Zeitschrift EE

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2008-01: Erneuerbare Wärme und Kälte 2030

AEE-Projektinformationen und Service

Sagenhafte Ersparnis beim CO2-Ausstoß!

Österreich liegt nach neuesten Berechnungen 23,4 % über dem international vereinbarten Kyoto-Ziel, das bis 2010 erreicht werden muss. Als erster steirischer Wohnbauträger schaffte die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft ENW eine Ersparnis des CO2-Ausstoßes von 692 Tonnen seit Beginn ihrer Energiebuchhaltung!

Abbildung 1: Solaranlage Schwarzer Weg (Quelle: ENW)

Mit 20 Anlagen, gemessen bis Ende 2007, beförderte die ENW mit ihren Solaranlagen insgesamt mehr als 2 Mio. kWh vom Dach in den Wohnraum. Das sind rund 224.000 Liter Öl, mit denen entweder 500 durchschnittliche Haushalte ein Jahr lang heizen würden oder mit dem man 110 Mal mit dem Auto um die ganze Erde (4,5 Mio. km!) fahren könnte.
Jährlich werden rund 243 Tonnen CO2 in den dzt. gemessenen 20 Objekten eingespart und tragen so zu einer erheblichen Kostenersparnis der laufenden Wohnkosten für die Bewohner bei. Die ENW verweist auf zehn Jahre Erfahrung im Einsatz von Sonnenenergienutzung und fünf Jahre teilsolare Raumheizung bei allen Neubauten. In über 500 Wohnungen ist Komfortgewinn, Umweltschutz und Heizkosteneinsparung bereits Realität. Solarerträge und Heizungsverbräuche der Anlagen können für die Bewohner ONLINE übers Internet abgefragt werden.

Weitere Informationen:
Die ENW ist steirischer Kooperationspartner des klima:aktiv haus Programms, welches federführend von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik geleitet wird. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.klimaaktivhaus.at

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2008-01: Erneuerbare Wärme und Kälte 2030

AEE-Projektinformationen und Service

Qualitätssicherungssystem für thermische Gebäudesanierung

Erfahrungen zeigen, dass die konzipierten Energieeinsparungen im Gebäudebestand nur durch eine hochwertige energetische Sanierung in Kombination mit einem effizienten und fachgerechten Betrieb des Gebäudes erreicht werden können. Das dynamische flexible Qualitätssicherungssystem umfasst sowohl die Sanierung als auch den Betrieb des Gebäudes und gewährleistet den konsequenten Informationsfluss, Abwicklung und Kommunikation zur Erreichung der geplanten Energieeinsparungen.

Der Energieverbrauch eines Gebäudes hat im Laufe seines gesamten Lebenszyklus den größten Einfluss auf die Umwelt und ist daher unbedingt zu reduzieren. Er ist sowohl von der Gebäudehülle, als auch vom System der Gebäudetechnik abhängig, welche wiederum bedeutenden Einfluss auf das Innenraumklima haben.
Wenn signifikante Energieeinsparungen beim Betrieb bestehender Gebäude erreicht werden sollen, hat die energetische Sanierung des Gebäudebestandes in großem Rahmen und auf systematische und kontrollierte Weise zu erfolgen.
Bei der energetischen Gebäudesanierung sind in jedem Land unterschiedliche Aspekte, wie die lokalen Ressourcen, Kosten, Gebäudetradition, Gesetzeslage und Finanzierungsmöglichkeiten, zu berücksichtigen.
Ein in Schweden bereits seit 10 Jahren angewandtes Qualitätssicherungssystem für das Innenraumklima wurde nun um die Anforderungen an die Gebäudeenergienutzung erweitert. Das System kann nun an die Bedürfnisse und Bedingungen anderer Europäischer Länder angepasst werden.
Das Projekt SQUARE zielt darauf ab, die energetische Gebäudesanierung mit Verbesserung des Innenraumklimas im sozialen Wohnbau unter der Verwendung eines an die Bedürfnisse und Bedingungen des jeweiligen Landes angepassten Qualitätssicherungssystems zu fördern und dies im Rahmen von Pilotprojekten zu veranschaulichen.

Weitere Projektinhalte:

  • Verbreitung der energetischen Gebäudesanierung mit verbessertem Innenraumklima im sozialen Wohnbau unter Verwendung eines flexiblen Qualitätssicherungssystems.
  • Verteilung von Information über das Qualitätssicherungssystem, Praxiserfahrungen und Ergebnisse von mindestens vier Pilotprojekten in den teilnehmenden Ländern.
  • Bewusstseinbildung betreffend die energetischen Gebäudesanierung mit verbessertem Innenraumklima
  • Präsentation von Lösungen für den Einsatz erneuerbarer Energien und der effizienten Energienutzung im sozialen Wohnbau

Das Projekt wird mit freundlicher Unterstützung der Europäischen Union - Executive Agency for Competitiveness and Innovation (EACI) - durchgeführt.

