Zeitschrift EE

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2001-02: Photovoltaik

Betriebsergebnisse und Projekte

Derzeit wird Energie im Überfluss und billig auf dem Markt angeboten, entsprechend verschwenderisch wird damit auch umgegangen. Auch für die Zukunft sei vorgesorgt, denn, so stellen Energieexperten fest, die Energievorräte in Form von Erdöl, Erdgas, Kohle und Atomkraft decken den Bedarf noch weit ins nächste Jahrtausend.

Sonnenstrom für Steirische Landesausstellung

Von Ewald Selvicka*

Völlig übersehen wird bei derartigen Prognosen die ungeheure Problematik, die durch die weitere ungebremste Nutzung von fossilen Energieträgern (Erdöl, Erdgas und Kohle) und dem damit verbundenen CO2-Ausstoß entsteht. Die Anreicherung treibhauswirksamer Gase in der Atmosphäre und die damit verbundene globale Erwärmung und Klimaveränderung ist eine der großen ökologischen Gefährdungen unserer Zeit. Hinzu kommt, dass in den Industrieländern mit einem Anteil von nur 1/4 an der Weltbevölkerung 80% der fossilen Weltenergievorräte verbraucht werden, während 3/4 der Weltbevölkerung sich mit 20 % begnügen müssen.
Ein vorsorgender, effektiver Klimaschutz erfordert, nach Meinung vieler Experten, in den nächsten 50 bis 100 Jahren mindestens eine Halbierung der weltweiten Treibhausgasemissionen. Ende 1997 wurde bei der Klimakonferenz im japanischen Kyoto von den Industrieländern eine Reduktion der Treibhausgase im Zeitraum bis 2010 zwischen 5 und 8 Prozent gegenüber 1990 beschlossen. Österreich hat sich verpflichtet, seinen CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2005 um 20% zu reduzieren und diese Absicht im Energiebericht der Bundesregierung festgeschrieben.
Im EU-Weißbuch "Eine Energiepolitik für die Europäische Union", das 1998 von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde, wird ein weiteres Ansteigen des Energiebedarfs von jährlich ca. 1% vorhergesagt. Die Energieabhängigkeit der EU könnte sich von derzeit 50% auf 70% im Jahr 2020 erhöhen. Als EU-Gesamtziel wurde daher eine Verdoppelung der erneuerbaren Energieträger bis zum Jahr 2010 festgeschrieben. Als eine der Maßnahmen wird im EU-Weißbuch der Bau von 500.000 PV-Anlagen innerhalb der EU-Länder vorgeschlagen.
Umgerechnet auf die Steiermark würde das eine installierte Gesamtleistung von 9000 kW bedeuten.
In Gleisdorf und Weiz wird noch bis Ende Oktober die Steirische Landesausstellung 2001 zum Thema Energie abgehalten. Schwerpunkt ist unter anderem das Aufzeigen umweltschonender und dezentraler Energiebereitstellungstechnologien für das beginnende 21. Jahrhundert. Die Stadtgemeinde Weiz hat sich in diesem Zusammenhang bei ihrem Ausstellungsgebäude für den Bau einer Photovoltaikanlage entschieden.

Photovoltaik-Sonnensegel

Das Architektenteam DI. Irmgard und DI. Peter Mutewsky hat für die Photovotaikanlage am Landesausstellungsgebäude, das in Zukunft die Musikschule beherbergen wird, eine Stahlkonstruktion über den Eingangsbereich in der Form eines auf dem Kopf gestellten Dreieckes, die Photovoltaikanlage Sonnensegel Weiz, entworfen. Die Montage der Solarmodule wurde auf der mit 35° zur Horizontalen geneigten Stahlkonstruktion derart ausgeführt, dass diese zugleich eine wasserabführende Ebene bilden. Die Unterkonstruktion besteht aus einer Formrohrkonstruktion, die auf I-Trägern aufliegt. Die Längsseite der Dreieckkonstruktion weist eine Länge von ca. 17 Meter bei einer Höhe von 9,1 Meter über Grund auf. Die Verschaltung der Solarmodule erfolgt zum Großteil innerhalb der Formrohrkonstruktion.
Der Generator besteht aus 68 Doppelglasmodulen mit multikristallinen Solarzellen zu je 90 Wp. Die transparente Ausführung der Modulrückseite ermöglicht einerseits das Erkennen der einzelnen Solarzellen und bewirkt bei Sonnenschein äußerst schöne Lichteffekte. Gleichzeitig sind für jede Modulreihe, zur Ausgestaltung der Dreiecksform, entsprechende Verglasungen mit Zellennachbildungen eingesetzt.
Die drei Wechselrichter sind in einem Verteilerkasten direkt unter dem Sonnensegel unter-gebracht. Von dort erfolgt die ca. 60 Meter lange Verkabelung zum Zählerkasten, wo die Anlage über einen Einspeisezähler an das öffentliche Netz angeschlossen ist. Um die Funk-tion der Photovoltaikanlage transparenter machen zu können wurde im Eingangsbereich der Musikschule sowohl eine Ertragsanzeige installiert, als auch ein in Abhängigkeit von der Sonneneinstrahlung sich unterschiedlich schnell drehender Motor mit Laufrad aufgebaut.
Die Investitionen für das Sonnensegel inkl. der aufwendigen Verglasungen für die Drei-ecksform sowie die Ertragsanzeige beliefen sich auf insgesamt ATS 710.000,- (€ 51.600,-). Förderzusagen konnten bis zum jetzigen Zeitpunkt keine erreicht werden, da die steirische Landesregierung im Umweltfond für Photovoltaikanlagen keine Mittel vorgesehen hat. Die Stadtgemeinde Weiz kann bei der Photovoltaikanlage Sonnensegel Weiz einen jährlichen Ertrag von ca. 4.900 kWh erwarten. Bei der derzeitigen steirischen Einspeiseregelung von ATS 5,00 pro kWh (€ 0,363) excl. Ust. ist das ein Betrag von ATS 24.500,- (€ 1.780,-) im Jahr.

Entwurf Arch. DI. Irmgard und DI Peter Mutewsky, Weiz
Stahlbau Firma Pachler, St. Margarethen/Raab
PV-Ausschreibung
und Bauaufsicht
AEE-Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE
Ausführende Firma Feistritzwerke der Stadt Gleisdorf GmbH
Module; Importeur ASE-100-DG-UR-90 W, D; Fa. Alpensolar Ganditsch, Steyr
Wechselrichter SUNRISE, Fa. Fronius GmbH, Wels-Thalheim

Tabelle 1: Photovoltaikanlage Sonnensegel Weiz, Projektpartner und beteiligte Unternehmen

 

*) Ing. Ewald Selvicka ist Geschäftsführer der AEEIntec u. a. zuständig für den Bereich Elektrotechnik im Technischen Büro der AEE GmbH [^]

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