Zeitschrift EE

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Bettina MusterSlawitsch Forscherin, Bergfex und Mama

Ich bin Bettina Muster-Slawitsch, leidenschaftliche Forscherin, Bergfex und Mama von 4 Kindern. Ich habe 2006 mein Studium „Industrieller Umweltschutz/Verfahrenstechnik“ an der Montanuniversität Leoben abgeschlossen und nach einem Volontariat an der Universität in Managua, Nicaragua begonnen, bei der JOANNEUM RESEARCH (bei meinem späteren Doktorvater Hans Schnitzer) zu arbeiten, wo ich schon während des Studiums laufend als Praktikantin mitarbeiten durfte. Mein Forschungsfokus lag schon damals auf Energieeffizienz in Industriebetrieben und erneuerbarer Energie, und 2010 bekam ich die Gelegenheit, gemeinsam mit Christoph Brunner zu AEE INTEC zu wechseln und Christoph im Aufbau des Bereichs „Industrielle Prozesse und Energiesysteme (IPE)“ zu unterstützen. Durch spannende Projekte in der Brauindustrie und das Projekt SOCO, in welchem ich die Algorithmen für das Wärmerückgewinnungs-Software Tool SOCO entwickeln durfte, konnte ich genügend Daten und Erfahrungen sammeln, um während meiner ersten beiden Karenzzeiten meine Dissertation fertig zu stellen „Thermal Energy Efficiency and Process Intensification for the Food Industry“.

Foto: AEE INTEC

Schon während meiner Dissertation fokussierte sich mein Interesse auf den Einsatz von radikal neuen Technologien zur Erhöhung von Prozessund Energieeffizienz. An der TU Delft durfte ich bei Prof. Stankiewicz hier wichtige Erfahrungen sammeln. Heute beschäftigen wir uns in der IPE-Gruppe bei AEE INTEC intensiv mit zwei dieser „emerging technologies“ – der Membrandestillation und oszillierenden Reaktoren. Der Einsatz dieser Technologien in der Industrie zeigt große Potenziale und wirft spannende Detailfragestellungen auf – in diesem Spannungsfeld zwischen grundlegenden chemischen Fragestellungen und industrieller Einsetzbarkeit fühle ich mich wohl und liebe die Herausforderungen. 2017 bekam ich ein Stipendium des australischen Außenund Bildungsministeriums für ein Post-Doc-Projekt an der Victoria Universität in Melbourne und widmete mich dort für einige Monate der Einsatzmöglichkeit von Membrandestillation in der Fleischindustrie. Meine damals drei Kinder kamen mit und durften Australien als Heimat kennenlernen die Erfahrungen und Eindrücke werden wir alle nie vergessen.

Foto: privat

Ich bin sehr froh, trotz meiner vielen Babypausen wissenschaftlich arbeiten zu können und auch strategisch arbeiten zu dürfen. Das erfordert natürlich viel persönlichen Einsatz auch während der Karenzzeiten, aber ich bin sehr dankbar, dass mir das bei AEE INTEC durch flexible Arbeitszeiten und Wertschätzung des Mama-Forscherin-Spagats ermöglicht wird. Es ist nicht selbstverständlich, dass man ein schlafendes Baby mit in eine Besprechung bringen darf und genau das ermöglicht mir, mehr zu arbeiten und mitzudenken, als ich es sonst schaffen könnte. Meine Kraftquelle sind die Berge – wann immer möglich sind wir mit Bergschuhen oder Skitouren-Ski auf Gipfeln unterwegs. Durch das Haus meiner Eltern in Oppenberg ist uns das glücklicherweise sehr oft möglich und wir verbringen sehr viel Familienzeit in den Bergen. Zuhause sind wir in Rein, nördlich von Graz, wo wir gerade ein altes Bauernhaus umbauen und es genießen, die Grazer Hügelund Berglandschaft vor der Haustür zu haben.

Wie herrlich für den Forschergeist, dass man noch längst nicht alles weiß. Er kann vergnügt sein ganzes Leben, nach Wissen und nach Weisheit streben. Zu hoffen bleibt, dass es gelingt, dass es der Menschheit Gutes bringt.

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