Zeitschrift EE

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2006-01: Bauen und Sanieren

Realisierte Sanierungen

Aufbauend auf den Erfolgen des Themas „Solare Niedrigenergiehäuser“ im Rahmen des Schwer-punktprogramms Energietechnik des Innovations- und Technologiefonds (ITF), dem EU-Projekt CEPHEUS und den Erfahrungen der Ressortforschung im BMVIT wurde die Programmlinie „Haus der Zukunft“ entwickelt. Die Programmlinie war damit die erste von bisher drei Linien des Pro-gramms „Nachhaltig Wirtschaften“ des BMVIT und wurde 1999 mit einer ersten Ausschreibung gestartet.

Foto: Ernst SchweitzerAG

Die Programmlinie "Haus der Zukunft": Die Sanierung im Fokus

Von Theodor Zillner und Robert Freund*

Ziel der Programmlinie „Haus der Zukunft“ ist die Erforschung und Entwicklung von marktfähigen Komponenten, Bauteilen und Baukonzepten für Wohn-, Büro- und Nutzbauten, die den Leitprinzipien für nachhaltige Technologien wie beispielsweise Nutzenorientierung, Effizienzprinzip, Risiko-vorsorge in hohem Maße entsprechen.
Hierbei sollen, aufbauend auf den Ergebnissen der sozialwissenschaftlichen und technischen Grundlagenforschung richtungweisende Baukonzepte entwickelt werden, welche in Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft umgesetzt werden. Soweit es erforderlich ist, wurden auch einzelne Komponenten und Bauteile entwickelt. Das Programm zeichnet sich durch einen umfassenden Zugang zur Innovation aus und zielt ab auf eine faktorielle Verbesserung im Bereich des Bauens und Sanierens. Die gemeinsame Betrachtung von sozialen, ökonomischen, technologischen und institutionellen Innovationen eröffnet große Chancen für essentielle Technologiesprünge mit hohem Umsetzungspotenzial.

Abbildung 2:Einfamilienhaus in Passivhausstandard in Pettenbach/OÖ(Foto: Lang)

Eine erste Bilanz

Seit dem Programmstart im Jahr 1999 wurden fünf Ausschreibungen mit spezifischen inhaltlichen Schwerpunkten durchgeführt. Von mehr als 550 Einreichungen wurden 176 Projekte mit Budgetmitteln in Höhe von ca. 22 Mio. € gefördert bzw. finanziert. Rund 110 Projekte sind mittlerweile abgeschlossen (Stand: Ende Jänner 2006).
Der mit der ersten Ausschreibung gestartete Themenschwerpunkt Neubau ist weitgehend abgeschlossen. Entsprechend der ursprünglichen Konzeption wurden eine Vielzahl von Demonstrationsvorhaben umgesetzt, die zu einer Reihe von Nachfolgeprojekten geführt haben. Als die Programmlinie im Jahr 1999 gestartet wurde, gab es in Österreich rund 40 Passivhäuser. Anfang 2006 waren es bereits knapp 1000. Die Passivhausdichte pro Kopf in Österreich ist mit Abstand die höchste weltweit. Ebenso wurden wesentliche Impulse für weitere Technologiebereiche gesetzt, wie der thermischen Solarenergienutzung, dem Stroh und Lehmbau.
Im Bereich des Neubaus liegt der Schwerpunkt nun im Know-how-Transfer der Forschungsinhalte in die Baupraxis und zu den relevanten Stakeholdern. Darüber hinaus werden die Demonstrationsbauten evaluiert und die Ergebnisse aufbereitet.
Mit der dritten Ausschreibung wurde der Themenschwerpunkt „Althaussanierung“ gestartet. Neben sozialwissenschaftlichen Grundlagen wie etwa zur Einbeziehung von Bewohnerinnen und Bewohner in den Sanierungsprozess stehen Projekte zur Entwicklung von Komponenten und Technologien sowie Demonstrationssanierungen im Mittelpunkt. Ziel ist es hier, möglichst breit multiplizierbare Konzepte zu entwickeln und deren Machbarkeit anhand von Demonstrationsprojekten vorzuzeigen.

