Zeitschrift EE

Zurück zu den Beiträgen

2003-02: Mobilität mit Erneuerbaren

Energiepolitik

Seit dem Jahr 1990 sind die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs in Österreich um 35 Prozent gestiegen. Ohne Kurswechsel in der Verkehrspolitik wird Österreich seine Klimaschutzziele weit verfehlen.

Mit Vollgas weg von Kyoto

Von Wolfgang Rauh*

Der Klimaschutz in Österreich scheitert nicht am Mangel der Bekenntnisse. Keine Partei stellt die Notwendigkeit des Klimaschutzes in Frage. Keine Partei spricht sich gegen das Kyoto-Klimaprotokoll aus. Und dennoch entfernt sich Österreich mit Vollgas von seinen Klimaschutzzielen. Auf der Strecke bleibt Österreichs früherer Ruf als Umweltmusterland.

Seit 1990 sind die CO2-Emissionen des Verkehrs in Österreich um 35% gestiegen. Im gleichen Zeitraum schafften es die anderen Bereiche wie Kleinverbraucher oder Industrie ihre Schadstoff-Emissionen zu senken. Ohne das enorme Wachstum des motorisierten Verkehrs wären die CO2-Emissionen in Österreich heute auf den Stand des Jahres 1970 – und damit unter dem Level der Kyotoziele.

Der Verkehr ist heute bereits für 29% der gesamten CO2-Emissionen Österreichs verantwortlich. Der Anteil der einzelnen Verkehrsmittel an den CO2-Emissionen ist sehr unterschiedlich. Etwas mehr als die Hälfte der vom Verkehr verursachten CO2-Emissionen in Österreich, nämlich 53%, gehen auf das Konto der PKW. Ein weiteres Drittel wird von den LKW verursacht. Die CO2-Emissionen des Flugverkehrs machen heute 9% aus. Sie haben sich seit dem Jahr 1990 mehr als verdoppelt. Gemeinsam verursachen PKW, LKW und Flugverkehr 94% der CO2-Emissionen, erbringen jedoch nur 63% der Verkehrsleistung in Österreich. Anders die Bahn. Sie verursacht gemeinsam mit dem Schiffsverkehr 2% der CO2-Emissionen, erbringt aber 18% der Verkehrsleistung.

Der Verkehr ist nicht nur für einen großen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich, sondern verursacht noch weitere Gase, die treibhauswirksam sind:

  • Der Verkehr verursacht in Österreich etwa ein Viertel der Emissionen von Lachgas (Stickstoffoxid N2O)
  • Der Verkehr der Haupt-Emittent der Ozonvorläufersubstanzen Kohlenmonoxid und ungesättigter Kohlenwasserstoffe
  • Dieselmotoren steuern den Großteil der Rußpartikel bei, die die Wärmeabstrahlung der Erde verringern und so zur Klimaerwärmung beitragen.

Motorisierter Verkehr wächst

Jahr für Jahr steigt die Anzahl der PKW in Österreich um fast 100.000. Ende des Jahres 2002 waren in Österreich 3.987.093 PKW zugelassen. Im Jahr 1990 waren es noch 2,9 Millionen PKW. Die Berechnungen des VCÖ ergeben, dass bei Beibehaltung der derzeitigen Verkehrspolitik im Jahr 2045 bereits sieben Millionen PKW in Österreich die Straßen verstopfen werden.

Dieses extreme Wachstum macht die Verringerung der CO2-Emissionen durch den sinkenden Treibstoffverbrauch zunichte. Sogar die Wirkung einer Reduzierung des durchschnittlichen Spritverbrauchs der PKW von derzeit rund acht Liter auf fünf Liter würde nach sechs Jahren wieder verpufft sein.

Der am meisten wachsende Verkehrssektor ist der Flugverkehr. Die Zahl der Flugpassagiere hat sich in Österreich seit dem Jahr 1970 auf rund 15 Millionen verzehnfacht. Die CO2-Emissionen des Flugverkehrs werden bis zum Jahr 2020 um etwa 80% anwachsen, trotz einer jährlich geschätzten Effizienzsteigerung der Flugzeuge um 3%

Reduktion der CO2-Emissionen

Die VCÖ-Studie „Klimafaktor Verkehr – Wege zur klimaverträglichen Mobilität” zeigt, dass Österreich die wachsenden CO2-Emissionen im Verkehrsbereich in den Griff bekommen kann. Österreich hat es in der Hand, mit einem Klimaschutzpaket im Verkehrsbereich die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 um 28% zu senken (gerechnet vom heutigen Stand).

Die VCÖ-Untersuchungen zeigen, dass mit ökonomischen Maßnahmen – Stichwort Kostenwahrheit im Verkehr – sowie einer effizienteren Raumordnungspolitik und Infrastrukturpolitik rund die Hälfte der Einsparungen von CO2-Emissionen des Verkehrsbereichs erzielt werden können. Dazu gehören Maßnahmen wie die LKW-Maut, Energiesteuer auf Treibstoffe oder Verkehrserregerabgaben für Einkaufszentren. Der Generalverkehrsplan, in dem der zukünftige Infrastrukturausbau Österreichs festgeschrieben ist, sollte auf seine Klimaverträglichkeit überprüft werden. Eine diesbezügliche VCÖ-Resolution wurde in den vergangenen Wochen von bereits mehr als 100 Gemeinden und Städten, darunter die Landeshauptstädte Innsbruck und Linz, beschlossen.

Eine wichtige Rolle zur Verringerung der CO2-Emissionen kommt auch dem Mobilitätsmanagement zu. Der Umstieg vom Auto auf klimaverträgliche Verkehrsmittel, wie Fahrrad, Bus und Bahn ist dabei das Ziel. Um vorbildhafte Projekte vor den Vorhang zu holen hat der VCÖ gemeinsam mit den ÖBB, dem bmvit und bmlufw den Mobilitätspreis 2003 ausgeschrieben (nähere Informationen unter www.vcoe.at).

Durch die Förderung der klimaverträglichen Mobilität kann Österreich wieder auf Kyoto-Kurs kommen – und seinen Ruf als Umweltmusterland wieder erlangen

Abbildung 1
Die Bahn verursacht weniger als 2% der CO2-Emissionen in Österreich, erbringt jedoch 18% der Verkehrsleistung
Fotocredit: N.Novak / VCÖ

 

*) Dipl.-Ing. Wolfgang Rauh ist wissenschaftlicher Leiter des VCÖ-Forschungsinstituts, www.vcoe.at [^]

Top of page