Zeitschrift EE

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2002-01: OPET Netzwerk Solarthermie

Ökostrom

Strategien für mehr Ökostrom

Von Bertraud Grabler-Bauer, Johann Punzenberger und Armin Themeßl*

In Österreich stammt der Strom im Jahresmittel zu 60% aus Wasserkraft, zu 30% aus kalorischen Kraftwerken und zu 10% Atomstrom (aus Importen). Die Produktion von Ökostrom konnte bisher mit dem jährlichen Stromverbrauchszuwachs von 1 bis 2% leider nicht mithalten.

100% Ökostrom aus dem öffentlichen Stromnetz zu beziehen, ist physikalisch nicht möglich. Unser Stromnetz im europäischen Verbund ist mit einem See vergleichbar, in den die verschiedensten Flüsse (Kraftwerke) mit unterschiedlicher Qualität (verschiedenen Energieträgern) einspeisen. Bei der Ausleitung, dem Stromverbrauch, entsteht immer ein Strommix. Künftig muss in diesen "See", so hat es der Gesetzgeber im ElWOG (Elektrizitätswirtschafts und -organisationsgesetz) beschlossen, mehr "saubere" Energie eingeleitet werden. Die Netzbetreiber sind verpflichtet, bis 2007 mindestens 4% Ökostrom an Endkunden zu verkaufen, oder anderenfalls Ersatzzahlungen zu leisten. Ein Schritt in die richtige Richtung. Die Ausführungsbestimmungen für dieses Bundesgesetz liegen jedoch bei den Ländern. Das hat zu neun unterschiedlichen Einspeisetarifmodellen und in einigen Ländern zur Begrenzung der Abnahmeverpflichtung geführt, insgesamt zu etwa 50 neuen Verordnungen. Für die Kontrolle und Begleitung der Durchführung des ElWOG wurde eine Regulierungsbehörde beauftragt.
Um rasch eine nachhaltige Ökologisierung der Stromerzeugung zu bewirken, setzte sich die AEE wiederholt für kostengerechte garantierte Einspeisetarife und eine unbegrenzte Abnahmeverpflichtung für Ökostrom ein. Konsumenten können die Beschleunigung der Ökostromproduktion im liberalisierten Markt vor allem durch den Einsatz finanzieller Mittel mitbestimmen.

Systeme mit finanzieller Gegenleistung

Negawatt statt Megawatt: Die ökologischste und billigste kWh elektrischer Strom ist die nicht verbrauchte kWh. Energiesparende Technologien stehen ausreichend zur Verfügung. Energieberatungsstellen und Technische Büros bieten Unterstützung an.
Eine 100%ige Versorgung mit Ökostrom kann nur durch Eigenversorgung mit einer "Inselanlage" erfolgen, z.B. durch eine Photovoltaikanlage oder durch einen mit Pflanzenöl betriebenen Generator. Um Bedarfsspitzen abzudecken, ist hier eine Speicherung von Strom mit Hilfe von Batterien erforderlich. Beim Bau einer "netzgekoppelten Ökostromanlage" wird auf die kostenintensive Speicherung verzichtet und der gesamte Ökostrom eingespeist. Die Differenz zwischen Eigenbedarf und selbst erzeugtem Strom wird dabei vom Netz gedeckt, aus dem immer ein nicht definierbarer Strommix kommt.
Mit einer finanziellen Beteiligung an Ökostromanlagen wird für eine garantierte Erzeugung und Einspeisung von Ökostrom gesorgt. Viele private Betreibergesellschaften bieten solche Beteiligungsmöglichkeiten an, derzeit allerdings hauptsächlich für Windenergie. Diese Beteiligung in Form von Aktien, Darlehen oder als stille Gesellschaftsbeteiligung versteht sich als ökologische Geldanlage. Für das eingesetzte Kapital werden Zinsen oder Gewinnanteile an die Beteiligten ausgeschüttet.

Systeme ohne finanzielle Gegenleistung

Ab 1. Oktober 2001 ist es für jeden Haushalt möglich, den Stromhändler frei zu wählen. Auf der Stromrechnung müssen zukünftig die Energiequellen ausgewiesen werden, aus denen der Strom erzeugt wurde. Beim Wechsel empfiehlt es sich daher, den Energieträgermix des Anbieters und die Besitzstruktur des Unternehmens unter die Lupe zu nehmen. Bekanntlich haben viele österreichische Energieversorgungsunternehmen durch die massive Beteiligung ausländischer (Atom)Stromkonzerne ihre Eigenständigkeit eingebüßt.