Sanierung des Gebäudebestand – Beitrag zum Kyoto-Ziel

Sollen der Energieeinsatz für die Raumwärmebereitstellung im Gebäudebestand und die damit verbundenen Emissionen verringert werden, dann muss die Sanierungsrate gesteigert und der energetische Standard verbessert werden.
Die Sanierung eines durchschnittlichen Gebäudes auf Passivhausstandard stellt eine faktorielle Verbesserung dar. Niedriger Energieverbrauch und hoher Nutzungskomfort sind beim Passivhaus keine Gegensätze. Mit der Passivhaussanierung sind spezifische Herausforderungen verbunden, für die im Rahmen der Programmlinie Haus der Zukunft geeignete Lösungen entwickelt wurden. Demonstrationsgebäude machen diese Lösungen sichtbar.

Vom dunklen Bungalow zum behaglichen und hellen Eigenheim

Das Haus der Familie Schwarz in Pettenbach/OÖ ist die erste Sanierung eines Altbaus zum Passivhausstandard in Österreich. Infolge größerer Fensterflächen gibt es mehr Tageslicht. Im nicht unterkellerten Teil des Gebäudes wurde der Boden abgesenkt und so ein passivhaustauglicher Bodenaufbau möglich. In den übrigen Bereichen kam Vakuumdämmung zum Einsatz. Gemäß den Ergebnissen einer Laserscannung vorgefertigte Fassadenelemente wurden innerhalb kürzester Zeit montiert und bilden nun die Hülle mit einem U-Wert von 0,11 W/m²K. Zum Ausgleich allfälliger Unebenheiten wurde in die Zwischenräume Zellulosedämmung eingeblasen. Im Hinblick auf die Sicherstellung der Wärmebrückenfreiheit erforderten die Fensterleibungen besondere Aufmerksamkeit: Die am vorgehängten Leichtwandelement montierten Fensterstöcke wurden mittels geeigneter Dichtbänder dauerhaft luftdicht an der Putzebene angeschlossen.

Mit vorgefertigte Fassadenelemente in kurzer Zeit zum Passivhaus

Bei der Wohnanlage der Gemeinnützigen Industrie-Wohnungsaktiengesellschaft in der Linzer Markartstraße wird nach der Sanierung ein Heizenergiebedarf von 15 kWh/m²a erreicht. Zum Einsatz kommen eine vorgefertigte Solarfassade mit Passivhausfenstern samt integriertem Sonnenschutz sowie eine verstärkte Dach- und Kellergeschoßdeckendämmung. Die Balkone werden vergrößert und die Dacheindeckung erneuert. Für die mechanische Be- und Entlüftung sorgen Einzelraumlüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung.
Auch die Hauptschule II und Polytechnische Schule in Schwanenstadt wird nach der Sanierung Passivhausstandard aufweisen – gegenüber dem bisherigen Heizenergieverbrauch bedeutet das eine Reduzierung um rund 90 %. Erreicht wird das auch in diesem Fall durch vorgehängte vorgefertigte Fassadenelemente.
Weitere Demonstrationsgebäude sind derzeit in Vorbereitung bzw. bereits in Umsetzung.

Kurzbeschreibungen zu allen Haus der Zukunft-Projekten, die Forschungsergebnisse der abgeschlossenen Projekte sowie eine Fülle an weiteren Informationen zur Programmlinie sind auf www.HAUSderZukunft.at zu finden.
Die Programmlinie "Haus der Zukunft" ist eine Kooperation des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie mit der Forschungsförderungsgesellschaft.
Die Fernseh-Dokumentation "Bauen mit Hausverstand - Das Haus der Zukunft" begleitet ambitionierte Pilotprojekte vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung. Gezeigt werden die abenteuerlichen Entstehungsgeschichten der Gebäude, neue Technologien werden vorgestellt und das Prinzip des Passivhauses erklärt.
Der 45 Minuten lange Film ist auf DVD erhältlich.
Bestellformular: http://www.hausderzukunft.at/film_bauen_mit_hausverstand.html

*) Dipl.-Ing. Theodor Zillner, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.HAUSderZukunft.at
Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Dipl.-Energiewirt (FH)
Robert Freund ist Mitarbeiter der Abteilung Forschung und Technologie der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik - ÖGUT, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.oegut.at [^]

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