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2006-02: Neue Wege in der Solarthermie

Thema

Die Marktentwicklung solarthermischer Anlagen in Österreich konnte auch im Jahr 2005 den bereits seit einigen Jahren erfolgreichen Weg fortsetzen.
Im Jahr 2005 wurden in Österreich ca. 681.500 m² Kollektoren produziert, davon etwa 96,6% verglaste Flach-Kollektoren (658.010 m²), 0,8% Vakuumrohr-Kollektoren (5.400 m²) und 2,6% unverglaste Flachkollektoren - überwiegend Kunststoff-Absorber für Freibäder - (18.100 m²). Die Kollektor-Produktion konnte insgesamt gegenüber dem Vorjahr um 26,6% gesteigert werden.

Der Solarmarkt in Österreich 2005

Von Gerhard Faninger*

Von den produzierten verglasten Kollektoren (Flach-Kollektoren und Vakuumrohr-Kollektoren, 663.410 m²) wurden im Jahr 2005 66,4% exportiert. Die Steigerung der Exportrate beträgt 37,6% gegenüber dem Jahr 2004. Das Inlandsmarktvolumen für verglaste Kollektoren lag mit 233.470 m² um +27,9% über den im Jahr 2004 erzielten Verkaufswerten. Abbildung 1 illustriert den Kollektormarkt in Österreich für den Zeitraum 2000 bis 2005.

Abbildung 1: Verglaste Flachkollektoren in Österreich: 2000 – 2005, Produktion, Export, Import und Inlandsmarkt
Quelle: Faninger

Die Marktentwicklung der thermischen Solaranlagen in Österreich wird seit dem Jahr 1975 erstellt. Die Verkaufszahlen werden über die in Österreich tätigen Hersteller- und Vertriebsfirmen erhoben. Die Auswertung der Verkaufszahlen bezieht sich auf Produktion, Vertrieb (Export und Import) und Inlandsmarkt, regionale Verkaufsstatistik nach Bundesländern, Leistungs- und Energiedaten, Nutzwärmeerträge und Heizöläquivalent, aktueller Beitrag der thermischen Solaranlagen zur Energieaufbringung in Österreich. Bei der Ermittlung der Nutzwärmeerträge wird von mittleren Wärmeerträgen, welche an Messstationen in langjährigen Untersuchungen ermittelt wurden, ausgegangen. Der Berechnung der (fiktiven) Heizöleinsparung werden Annahmen über den mittleren Jahresnutzungsgrad des Heizkessels (getrennt für Raumheizung und Warmwasserbereitung) zugrunde gelegt. Aus dem Heizöl-Äquivalent wird die Reduktion von Schadstoffemissionen - im Vergleich zu Heizöl extra leicht – abgeleitet.

Inlandsmarkt 2005

Die im Jahr 2005 in Österreich installierte Kollektorfläche von 239.540 m² teilt sich auf die Kollektortypen auf: 232.020 m² verglaste Flachkollektoren, 1.450 m² Vakuumrohr-Kollektoren und 6.070 m² unverglaste Flachkollektoren (Schwimmbad-Absorber).
Die im Jahr 2005 installierte Heizleistung von solarthermischen Anlagen beträgt 167,6 MWth, von denen 96,9% auf verglaste Flachkollektoren, 0,6% auf Vakuumrohr-Kollektoren und 2,5% auf Schwimmbad-Absorber entfallen. Der zusätzlich erzielte Nutzwärmeertrag und daraus abgeleitetes Heizöl- und CO2-Äquivalent werden in Tabelle 1 ausgewiesen.
Im Jahr 2005 wurden etwa 23.000 Solaranlagen zur Warmwasserbereitung und teilweise auch zur Raumzusatzheizung sowie 150 Solaranlagen zur Schwimmbaderwärmung errichtet.

  Fläche Nutzwärmeertrag Heizöläquivalent CO2-Äquivalent Installierte Leistung
[m²] [GWh/Jahr] [Tonnen/Jahr] [MWth]
2005 (a)  
Verglaster Flachkollektor
232.020
81,207
13.457
36.334
162,414
Vakuumrohr-Kollektor
1.450
0,798
133
360
1,015
Unverglaster Flachkollektor
6.070
1,821
231
623
4,249
GESAMT
239.540
83,826
13.821
37.317
167,678
1975-2005 (b)  
Verglaster Flachkollektor
2.488.865
871,1
144.354
389.756
1.742
Vakuumrohr-Kollektor
36.253
19,9
3.335
9.005
25
Unverglaster Flachkollektor
617.794
185,3
23.476
63.386
432
GESAMT
3.142.912
1076,4
171.166
462.147
2.200
1984 - 2005 (c)  
Verglaster Flachkollektor
2.379.065
832,7
137.986
372.562
1.665
Vakuumrohr-Kollektor
36.253
19,9
3.335
9.005
25
Unverglaster Flachkollektor
593.294
178,0
22.545
60.872
415
GESAMT
3.008.612
1030,6
163.866
442.439
2.106

