Zeitschrift EE

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2003-04: Nachhaltige Gebäude im Nichtwohnungsbau

Information und Service

Bücher

Solar Heating Systems for Houses

A Design Handbook for Solar CombisystemsSolarwaerme

Dieses Planungshandbuch für solare Kombisysteme zur Warmwasserbereitung und Raumheizung für Ein- und Mehrfamilienhäuser entstand im Rahmen der Task 26 des Programmes für Solares Heizen und Kühlen der Internationalen Energieagentur.
Neben den Grundlagen der thermischen Solarenergienutzng und dem Potenzial derartiger Anlagen werden die in Europa eingesetzten Systemkonzepte ausführlich dargestellt und hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit in verschiedenen Klimazonen verglichen. Weitere Schwerpunkte des Buches sind der Dimensionierung, der architektonischen Integration sowie der Zuverlässigkeit von solaren Kombianlagen gewidmet.

Autor: Werner Weiss

Herausgeber: Werner Weiss
Verlag: James&James (Sience Publishers) Ltd.,
London, UK., 2003
ISBN 1-902916-46-8
EUR 62,- (US$ 75,-)

Wien - Neue Architektur 1975-2005

Essays von August Sarnitz, Matthias Boeckl, Reinhard Seiß

Mit diesem Architekturführer werden an die 300 Bauten aus dem Zeitraum von 1975-2005 vorgestellt, die der Stadt Wien ihre zeitgenössische Identität verleihen. Auf Plänen im Buch sind die Bauwerke mithilfe von Indexnummern sofort auffindbar und bei Spaziergängen in seiner Umgebung leicht zu lokalisieren.

2003. 256 Seiten. Zahlreiche, zum Teil farbige Abbildungen.
Format: 14x23,5 cm
Broschiert mit Klappen, € 29,80
ISBN 3-211-00639-7
Springer-Verlag Wien New York

Zu beziehen bei: AEE Kärnten/Salzburg, 9500 Villach, Unterer Heidenweg 7, Tel. 04242 / 23 2 24 bzw. über den Shop

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2003-04: Nachhaltige Gebäude im Nichtwohnungsbau

Energieeffiziente Bürogeräte

Bis zu 40% des Stromverbrauches eines Bürogebäudes werden durch Bürogeräte verursacht. Je nach Geräteausstattung und aktueller Nutzung können in diesem Bereich 40-50% der Energiekosten eingespart werden.

Energieeffiziente Bürogeräte

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Die zunehmende Ausstattung vieler Büros mit PC erleichtert die Arbeit enorm. Gleichzeitig steigt dadurch aber der Stromverbrauch Jahr für Jahr. Doch wenn man sich mit diesem Stromverbrauch genauer beschäftigt, erlebt man seine Überraschung. Ein beträchtlicher Teil der Energie wird durch Stand-by und auch im Aus-Zustand (= Betriebszustand mit dem niedrigsten Energieverbrauch, bei dem das Gerät am speisenden Netz angeschlossen ist) verbraucht. Denn, was viele nicht wissen: Immer mehr Geräte belasten auch im ausgeschalteten Zustand die Energierechnung. Diese Geräte verfügen über keinen Schalter, der die Netzgeräte tatsächlich von der Stromversorgung trennt, sondern sind lediglich mit sogenannten "Soft-Schaltern" ausgerüstet. Im Jahr kann sich der Stromverbrauch im Aus-Zustand bei einer einzigen Gerätekombination aus PC, Monitor und Drucker rasch auf 20 kWh summieren. Gravierend wird dieser Verbrauch ohne konkreten Nutzen insbesondere in großen Dienstleistungsorganisationen bzw. Bürogebäuden in welchen dutzende, hunderte oder gar tausende Geräte eingesetzt werden. Gleichzeitig gibt es noch deutliche Verbrauchsunterschiede bei Stand-by: Während gute Monitore in diesem Betriebsmodus heute beispielsweise weniger als 2 W benötigen, muss bei ineffizienten Geräten mit einem doppelt- oder dreifach so hohen Leistungsbedarf gerechnet werden. Insgesamt ist festzustellen, dass der Standby-Verbrauch der Geräte durch technische Maßnahmen drastisch gesenkt werden konnte und bereits Leistungsaufnahmen von weniger als 1W realistisch sind. Dies bedeutet, dass der Konsument oder professionelle Geräteanwender sein Augenmerk heute und zukünftig verstärkt auf den Stromverbrauch im Betriebsmodus richten muss. Er sollte jedoch auch vor allem darauf achten, dass die Energiemanagementfunktionen der Geräte entsprechend genutzt werden. Der energiesparende Standby-Modus bei PCs und Monitoren wird nämlich nur dann von den Geräten automatisch eingenommen, wenn die dafür notwendigen Einstellungen im Betriebssystem getroffen werden.