Weitere Infos:
Dipl.-Ing. Elisabeth Koschar, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder auf der Homepage http://www.iee-square.eu/

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2008-01: Erneuerbare Wärme und Kälte 2030

Wassermanagement

Abbildung 1:Latrine in Arusha, Tansania

Die UN Generalversammlung hat das Jahr 2008 zum "Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung" (International Year of Sanitation, IYS 2008) erklärt. Um dieses Jahr zu nutzen, haben sich etwa 50 internationale Organisationen zur Sustainable Sanitation Alliance zusammengeschlossen.

Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung (IYS08)

Von Martin Regelsberger*

2,6 Milliarden Menschen warten auf ein Klo

Die UNO will diese unglaubliche Zahl drastisch senken. Weil die Zahl aber nicht rasch genug abnimmt, hat die UNO 2008 zum „International Year of Sanitation“, also zum Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung, erklärt. Dieses Jahr soll daran erinnern, dass es seit der Umweltkonferenz in Johannesburg ein Millenniumentwicklungsziel (Millennium Development Goal, MDG) dazu gibt: bis 2015 soll die Zahl der Menschen ohne Abwasserentsorgung (2,6 Milliarden Menschen) und die Zahl der Menschen ohne ausreichende Trinkwasserversorgung (1,2 Milliarden) halbiert werden. Die Anstrengungen, um das gesetzte Ziel zu erreichen, müssen drastisch verstärkt werden. Es geht dabei um ganz handfeste Probleme. Eine Toilette zu haben ist natürlich unter Anderem eine Frage der menschlichen Würde. Jährlich sterben an „schmutzigem“ Wasser oder unzureichender Siedlungshygiene 5 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Terrorismusexperten schätzen die Zahl der Terrorismusopfer der letzten 40 Jahren auf insgesamt gerade einmal 50.000 Menschen. Vier Milliarden Fälle von Durchfall gibt es jedes Jahr. Und wer einmal auf einer Reise Durchfall hatte, weiß, wie beeinträchtigt man dadurch ist. Die Kosten, die durch nötige medizinische Versorgung, Fehltage bei der Ausbildung, Umweltprobleme, Einbußen beim Verdienst und der Lebensqualität entstehen sind enorm und treffen vor allem die ganz Armen.
Allerdings reicht es nicht, Menschen eine Wasserleitung oder eine Toilette zu bauen. Oft ist die Infrastruktur zu teuer, um erhalten werden zu können, oder wird aus mangelndem Verständnis einfach nicht genutzt. Neben produktiven technischen Lösungen, die Fäkalien zu Dünger oder Biogas umwandeln, braucht es auch Schulungen in Hygiene, im Betrieb und der richtigen Nutzung der Klos und Wasserversorgungen. Die „Sustainable Sanitation Alliance“, hat es sich zum Ziel gesetzt, im IYS 2008 auf diese komplexen Zusammenhänge verstärkt aufmerksam zu machen.

Die Sustainable Sanitation Alliance

Die „Sustainable Sanitation Alliance“, kurz SuSanA, ist eine weltweite Vereinigung von über 50 Organisationen, die auf dem Gebiet der nachhaltigen Siedlungshygiene arbeiten. SuSanA begrüßt die Widmung des Jahres 2008 in der Hoffnung, das Thema und die Bedürfnisse der betroffenen Menschen bekannt machen zu können und die Lage zu verbessern. SuSanA als Vereinigung ist offen für alle Interessenten, die sich einbringen und am gemeinsamen Ziel mitarbeiten möchten. Es wird große, gemeinsame Anstrengung aller brauchen, um das Millenniumentwicklungsziel zu erreichen. Es wird sich aber auch lohnen und alle sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.
Denn es geht nicht nur um Klos in Entwicklungsländern. Auch bei uns ist Nachhaltigkeit im Siedlungswasserbau eine neues Thema. Obwohl schon Adolf Loos meinte, es gehöre endlich verboten, dass der Siedler seinen wertvollsten Rohstoff mit Trinkwasser wegspült, hat sich diese Methode, Fäkalien zu entsorgen, sogar noch verbreitet. Sie hat sogar Gegenden erreicht, wo Trinkwasser Mangelware ist. Und der „Rohstoff des Siedlers“ wird heute oft als Sondermüll betrachtet, nicht zuletzt weil er tatsachlich mit allen möglichen und unmöglichen bis gefährlichen Substanzen belastet ist, die wir entweder konsumieren, oder über das Abwasser mitentsorgen. Dabei ist der in Fäkalien und Urin enthaltene wichtige Pflanzennähstoff Phosphor ein endlicher Bodenschatz. Die derzeit bekannten Reserven reichen bestenfalls noch für 200 Jahre. Das mag lang scheinen, die einfach abzubauenden und zu verwertenden Vorräte werden aber schon viel früher ausgehen. Umgekehrt haben wir in der Luft zwar große Vorräte von Stickstoff. Für die Landwirtschaft produzieren wir daraus aber ständig neuen Dünger, den wir bestenfalls einmal verwenden und dann entsorgen. So erfreulich die gesteigerte landwirtschaftliche Produktion durch Stickstoffdüngung ist, die Entsorgung des Stickstoffs aus Fäkalien ist nur unzureichend gelöst. Entweder brauchen wir Energie um ihn wieder in Luftstickstoff zurückzuführen oder wir belasten damit unsere Fließgewässer, Seen und Meere.