Tabelle 1:
(a) Der Solarmarkt in Österreich im Jahr 2005. Kollektorfläche, installierte thermische Leistung, Nutzwärme, Heizöl-Äquivalent und CO2-Äquivalent
(b,c) Aktueller Stand der thermischen Solartechnik in Österreich. Kollektorfläche, installierte thermische Leistung, Nutzwärme, Heizöl-Äquivalent und CO2-Äquivalent

Bundesländer-Statistik

Von der insgesamt in Österreich im Jahr 2005 installierten Fläche von verglasten Kollektoren in Höhe von 233.500 m² entfallen nach einer groben Abschätzung aus Firmenmeldungen auf die Bundesländer Oberösterreich 22,1%, gefolgt von Niederösterreich mit 15,8%, Kärnten mit 15,4%, Tirol mit 14,3%, Steiermark mit 11,3%, Vorarlberg mit 7,7%, Salzburg mit 7,3%, Burgenland mit 3,4% und Wien mit 2,6%, siehe auch Abbildung 2. Für die Schwimmbad-Absorber mit 6.070 m² im Jahr 2005 installierter Fläche ergibt sich folgende Bundesländer-Zuordnung: Oberösterreich 32,0%, gefolgt von Wien mit 24,4% und Niederösterreich mit 22,6%. Aufgrund der Marktsättigung für diesen Kollektortyp ist die im Jahr 2005 installierte Kollektorfläche deutlich gegenüber dem Vorjahr zurückgefallen: von 8.900 m² im Jahr 2004 auf 6.070 m² im Jahr 2005.

Abbildung 2: Der Solarmarkt in Österreich 2005. Bundesländer-Statistik für verglaste Kollektoren (Flachkollektoren und Vakuumrohr-Kollektoren)

Landes- und Bundesförderungen für solarthermische Anlagen

Die Marktentwicklung solarthermischer Anlagen wird entscheidend von den in den Bundesländern angebotenen finanziellen Zuschüsse vorrangig im Wohnbau bestimmt. Die Förderungen beziehen sich je nach Bundesland auf direkte Zuschüsse, auf verbilligte Darlehen im Rahmen der Wohnbauförderung sowie auf Annuitätszuschüsse. Von der in Österreich im Jahre 2005 zum Einsatz in Gebäuden installierten Fläche von verglasten Kollektoren von insgesamt 233.500 m² wurden über Landesförderungen für Solaranlagen im Wohnbau 145.903 m² und über Bundesförderung für Solaranlagen in Gewerbe- und Industriebetrieben 20.130 m² gefördert. Damit ergibt sich eine geförderte Kollektorfläche von 166.033 m², entsprechend einem Anteil von 71% der insgesamt im Jahr 2005 in Österreich zum Einsatz in Gebäuden installierten Kollektorfläche. Hierbei ist zu beachten, dass in einigen Bundesländern (z.B. Kärnten, Steiermark) nicht alle zur Förderung eingereichten Projekte im Jahr 2005 ausbezahlt werden konnten, und dies erst im Jahr 2006 erfolgen wird. Davon sind etwa 1.600 Solaranlagen mit einer geschätzten Kollektorfläche von 15.000 m² betroffen. Damit wäre die geförderte Kollektorfläche um 181.000 m², entsprechend einem Anteil von 78% der installierten Kollektorfläche.
Im Jahr 2005 wurden in Österreich über die Bundesländer insgesamt etwa 13.179 Solaranlagen mit einem Budget von etwa 25,3 Millionen Euro gefördert. Im Jahr 2004 waren es 10.571 Solaranlagen mit einem Budget von etwa 21,2 Millionen Euro. Die im Jahre 2005 über Landesmittel geförderten Solaranlagen lagen um 2.608 Solaranlagen höher im Vergleich zum Vorjahr, entsprechend einem Jahreszuwachs von 20%. Bezogen auf die Kollektorfläche beträgt der Zuwachs von 2004 auf 2005 14.575 m² (+11%). Auch das Förderbudget ist um 4,04 Millionen Euro (+19%) von 2004 auf 2005 angestiegen.