Verbessertes Klima am Arbeitsplatz

Da letztlich die gesamte elektrische Energie, die ein Gerät aufnimmt, in Wärme umgewandelt wird, heizt sich das Büro ungewollt auf. In der kalten Jahreszeit wäre eine derartige "Zusatzheizung" vielleicht angebracht, aber im Sommer belastet sie unnötig, und im Falle der Verwendung einer Klimaanlage sogar noch durch zusätzlichen Energieverbrauch. Hier wirkt sich der Einsatz eines energieeffizienten Gerätes doppelt aus!
In Räumen, in denen sich viele PC-Arbeitsplätze befinden, ist oft eine sehr "dicke Luft". Geht man vom Status Quo aus und nimmt die durchschnittlichen Verbrauchswerte der eingesetzten Geräte, so kommt man pro Geräteset aus PC und CRT-Monitor auf rund 180 Watt Leistung im Betriebsmodus. In einem Seminarraum mit 20 PC-Arbeitsplätzen entsteht somit eine "Zusatzheizung" von 3.600 Watt (!) im Betrieb sofern die Standbyoptionen nicht entsprechend genutzt werden.
In der Heizsaison wird diese zusätzliche Wärmequelle die Heizungsanlage (teuer) unterstützen, im Sommer jedoch zur Belastung werden. Im Falle der Verwendung einer Klimaanlage kommt hinzu, dass für die Kühlung der Räume ein Weiteres an Energie aufgebracht werden muss, um diese Wärme abzuführen. Der Einsatz energieeffizienter Geräte führt in diesem Fall damit nicht nur zu weiteren, eventuell sogar doppelten Energieeinsparungen durch die Einsparungen bei Klimageräten, sondern erhöht die Behaglichkeit am Arbeitsplatz und hilft die Kosten weiter zu reduzieren. Ein energieeffizienter PC mit TFT-Monitor kommt auf einen Leistungsbedarf im Betrieb von ca. 105 Watt und 5 Watt im Stand-by, was im vorliegenden Beispiel die interne Wärmelast deutlich herabsetzen würde.

Minimieren des Verbrauchs

Das Ausschalten der Bürogeräte, für die keine Betriebsbereitschaft besteht, ist sicher eine der Maßnahmen, Energie zu sparen. Doch wird das nicht immer und überall möglich sein. Außerdem ist Ausschalten nicht immer gleichzusetzen mit "Null Verbrauch". Bei vielen Geräten hängen nämlich das Netzgerät oder der Trafo direkt am Netz, was ständige Leerlauf-Stromverluste verursacht. Hier gäbe es nur eines - vom Netz nehmen, was in vielen Fällen auch heißt: Stecker raus! In vielen Fällen bieten schaltbare Steckerleisten eine praktikable Möglichkeit, um den Stromverbrauch im ausgeschalteten Zustand zu unterbinden. Generell ist es empfehlenswert, sich beim Gerätekauf zu erkundigen, ob das Gerät auch im ausgeschalteten Zustand Strom verbraucht, oder ob es über einen Netzschalter verfügt, der die Stromzufuhr zum Netzgerät tatsächlich unterbindet.