Das IYS bei uns

All unsere Klärtechnik ist auf einige wenige Substanzen ausgelegt. Alles andere wird im Abwasser nur zufällig oder nicht abgebaut. Wir entsorgen mit Abwasser aber zunehmend ganz unterschiedliche Stoffe, Schwermetalle, Hormone und hormonähnliche Stoffe, hochgiftige Abfallstoffe, die wir als Reinigungs- oder „Desinfektionsmittel“ einsetzen und vieles mehr. Von vielen dieser Stoffe wissen wir nicht einmal genau wie sie auf Pflanzen und Tiere wirken, wenn sie einzeln vorkommen, geschweige denn, was passiert, wenn sie in ganz unterschiedlichen Mischungen Auftreten. Für die Industrie gibt es mittlerweile, einen Ansatz, „cleaner production“, bei dem an der Quelle der Probleme, dem Industrieprozess angesetzt wird, um durch Optimierung den Ausstoß unerwünschter Stoffen zu reduzieren bis ganz zu unterbinden. Den Ansatz gibt es, allerdings muss er erst noch überall angewendet werden.
Beim häuslichen Abwasser ist diese Vorgangsweise – der Versuch im Haushalt ein nutzbares Produkt zu erzeugen, aus dem die enthaltenen Stoffe möglichst einfach weiter verwendet werden können – zwar nicht unbekannt, aber sie findet noch kaum Anwendung. Was um die Jahrhundertwende des 19. zum 2o. Jahrhundert noch gang und gäbe war, ist 100 Jahre später fast verschwunden, ja es wird geradezu als gefährlich erachtet. Daran ist richtig, dass wir mittlerweile Stoffe konsumieren und auch entsorgen die durchaus bedenklich sind. Mit Kläranlagen ist dieser Vielzahl an Stoffen aber auch nicht beizukommen. Die Industrie macht uns vor, dass die Lösungen am Ursprung zu finden sind, im Haushalt.
Nachhaltiger Siedlungswasserbau wird nach Lösungen suchen müssen, die im Haushalt schon erreichen, dass das Abwasser für die Wiederverwendung brauchbar bleibt. Das wurde als eines der „Bellagio Prinzipien für nachhaltige Siedlungswasserwirtschaft“ zum „haushaltszentrierten Ansatz“ im Siedlungswasserbau formuliert. Von der Abwasserentsorgung müssen wir auch im Haushalt zum Stoffstrommanagement übergehen.

Abbildung 2: Grauwasserreinigung, das Grauwasser wird zum Spülen der Toiletten verwendet

In diesem Sinn ist das „International Year of Sanitation“ nicht nur ein Auftrag, für die Armen zu sorgen und jene zu unterstützen, die noch kein Klo haben. Es sollte uns auch dazu aufrufen, die bei uns bestehende Praxis zu überdenken und zu neuen Lösungen zu finden, von einem Entsorgungsproblem zur Nutzung wertvoller Rohstoffe zu wechseln. Der Ansatz hätte auch Auswirkungen auf die von uns verwendeten Substanzen und auf unsere Lebensmittelproduktion. Wir würden Energie sparen, die Umwelt schonen, weniger Rohstoffe verbrauchen und vermutlich auch gesünder leben. Lauter Gründe, das „International Year of Sanitation“ zum Nachdenken, aber auch zum Handeln zu Nutzen.
Dieses Ziel hat sich die Sustainable Sanitation Alliance gesetzt. In Österreich sind folgende Organisationen in der Alliance vertreten:

  • AEE – Institut für nachhaltige Technologien (AEE INTEC)
  • BOKU – Universität für Bodenkultur, Institut für Siedlungswasserbau
  • EcoSan Club
  • Österreichische Entwicklungszusammenarbeit

*) Dipl.-Ing. Martin Regelsberger ist Leiter der Abteilung für Wasser- und Abwassermanagement bei der AEE INTEC in Gleisdorf, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.aee-intec.at, www.sustainable-sanitation-alliance.org [^]

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2008-01: Erneuerbare Wärme und Kälte 2030

Wassermanagement

Um das Thema Toiletten und was es bedeutet keinen Zugang zu eben diesen zu haben, drehte sich die Wanderausstellung „Sanitation is Dignity – Wo würden Sie sich verstecken?“, die in der letzten Septemberwoche 07 im AKH, Wien, zu sehen war.

