Zeitschrift EE

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2006-01: Bauen und Sanieren

Realisierte Sanierungen

Die Wohnhausanlage in Linz in der Makartstrasse wurde in den Jahren 1957 und 1958 errichtet und besteht aus 50 Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnnutzfläche von 3.106,11 m² auf fünf Geschoßebenen. Die Außenwände bestehen aus Schüttbetonmauerwerk mit einem U-Wert von ca. 1,4 W/m²K. Außenmauerwerk, Kellerdecke, Dachgeschossdecke, Fenster, Türen etc. entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik und sind weit von einer zukunftsweisenden Bauweise entfernt. Durch die Lage des Objektes an der stark befahrenen Makartstraße war bislang eine qualitätvolle Benützung der Balkone wegen der enormen Verschmutzung und Lärmbelästigung nicht möglich.

Modernisierung zum Passivhaus

Von Alfred Willensdorfer*

Zielsetzung

In Ausführung ist seit August 2005 eine ökologische und energieeffiziente Sanierung der bestehenden Bausubstanz, welche nach Fertigstellung (voraussichtlich: Ende März 2006) Passivhausstandard aufweisen wird. Es wurde eine vorgefertigte hinterlüftete GAP-Solarfassade, verstärkte Dach- und Kellergeschossdecken-Dämmung aufgebracht. Das Kernstück des Fassadensystems ist eine spezielle Wabe.
Die Sonnenstrahlung wird in die Fassade aufgenommen und hebt den Temperaturunterschied zwischen Innenraum und Außenklima durch Schaffung einer warmen Zone an der Außenseite der Wand auf (wo keine Wärme verloren geht, braucht keine erzeugt werden). Die Fenster wurden mit einer dreifach Verglasung mit einem U-Wert von 0,86 W/m²K und einem integrierten Sonnenschutz ausgeführt.
Die bestehenden Balkone samt Parapetdämmung wurden vergrößert. Die neue Dacheindeckung sowie die neu installierte kontrollierte Wohnraumbe- und -entlüftung mit Einzelraumlüfter werden den Ansprüchen eines Passivhauses gerecht.

Projekt-Ergebnisse und Auswirkungen

Die Energiekennzahl konnte durch die durchgeführten Sanierungsmaßnahmen von 179,0 kWh/m²a Wohnnutzfläche auf 14,4 kWh/m²a Wohnnutzfläche gesenkt werden (Berechnung nach PHPP). Insgesamt wurde eine Energieeinsparung von ca. 455.000 kWh/a erzielt. Der CO2 Ausstoß konnte von 160.000 kg CO2/a auf 14.000 kg CO2/a reduziert werden.
Im Blickpunkt stand eine moderne und zukunftsorientierte Gesamtgestaltung von „Alten Objekten“. Die Verbesserung der Wohnqualität erfolgte durch die Erhöhung des Schallschutzes und durch gute Be- und Entlüftung mittels qualitativ hochwertiger Wohnraumeinzellüfter, wodurch das Öffnen der Fenster entbehrlich wird. Die Heizkosten für eine 59 m² große Wohnung konnten durch die durchgeführten Sanierungsmaßnahmen von € 40,80/Monat auf € 4,73/Monat gesenkt werden.

Abbildung 1: Mehrfamilienhaus Markartstraße vor der Sanierung, der Entwurf der Sanierung und in der Sanierungsphase

Detailbeschreibung

Durch die effiziente Sanierung mit vorgefertigten Wandelementen ergibt sich ein hochwertiges Erscheinungsbild durch Glasdesign und Farbvariation. Architektonisch und energetisch ergibt das eine hohe Aufwertung des Gesamtobjektes. Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Fassadenelemente war eine rasche Bauzeit möglich. Eine geringe Störung der Mieter wurde dadurch ermöglicht.
Eine Mehrnutzung der vorhandenen Balkone bzw. Loggien durch Vergrößerung, Einhausung und Errichtung von wärmegedämmten Parapet und Seitenteil ist gegeben. Der Rest wird mit Passivhausfenstern bzw. mit Fixverglasung geschlossen. Ein innenliegender Sonnenschutz wird gegen die Überhitzung eingebaut. Eine qualitätvolle Benützung der Balkone bzw. Loggien ist nun trotz der enormen Verschmutzung und Lärmbelästigung, die durch die Lage des Objektes an der stark befahrenen Makartstrasse entsteht, möglich.
Jeder Wohnraum erhält ein Wohnraumeinzelkomfortlüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung wodurch eine Wärmerückgewinnung bis zu 70% ermöglicht wird. Die Warmwasseraufbereitung wird von den bestehenden veralteten Gasdurchlauferhitzern auf Fernwärmedurchlauferhitzer umgerüstet.
Der nachträgliche Lifteinbau erforderte das Umlegen des öffentlichen Gutes (Gehsteig, Parkplätze). Aus den Schrägparkplätzen werden Längsparkplätze. Die Hauseingänge erhalten einen Windfang inklusive einer Gegensprechanlage.
Die Umsetzung dieses Projektes wurde durch Fördermittel der Oberösterreichischen Landesregierung im Rahmen der Wohnbauförderung inklusive zusätzlicher Förderungsmittel für die energiesparende Ausführung des Objektes sowie durch einen nicht rückzahlbaren Zuschuss im Rahmen der Programmlinie Haus der Zukunft ermöglicht. Die Programmlinie "Haus der Zukunft" ist eine Kooperation des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie mit der Forschungsförderungsgesellschaft.

Energetische Daten vor Sanierung nach Sanierung
Heizwärmebedarf ca. 179,0 kWh/m²a 14,4 kWh/m²a
Heizlast ca. 118,0 W/m² 11,3 W/m²
Heizwärmebedarf gesamt ca. 500.000 kWh/m²a 45.000 kWh/m²a
U-Wert Außenwand ca. 1,2 W/²K 0,082 W/m²K (mit Solareintrag)
U-Wert Dach ca. 0,9 W/m²K 0,094 W/m²K
U-Wert Kellerdecke ca. 0,7 W/m²K 0,21 W/m²K
Beheizte Fläche 2.755,68 m² 3.106,11 m²
CO2-Ausstoß pro Jahr 160.000 kg CO2/a 14.000 kg CO2/a

Tabelle 1: Energetische Daten der Sanierung

Abbildung 2: Teilbeginn von der Balkonsanierung

Weitere Informationen erhalten Sie bei der GIWOG Gemeinnützige Industrie-Wohnungs-AG in 4060 Leonding, bei Herrn Bmst. Ing. Alfred WILLENSDORFER, Tel: 050 8888 142

*)Baumeister Ing. Alfred Willensdorfer ist Leiter der Abteilung Bauwesen und der technischen Hausverwaltung bei der GIWOG Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft und Projektleiter der Modernisierung der Wohnhausanlage Markartstraße in Linz, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.giwog.at [^]

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