Eine komfortable und wirtschaftlich sinnvolle Lösung zur Senkung des Energieverbrauches im Betriebsmodus ist die Verwendung von Geräten mit eingebautem Energiemanagement. Solche Geräte schalten sich aus, wenn sie nicht gebraucht werden bzw. wechseln in einen Energiespar-Modus. Bei PCs und Monitoren wird dieses Energiemanagement durch das Betriebssystem des Computers gesteuert (z. B. Windows XP, 2000). Jedoch Vorsicht: Häufig werden neue Geräte ohne oder mit unzureichender Einstellung des Energiemanagements ausgeliefert. Das bedeutet, dass in diesen Fällen die Energiesparfunktionen nicht oder nur teilweise genutzt werden und der Stromverbrauch entsprechend groß ist. Bei der Installation neuer Geräte sollte sich der Käufer daher immer die Zeit nehmen und entsprechend den Anweisungen im Handbuch des Betriebssystems die Einstellung des Energiemanagements vornehmen. Meistens lassen sich die Energiesparfunktionen auf sehr einfache Weise einstellen und sich dabei beispielsweise festlegen, nach welcher Zeit der Inaktivität sich das Gerät automatisch in den Standby-Energiesparmodus begibt.
Ebenso wichtig wie die richtige Nutzung des Energiemanagements, ist die Beschaffung von effizienten Geräten. Da der Stromverbrauch im Standbybetrieb durch Nutzung der jeweiligen Energiemanagementoptionen in den vergangenen Jahren drastisch reduziert werden konnte, sollte beim Gerätekauf zukünftig besonders auf den Verbrauch im Betriebsmodus geachtet werden. Mit der Zunahme der Funkationalität und Leistung vieler Geräte geht derzeit auch ein deutlicher Anstieg des Stromverbrauches im Betriebsmodus einher.

Energieverbrauchslabels

Energieverbrauchslabels für energieeffiziente Geräte sind darauf ausgerichtet, den potenziellen Käufer bei seiner Produktauswahl zu unterstützen. Es gibt verschiedene Labes, die unterschiedliche Kriterien für die Bürogeräte anlegen. Nähere Informationen über Prämierungsbedingungen und ausgezeichnete Produkte erhalten Sie von den Zeichen-Trägern der Energieverbrauchslabels - siehe Kasten.
Vergleicht man heute marktgängige Produkte, so ist bei den energieeffizienten Geräten kein höherer Preis festzustellen. Es kann im Übrigen bemerkt werden, dass mittlerweile der Großteil der angebotenen Geräte den Mindeststandards für Energieeffizienz entsprechen, also zumindest mit dem EnergyStar ausgezeichnet sind, der einen Basisstandard darstellt.
Das Energy Star-Programm für Bürogeräte wurde 2001 von der EU offiziell für den europäischen Markt übernommen. Allerdings sind die Kriterien von Energy Star derzeit technologisch überholt. Es befinden sich neue Spezifikationen für sämtliche Gerätekategorien in Ausarbeitung, die allerdings erst im Januar 2005 verpflichtend eingeführt werden. Für verschiedene Gerätekategorien bietet derzeit das Label "Blauer Engel" die beste Orientierungshilfe beim Gerätekauf. Auch das Label Energy kann mit gewissen Einschränkungen für eine grobe Orientierung empfohlen werden.

Energieverbrauchs-Labels und Tipps zum Stromsparen im Haushalt
EnergyStar, EPA (United States Environmental Protection Agency),
http://www.energystar.gov
ENERGY, GEA (Group for Efficient Appliances), http://www.gealabel.org/
GED, Gemeinschaft Energielabel Deutschland Impulsprogramm Essen,
http://www.impulsprogramm.de/ged
Energie 2000, Schweiz, Bundesamt für Energie (BFE), http://www.energielabel.ch/
Der Blaue Engel, Umweltbundesamt, http://www.blauer-engel.de/
TCO, Dachverband der Schwedischen Büroangestelltengewerkschaft,
http://www.tco-info.com
Der Nordische Schwan, Nordic Ecolabelling, http://www.svanen.nu/Eng/eco
Umweltzeichen der EU, http://www.europa.eu.int/com
Österreichisches Umweltzeichen, BMLFUW, http://www.umweltzeichen.at/
Tipps zum Stromsparen im Haushalt finden sie unter
http://www.eva.ac.at/stromspar/index.htm

