystems hin zu 100 Prozent erneuerbarer Energie gelingen. All das fußt auf bereits bestehenden Strukturen, welche in der Region für die Umsetzung des Vorhabens vorhanden sind, wie auch auf der sehr guten Zusammenarbeit aller Akteure und Stakeholder seit Beginn des Projektes.

Mitglieder der Genossenschaft „EnergieZukunft WEIZplus eGen“ sind Gemeinden, Klima- und EnergieModellregionsmanager*innen, Kooperationspartner*innen aus Industrie und Gewerbe sowie Energieversorger und Netzbetreiber und vor allem die regionale Bevölkerung. Zu realisierende Energieprojekte sollen zukünftig größtenteils durch Finanzmittel aus der Region (Bürger*innenbeteiligung, Genossenschaftsanleihen, Regions-Energieanleihen, etc.) finanziert werden und damit sowohl Einfluss als auch Nutzen in der Region bleiben.

01 | 2024 Grüne Treibstoffe

Was kann Begrünung leisten?

Begrünung von Gebäuden und öffentlichen Räumen erfährt zunehmend Beachtung als wirksame Maßnahme gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels und der fortschreitenden Verbauung unserer Umwelt. Bei der konkreten Umsetzung gibt es aber noch zahlreiche Hürden und offene Fragen. Dabei ist es entscheidend, auf der Ebene der örtlichen Raumplanung anzusetzen. Die normativen Rahmenbedingungen in der österreichischen Raumordnung wurden dazu bereits in der Vorgängerstudie „Raum&Grün“ untersucht. In der aktuellen F&E Dienstleitung „RaumGrün&Gemeinden“ erarbeitet AEE INTEC nun gemeinsam mit den Projektpartner*innen die erforderlichen Datengrundlagen zu Klima, Risiken und lokalen Potenzialen und entwickelt prototypische Planungsinstrumente. Die Lösungsansätze und Empfehlungen werden anschließend in den drei Pilotgemeinden Zwischenwasser, Fels am Wagram und Weiz erprobt.

Quelle: AEE INTEC

Im Projekt MARGRET, ebenfalls eine F&E Dienstleistung, wird eine bislang einzigartige Prüfumgebung genutzt, um die spezifischen physikalischen Effekte von Gebäudebegrünung zu untersuchen. Hierbei werden zwei identische Räume der AEE INTECFassaden-Testbox als Referenzobjekte herangezogen – einer davon mit Begrünung, der andere ohne. Beide Räume sind zeitgemäß gedämmt und werden mit verschiedenen Fassadenbegrünungen ausgestattet. Zusätzlich wird ein Teil der Dachterrasse temporär begrünt, um die Auswirkungen von Dachbegrünungen zu testen.

Ziel ist es, zusammen mit den Projektpartner*innen Verfahren zur Messung der Auswirkungen und für das Monitoring von Gebäudebegrünungen zu entwickeln und parallel dazu Anpassungen in den Berechnungsmodellen oder Normen vorzuschlagen.

Auftraggeber: Klima- und Energiefonds (Projekt RaumGrün&Gemeinden) Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (Projekt MARGRET)

Projektpartner: Projekt RaumGrün&Gemeinden: Büro für nachhaltige Kompetenz GmbH (Projektkoordinator), AEE INTEC, Dipl.-Ing. Ralf Dopheide e.U, RaumRegionMensch GmbH, Projekt MARGRET: IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH (Projektkoordination), AEE INTEC, GRÜNSTATTGRAU Forschungs- und Innovations- GmbH, BOKU Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau (Drittleister)

Ansprechperson: Dr.in med. Dipl-Ing.in Martina Majcen, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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