02 | 2024 Energieinnovationen in Quartieren
ISEC 2024 – Eine Etappe auf der Reise in die nachhaltige Energiezukunft
Elimar Frank
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen - dieses Zitat von Matthias Claudius, einem deutschen Dichter und Journalisten, nehme ich als Anlass für einen kurzen Erfahrungsbericht zur ISEC 2024.
Im April versammelten sich über 400 Teilnehmende aus 35 Nationen in Graz, um an der dritten internationalen Konferenz für erneuerbares Heizen und Kühlen in integrierten städtischen und industriellen Systemen teilzunehmen. Die Konferenz bot ein hochkarätig besetztes Forum, um dringliche Fragen der Energiesouveränität zu diskutieren, die aktuell vor allem durch den Klimawandel und politische Vorstösse angetrieben wird. Expert*innen aus Forschung, Industrie, Gewerbe, Energiewirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Politik nutzten die Gelegenheit, um transformative Themen wie den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, die Kopplung der Energiesektoren, Energiespeichersysteme und die intelligente Elektrifizierung der Energieversorgung zu konkretisieren. Am Vorabend der Konferenz lud das Land Steiermark zur „Welcome Reception“ in den weißen Saal der Grazer Burg. Dort konnten sich die Teilnehmenden in entspannter Atmosphäre auf die bevorstehenden Konferenztage einstimmen und erste Kontakte knüpfen. Ansprachen von Dr. Josef Smolle, Nationalratsabgeordneter sowie Vertreter des Land Steiermark, und Prof. Dr. Hans Schnitzer, dem Obmann von AEE INTEC, boten dafür einen gelungenen Einstieg.
Fotos: Miriam Raneburger. Foto 1, Foto 2, Foto 3, Foto 4, Foto 5, Foto 6, Foto 7, Foto 8, Foto 9.
Der offizielle Startschuss für die ISEC 2024 fiel am 10. April mit der „Welcome-Session“. AEE INTEC Geschäftsführer Christoph Brunner und Christian Fink sowie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler begrüßten die Anwesenden. Eine moderierte Gesprächsrunde mit Ehrengästen wie dem brasilianischen Vizeminister Rodrigo Sobral Rollemberg, dem Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds Bernd Vogl sowie Vertretern von UNIDO und dem Goldsponsor Energie Steiermark verdeutlichte die internationale Dimension der Konferenz. Die ersten drei von insgesamt sechs Keynotes legten den Rahmen für die folgenden wissenschaftlichen Präsentationen, Vorträge und Diskussionen in den thematisch organisierten Sessions.
Letztere deckten eine breite Palette an zukunftsweisenden Themen ab. Von „Future District Heating and Cooling“ über „Solutions for Climate Neutral Industrial Production“ bis hin zu „Energy Flexibility through Sector Coupling“ und „Heat Pumping Technologies and System Integration“ - die Vielfalt und Tiefe der Diskussionen war beeindruckend. Die Sessions boten nicht nur Fachinformation, sondern auch wertvolle Einblicke in praktische Anwendungen und zukünftige Entwicklungen sowie die Chance, wichtige neue Kontakte zu identifizieren, um anschliessend das eigene Netzwerk zielführend zu erweitern.
Ein weiteres Highlight des ersten Tages war deswegen für mich das B2B Speed Dating, organisiert vom Enterprise Europe Network (EEN) und der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft - SFG. Parallel dazu gab es die Möglichkeit, bei der Happy Hour klimaneutral gebrautes Bier der BRAU UNION und/oder einen Gin aus dem Montafon (mit solargetrockneter Ananas aus Afrika) nachhaltig zu geniessen und dabei angeregte Diskussionen zu führen.
Zur Krönung des Tages wurde für das Conference Dinner und die „Dinner Speech“ der Standort gewechselt. Im gediegenen Ambiente der Alten Universität Graz wurde „Die Rolle der Versicherungswirtschaft bei der Unterstützung des Energiewandels“ der Münchner Rückversicherung spannend und anregend vermittelt. Mit steirischen Schmankerln und einem guten Glas Wein habe ich den Abend bei angeregten Gesprächen mit Projektpartner*innen und Freunden ausklingen lassen.
Der zweite Konferenztag begann mit einer Plenary Session zu europäischen und nationalen Strategien für Energiewendeprogramme. Eine Podiumsdiskussion mit Volker Schaffler und Michael Aumer, als Vertreter des Klimaschutzministeriums und Piero de Bonis von der Europäischen Kommission, beleuchtete die Zukunft der europäischen Forschungsagenda und deren Einfluss auf das Forschungsprogramm „Horizon Europe“. Auch an diesem Tag bot mir das Konferenzprogramm eine Vielzahl von Sessions, die Themen wie „Promising Heat Storage Technologies“, „Innovations in Green Heating & Cooling“ und „Positive Energy Buildings and Districts“ behandelten. Besonders spannend fand ich die Diskussionen über die „Spatial Energy Planning for Energy Transition“ und „Charting the Course for Industrial Deep Decarbonization“.
Den Abschluss der ISEC 2024 bildete die Closing-Session, bei der ich als Vorsitzender des Poster Award Teams die besten Posterpräsentationen auszeichnen durfte. Die Gewinner, darunter das „SophiA Concept“ der Ostschweizer Fachhochschule und das „Techno-Economic Analysis of the Heating System Robustness“ der Universität Innsbruck, zeigten eindrucksvoll, wie Forschungsergebnisse in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können.
Die ISEC 2024 war ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Forschung, Innovation und Umsetzung Hand in Hand gehen können, um die Energiewende voranzutreiben. Insgesamt 77 Fachvorträge und 105 Posterbeiträge zeigten, dass der Weg zu einer nachhaltigen Zukunft nicht nur möglich, sondern voller Chancen ist. In ihrem Abschlussstatement gaben die AEE INTEC Geschäftsführer nochmals einen Überblick über die Beiträge und kündigten die nächste Konferenz für April 2026 in Graz an.
Für alle tl;dr (Social Media: „too long; didn’t read“) das Fazit in Kürze: Diese Konferenz hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und hat mir neue Perspektiven und Kontakte für meine eigenen Lösungsbeiträge eröffnet. Die ISEC 2024 war nicht nur ein Event, sondern ein Erlebnis, das die Kraft der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Engagements für eine nachhaltige Zukunft eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Ich freue mich bereits auf die ISEC 2026!
Weiterführende Informationen
https://www.aee-intec-events.at
Autor
Prof. Dr. Elimar Frank ist Professor für Energie und Nachhaltigkeit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule und Mitglied des wissenschaftlich-strategischen Beirats von AEE INTEC. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!