Zeitschrift EE

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2003-03: Bioenergie

Biogas

Foto:LEV
Die Steiermark versucht bei Biogasanlagen ein Niveau wie bei Biomasse-Nahwärmenetzen zu erreichen. In der Oststeiermark ist die Dichte der Anlagen schon sehr hoch.

Biogasanlagen für die Steiermark

Von Helga Rally und Horst Scheucher*

Zu Beginn der Alternativbewegung im Bereich Energie gab es in den 80er Jahren auch verstärkt Bestrebungen Biogas zu nutzen. Aus unterschiedlichen Gründen kam eine weitere Entwicklung zum Erliegen. Im Rahmen der Stromliberalisierung hat Biogas nun aber wieder erhebliches Interesse geweckt, denn im Vergleich zur Stromerzeugung aus anderen erneuerbaren Energieträgern (ausgenommen Wasserkraft) weist die Stromproduktion aus Biogas niedrigere Erzeugungskosten auf.
Auch die sonstige energiepolitische Zielsetzung der Steiermark, den Anteil der erneuerbaren Energie zu erhöhen, fördert das Interesse an Biogas. Im Bereich Biomasse (Holz) hat die Steiermark mit ihren über 200 Nahwärme- und Mikronetzen einen beachtlichen Teil des Potenzials bereits genutzt. Auch bei der Sonnenenergienutzung ist die Steiermark - dank der AEE - nahezu weltweit führend. Auf diesen Erfolgen aufbauend, hat sich der Energiereferent der Steirischen Landesregierung, Landeshauptmannstellvertreter Dipl.-Ing. Leopold Schöggl, zum Ziel gesetzt, auch die Biogasnutzung auf dieses Niveau zu bringen.
Der LandesEnergieVerein Steiermark hat aus diesem Auftrag einen neuen Projektschwerpunkt abgeleitet. Neben der direkten Betreuung und Beratung von möglichen Betreibern, soll - ähnlich wie bei der Biomasse-Nahwärme - durch die Herausgabe eines Leitfadens/Handbuchs, in dem technische Entwicklung und Fragen der Qualitätssicherung behandelt sowie durch Veranstaltungen und andere Aktivitäten das Ziel beworben werden.
Unterstützt wird diese neue Initiative auch durch die Schaffung des NOEST, des Netzwerkes Ökoenergie Steiermark. Es stellt nicht nur eine Zusammenführung von Kompetenz dar, sondern konzentriert sich auch darauf, neue Projektwerber im Sinne eines "one stop shop" schneller und vereinfachter als bisher zu unterstützen. Ein Expertengremium begutachtet alle Projektanträge und beschließt, wie und in welcher Form diese unterstützt werden. Fachlich inhaltliche Informationen werden von den Kompetenzknoten im Internet publiziert: http://wissen.noest.or.at/.
Der Kompetenzknoten für Biogas ist die Lokale Energieagentur Oststeiermark. Mit dieser wurde kürzlich ein grenzüberschreitendes Projekt zur Forcierung von Biogas in der Steiermark und Slowenien mit dem Titel Biogas:offensiv gestartet.
Für das Ziel, Wissen und Erfahrung zu bündeln und wiederum zur Verfügung zu stellen, werden nicht nur alle existierenden Biogasanlagen erhoben und analysiert, sondern auch der Frage nachgegangen, in welchen Bereichen Probleme oder Informationsmangel bestehen und wie man Abhilfe schaffen kann. Exkursionen und Veranstaltungen sollen organisiert werden, um das vorhandene Wissen zu kommunizieren. Wie schon bei Biomasse-Nahwärme läuft dies unter dem Titel Stammtisch, diesmal Biogas-Experten-Stammtisch, die Teilnehmer bestimmen ihre Diskussionsthemen großteils selbst.
Der erste dieser Art zum Thema Biogas fand am 25. 6. 2003 in St. Stefan im Rosental statt. Nach der Begrüßung durch Landeshauptmannstellvertreter Dipl.-Ing. Leopold Schöggl und den Bürgermeister von St. Stefan, Johann Tropper, wurde zur Einstimmung die Biogasanlage im Ort besichtigt. Impulsreferate behandelten die Themen EU-Hygieneverordnung, rechtliche Voraussetzungen für Biogasanlagen in der Steiermark und gesetzliche Regelungen für die Errichtung und den Betrieb von Biogasanlagen.

Abbildung 1: Standorte steierischer Biogasanlagen (Quelle:LEV)

Biogasanlage St. Stefan

Die Rosentaler Bio Kraftwerk GmbH & CoKEG betreibt in der Gemeinde St. Stefan i.R. (pol. Bez. Feldbach) die größte und modernste Biogasanlage der Steiermark. Die Biogasanlage ist als Vorzeigeanlage zur Wirtschaftsdüngerveredelung und Verwertung regionaler Wertstoffe (Kosubstrate) konzipiert, dies unter Einhaltung der strengen EU-Hygieneverordnung, das heißt eine Hygienisierungsstufe für Kosubstrate wird installiert. Ein Großteil der eingesetzten Schweinegülle wird über ein Rohrleistungsnetz der Biogasanlage zuführt.
Die etwa € 1.900.000,- teure Kofermentationsanlage erzeugt stündlich etwa 500 kW elektrischen Strom, welcher als Ökostrom in das öffentliche Netz eingespeist wird. Die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme wird zur Versorgung der benachbarten Stallungen verwendet. Zusätzlich wird in einer späteren Projektphase die Trocknung regionaler landwirtschaftlicher Produkte realisiert.
In Kooperation mit der Gemeinde St. Stefan wird Klärschlamm aus der benachbarten kommunalen Kläranlage, unter Sicherstellung einer stofflichen Trennung der Biogasanlage zugeführt. Durch die Produktion wertvollen Stickstoffdüngers · dem Gärrückstand aus der Biogasanlage · kann der Zukauf von Handelsdünger substituiert und dadurch die lokale Wertschöpfung erhöht werden.
Die Biogasanlage wird während der ersten Betriebsjahre wissenschaftlich begleitet, die Ergebnisse der Begleitforschung werden dokumentiert und sollen weiteren Biogasanlagen wichtige Erfahrungen liefern.

 

*) Horst Scheucher ist Projektleiter im Bereich Bioenergy beim LandesEnergieVerein Steiermark Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Dipl.-Ing.
Helga Rally ist Mitarbeiterin der Geschäftsführung [^]

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