Zeitschrift EE

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2005-04: Nachhaltige Energieregionen

Energieregionen

Der forcierte Einsatz erneuerbarer Energie hat in den 25 Vorarlberger e5-Gemeinden neben der Energieeffizienz den höchsten Stellenwert. Dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind, ist an unzähligen umgesetzten Beispielen eindrucksvoll dokumentiert. Dieser Artikel soll einen kurzen Einblick zu Schwerpunkten, getroffenen Maßnahmen im Bereich „Erneuerbare Energie“ der e5-Gemeinden in Vorarlberg bieten. Andererseits werden die wichtigsten Elemente des e5-Programms sowie die Motivationen der beteiligten Gemeinden zu beschreiben.

e5-Gemeinden setzen auf Erneuerbare Energie

Von Karl-Heinz Kaspar*

Was sind e5-Gemeinden?

e5-Gemeinden sind Kommunen, die sich am „e5-Landesprogramms für energieeffiziente Gemeinden“ beteiligen. Sie bekennen sich damit zu einem nachhaltigen, zukunfts-verträglichen Umgang mit Energie und sind bestrebt, diesen in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess aktiv zu fördern. Schönen Worten und Absichtserklärungen sollen also auch konkrete Taten folgen!
Im Leitbild des e5-Netzwerkes steht: „Wir motivieren durch Umsetzung und Vorstellung von erfolgreichen Musterprojekten zum Einsatz von erneuerbaren Energieträgern“.
Mit anderen Worten: Zuerst bei den eigenen Gebäuden und Anlagen den Anteil der Erneuerbaren maßgeblich zu erhöhen. Dann durch Vorbildwirkung, Information und Förderung Bevölkerung und Betriebe motivieren, ebenfalls auf eine nachhaltige, erneuerbare Energieversorgung umzustellen

Einsatz von Biomasse

Zur Steigerung des Anteils der Erneuerbaren wurde in mehr als der Hälfte der e5-Gemeinden die Energieversorgung auf Biomasse-Nahwärme umgestellt, in den meisten restlichen Gemeinden laufen die Planungen bzw. bereits die Umsetzungen dazu. In einigen Gemeinden wurden bestehende Anlagen bereits vergrößert (z. B. Lochau, Blons,.. ) oder wie in der Gemeinde Wolfurt durch eine zweite Anlage, an einem anderen Standort ergänzt. So bringt es die e5-Gemeinde Krumbach, trotz ihrer dezentralen Weilerstruktur, auf eine Nahwärmedichte von 1 MWh pro Bürger! Da manchmal nicht alle Gebäude von der Nahwärme erreicht werden können, setzen die Gemeinden auch häufig auf Einzelanlagen. Beispiel Gemeinde Mäder: Bei der Volksschule, wurde kürzlich die „fossile“ Energieversorgung (Heizöl und Erdgas) auf eine „nachhaltige“ mit Pellets betriebene umgestellt. Der Ölkessel wurde entfernt und der noch neuwertige Erdgaskessel fristet ab sofort ein Dasein als „Notkessel“. Durch diese und viele weiteren Maßnahmen konnte der Anteil der Erneuerbaren an der Gesamtwärmeversorgung auf über 85% gesteigert werden!

Nutzung der Wasserkraft

Andere wiederum setzen parallel auf Wasserkraft und / oder Wärmepumpe – wie beispielsweise die Gemeinde Nenzing, die den Strom des eigenen Trinkwasserkraftwerkes über eine Wärmepumpe in Wärme veredeln. Dem Beispiel Nenzing’s folgend, adaptierte letztes Jahr die Bodenseegemeinde Hörbranz ihre bereits bestehende Trinkwasserversorgung nachträglich mit einem 90 kW Kraftwerk – e5-Teamleiter und Initiator Hannes Mühlbacher: „Ein wunderschönes Beispiel wie sich mit relativ geringem Aufwand eine große Wirkung erzielen lässt!“ In beiden erwähnten Gemeinden laufen die Werke so erfolgreich, dass eine zweite Ausbaustufe bereits in Planung bzw. in Umsetzung ist. Nebenbei bemerkt, wurde die Wasserkraftnutzung auch in etlichen anderen e5-Gemeinden (Bürs, Thüringen, Dornbirn, Großes Walsertal,…) ausgebaut und bestehende Werke revitalisiert.