Wo würden Sie sich verstecken
Sanitation is Dignity

Von Elke Müllegger*

Die Aufklärungskampagne „Toilette bedeutet Würde“ ist eine Wanderausstellung, bei der lebensgroße Figuren zu sehen sind. Halb hinter schützenden Objekten, wie Regenschirme, Blumentöpfe oder Koffer versteckt, verrichten sie ihr „Geschäft“. Der EcoSan Club brachte die von der German Toilet Organisation konzipierte Ausstellung nach Wien und ergänzte sie mit zahlreichen Aktivitäten. Im Fokus stand dabei: Was tun, wenn man muss, aber nicht kann wie man soll?
Diese Fragen stellen sich täglich 42% der Weltbevölkerung, das sind rund 2,6 Milliarden Menschen, die unter keiner bzw. einer sehr schlechten sanitären Grundversorgung leiden. Die Mehrzahl der Betroffenen lebt in den ärmeren Ländern der Welt, in denen der tägliche Gang zur Toilette durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. So sind vielerorts, vor allem in dicht besiedelten städtischen Gebieten, immer noch die „fliegenden Toiletten“ anzutreffen, ein Plastiksack der, nach Verwendung gut gefüllt, in hohem Bogen weggeschmissen wird. Das damit das Problem nur verlagert wird, liegt auf der Hand und die Auswirkungen sind erdrückend: Jedes Jahr sterben an den Folgen einer unzureichenden Sanitärversorgung 1,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren, also 5.000 Kinder täglich.

Situation der Frauen

Mehrfach benachteiligt sind vor allem Frauen und Mädchen. Sie tragen nicht nur die Verantwortung für Hygiene im Haushalt, sondern sind auch gezwungen, viel längere Wege zur Verrichtung ihres „Geschäfts“ in Kauf zu nehmen. Des Nächtens führt dies oft zu gefährlichen Situationen. Vielerorts ist das Fehlen von Schultoiletten für die mangelhafte Schulausbildung vor allem von Mädchen verantwortlich. Ältere Mädchen meiden die Schulde während der Menstruation oder brechen den Schulbesuch ganz ab. Von einer Verbesserung der Situation würden Frauen und Mädchen am meisten profitieren, dennoch werden sie selten in Diskussionen und Entscheidungsprozesse von Entwicklungsprioritäten einbezogen und ihre Stimmen werden nur unzureichend gehört.

Sanitäre Grundversorgung

International ist die Wichtigkeit einer ausreichenden Wasserversorgung zur Verbesserung der Lebensbedingungen schon lange anerkannt. Die sanitäre Grundversorgung dagegen fristet immer noch ein Schattendasein, obwohl die Sanitärversorgung offizieller Bestandteil der Millennium Entwicklungsziele (MDG) ist. Nur wenige Fortschritte zur Erreichung des Ziels - einer Halbierung des Anteils derer ohne adäquate Sanitärversorgung bis 2015 – sind derzeit zu verzeichnen. „The world is off track” ist dem „Bericht über die menschliche Entwicklung 2006“ des UN-Entwicklungsprogramms UNDP zu entnehmen. Die Gründe dafür sind zahlreich.
Eine der Hauptgründe ist, dass die Vorteile und die produktiven Aspekte einer angemessenen Sanitärversorgung sowohl von Politikerinnen und Politikern als auch der Zivilgesellschaft nicht ausreichend wahrgenommen werden und somit die nötige politische Aufmerksamkeit fehlt. Obwohl die Verbesserung des sanitären Sektors immense finanzielle Auswirkungen hätte, vor allem durch eine Kostenreduktion im Gesundheitsbereich, einer verbesserten ökonomische Entwicklung und landwirtschaftliche Produktion, sowie Fortschritt in den Bereichen Bildung, Lebensunterhalt und Armutsbekämpfung.

Kein Klo, also Wo?

Dennoch steht die Verbesserung der sanitären Situation auf der Prioritätenliste der meisten nationalen Regierungen weit unten. Dies bestätigte auch Dan Lapid vom „Centre for Advanced Philippine Studies“ in der Diskussionsveranstaltung „Shit Happens – kein Klo, also Wo?“, die im Zuge der Ausstellung in Wien zur Auseinandersetzung mit dem Thema einlud: „Auf den Philippinen fließen 97% der öffentlichen Investitionen in den Ausbau der Wasserversorgung und nur 3% in die sanitäre Grundversorgung“. Hans Schattauer von der „African Water Facility“ ergänzt dies aus Sicht der Afrikanischen Entwicklungsbank „Bei näherem Hinsehen geht das meiste Geld in Wasserversorgungs- und Siedlungshygieneprojekten in die Wasserversorgung. Eine Trennung dieser beiden Finanzierungsschienen ist dringend notwendig, um mehr Priorität auf sanitäre Grundversorgung legen zu können.“

Abbildung 2: Und wo würden Sie sich verstecken...? (Quelle: Johannes Hloch)

Einbindung der Öffentlichkeit

Eine Verbesserung der Situation kann nur dann erzielt werden, wenn die Tragweite dieser Problematik uneingeschränkter in der Öffentlichkeit thematisiert wird. Jedoch sollte gleichzeitig auch ein Umdenken von rein entsorgungs- hin zu wiederverwertungsorientiertem Handeln im Sanitärsektor stattfinden und „wir aufhören unsere technischen Lösungsvorschläge in Entwicklungsländer zu transportieren, wo sie schnell an ihre Grenzen stoßen“ ergänzt Markus Lechner vom EcoSan Club während der Diskussionsveranstaltung. Gefordert werden daher innovative Lösungsmöglichkeiten, die sich den lokalen Rahmenbedingungen anpassen und nachhaltig eine Verbesserung der sanitären Situation zulassen. Erprobte alternative Lösungen und Technologien sind schon zahlreich vorhanden: Trockentoiletten zum Beispiel, die gänzlich ohne Wasser auskommen und trotzdem hohe Hygienische- und Komfortstandards erfüllen oder behandeltes Toilettenabwasser, das für Bewässerung und andere landwirtschaft- und gartenbauliche Zwecke wiederverwertet wird.

