Zeitschrift EE

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2005-01: Nachhaltige Energieversorgung - Neue Wege in der Entwicklungszusammenarbeit

Wasserkraft und Biomasse

Eine neue Solaranlage, bei der die Sonnenenergie via Wärmetauscher direkt in das Warmwasserzirkulationsnetz im obersten Geschoß eingespeist wird, läuft seit Mai in Basel. Der Verzicht auf Solarleitungen vom Dach zum Keller und der Wegfal

Cook fast, safe money, save energy!
Kostengünstiges Warmwasser aus Solarenergie

Von Marlies Kees und Anja Desai*

Zuverlässige Energieversorgung ist ein wesentlicher Aspekt der Armutsbekämpfung. Der Zugang zu moderner Energie ermöglicht wirtschaftliche Entwicklung, soziale Grunddienste wie Bildung und Gesundheit und verringert Gesundheitsrisiken.
Moderne Energieträger ermöglichen eine höhere Produktivität. Doch weiterhin haben 1.6 Mrd. Menschen keinen Zugang zu Elektrizität. Da Stromversorgung für viele Menschen nicht leistbar ist, decken insgesamt 2.4 Mrd. Menschen auch heute noch ihren Bedarf an Koch- und Heizungsenergie mit traditioneller Biomasse wie Holz, landwirtschaftlichen Rückständen oder Dung.
Die traditionelle Weise der Nutzung von Biomasse zum Kochen und Heizen ist meist ineffizient und gesundheitsschädlich. Durch Kochen am offenen Feuer in geschlossenen Räumen gibt es schwerwiegende gesundheitliche Probleme. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass ca. 1,4 Millionen Kinder in Entwicklungsländern jährlich an akuten Atemwegserkrankungen sterben, eine weitere Millionen Kinder und Frauen erleiden erhebliche Gesundheitsschäden, hauptsächlich verursacht durch Luftverschmutzung in Innenräumen.

Erhaltung von Biomasse im Südlichen Afrika

In vielen Ländern des südlichen Afrikas werden 80% des gesamten Energieverbrauchs durch Brennstoffe aus Biomasse gedeckt. Die negativen gesundheitlichen, umweltbezogenen und ökonomischen Effekte können durch effizientere Nutzung der Energie eingedämmt werden. Ein Weg, die Gefahren für die Gesundheit wesentlich zu reduzieren sowie Ausgaben und Arbeitszeit zu sparen, sind brennstoffsparende und schadstoffarme Herde.
Hier setzt ein wegweisendes Programm der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit an. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) betreibt mit dem Staatenbund Southern African Development Community (SADC) das Programm zur Erhaltung von Biomasse im Südlichen Afrika (Programme for Biomass Energy Conservation in Southern Africa, ProBEC; www.probec.org). ProBEC möchte erreichen, dass einkommensschwache Bevölkerungsgruppen ihren Energiebedarf auf eine sozial nachhaltige und umweltverträgliche Weise decken können.

Integrierter Ansatz

ProBEC arbeitet in acht Ländern und versucht, dieses Ziel auf mehreren Ebenen zu verfolgen. Nationale Komitees bemühen sich, Maßnahmen zum Erhalt von Biomasse langfristig in die Energiepolitik zu verankern und Strategien im Bereich "Energie aus Biomasse" einzufordern. Indem Arbeits- und Austauschbeziehungen gefördert werden, kann das verfügbare Wissen in der Region genutzt werden und sich gegenseitig verstärken.
ProBEC propagiert nur ökonomisch tragfähige Lösungen. Es fördert im privaten Sektor die Entwicklung des Know-hows, der Mittel und des notwendigen Engagements, um erschwingliche und energieeffiziente Technologien und Techniken zum Kochen und Heizen auf den Markt zu bringen und sie zu verbreiten.

