Zeitschrift EE

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2006-04: Solarwärme boomt

Nachhaltige Gebäude

Im Rahmen des Forschungsprogramms „Haus der Zukunft“ – initiiert 1999 durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie – wurden neben zahlreichen Technologieentwicklungen bisher 23 Demonstrationsgebäude umgesetzt.

Neue Behaglichkeit im großvolumigen Wohnbau

Von Hannes Bauer und Robert Freund*

Die Vorzeigeprojekte im großvolumigen, sozialen Wohnbau zeichnen sich durch Innovationen bei Passivhaustechnologien aus, die neben niedrigen Bau- und Heizkosten eine bisher unerreichte Behaglichkeit und Luftqualität bieten. Je ein Beispiel für Neubau und Sanierung werden hier präsentiert.

Klima.Komfort.Haus

Am 15. September 2006 wurde das Klima.Komfort.Haus, eine mehrgeschossige Wohnhausanlage in Passivhaus- und Holzfertigteilbauweise, vom Bauträger Famillienhilfe - Gemeinnützige Bau- und Siedlungsges.mbH in Wien eröffnet. Die Anlage besteht aus fünf Baukörpern mit unterschiedlichen Passivhaustechnologien mit innovativem Einsatz von Alternativenergie und demonstriert die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten.

Heizung und Lüftung:

  • dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung
  • zentrale Lösung, wobei Frischluft in die Wohnräume eingeblasen wird, welche durch Wärmerückgewinnung der Abluft erwärmt wird

Bereitstellung der Restwärme für die Beheizung der Wohnungen:

  • durch eine Wasser-Wasser Wärmepumpe (über eine Fußbodenheizung im Randbereich, eine Deckenheizung, oder eine Wandheizung)
  • dezentral mittels elektrischem Nachheizregister
  • mit zentraler Frischluftansaugung; die Frischluft wird über eine Soleleitung (Grabenkollektor) mit Wärmetauscher vorgewärmt

Warmwasseraufbereitung:

  • durch eine Wasser-Wasser Wärmepumpe in einem zentralen Boiler mit einer E-Patrone zur wöchentlichen Aufheizung über 60 Grad
  • zentraler Gasbrenner mit Boiler und Solarunterstützung.
  • Boiler, der durch eine der mechanischen Wohnraumlüftung nachgeschaltete Wärmepumpe erwärmt wird (Kompaktgerät)

Qualitätsüberprüfung

Eine Qualitätsüberprüfung mit einer Total Quality (TQ) Analyse umfasst die Stufen Entwurf, Planung und Ausführung - ergänzt durch Blower Door Messungen, Thermographieaufnahmen, Belichtungsmessung. In den nächsten zwei Wintersaisonen sollen die Energieströme gemessen, ausgewertet und verglichen werden. Das Institut für Baubiologie soll die physiologischen Auswirkungen der Einbringung der Restwärme über die Luft bzw. über Strahlungswärme vergleichen. Voruntersuchungen unter Zuhilfenahme thermischer Gebäudesimulation wurden von Univ. Prof. Dr. Wolfgang Streicher vom Institut für Wärmetechnik der TU Graz durchgeführt.
Das wichtigste Anliegen ist nachhaltige Behaglichkeit für die Bewohner durch Vorteile des Passivhausstandards. Ziel ist die Erarbeitung eines optimierten Standards, der Bauträgern als Entscheidungshilfe für ihre haustechnische Zieldefinition dienen kann.

Abbildung 1: Wohnhausanlage klima.komfort.haus, Wien (Foto: Doris Holler-Bruckner)

Makartstraße in Linz

Das Mehrfamilienhaus der GIWOG (Gemeinnützige Industrie-Wohnungsaktiengesellschaft) an der Makartstraße in Linz wurde in den Jahren 1957/58 erbaut. Mit Unterstützung aus Mitteln der Programmlinie „Haus der Zukunft“ konnte die Modernisierung des Gebäudes gestartet werden: Montage einer Solarfassade mit transluzenter Wärmedämmung, Erneuerung der Dacheindeckung, Verstärkung der Dach- und Kellergeschoßdeckendämmung, Einhausung der Balkone, Einsatz von Verglasungen mit Passivhausfenstern mit integriertem Sonnenschutz und Installation von Einzelraumlüftungsgeräten.
Durch die Vorfertigung der Fassadenelemente konnten die Beeinträchtigungen für die BewohnerInnen während der Modernisierungsarbeiten gering gehalten werden. Die Frischluftzufuhr sowie Pollen- und Feinstaubfilter sorgen für eine bessere Raumluftqualität: Der Heizenergiebedarf wurde von 150 auf 15 kWh/m2a verringert. Die Finanzierung erfolgte aus Rücklagen sowie aus Fördermitteln des Landes Oberösterreich und der Programmlinie „Haus der Zukunft“.
Im Oktober 2006 wurde die umfassende Modernisierung des GIWOG-Objekts mit dem klima:aktiv - Staatspreis für nachhaltige Architektur ausgezeichnet (www.staatspreis.klimaaktiv.at).

Abbildung 2: Mehrfamilienhaus der GIWOG, Makartstraße in Linz (Foto: Robert Freund)

*)Mag. Hannes Bauer betreut im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie den Forschungsbereich Energie in Gebäuden sowie die Programmlinie "Haus der Zukunft", www.bmvit.gv.at
Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH)
Robert Freund arbeitet in der Arbeitsgruppe "Haus der Zukunft" sowie im Bereich Contracting in der ÖGUT (Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technki), www.oegut.at [^]

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