International Year of Sanitation

Um die Öffentlichkeit sowie die politisch Verantwortlichen stärker auf das Thema sanitäre Grundversorgung aufmerksam zu machen, hat die UN Generalversammlung das Jahr 2008 zum "Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung" (International Year of Sanitation, IYS 2008) erklärt (siehe dazu Artikel von Martin Regelsberger). Dies als Anlass nehmend, hat sich im vergangenen Jahr die „Sustainable Sanitatin Alliance“ (SuSanA) gegründet, ein Zusammenschluss von über 50 multi- und bilateral Organisationen, NROs, Wirtschaftsunternehmen, staatlichen und Forschungsinstitutionen, die an der Entwicklung nachhaltiger Sanitärsysteme arbeiten. Das SuSanA Netzwerk bietet Raum für Informationen, Wissensaustausch und Diskussionen, mit dem Ziel den öffentlichen Druck für eine nachhaltige Sanitärversorgung zu erhöhen. Und vielleicht lassen sich dann auch Entscheidungsträgerinnen und –träger stolz neben einer neu gebauten Toilette abbilden.

Die Ausstellung „Sanitation is Dignity“ wurde mit der finanziellen Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, sowie CWS, der Universität für Bodenkultur (Institut für Siedlungswasserbau) und der Dreikönigsaktion ermöglicht.
Nähere Informationen finden sich auf der Kampagnenhomepage www.sanitation-is-dignity.org oder www.ecosan.at.

Abbildung 3: Latrinen im Stadtzentrum in Kitgum, Uganda (Quelle: EcoSan Club)

Abbildung 4: Latrinen und Abfallentsorgung im Innenhof einer Wohnanlage in Nakuru, Kenia (Quelle: EcoSan Club)

Literatur

  • Langergraber, G. und Müllegger, E. (2005): Ecological sanitation - A way to solve global sanitation problems? Environment International, 31(3), 433-444. Link: www.ecosan.at
  • Sustainable Sanitation Alliance (2007): Joint Roadmap for the Promotion of Sustainable Sanitation within the IYS 2008. Link: http://www.sustainable-sanitation-alliance.org
  • UNDP (2006): Human Development Report. Link: http://hdr.undp.org/en/reports/global/hdr2006/
  • WHO und UNICEF (2005): Meeting the MDG Drinking Water and Sanitation Target. The Urban and Rural Challenge of the Decade.
    Link: http://www.wssinfo.org/pdf/JMP_06.pdf
  • Goltara

*) Dipl.-Ing. Elke Müllegger ist Mitarbeiterin des EcoSan Clubs, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.ecosan.at, www.sanitation-is-dignity.org [^]

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2008-01: Erneuerbare Wärme und Kälte 2030

Nachhaltige Gebäude

Abbildung 1
Epikur
Griechischer Philosoph (342 - 270 v. Chr.)

Das Kunstwort "epiqr" (sprich Epikur) steht für die Betrachtung der Energie (energy performance), der Wohnraumqualität (indoor environment quality) und für die Berücksichtigung von Instandhaltungsmaßnahmen (refurbishment) an bewohnten Altbauten.

Europäische Software epiqr® zur nachhaltigen Gebäudebewirtschaftung

Von Christian Wetzel *

Das von der Europäischen Union geförderte Verfahren wurde von den folgenden europäischen Forschungseinrichtungen entwickelt:

  • Fraunhofer-Gesellschaft (Deutschland)
  • ETH-Lausanne (Schweiz)
  • CSTB (Frankreich)
  • BRE (Großbritannien)
  • TNO (Niederlande)
  • SBI (Dänemark)
  • NOA (Griechenland)

Den Forschungseinrichtungen waren während der Entwicklung externe Fachleute aus der Immobilienwirtschaft angegliedert.
Die Entwicklung des Softwareprogramms erstreckte sich über einen Zeitraum von 5 Jahren und erreichte im April 2000 Marktreife [EU-1]. Die ausschließliche und einmalige Lizenz zur Vermarktung und Weiterentwicklung von epiqr® in Deutschland und Österreich hält CalCon Holding GmbH, die Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik.

