Diversifizierung der Nah- und Fernwärmeversorgung
Foto: AEE INTEC / Sabrina Metz
Die diesjährige qm heizwerke-Fachtagung zum Thema "Diversifizierung der Nah- und Fernwärmeversorgung" am 8. Juni 2018 in Leoben zeigte Praxisbeispiele, innovative Lösungsansätze sowie Neuigkeiten zu Big-Solar-Konzepten und alternativen Energiequellen für Nahwärmenetze auf.
Die Nutzung regional verfügbarer und nachhaltiger Wärmequellen ist voll im Laufen:
- 35 Prozent jährliches Marktwachstum bei solarer Fernwärme in Europa,
- Nutzung von Abwärme aus Industrie und Gewerbe,
- Power-to-Heat-Anlagen für die Verwertung von Überschussstrom,
- Wärmepumpen zur Speicheroptimierung und Nutzung von Niedertemperaturquellen für die Fernwärme, sowie
- Großwärmespeicher für die saisonale Speicherung von Wärme.
Die mehr als 2.000 Biomasse- Nah- und Fernwärmeanlagen in Österreich haben maßgeblich dazu beigetragen, die Energiewende im Fernwärmebereich voranzutreiben. Diese Anlagen sind jetzt ebenso wie städtische Wärmenetze eine wertvolle Infrastruktur zur Erschließung zusätzlicher erneuerbarer und regionaler Wärmequellen.
Durch die Erweiterung des Wärmebereitstellungsportfolios, die Koppelung mit anderen Systemen (Strom, Gas, Abwasser, ...) und neue Fernwärmetechnologien gepaart mit innovativen Betriebs- und Regelungskonzepten werden Wärmenetze zukünftig integraler Bestandteil intelligenter Energiesysteme sein. Abgesehen von reduzierten Systemtemperaturen wird von diesen Wärmenetzen der 4. Generation ein hohes Maß an Flexibilität verlangt, da das Wärmenetz als Bindeglied zwischen fluktuierenden Erzeugerlastprofilen und dem kundenseitigen Wärmebedarf dient. Zudem ist davon auszugehen, dass neben größeren Wärmebereitstellern auch viele kleinere Wärmequellen dezentral eingebunden werden und Gebäude nicht nur Wärmeabnehmer sind, sondern je nach Betriebszustand Abnehmer, Erzeuger oder Speicher sein können. Dementsprechend wird dem Gebäude als Energiespeicher (energieflexibles Gebäude) und Prosumer eine wichtige Rolle in Hinblick auf ein intelligentes Lastmanagement und die Schaffung von flexiblen und resilienten Energiesystemen zukommen.
Im Rahmen der Fachtagung wurden auch Beispiele aus der Praxis erörtert. Vertreter der Stadtwerke Amstetten und Wörgl stellten Fernwärmeprojekte vor, die auf Abwärme aus der Industrie, von KWKAnlagen und Abwasser setzen und wie im Fall von Wörgl ein Fernwärmenetz ganz ohne eigene Heizwerke betreiben. Die Stadtwerke Mürzzuschlag präsentierten das kurz vor Inbetriebnahme stehende Big-Solar-Projekt mit 5 000 m² Solarkollektoren zur Einspeisung von Wärme in das Fernwärmenetz von Mürzzuschlag. Zudem wurden aktuelle Studien zu solarthermischen Großanlagen sowie der aktuelle Stand der solaren Fernwärme in Deutschland vorgestellt. Dänische Fernwärmeprojekte mit hohen solaren Deckungsgraden und die Pläne zur Konvertierung des Fernwärmenetzes in Hamburg hin zu hohen Anteilen an Abwärme, Abwasserwärme und Solarthermie fanden ebenso Interesse wie Systemkonzepte zur Optimierung von Abwasserreinigungsanlagen, die eine Rückgewinnung von Wertstoffen und eine energetische Optimierung mittels Wärmepumpen und Optimierung der Faulgasproduktion beinhalten.
Die vielen interessierten Zwischenfragen und regen Diskussionen der fast 90 Teilnehmenden zeigten, dass das Thema von großer Wichtigkeit ist und die Diversifizierung von Nahwärmenetzen unbedingt weiter vorangetrieben werden sollte.
Weiterführende Informationen
Die Präsentationen und das Veranstaltungsprogramm stehen unter https://www.klimaaktiv.at/erneuerbare/effiziente_heizwerke/fachtagung2018.html zur Verfügung.