Zeitschrift EE

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2004-04: Windenergie zwischen Euphorie und Widerstand

Ethik Fonds

Wer vom Neusiedlersee Richtung Parndorfer Heide blickt, sieht am Horizont rund 70 Windräder, rund ein Drittel der in Österreich installierten Windkraftanlagen.

"Windige" grüne Geldanlagen

Von Max Deml*

In Deutschland drehen sich sogar schon über 15.000 Windräder, die überwiegend mit privatem Kapital und darauf aufbauenden Bankkrediten (oft 70%-80% der Investitionskosten) finanziert sind. Welche Arten gibt es überhaupt, in Windkraft zu investieren?

Kommanditanteile

Die häufigste Form sind Fonds- bzw. Kommanditanteile an Windparkbetreibergesellschaften: hier wird das Geld der Anleger - steuersparend - zum Kauf von Anlagen verwendet, die dann 20 Jahre lang Stromerlöse liefern. Die Renditen liegen - je nach der Windstärke am Standort und der steuerlichen Situation des Anlegers - in der Regel zwischen 4% und 8% pro Jahr in Deutschland, in Österreich sind es mangels eines einheitlichen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erheblich weniger. Es gibt aber auch einige Parks, bei denen die (Wind-)Prognosen vor Jahren zu optimistisch ausgefallen sind und die Anleger eine sehr geringe oder gar keine Rendite sehen. Als Wagniskapital sind hingegen einige Fonds anzusehen, die Offshore-Projekte entwickeln: hier droht der Totalverlust der Anlegergelder, wenn sich das Projekt nicht realisieren lässt.

Aktien

Daneben kann man - über die Börse oder auch außerbörslich - Aktien von Unternehmen erwerben, die Windkraftanlagen bauen, projektieren und/oder betreiben. Hier sind die Kursbewegungen sehr stark: sie reichen von über 1.400% Kursgewinn (in den drei Jahren nach dem Börsengang) bei der dänischen Vestas Wind Systems bis Verlusten von teilweise weit über 90% bei amerikanischen (KENETECH) oder deutschen Unternehmen (Nordex AG, Plambeck Neue Energien AG, Windwelt AG, P&T Technology oder Umweltkontor AG, die im September 2004 Insolvenzantrag gestellt hat). Die zuletzt an den Neuen Markt in Deutschland gegangene REpower Systems AG, die inzwischen eine 5MW-Turbine entwickelt hat, hat sich im Kurs seither mehr als halbiert.
An außerbörslichen Aktien wären u.a. die AboWind AG und die wind7 AG (in Deutschland) zu nennen, in Österreich gibt es die WEB Windenergie AG sowie die Oekostrom AG, die selbst auch Windparks betreiben. Allerdings ist man in Österreich noch weit entfernt von ansehnlichen Gewinnen auf der AG-Ebene, bisher haben beide Formen nur hohe Verlustvorträge angesammelt.

Wandelanleihe

Seit März 2004 gibt es auch eine mit 6% verzinste "Wandelanleihe" der Plambeck Neue Energien AG, die fünf Jahre läuft und dem Anleger das Recht gibt, diese Anleihe in eine Plambeck-Aktie umzutauschen. Zwar lag der Ausgabepreis der Anleihe mit 2,50 Euro nahe dem damaligen Aktienkurs, aber ein halbes Jahr später lag der Aktienkurs unter einem Euro, die Anleihe verlor rund 60% und notiert nur mehr bei rund 1 Euro. Bei diesem Niveau ergibt sich eine jährliche Rendite von über 35% - wenn das Unternehmen die Zinsen und die Rückzahlung (zu 2,50 Euro pro Stück) im Jahr 2009 leisten kann. Andernfalls drohen dem Aktionär als auch dem Anleihegläubiger hohe Verluste.