Abbildung 1: Anteil des jährlichen Stromverbrauchs bei elektrischen Bürogeräten

*) Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Unterstützung der E.V.A. erstellt. Auf der Webseite der E.V.A. werden Informationen zum Thema Beschaffung und Nutzung ergeieffiezienter Geräte zur Verfügung gestellt. [^]

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2003-04: Nachhaltige Gebäude im Nichtwohnungsbau

Sanierung

Der Betrieb von zehntausenden österreichischen Büro- und Verwaltungsgebäuden sorgt für einen enormen jährlichen Energieverbrauch.

Überhitzungsschutz im Bestand von Bürogebäuden

Von Ernst Blümel und Christian Fink*

Nicht nur die Wärmeversorgung spielt bei diesen Gebäuden eine zentrale Rolle, sondern in zunehmendem Maße ist es die Klimatisierung, die signifikante Anteile am Energieverbrauch einnimmt. Im gesamten EU-Raum beträgt der Kühlbedarf in Büro- und Verwaltungsgebäuden bereits 193 PJ, was einem Erdöläquivalent von 4.608 Mto gleichkommt [1]. Betrachtet man dazu die Kostenseite, so summieren sich die Energiekosten im Fall eines voll klimatisierten Gebäudes in 50 Jahren Betrieb auf etwa die Hälfte der Investitionskosten für das Gebäude [2].

Behaglichkeit und Produktivität

Ein wesentlicher Faktor bei der Beurteilung von "Nutzungsqualität" und "Behaglichkeit" ist die Temperatur am Arbeitsplatz. Eine Schweizer Studie [3] zeigt deutlich, dass ein Mensch in sommerlicher Bekleidung und sitzender Beschäftigung bei einer Raumtemperatur von 23°C seine höchste Leistungsfähigkeit besitzt. Steigt die Temperatur darüber, sinkt die Leistungsfähigkeit enorm. Bei Arbeitsplatztemperaturen von beispielsweise 28°C sinkt die Produktivität eines Menschen um 25%.
Vor allem im Bestand von Büro- und Verwaltungsbauten hat der verstärkte Einsatz von EDV- und Bürogeräten in den letzten 10 Jahren häufig zum Überschreiten von Behaglichkeitsgrenzen geführt. Häufig existieren zusätzlich noch ungünstige Voraussetzungen wie hohe externe Lasten (Sonneneinstrahlung, Lüftung), hohe Belegungsdichten, wenig Speichermassen, etc., was die Situation erheblich verschärft und somit Handlungsbedarf für den Arbeitgeber bringt.
In der Regel wird diesem Handlungsbedarf mit dem Einbau von konventionellen Kompressionskältemaschinen begegnet. Vor allem die relativ einfache nachträgliche Installation ist es, die konventionelle Kälteanlagen attraktiv erscheinen lassen.

Hoher Strombedarf durch Klimatisierung

Nicht in Betracht gezogen werden bei der Installation von konventionellen Klimaanlagen zumeist die Energieverbräuche. So belegt beispielsweise eine Studie aus Deutschland [4], dass der Strombedarf für klimatisierte Bürogebäude in der Größenordnung von 50 kWh/m²a liegt. Hochgerechnet mit dem Primärenergiefaktor für Strom liegt der Kühlbedarf damit über dem Heizwärmebedarf und bietet damit ein enormes Potenzial zur Senkung des Primärenergiebedarfs und zur Senkung der Betriebskosten. Die Minimierung des Strombedarfs für Klimatisierung kann grundsätzlich durch zwei Ansätze erreicht werden: Minimierung der externen und internen Lasten und Deckung des Restbedarfs mit Umweltenergien (passive Kühlsysteme). Dies gilt sowohl für den Neubau als auch für die Sanierung.