Integrierte Konzepte zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse sind in der Regel eine Verbindung aus folgenden Einzelkomponenten:

  • Einsatz energieeffizienterer Technologien (verbesserte Herde)r
  • rentable Herstellung und Vermarktung dieser Herde
  • effizienteres Brennholzmanagement (Trocknen, Spalten des Holzes, usw.)
  • verbessertes Küchenmanagement (z.B. durch verkürzte Kochzeiten, Lüftung an den Feuerstellen)

Die Ergebnisse des Programms haben gezeigt, dass es mit diesem umfassenden Maßnahmenpaket möglich ist, eine Vielzahl dauerhafter Vorteile für Umwelt, Wirtschaft und die Bevölkerung auf lokaler (Familien und Kleinbetriebe), nationaler (Einsparung von Devisen für Energieimporte) und globaler Ebene (Nutzung von Bioenergie statt fossiler Brennstoffe, weniger Emissionen, bessere Speicherung der Treibhausgase) zu erzielen.

Diversität der Technologien

Es gibt eine große Bandbreite an Technologien für energieeffiziente Herde (www.probec.org/goto.php/StoveTypes). Die Unterstützung dieser großen Diversität ist gleichzeitig auch der Schlüssel zum Erfolg von ProBEC: Herdtechnologien müssen an den Nutzer und die Kochgewohnheiten, an die Fähigkeiten der Hersteller und die Verfügbarkeit von Materialien angepasst sein.

UPESI Stove

Der UPESI ist ein einfacher tragbarer TonHerd. Für die Herstellung ist neben dem frei verfügbaren Ton und den handwerklichen Fertigkeiten nur noch ein BrennHerd erforderlich. Der UPESI liegt im Preis unter 1 US $ und ist damit für viele Menschen erschwinglich. Dennoch vermag der Herd bis zu 60% des benötigten Feuerholzes einzusparen.

Abbildung 1: Herstellung von Rocket Stoves in Maseru, Lesotho

Abbildung 2: Produzentinnen von Lehmherden in Ligomba, Malawi

Rocket Stove

Das besondere an dem Rocket Stove ist die Gestaltung der Brennkammer (siehe Abbildungen 1 und 2). Das Brennmaterial wird auf einem Rost in den BrennHerd eingeführt, die Luft zum Verbrennen wird unterhalb des Rostes eingezogen. Dadurch wird die Luft vorgewärmt und lediglich die Spitzen der Holzscheite kommen zum Brennen. Ein genügend hoher Verbrennungsraum lässt die entstehenden Gase noch im Herd verbrennen. Dies bedeutet fast keine Rauchentwicklung und damit deutlich reduzierte Gesundheitsprobleme. Der Herd ist in Innenräumen nutzbar.
Der Rocket Stove lässt sich einfach umgestalten. So wird er von Haushalten genauso wie von Bäckerein und Schulen zum Kochen der Schulspeisung genutzt. Lokale Hersteller produzieren dieses Herdmodell bereits in Lesotho, Malawi und Mosambik (Abbildung 2). Der Preis liegt zwischen 12 Euro für die Haushaltsgröße und 200 Euro für Großküchen.

VESTO Stove

Der VESTO (Variable Energy Stove) besteht aus einem doppelwandigen Stahlblechzylinder (Eimer), einem herausnehmbaren Feuerungsrohr und einem Abstellring für den Kochtopf. In dem Stahlblechzylinder sind Löcher angebracht, um vorgewärmte Luft in den Brennraum zu leiten und so zusätzlich die Verbrennung zu verbessern. Durch zwei Schieber kann die primäre und die sekundäre Luftzufuhr reguliert werden. Der Herd kann die verschiedensten Biomassematerialien verbrennen: Holz, Holzkohle, Dung, Blätter, Rinden. Der VESTO ist der einzige von ProBEC propagierte Herd, der industriell gefertigt wird. Er wird bislang vor allem in Südafrika verkauft, der Preis beträgt ca. 25 €.