Grüner Strom

Der TÜV zertifiziert "Strom aus ökologischer Produktion" und bestätigt damit lediglich, dass die Kraftwerke eines Energieversorgers dem Stand der Technik hinsichtlich Umweltschutz und Energieeffizienz entsprechen und kein Atomstrom produziert wird. Der Handel mit Atomstrom ist erlaubt. Das "Österreichische Umweltzeichen für grünen Strom" zeichnet dagegen Stromanbieter aus, deren Strom ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammt und definiert eine Mindestanforderung an den Strommix.
Erst wenn die gesamte Stromproduktion aus ökologischen Quellen stammt, wird aus der Steckdose 100% Ökostrom kommen. Es stellt sich die Frage, ob Ökostrom überhaupt als Produkt an Endkunden verkauft werden kann. Die AEE Vorarlberg hat daher ein Fördermodell entwickelt. Stromkunden, die bereit sind, einen finanziellen Beitrag für Ökostrom zu leisten, schließen einen verbrauchsabhängigen Fördervertrag ab. Ein Zertifikatsystem stellt sicher, dass die Fördermittel direkt den Ökostromproduzenten ihrer persönlichen Wahl zugute kommen. Der Förderbetrag ist mehrwertsteuerfrei.
Die AEE-Mitgliedervereine in den Bundesländern bieten ihren Mitgliedern verschiedene Finanzierungssysteme an, um den Ausbau von Ökostromanlagen zu beschleunigen (siehe Infoboxen).

Beteiligung an Windfang, dem Windkraftprojekt für AEE-Mitglieder
Durch die Investition in ein Windkraftprojekt wird die Ökostromproduktion forciert. AEE-Mitgliedern wird die Beteiligung als ökologische und gewinnbringende Geldanlage ab 500 € angeboten.

  • Die Investition bewirkt, dass Ökostrom erzeugt und eingespeist wird
  • Der/die AnlegerIn erhält Zinsen bzw. Gewinnanteile
  • Viele Beteiligte sind motiviert für bessere Rahmenbedingungen für Ökostrom einzutreten

Kontakt: AEE-Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE NÖ-Wien, Bahngasse 46, 2700 Wiener Neustadt, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Pool zum günstigen Einkauf von Naturstrom für AEE-Mitglieder
Um viele Stromkunden zu einem Wechsel des Energieversorgers zu einem Ökostromanbieter zu bewegen, wird den Mitgliedern Ökostrom zu einem günstigen Tarif angeboten. Die Kleinwasserkraft in Kärnten erhält durch dieses Modell eine gerechte Chance.

  • Geld für Stromrechnung geht an Ökostromanbieter
  • Günstiger Tarif für Ökostrom durch den Pool
  • Förderung der Kleinwasserkraft in Kärnten

Kontakt: AEE-Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE Kärnten-Salzburg, Unterer Heidenweg 7, 9500 Villach, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Ökostrombörse zur direkten Förderung einer gewählten Ökostromanlage
Durch einen Förderbetrag von 1 Eurocent/kWh leistet der Stromkunde einen persönlichen Beitrag zur schnelleren Erhöhung des Anteiles von Ökostrom im Netz. Die Fördergelder werden gezielt für den Neubau, zur Revitalisierung und Instandhaltung bestehender Ökostromanlagen verwendet. Die Ökostrombörse vermittelt zwischen Konsumenten und Produzenten.

  • Stromkonsumenten bestimmen selbst, welche Anlage mit seinem/ihrem Geld gefördert wird
  • Offene Darlegung der Geldflüsse sowie der Ökostromproduzenten im Internet
  • Mehrwertsteuerfreier Beitrag für Ökostrom

Kontakt: AEE-Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE Vorarlberg, Leusbündtweg 49a, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.oekostromboerse.at

*)Gertraud Grabler-Bauer ist Geschäftsführerin der AEE NÖ-Wien, DI Betr. oec. Johann Punzenberger ist Geschäftsführer der AEEVorarlberg, Ing. Armin Themeßl ist Geschäftsführer der AEE Kärnten/Salzburg [^]

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