Nationales Forschungsprojekt

Um Lösungsansätze für diese Problemstellung zu definieren, hat die AEE/intec in Kooperation mit dem Institut für Wärmetechnik an der TU-Graz seit Jänner 2003 das Projekt COOLSAN innerhalb der Programmlinie "Haus der Zukunft" des BMVIT gestartet. Ziel dieses Projektes ist es, mit innovativen Sanierungskonzepten den Energiebedarf zur Erreichung und Einhaltung von zufriedenstellenden Behaglichkeitsgrenzen im Bestand von Bürogebäuden zu minimieren. Dabei werden folgende Fragestellungen behandelt: Wie kann die Schaffung von Behaglichkeit im Bestand von Bürogebäuden ohne die Nutzung energieintensiver Kompressionskälteanlagen erfolgen? Wie können Energieverbrauch und Betriebskosten von Büro- und Verwaltungsgebäuden gesenkt werden, wenn bereits Kompressionskälteanlagen installiert sind?

Ergebnisse der Gebäudeanalysen

Im ersten Schritt wurden 15 bestehende Büro- und Verwaltungsgebäude (ca. 70.000 m² Büronutzfläche) hinsichtlich der Behaglichkeit und des Energieverbrauchs in den Sommermonaten analysiert. Bei rund zwei Drittel der untersuchten Objekte stellt primär die Überhitzung in den Büroräumen das größte Problem dar. Das verbleibende Drittel der dokumentierten Bürogebäude weist zu hohe Stromkosten für die Klimatisierung auf.
Abbildung 2 zeigt den Raumtemperaturverlauf eines Südbüros der dokumentierten Objekte. Es ist zu erkennen, dass das thermische Behaglichkeitsfeld zwischen 22 und 26°C [5] über zwei Wochen hindurch täglich deutlich überschritten wird.
Weiters wurden die Ursachen für die genannten Problemstellungen (Wärmelasten bzw. Energieeinträge) ermittelt und analysiert. Die Basis dieser Analysen bilden dabei die Daten der Vor-Ort-Begehung (Wandaufbauten, Personenbelegung, EDV- und Beleuchtungsausstattung, Verschattungssystem, etc.) und die Ergebnisse aus der Nutzerbefragung (Anwesenheitsprofil, Nutzerprofile für die Verschattungen, Beleuchtung, EDV-Geräte, etc.). Durch diese Dokumentationen war es möglich "reale" Lasten darzustellen (siehe Abbildung 3, obere Grafik).
Die Bandbreite der Kühllast reicht von knapp 35 bis 80 W/m². Dabei machen die solaren Lasten nahezu durchwegs mehr als 50% der Gesamtlast aus. Zum einen liegt der Grund dafür an den zum Teil großen Verglasungsflächen der dokumentierten Objekte (das Verhältnis AFenster/ABürofläche beträgt bis zu 0,5, siehe auch Abbildung 4), zum anderen an den ungünstigen Verschattungssystemen (z. B. innenliegende Markisen). Bei den internen Lasten überwiegt noch immer die Last der EDV-Ausstattung.
Neben den spezifischen Kühllasten wurde als zweite Kennzahl der Wärmeeintrag (Wh/m²d) herangezogen. Abbildung 3 (untere Grafik) zeigt dazu die Gegenüberstellung der Ergebnisse zu den Objekten. In diese Auswertung fließen das Benutzerverhalten und die Dauer der verschiedenen Lasten ein.

Abbildung 1: Überhöhte Raumtemperaturen und hohe Stromkosten durch Klimatisierung sind ein wesentlichen Thema im Bürobestand

Abbildung 2: Gemessene Raumtemperaturen in einem Südbüro der dokumentierten Objekte für den Zeitraum vom 1. bis 15. 8. 2003)

Die gesamte Bandbreite der Wärmeeinträge bewegt sich zwischen 300 und 1.000 Wh/m²d. Umgerechnet in Wärmelasten (Bezugszeit acht Stunden) ergibt das einen Mittelwert von 40 - 125 W/m², der über die gesamte Arbeitszeit konstant abgeführt werden muss, um Überhitzungen zu vermeiden.