Motivation für die Entwicklung von epiqr®

Als die Europäische Kommission die Entwicklung des Verfahrens epiqr® forderte, sollte vor allem eine Lücke geschlossen werden. Gerade in der Wohnungswirtschaft, aber auch bei Gewerbeimmobilien wird seit Jahrzehnten von "Facility Management" gesprochen, jedoch wendet so gut wie kein Unternehmen dieses für Bestandsimmobilien an.
Gängige Facility-Management-Systeme stammen meist von Herstellern aus dem CAD-Bereich und basieren auf einer digitalisierten zwei- oder gar dreidimensionalen Darstellung der Gebäude. Diese sind damit insbesondere für Neubauten geeignet, bei denen ohnehin eine digitale, CAD-gestützte Projektierung erfolgt. Anders verhält es sich jedoch bei Bestandsimmobilien, bei denen in den meisten Fällen keinerlei digitales Planmaterial zur Verfügung steht und bei denen man den wenigen vorhandenen Originalplänen nicht immer uneingeschränkt vertrauen kann. Die gängigen Facility-Management-Systeme benötigen in diesem Fall eine Digitalisierung aller Plandaten und häufig darüber hinaus auch ein verformungsgerechtes Aufmaß und eine Massenermittlung für alle Gebäude. Genau hier liegt einer der Gründe warum sich die meisten Unternehmen nicht für die Einführung von "Facility-Management-Systemen" entschieden bzw. die aktive Verwendung bereits erworbener Systeme wieder eingestellt haben: der horrende zeitliche und monetäre Aufwand für Einführung sowie Pflege derartiger Systeme.
Stattdessen findet man europaweit in der Regel so genannte "Zettelwirtschaft", d. h. eine technische Verwaltung und Planung mittels selbst entworfener Checklisten, in Einzelfällen unterstützt durch selbst entworfene Planungsinstrumente in Microsoft EXCEL. Dabei zehren die technischen Liegenschaftsverwalter meist von den umfangreichen Erfahrungen, die sie im Laufe der Jahre sammeln konnten. Die Grobplanung einzelner Maßnahmen erfolgt dadurch häufig basierend auf der Übertragung und Hochrechnung bereits durchgeführter Leistungen an anderen Gebäuden.
Um nun diese Lücke zu schließen, ist epiqr® angetreten. Damit nicht noch ein Facility-Management-Verfahren auf dem Markt erscheint, wurde bewusst ein anderer Weg gewählt, der sich unter folgendem Schlagwort zusammenfassen lässt:

Weniger ist mehr

Dies bedeutet: Nicht so genau wie möglich, sondern so schnell (kostengünstig) wie möglich ist ein Überblick über den Gebäudezustand zu erstellen und eine Basis für eine ganzheitliche Budgetplanung zu schaffen.

Abbildung 2: Startseite für eine Liegenschaft: Kenndaten, Kostenkennzahlen, Informationen, Fotos, Pläne

Umsetzung in epiqr®

Die Entwickler von epiqr® erhielten für die Konzeption des Verfahrens das folgende Anforderungsprofil:
"Ein Gebäude wird mit epiqr® möglichst benutzerfreundlich, ganzheitlich und unabhängig, innerhalb maximal eines Tages erfasst. Dabei wird bewusst vom Groben ins Detail vorgegangen."
Die Entwicklung von epiqr® erfolgte auf Basis des "Total Quality Management", d.h. der Beteiligung der späteren Anwender von Anfang an. Das Ergebnis: epiqr® passt sich den Anforderungen der Anwender an und nicht umgekehrt.

Ganzheitlich

Neben epiqr® existieren bereits einige andere Konzepte zur Erfassung von Gebäuden. Die meisten dieser Diagnoseinstrumente lassen jedoch die fachliche Provenienz der Ersteller erkennen. Wurde das Konzept z.B. von Fachingenieuren der Heizungs- und Klimatechnik erstellt, liegt eine umfassende Bewertung der technischen Gebäudeausstattung vor, der Zustand des Tragwerks im Dachbereich ist jedoch unterrepräsentiert. Im Rahmen der Entwicklung von epiqr® fanden sich Fachleute aus allen Bereichen des Bauwesens zusammen, um gemeinsam die wichtigsten Kategorien eines Gebäudes zu erfassen. Das Ergebnis: ein Katalog über die kostenintensivsten Kategorien eines Gebäudes.