Einsatzbereiche für solarthermische Anlagen

Im Jahr 2005 wurden 65% der neu installierten Anlagen im Sektor Solaranlagen zur Warmwasserbereitung und 35% im Sektor Solaranlagen mit Heizungseinbindung errichtet. Bei den Solaranlagen in Gebäuden (Warmwasserbereitung und zum Teil mit Heizungseinbindung) ergibt sich die folgende Zuordnung: 95,9% in Ein-/Zweifamilien-Wohngebäuden, 1,1% im mehrgeschossigen Wohnbau, 2,4% in Gewerbe- und Industrie-Gebäuden, inklusive Privat-Pensionen und Freizeitanlagen, und 0,7% für sonstige Anwendungen; Abbildung 3.

Abbildung 3: Einsatzbereiche für Solaranlagen zur Warmwasserbereitung: 2005 (bezogen auf Anlagen) Schätzwerte nach Firmenangaben

Aktueller Stand der Solarthermik in Österreich

Ende 2005 betrug die installierte Kollektorfläche der noch in Betrieb befindlichen Solaranlagen 3.008.600 m² (Annahme: 21 Jahre Lebensdauer), die installierte Heizleistung 2.106 MWth und der Nutzwärmeertrag 1.031 GWh/Jahr. Aus dem Nutzwärmeertrag berechnet sich ein Heizöl-Äquivalent von 163.866 Tonnen/Jahr und in weiterer Folge das CO2-Äquivalent (fiktive Emissionsreduktion) zu 444.000 Tonnen CO2/Jahr. 164.000 Tonnen Heizöl bedeuten 5.500 Tankwagen á 30.000 Liter entsprechend einer Kolonne von 352 km!
Der Einsatz solarthermischer Anlagen bezog sich Ende 2005 auf etwa 13.000 Solaranlagen mit unverglasten Flachkollektoren zur Erwärmung von Freibädern, etwa 207.200 Solaranlagen werden in Ein-/Zweifamilien-Wohngebäuden, etwa 1.800 Solaranlagen im mehrgeschossigen Wohnbau und 2.500 Solaranlagen in Gewerbe-/Industrie- und sonstigen Gebäuden eingesetzt. Insgesamt waren Ende 2005 geschätzte 224.500 Solaranlagen in Betrieb.

Ausblick

Im Jahr 2005 wurde im Bereich der Solarthermik ein Umsatz von geschätzten 232 Millionen Euro in Österreich erwirtschaftet. Im Jahr 2004 waren es um 178 Millionen Euro. Damit sind etwa 3.320 Arbeitsplätze (Vollzeit-Beschäftigte) verbunden.
Ausgeprägtes Umweltbewusstsein bei den Energiekonsumenten in Verbindung mit dem Angebot an hochwertigen Produkten, gute Betriebserfahrungen und finanzielle Unterstützung durch die Länder haben dazu beigetragen, dass sich die Solarbranche nicht nur stabilisiert hat, sondern bereits zu den wachstumsorientierten Wirtschaftsbereichen mit sehr guten Zukunftsperspektiven zählt.
Für den Besitzer bzw. Nutzer bringen solarthermische Anlagen den Vorteil eines reduzierten Brennstoff- bzw. Stromeinsatz bei der Wärmeversorgung und damit geringere Energiekosten sowie eine größere Unabhängigkeit vom instabilen Energiemarkt, für Industrie und Gewerbe zukunftssicherere Arbeitsplätze und letztlich für die Umwelt geringere Schadstoffemissionen und größere Schonung unserer Rohstoffe. Insbesondere in Niedrigenergie-Gebäuden sowie Passivhäusern liegt der Anteil der Sonnenenergie bei der Wärmeversorgung zwischen 50% (Niedrigenergie-Gebäude) und bis zu 80% (Passivhaus-Qualität) im Jahresdurchschnitt. Der Markt für solarthermische Anlagen ist nahezu unbegrenzt, damit ergeben sich auch positive Auswirkungen auf weiter zunehmende Steigerungsraten am Markt.

Die gesamte Statistik ist gratis unter http://www.uni-klu.ac.at/iff/wbi/inhalt/18.htm#energie_und_umwelt verfügbar.

*) Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Gerhard Faninger, Fakultät für Interdisziplinäre Forschung udn Fortbildung, iff, Universität Klagenfurt, Abteilung für Weiterbildung udn systematische Interventionsforschung, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

Der Marktbericht für das Jahr 2005 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie, BMVIT, erstellt.

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