Ausblick

Die Erkenntnisse aus den bisherigen Arbeiten haben bestätigt, dass der sommerliche Betrieb von Bürogebäuden ein immer größeres Problem darstellt. Dies spiegelt sich am häufigsten durch überhöhte Temperaturen in den Büroräumen bzw. hohe Stromkosten bei Objekten mit Vollklimaanlagen wider. Wesentliches Projektziel ist es, Konzepte zum Schutz vor sommerlicher Überwärmung von Bürogebäuden für den Sanierungsfall zu entwickeln und auf ihre Effizienz und Realisierbarkeit zu überprüfen. Zu diesem Zweck werden im weiteren Projektverlauf zwei konkrete Sanierungsobjekte mit hohem Umsetzungspotenzial ausgewählt und für diese innovative und nachhaltige Kühlkonzepte erarbeitet und in der dynamischen Simulationsumgebung TRNSYS simuliert.
Die Simulationsergebnisse zu den einzelnen Maßnahmenpaketen werden dann nach den Kriterien Behaglichkeit, Ökologie, Ökonomie und technische Umsetzbarkeit bewertet und als Basis für den Umsetzungsprozess weiterer Bürogebäude verwendet.

Abbildung 3: Kühllast und Wärmeeintrag der erhobenen Objekte

Abbildung 4: Großzügige Verglasungsflächen mit unzureichenden Verschattungssystemen führen zu hohen durchschnittlichen solaren Lasten

Literatur
[1] Europäische Union; Green Paper - Towards a European Strategy for the Security of Energy Supply, Technical Document, Brussels, 2000
[2] Voss, K., Löhnert, G., Wagner, A.: Energieeffizienz und Solarenergienutzung im Nichtwohnungsbau; Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, Freiburg, 2001
[3] Zimmermann, M.: Handbuch der passiven Kühlung; EMPA Dübendorf, Schweiz, 1999
[4] Eicker, U.: Solares Kühlen: Einführung in die Technologie; Tagungsband "Erstes Symposium "Solares Kühlen in der Praxis", Fachhochschule Stuttgart, 2001
[5] DIN 1946 Raumlufttechnik, Teil 2: Gesundheitstechnische Anforderungen (VDI Lüftungsregel), DIN Deutsche Institut für Normung e.V., Berlin 1994

*) Dipl.- Ing. Ernst Blümel und Ing. Christian Fink sind Mitarbeiter der AEEINTEC, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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2003-04: Nachhaltige Gebäude im Nichtwohnungsbau

Sanierung

Der ehemalige Gasthof in Krems in der Langenloiserstraße wurde nach seiner Betriebsstilllegung in ein Ärztezentrum umgewandelt.

Ärztezentrum Goldenes Kreuz

Von Günther Werner*

Die vorhandene, zum Teil historische Bausubstanz (Baujahr ca. 1800), befand sich durch die lange Nichtnutzung in einem sehr schlechten Zustand. Ein Projekt des Vorbesitzers sah den Totalabbruch vor. Durch genaue Gebäudeanalysen und Kostenkalkulationen konnte jedoch nachgewiesen werden, dass der Sanierung dem vollständigen Abriss mit anschließendem Neubau der Vorzug zu geben war.