Unabhängig

Eine neutrale und unabhängige Ersterfassung des Gebäudebestandes garantiert nicht nur einen verlässlichen und vergleichbaren Datenbestand, auf dem weiterführende Systeme aufbauen können, sondern ist auch die Grundvoraussetzung für ein Ergebnis, das im Außenfeld, z.B. gegenüber Banken, kommunizierbar ist.
Die größte Effizienz wird insofern dann erreicht, wenn ein Mitarbeiter, der den Gebäudebestand sehr gut kennt, Hand in Hand mit einem unabhängigen Spezialisten des Verfahrens die Gebäudebegehung vornimmt.
Im Durchschnitt benötigen die Mitarbeiter der CalCon z.B. für ein Mehrparteienwohngebäude weniger als einen Tag für die Erfassung des Gebäudes und die Übertragung der Daten in das Datenbanksystem.
Vom Groben ins Detail
Bei der Bewertung von Immobilien und der Durchführung von Facility-Management-Leistungen geht man üblicherweise sehr detailliert auf das Gebäude ein (z.B. mit Aufmaß oder CAD). Dies ist mit erheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. epiqr® schlägt hier einen gänzlich neuen, jedoch "natürlicheren" Weg ein: Vom Groben ins Detail! Nicht möglichst genau, sondern möglichst schnell und benutzerfreundlich sind der Zustand des Gebäudes und die damit verbundenen Instandsetzungskosten zu ermitteln. Die gewonnenen Werte können dann mit epiqr® gezielt weiter detailliert werden, um entsprechend der baulichen Substanz, aber auch entsprechend dem zur Verfügung stehenden Budget, eine übersichtliche Kostenschätzung durchzuführen.
Um den Anforderungen des Leitsatzes gerecht zu werden, wurde bei der Entwicklung des Verfahrens folgender Weg eingeschlagen:
Bei der baulichen Zustandserfassung beschränkt sich epiqr® auf die kostenintensivsten Elemente eines Gebäudes (z.B. 50 Elemente bei Mehrparteienwohngebäuden). Eine Beschreibung mit mehr Elementen und die daraus resultierende Steigerung der Genauigkeit rechtfertigen den zeitlichen Mehraufwand bei der Begehung nicht.
Der Inhomogenität des Altbaubestandes wird jedoch dahingehend Rechnung getragen, dass die einzelnen Elemente noch in bis zu sechs Unterkategorien, so genannte Typen, unterteilt werden (z.B. bei der Bewertung des Elements "Fassade Außenfläche" in die Typen "Verputzt", "Sichtmauerwerk", "Vorgehängte Betonplatten", "Leichte vorgehängte Verkleidung", "Holzverkleidung", "Betonplatten" sowie einer Option "Mischformen" oben genannter Typen auszuwählen).

Vier Zustände

Auf diese Art werden baukonstruktive Unterschiede berücksichtigt. Bei der Begehung des Gebäudes wird der bauliche Ist-Zustand der einzelnen Elemente bzw. der hinterlegten Typen objektiv beurteilt. Hier sind lediglich vier Zustände zu unterscheiden: "a" guter Zustand, "b" leichte Abnutzung, "c" erhebliche Abnutzung und "d" Ende der Lebensdauer erreicht.
Jedem dieser Zustände sind in epiqr® üblicherweise anfallende Instandhaltungsmaßnahmen zugeordnet, die im vorher beschriebenen Fall einer Fassadeninstandhaltung von der einfachen Oberflächenbehandlung bis zum Totalersatz reichen. Bei der späteren Planung können darüber hinaus Zusatzmaßnahmen ausgewählt werden, die über eine reine Instandsetzung hinausgehen.

Massenermittlung

Um den erforderlichen Maßnahmen nun auch die entsprechenden Kostenwerte zuzuordnen, ist eine Massenermittlung erforderlich. Um das üblicherweise anfallende kosten- und zeitintensive verformungsgerechte Aufmass des gesamten Gebäudes zu verhindern, wurden statistische Näherungen, basierend auf umfangreichen Untersuchungen im Rahmen des EU-Projekts, entwickelt. So wird z.B. bei Wohngebäuden die Fensterfläche über die Wohnfläche genähert, da Untersuchungen in Deutschland und in der Schweiz ergeben haben, dass in 95% aller Fälle eine Relation von Wohnfläche zu Fensterfläche im Verhältnis 1:6 mit maximal 3% Abweichung zu finden ist. Dies bedeutet für den Anwender von epiqr®, dass zwar zum einen die mühsame Bestimmung von Fensterflächen mittels Aufmass entfällt, gleichzeitig aber akzeptiert werden muss, dass ein Fehler von maximal 3% in 95% aller Fälle bei der Fensterfläche vorliegt.
Bei Wohngebäuden sind durch diese statistischen Näherungen lediglich die folgenden geometrischen Größen zu ermitteln:

  • Fassadenfläche
  • Traufhöhe
  • Gebäudegrundfläche
  • Grundstücksfläche
  • Wohn- und Gewerbefläche
  • Anzahl der Treppenhäuser
  • Anzahl der Wohnungen
  • Anzahl der Geschosse

Die Kombination von Zustandsbeschreibung und damit hinterlegten Maßnahmen sowie den ermittelten Massen führt zur Angabe der erwarteten Kosten für Instandhaltungsmaßnahmen.

Abbildung 3: Kreisdiagramm der Zustände und der zu erwartenden Kosten

Abbildung 3 zeigt das Ergebnis der objektiven Bestandserfassung. Im Kreisdiagramm sind im äußersten Kreissegment die Gebäudeelemente aufgeführt (hier 50 Elemente für ein Wohngebäude). Die blauen Balken stellen den jeweiligen Abnutzungsgrad dar. Ist nur der innerste Bereich gefüllt, liegt Zustand "a" "alles in Ordnung" vor. Je höher der Balken, desto schlechter ist das vorgefundene Element. In der Mitte des Kreisdiagramms sind die Instandsetzungskosten für das gesamte Gebäude, die von epiqr® automatisch berechnet werden, bereits angegeben.
Basierend auf diese objektive Zustands- und Kostenermittlung kann der Anwender nun schnell und einfach selber basierend auf die über 2.000 hinterlegten Kostenkennwerte Budgetvorschläge erstellen.
Erfahrungswerte aus den nunmehr über 500 Immobiliengesellschaften, die epiqr® einsetzen, zeigen hier, dass ein technischer Mitarbeiter rund 30 Minuten benötigt, um für ein Gebäude sowohl kurz-, mittel- als auch langfristige Budgetpläne zu erstellen.

