Zeitschrift EE

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SecondLife-Ein zweites Leben für gebrauchte Batterien aus dem E-Automobilsektor

Lisa Göttfried

Lösungen, die erneuerbare Energien intensiver nutzbar machen und die dezentrale Stromproduktion oder die Strom- und Wärmespeicherung fördern, sind nur einige Themen, die die Energiewirtschaft derzeit intensiv beschäftigen und mit denen sich das Green Energy Lab im Zuge der Vorzeigeregion Energie befasst.

Foto. Quelle: AVL List GmbH

Recycling von Batterien aus dem E-Mobilitätssektor

Die Grundidee des Projektes „SecondLife“ liegt in der Weiterverwendung bereits genutzter Batterien aus der Elektromobilität. Diese Second-life-Akkus sollen zu größeren, stationären Stromspeichern zusammengefasst werden und als Lastspitzenabdeckung („peak shaving“) sowie zur Eigenstromoptimierung im industriellen Sektor zum Einsatz kommen. Der Einsatz von Energiespeichern spielt vor allem für die optimale Integration von aus erneuerbaren Energiequellen erzeugtem Strom bzw. für eine kostengünstige Stromnutzung eine zunehmend wichtigere Rolle. Durch diese Speicheranlagen soll einerseits die Entsorgung von Batterien mit einem ausreichenden State of Health (Der State of Health (SoH) gibt das Verhältnis der verfügbaren Kapazität zur Nennkapazität sowie das künftige Alterungsverhalten von Batterien an) eingeschränkt werden und andererseits Kosten für die Netzbereitstellung durch geringere Lastspitzen gesenkt werden.

Mobile Schnellanalyse

Im Zuge des Projektes wird ein mobiles Schnellanalyse-Gerät für die rasche und kostengünstige Zustandserhebung gebrauchter Batterien entwickelt, da es in der Regel nicht möglich ist, über den Fahrzeughersteller direkt auf die gespeicherten Daten der Batterie zuzugreifen und somit den State of Health zu ermitteln. Die Besonderheit dieses Produktes ist die markenübergreifende Funktionsweise zur Messung unterschiedlichster Batterien. Weisen die Batterien einen ausreichend hohen State of Health auf, werden sie in stationäre Akkumulator-Pakete eingebaut. Zusätzlich wird ein Software-Tool zur umfassenden Restwertermittlung, das sämtliche Prozessschritte (First-life, Rekonditionierung, Second-life, Recycling) umfasst, entwickelt. Für die praktische Anwendung ist die Entwicklung eines automatischen Speicherdimensionierungs-Modells nötig, welches den Speicher für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche (Lastspitzenabdeckung, PV-Eigenstromoptimierung, BHKW-Optimierung etc.) optimal dimensionieren kann.

Großtechnische Speicheranlage

Als Pilotprojekt wird eine großtechnische Speicheranlage für Peak-Shaving- und Energierückgewinnungs-Anwendungen gebaut und an zwei Standorten getestet. Diese Speicheranlage wird ausschließlich auf Basis von Second-life-Batterien gebaut werden. Second-life-Batteriespeicher aus der Elektromobilität werden in Deutschland bereits vereinzelt zur Netzstabilisierung in Stromverteilnetze integriert. Der Anwendungsfall der Lastspitzenabdeckung oder der Energierückgewinnung wurden mit Second-lifeBatterien jedoch bisher noch nicht untersucht.

Ausblick

Durch das Arbeitsprogramm sollen optimale Voraussetzungen für einen freien Markt für Second-life-Batterien aus der Elektromobilität geschaffen und durch Nutzung des Potenzials von gebrauchten Batteriesystemen für Speicheranwendungen sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile realisiert werden. Das Projekt trägt damit entscheidend dazu bei, leistbare und nachhaltige Energiesysteme zu implementieren.

Projektkonsortium

Grazer Energieagentur GmbH, Saubermacher Dienstleistungs AG, AVL List GmbH, AVL DiTEST GmbH, Smart Power GmbH & Co KG, Energie Steiermark AG

Autorin

Lisa Göttfried, BSc. ist in Marketing und Kommunikation sowie als Projektmitarbeiterin bei der Grazer Energieagentur GmbH tätig. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!




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