Sanierungsmassnahmen

Der historische Gebäudeteil wurde rückgebaut (sämtliche im Laufe der Zeit entstandenen Einbauten wurden entfernt) und so weit wie möglich in den Urzustand versetzt. Der jüngere straßenseitige Gebäudeteil (Baujahr ca. 1940) wurde zur Gänze umgestaltet und mit einer zeitgemäßen Fassade ausgestattet. Das Ergebnis ist ein sehr guter Niedrigenergiestandard des Gebäudes.
Alle Dächer wurden abgetragen und über dem historischen Altbau mit der ursprünglichen Walmdachform in Passivhausbauweise neu errichtet. Auf den jüngeren Gebäudeteil wurde ein gegenüber den Fassaden zurückgesetzter Baukörper mit Flachdach aufgesetzt. Die statische Struktur besteht aus einer Holzleimbinderrahmenkonstruktion, die im Rauminneren sichtbar ist (siehe Abbildung 1).
Als "Dachdeckung" wurde Ziegelsplitt verwendet, dadurch wurde eine Integrierung in die umgebende Dachlandschaft erreicht. Der Gebäudekomplex bietet Platz für vier Ordinationen im ersten Obergeschoss und für eine Ordination samt Dienstwohnung im Dachgeschoss. Im Erdgeschoss wird ein Cafe-Restaurant mit ca. 60 Sitzplätzen eingerichtet, ein Veranstaltungs- und Seminarbereich mit Multimedientechnik für bis zu 100 Personen ausgestattet und ein Optikergeschäft betrieben. Zur Verbesserung des Mikroklimas im Innenhof erhält die in Fels gehauene Garage für 10 Pkw ein intensiv genutztes Gründach.
Insgesamt stehen damit ca. 2300 m² nachhaltig sanierte Flächen zur Verfügung. Alle Nutzungseinheiten können barrierefrei erreicht werden, dazu wurde u. a. ein Aufzug für Liegendkranke eingebaut.

Energetisches Konzept

Für die vorhandenen Gebäudeteile wurde der Niedrigenergiestandard angestrebt und erreicht, obwohl auf Wärmschutzmassnahmen an der Fassade des historischen Gebäudeteiles verzichtet wurde.
Der gesamte Dachausbau und der neu errichtete Dachaufbau wurden in Passivhausqualität konzipiert. Die dafür hergestellten Fertigteile bestehen im wesentlichen aus TJI-Trägern, Zellulosedämmung, OSB-Platten als Dampfbremse und DWD-Platten1 zur Winddichtung. Die Fassadenverglasung erfolgte großteils mit fixverglaster Drei-Scheiben-Isolierverglasung (U = 0,5 W/m²K) und passivhaustauglichen am Markt erhältlichen Holz-Alufenstern. Die erforderlichen Installationsebenen wurden bauseits montiert.
Alle Ordinationen wurden mit kontrollierten Be- und Entlüftungsanlagen mit Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung ausgestattet. Damit sind unangenehme Gerüche im Wartezimmer Vergangenheit.
Die Luftansaugung für die dezentralen Anlagen erfolgt aus dem Innenhof. Die Frischluft wird durch einen tief gelegenen Gewölbekeller, in dem ein Lüftungslabyrinth eingebaut wurde, zu den Ordinationen geführt. Dadurch erfolgt eine Luftvorwärmung im Winter bzw. eine sanfte Abkühlung im Sommer.
Der sommerlichen Überhitzung in der Passivhausordination im Dachgeschoss wird durch den Einbau einer Kühldecke der Kampf angesagt, gekühlt wird mit Erdwärme. Vier geschlossene Tiefenbohrungen mit jeweils 100 m Tiefe sorgen für ein angenehmes Klima im Sommer.
Das Stiegenhaus und der im Innenhof angehängte Erschließungsgang liegen außerhalb der beheizten Gebäudehülle.
Die Energiekennzahl des Passivhausdachgeschosses beträgt 10 kWh/m², die des thermisch sanierten Bereiches 29 kWh/m² und die der nur teilweise thermisch sanierten Bereiche beträgt 65 kWh/m². Der Energiebedarf des gesamten Gebäudes beträgt so ca. 40 kWh/m², was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Urzustand (ca. 150 kWh/m²) ergibt.

Fazit

Beispiele wie dieses zeigen, dass bei sanierten Gebäuden jeglicher Nutzungskomfort bei entsprechender Planungssorgfalt möglich ist und Sanierungsprojekte Neubauten um nichts nachstehen. Eröffnet wird das "neue" Gesundheitszentrum nach einer Bauzeit von 12 Monaten am 12. Jänner 2004.