Sonnenenergie im Vormarsch

Selbstredend kommt in den e5-Gemeinden die Sonnenenergienutzung nicht zu kurz – so gehört es bereits zum Standard, dass die Clubheime des Fußball – oder Tennisclubs über eine solare Warmwasserbereitung oder gar Heizungsunterstützung verfügen. Einen besonders hohen Ertrag bringen thermische Solaranlagen aufgrund des hohen Warmwasser- und Heizbedarfes bei Alters und Pflegeheimen, wie Mario Nußbaumer, Energiebeauftragter der 1000 Seelen-Gemeinde Langenegg stolz berichten kann: „Unsere 1992 gebaute 63 m2 Solaranlage liefert bereits das 14. Jahr kostenlose Sonnenergie für das Pflegeheim!“ Auch diesem positiven Beispiel sind ein Großteil der Partner - e5-Gemeinden bereits gefolgt.

Beispiel Mäder: Das Klimabündnisziel ist erreichbar!

Der kommunale Energiebericht der Gemeinde Mäder belegt den Erfolg dieser Aktivitäten in der Gemeinde: Der Anteil der fossilen Energieversorgung geht zurück, die CO2-Emissionen sinken - im Zeitraum der letzten zehn Jahre um über 50%.. „Wir konnten somit den Beweis antreten, dass das Klimabündnisziel erreichbar ist!“, freut sich Bgm. Siegele.
„Grundlage für diesen Erfolg war nicht zuletzt unser Grundsatzbeschluss, dass die öffentliche Hand keinen volkswirtschaftlichen Schaden verursachen darf“, meint Bgm. Siegele. Konkret bedeutet dies, dass in Mäder bei allen großen Entscheidungen die sogenannten „volkswirtschaftlichen“ Kosten mit berücksichtigt werden.
Eine langjährige Praxis, die in Mäder politisch unumstritten ist und inzwischen angesichts der globalen Klima- und Energiepreisentwicklungen als vorausschauendes Handeln eindrucksvoll bestätigt wurde.

Abbildung 1: Bürgermeister Rainer Siegele: Das Coaching durch das Energieinstitut und der e5-Erfahrungsaustausch ist für uns sehr wertvoll.

Motivation und Förderung des Bürgers

Bei all den Erfolgen im gemeindeeigenen Bereich reicht die Konzentration auf kommunale Objekte und Anlagen nicht aus - beeinflusst man damit doch maximal 4 bis 6% des CO2-Ausstoßes auf dem Gemeindegebiet.
Durch gezielte Veranstaltungen und Aktionen wie Tag der Biomasse, Messe der Erneuerbaren Energie, Holzfest, Tag der Sonne, Biomasse-Hausmessen, Solaraktion etc. wird der Bürger über seine Möglichkeiten von einer fossilen auf eine erneuerbare Energieversorgung umzustellen informiert. Ergänzt werden dieses Angebote durch eine kostenlose Energieberatung in der Beratungsstelle oder falls erforderlich auch Vorort. Weiterführende Beratungsangebote durch Technische Büros werden von vielen Gemeinden zusätzlich unterstützt.

Gemeinsame Schwerpunkte

Jedes Jahr wird vom Energieinstitut ein gemeindeübergreifendes Schwerpunktprojekt vorbereitet. Projekte, die also von mehreren e5-Teams gleichzeitig und meist in enger Kooperation und Abstimmung durchgeführt werden.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Solar-Aktion – eine Kampagne zur „Nachrüstung bestehender Gebäude mit thermischen Solaranlagen.“ Die Idee wurde in einem e5-Team geboren, in kleinem Rahmen erprobt und im Jahr 2005 unter der Leitung des Energieinstituts im breiten Maßstab in vier Regionen des Landes sehr erfolgreich umgesetzt.

Unterstützende Förderung

Von den Gemeinden in Aussicht gestellte Zusatzförderungen zu Solaranlagen, Biomasse – Stückholz-, Hackschnitzel- oder Pelletsanlagen, Energiespar- und Passivhäusern aber auch für landwirtschaftliche Biogasanlagen oder gewerbliche Umstellungen, bieten einen zusätzlichen Anreiz. Wo es möglich ist ersetzen Auflagen die Förderungen. So werden teilweise beim Verkauf von Grundstücken auf privatrechtlicher Basis verbesserte Energiekennwerte eingefordert.