Auswertung über komplette Immobilienbestände

Da das Verfahren epiqr® auf einer sql-Datenbank basiert, besteht in der Software die Möglichkeit alle in epiqr® aufgenommenen Gebäude miteinander zu vergleichen. Es kann eine Auswertung über vorgefundene Gebäudezustände vorgenommen werden, z.B. Wärmedämmung der Fassade. Die Gebäude werden in der Software auf einer Stadt/Landkarte hinterlegt und als interaktive Punkte dargestellt. Abbildung 3 zeigt die Oberfläche im Computerprogramm, in der jährliche Budgets für den gesamten Bestand aus unterschiedlichen Budgetvorschlägen zusammengestellt werden können.

Abbildung 4:Ausschnitt aus der Software epiqr® in der für den Gesamtbestand unterschiedliche Budgetplanungen zu einem Gesamtbudget zusammengestellt werden können.

Analyse der Nachhaltigkeit

In den letzten Jahren wurde in den meisten Fällen lediglich die ökonomische Dimension ("refurbishment") in epiqr® genutzt, indem eine Bewertung der Instandhaltungskosten und der Zustände erfolgte. Die ökologische Dimension ("energy performance") von epiqr® durch die Analyse des Heizenergiebedarfs gewinnt speziell mit der Einführung des Energieausweises massiv an Bedeutung. Die Berechnung des Endenergiebedarfs erfolgt in epiqr® konform zur Norm EN 832. Im Rahmen der Novellierung der deutschen Energie-Einsparverordnung 2007 [EnEV 2007] wurden Berechnungsvorschriften für die Erstellung von Energieausweisen veröffentlicht, die seit kurzem ebenfalls in epiqr® abgebildet sind, so dass eine Erstellung von Energieausweisen mit epiqr® nach den gesetzlichen Vorschriften in Deutschland möglich ist. In den letzten drei Monaten wurden so über 8.000 Energieausweise im epiqr®-System generiert. Eine Berechung nach den österreichischen Rechenregeln ist zunächst nicht vorgesehen, da hier bereits gute Berechnungsverfahren auf dem Markt existieren deren Ergebnisse in das epiqr®-System übertragen werden können, so dass eine kombinierte Auswertung energetischer und kaufmännischer Kennzahlen des Gebäudes möglich ist.
In einem weiteren Schritt wurde in epiqr® eine Systematik zur Bewertung von Nachhaltigkeitskriterien integriert. Besonderer Wert wurde dabei auf soziokulturelle Indikatoren gelegt, da insbesondere für Bestände der öffentlichen Hand aber auch für sozial engagierte Wohnungsgesellschaften Indikatoren wie "Barrierefreiheit", "Sozialstruktur im Quartier", "Anteil der Mieter über 55 Jahre", etc. für die zukünftige Instandhaltungsplanung relevant sind.
Um schließlich ein vollumfängliches Nachhaltigkeits-Instrument in Händen zu halten wurden in einem auf epiqr® aufbauenden EU-Forschungsvorhaben mit Namen INVESTIMMO [EU-2] zu allen Bauteilen und Baustoffen Lebenszyklusdaten durch Literaturrecherche, Expertenbefragung und vor allem durch Auswertung bereits mit epiqr® erfasster Immobilienbestände hinterlegt. Dadurch ist es nun möglich mit epiqr® Lebenszykluskosten der Immobilie zu bestimmen.

Zusammenfassung und Ausblick

Das Verfahren epiqr® konnte sich in den letzten sieben Jahren erfolgreich etablieren. Allein in Deutschland nutzen Gesellschaften mit zusammen mehr als 1,2 Mio Wohneinheiten epiqr® als ökonomisches Instrument zur Erfassung von Gebäuden und zur Budgetplanung. Die Anpassung an österreichische Normen, Bauweisen und Baukosten wurde Anfang 2007 abgeschlossen, so dass nun auch für Österreich eine epiqr®-Version zur Verfügung steht. Erste Testprojekte in Wien und Oberösterreich zeigten eine gute und für die Auftraggeber zufrieden stellende Übereinstimmung von Ausschreibungskosten und den in epiqr® berechneten Kosten für die geplanten Baumaßnahmen.

Literatur- und Quellennachweis

  • EU-1, Forschungsvorhaben epiqr EU-Contract N JOR3-CT96-0044 (DG12-WSME), 1996
  • ENEV2007, Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV) Bundesanzeiger der Bundesrepublik Deutschland vom 26.07.2007
  • EU-2, Forschungsvorhaben INVESTIMMO EU-Contract G1RD-CT2000-00371, 2001

*) Dipl. Kfm., Dipl.-Kfm., Dipl.-Phys. Christian Wetzel ist Geschäftsführer der CalCon Holding GmbH in München, Deutschland, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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