Weitere Informationen
Zu Redaktionsschluss waren die Baumaßnahmen am Ärztezentrum Goldenes Kreuz noch nicht abgeschlossen. Weitere Informationen zum Projekt und aktuelle Fotos stehen unter www.bm-werner.at zur Verfügung.

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Abbildung 1
Im Rauminneren des Ärztezentrums Goldenes Kreuz ist die Holzleimbindertragkonstruktion sichtbar

1) TJI-Träger: Trus Joist Mac Millan, OSB-Platten: Oriented Strand Board, DWD-Platte: Diffusionsoffene Wand und Dachplatte

*) Günther Werner ist Baumeister in Krems und führte Gebäude- und Einrichtungsplanung sowie die örtliche Bauaufsicht, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.bm-werner.at [^]

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2003-04: Nachhaltige Gebäude im Nichtwohnungsbau

Nachhaltige Gebäudenutzung

Die Suche nach einer Heimstätte für den Steirischen Herbst, Styriarte und Graz 2003 führte letztendlich zu jener alten Industrieanlage, die schon bislang als temporäre Spielstätte für verschiedene Veranstaltungen diente.

Die Helmut List Halle

Von Markus Pernthaler*

Durch das Zusammenwirken der drei steirischen Festivals und dem privaten Investor entstand das Profil für einen Veranstaltungsraum mit höchsten akustischen Anforderungen und größtmöglicher Flexibilität. Der Veranstaltungssaal der Helmut List Halle bietet nun maximal 1200 Sitzplätze.

Gestaffelter Baukörper

Die Struktur der bestehenden Stahlkonstruktion aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts bildet den Rahmen für eine räumliche Komposition klar akzentuierter und in die Tiefe gestaffelter Baukörper. Die Leichtigkeit und Transparenz der Stahlfachwerke und Glasfassaden kontrastieren dabei mit den akustisch bedingten, massiven Sichtbetonkonstruktionen. Warmtonige Wandverkleidungen im Foyer und großflächige Vollholzelemente im Veranstaltungsraum schaffen ein der zukünftigen Nutzung entsprechendes Ambiente und verbessern im Zusammenhang mit musikalischen Darbietungen das Schwingungsverhalten und die Klangqualität des zentralen Raumes.
Der mehrschalige Aufbau der Außenwände garantiert die notwendigen physikalischen und bauakustischen Werte, mehrschichtige Boden- und Deckenkonstruktionen verhindern Beeinträchtigungen durch Körperschallwellen, insbesondere von jenen der benachbarten Bahntrasse. Die äußerste gläserne Haut umschließt Veranstaltungsraum und dazu nötige Technik und legt diese für den Betrachter frei.

Photovoltaik-Anlage in der Südfassade

Eine Photovoltaik-Anlage mit transluszenten Solarzellen ist als architektonischer Bestandteil der Fassade Süd im Bereich des Mittelteils der Technikzentrale vorgelagert. Projektiert wurde eine Gesamtfläche von 350 m² Solarzellen mit einer Spitzenleistung von 30-35 kWp. Insgesamt wurden 355 Solarmodule und 11 Strangwechselrichter der Marke Fronius verbaut. Durch diese Anlage wird im Jahr ca. 26.000 kWh elektrische Energie in das öffentliche Versorgungsnetz eingespeist.

Anzeige aktueller Werte

Über Großdisplays, welche im Eingangsbereich der Halle situiert sind, werden die aktuellen Werte zur Tageseinstrahlung, Tagesertrag, Gesamtertrag und CO2-Vermeidung angezeigt. Um eine aus funktionaler und kostenmäßiger Sicht optimierte Haustechnik zu gewährleisten, wurde die Errichtung der Anlage von der Firma Ökoplan Umweltdienstleistungen GmbH aus Hartberg in Form eines Contracting-Modells abgewickelt.

 

*) Arch. Dipl.-Ing. Markus Pernthaler ist Architekt in Graz, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.pernthaler.at [^]

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