Die Kochkiste

Von ProBEC werden im Rahmen der Verbreitung von verbesserten Techniken des Küchenmanagements auch verschiedene Formen von Wärmebehältern propagiert. Mit lokalem Isoliermaterial (z.B. getrocknete Bananenblätter) gefüllte Taschen und Körbe ermöglichen das Weitergaren der Speisen nach dem ersten Kochen und sparen damit Energie.

Resultate in Malawi

ProBEC hat seit 1999 in Malawi den UPESI durch ein Integriertes Ernährungssicherungsprogramm (IFSP) in privaten Haushalten bis zu 20.000 Mal verbreitet. In einer Evaluierung 2004 im Mulanje District wurden die Wirkungen der verbesserten Herdtechnologie bei den 29% der Bevölkerung, die den Mbaula benutzen, untersucht (Brinkmann 2005).
Durchschnittlich sparen die Familien bis zu 50% des Feuerholzes und geben damit auch nur noch die Hälfte aus. Zudem bringt der Verkauf der Herde den Produzentinnen ein Einkommen. Durch die Nutzung der Mbaula ist ein deutlicher Rückgang an bronchialen Erkrankungen festzustellen und insgesamt eine bessere Küchenhygiene. Die Verantwortung der Frauen an Gestaltungsprozessen in den Dörfern steigt, gleichzeitig werden auch Männer sich des Haushalts und Umwelt bezogener Themen bewusster.
Wichtig ist die Qualität der Herde nachhaltig sicherzustellen, weswegen regelmäßige Nachbetreuung der ProduzentInnen sowie Bildungs- und Aufklärungsarbeit in den Dörfern notwendig sind.

Resultate in Lesotho

In Lesotho fördert ProBEC die Verbreitung der Rocket Stoves in Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm (WFP) (Michel 2004). Das WFP finanziert in Grundschulen tägliche Schulspeisungen. An jeder Schule gibt es einen Koch. Gekocht wird über offenem Feuer. Die Kinder müssen eine bestimmte Menge an Feuerholz mitbringen oder müssen während der Unterrichtszeit sammeln gehen. Offene Feuerstellen und nicht gelagertes Holz führen zu Rauchentwicklung und unsauberem Essen. Der Rocket Stove, in der Variante für Großküchen spart mindestens 50% des Feuerholzes ein und hat keine Rauchentwicklung.
Eine Evaluierung im Jahr 2004 zeigte, dass die Köche diese Verbesserung begrüßen. Verbunden mit einem Training über Handhabung und Erhaltung des Herds sowie der Benutzung der richtigen Größe an Töpfen war der Erfolg des Herds durchschlagend. Der Herd wird lokal in Lesotho hergestellt und vermarktet. Derzeit sind mehr als 100 Schulen mit Rocket Stoves ausgestattet, weitere 500 sollen folgen.

Begründeter Erfolg für verbesserte Herdtechnologie

ProBEC kann über seinen Erfolg stolz sein. Es hat geschafft, Allianzen zwischen unterschiedlichen Partnern herzustellen. Produzenten, Nutzer, Verwaltungsfachleute, Wissenschaftler und Projektmitarbeiter haben als wichtigen Grundsatz gelernt: Die Verbreitung der verbesserten Herdtechnologie ist eine Kombination aus effizienter Technik, Qualitätsstandards in der lokalen Produktion, geschickter Vermarktung und soziokulturell angepasster Lösungen. Nur dann vermag sich eine Technik durchzusetzen, nur dann wird sie wirtschaftlich tragfähig und kann signifikante Veränderungen zum Wohle der Umwelt bewirken.

Referenzen:
Brinkmann, Verena (2005): ProBEC Impact Assessment at local level. Experiences from Malawi, Mulanje District
Michel, Andreas (2004): Implementation of Energy Efficient Stoves in Developing Countries

*) Dr. Marlies Kees ist Programmleiterin von ProBEC, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Anja Desai ist freie Mitarbeiterin von ProBEC [^]

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