Genussscheine

Eine Reihe von Unternehmen in der Windbranche bietet auch Genussscheine an. Genussscheine ähneln vom Risiko her einer Aktie, von der Rendite her eher einer "gewinnabhängigen Anleihe". Sie verbriefen weder Stimmrechte noch Substanzanteile, dafür liegt Dividendenrendite meist wesentlich höher als bei den Aktien des jeweiligen Unternehmens und - aufgrund des höheren Risikos - nicht selten mehrere Prozentpunkte über der Rendite von Staatsanleihen. Genussrechtskapital hat meist eine bestimmte Laufzeit (bei mindestens fünf Jahren kann es als Eigenkapital bilanziert werden) und unterliegt meist längeren Kündigungsfristen. Meist setzt sich der jährliche Ertrag aus einer Mindestverzinsung und einer zusätzlichen Gewinnbeteiligung je nach Geschäftserfolg zusammen, so dass in Summe auch 6 bis 9% keine Seltenheit sind. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich vor einem Investment auch das Kleingedruckte in den Genussscheinbedingungen anzusehen. Im Windkraft-Sektor waren Genussscheine bis vor kurzem kaum zu finden, doch inzwischen gibt es bereits sechs verschiedene Emittenten, die dieses Instrument für sich entdeckt haben (siehe Tabelle 1).

Internet Emittent
abowind.de AboWind AG
energiekontor.de Energiekontor AG
plambeck.de Plambeck Neue Energien AG
prokonnord.de PROKON Nord Energiesysteme GmbH & Co. Windpark Hoher Berg KG
prokon-capital.de PROKON Regenerative Energien GmbH & Co. KG
seg-ag.de SEG Salzkottener Energie Gesellschaft AG

Tabelle 1: Genussscheine von sechs deutschen Windkraft-Unternehmen

Ein Nachteil fast aller dieser Genussscheine ist - neben dem Ausfallsrisiko aufgrund der Nachrangigkeit gegenüber anderen Gläubigern - die mangelnde Handelbarkeit. Denn selbst wenn es erkennbar wäre, dass es mit einem Unternehmen bergab geht, kann man die Papiere nicht verkaufen.

Renditen und Risiken

Die Renditen von Binnenland-Windkraftfonds etablierter Anbieter sind - im Gegensatz zu den Offshore-Risikokapitalgesellschaften - in der Regel relativ leicht zu kalkulieren. In windschwachen Jahren ist die Rendite geringer, aber Pleiten aufgrund von Managementfehlern gab es bisher kaum. Bei den Aktien von Turbinenherstellern sind die Risiken, aber auch die Chancen ungleich höher: wer z. B. beim Vestas-Börsengang 1998 der ÖKO-INVEST-Kaufempfehlung gefolgt ist, konnte bis zum Jahr 2000 über 1.400% Kursgewinn erzielen. Wer hingegen zu diesem Höchstkurs gekauft hat, konnte anschließend 70% verlieren. Und wer die Vestas-Aktie in den letzten zwei Jahren hatte, liegt hingegen wieder mehr als 100% im Plus. Ähnlich war der Kursverlauf mancher Projektierer wie Umweltkontor: die Aktie stieg in wenigen Monaten um 700% und ist danach um über 90% gefallen. Inzwischen musste man - nach einer zu sehr auf Schulden aufgebauten Expansion in andere Geschäftsfelder wie z. B. Biodiesel und einigen Managementfehlern - Insolvenz anmelden, die Aktie notiert noch bei 30-40 Cent.

Risikostreuung durch Investmentfonds

Manche der "Ethik"- oder Umweltinvestmentfonds wie z. B. der Sarasin New Energy haben auch entsprechende Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energie im Bestand, allerdings spielt Windkraft dabei keine allzu große Rolle.
Vielversprechender sind derzeit einige Solaraktien wie der aus 14 Unternehmen (vor allem aus Deutschland und USA) bestehende Photon-Photovoltaik-Aktienindex PPVX zeigt: er hat seit Jahresanfang 2003 den aus den Aktien großer Ölkonzerne bestehenden AMEX Öl-Index um über 80 Prozentpunkte hinter sich gelassen (siehe Chart-Vergleich!).

Weiteren Informationen:

nformation ist alles: man sollte sich nicht mit der Lektüre der Anbieterbroschüren begnügen, sondern auch unabhängige Informationen einholen, z. B. über die Internetseiten

hier findet man z. B. eine "grau-grüne" Liste von Anbietern, die Informationen verweigern und daher vorerst nicht zu empfehlen sind.

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*) Max Demel ist Autor des Jahrbuches "Grünes Geld" und Chefredakteur des Börseninformationsdiensts ÖKO-INVEST, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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