Abbildung 2: Das Energiefass bei der Biogasanlagen-Eröffnung

Breite Öffentlichkeitsarbeit

Begleitet werden all diese Maßnahmen der Gemeinden durch eine kontinuierliche und sehr offensive Öffentlichkeitsarbeit im eigenen Gemeindeblatt wie auch in regionalen und überregionalen Medien. Bei dieser kommt die hohe Identität der Gemeinden mit dem e5-Programm zum Ausdruck, so hatte der e5-Pressespiegel letztes Jahr einen Umfang über 190 Beiträgen.

Umsetzungen der Bevölkerung

Dass all diese Unterstützungsmaßnahmen auch Wirkung zeigen, beweisen die überdurchschnittlichen Energiestandards mancher Gemeinden. Sei es beim Gesamtanteil der Erneuerbaren gegenüber den Fossilen als auch bei Einzelmaßnahmen. So bieten sich gleich drei e5-Gemeinden (Ludesch, Thüringerberg und Langenegg) ein Kopf an Kopf Rennen, wer wohl als erstes die magische Grenze von 1 m2 Solaranlage pro Einwohner überschreitet (der Landesdurchschnitt liegt bei 0,26 m2/EW). Oder die e5-Gemeinde Blons, die mit ihren über 17 m2 Photovoltaikfläche pro Kopf österreichischer Spitzenreiter ist.

Kernelemente des e5-Programms

Dreh- und Angelpunkt des e5-Programms ist das e5-Energieteam, das aus sich aus Mitgliedern von Gemeindepolitik, Verwaltung und oft auch aus engagierten Bürgern gebildet wird. Speziell geschulte e5-Betreuer unterstützen die Gemeinde beim Aufbau dieses Teams und begleiten es in weiterer Folge bei Planung und Umsetzung der kommunalen Energie-Projekte.
Unterstützt werden Planung und Umsetzung durch den e5-Zertifizierungsprozess. Alle drei Jahre muss sich die Gemeinde einer externen Überprüfung unterziehen, bei der Stärken aber auch Verbesserungspotentiale identifiziert werden und der Gemeinde entsprechend der erbrachten Leistungen zwischen einem und maximal fünf „e“s verliehen werden.
Beratungstätigkeiten in Fachfragen, spezielle Weiterbildungsangebote für Teammitglieder
und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, eigens entwickelte Arbeitsbehelfe und Leitfäden ergänzen das Dienstleitungsangebot des e5-Programms und dienen der Qualifizierung der Akteure in den Gemeinden.

e5 in Österreich und in Europa

Außer in Vorarlberg, wird das e5-Programm derzeit auch Gemeinden in den Bundesländern Tirol, Salzburg und seit kurzem in Kärnten angeboten (siehe Abbildung 3). Um weiteren Bundesländern die Möglichkeit zu geben dieses sehr kosteneffiziente und erfolgreiche Programm seinen Gemeinden anzubieten wurde ein österreichischer Dachverband gegründet und die Österreichische Energieagentur (ehemals EVA) mit der Leitung der Geschäfte und dem weiteren Ausbau beauftragt. Die Aufbauunterstützung für neue Bundesländer wird vom Lebensministerium über die Initiative klima:aktiv unterstützt.

Abbildung 3: e5 Gemeinden in Österreich 2005

Als europäischer Dachverband wurde mit Kooperationspartnern aus Deutschland und der Schweiz der „European Energy Award“ ins Leben gerufen um eine europäische Ausweitung zu ermöglichen. Derzeit beteiligen sich Kommunen der Länder Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Liechtenstein, Litauen, Italien, Irland, Polen, Slowakei, Baskenland und zukünftig auch Tschechien und Holland am Programm.

Weitere Informationen zum e5-Programm:

www.energieinstitut.at
www.e5-gemeinden.at

*) Karl-Heinz Kaspar ist Initiator und Programmleiter des "e5-Landesprogramms für energieeffieziente Gemeinden" beim Energieinstitut Vorarlberg, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.energieinstitut.at [^]

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