ACR-Kooperationspreis 2016: Weniger Chemikalien in der Galvanik
Im Projekt „Galvano MD“ ist es dem steirischen Unternehmen Rotreat gemeinsam mit dem Forschungspartner AEE INTEC gelungen, die Membrandestillation auch für die Galvanik einsetzbar zu machen. In Zukunft ist Galvanisierung durch diese Innovation umweltfreundlicher und ressourcenschonender möglich. Beide Partner wurden am 3. Oktober 2016 im Rahmen der ACR-Enquete für Galvano MD mit dem ACR-Kooperationspreis ausgezeichnet.
Die Membrandestillation ist eine Separationstechnologie – man kann sie überall dort einsetzen, wo flüssige Stoffe getrennt werden sollen. Bei der Gewinnung von Trinkwasser aus Salzwasser beispielsweise. Oder eben in der Galvanik, wo Chemikalienbäder zur Veredelung oder als Korrosionsschutz von Beschlägen oder Autoteilen eingesetzt werden, immer wieder neu aufbereitet werden müssen. Galavanikbäder werden im Produktionszyklus laufend verdünnt. Sogenannte „Aufkonzentrierungen“ sind aufwändig: Die Chemikalien werden regelmäßig komplett ersetzt und es fällt Abwasser an, das stark verunreinigt ist. Der ganze Prozess braucht selbst viel Energie.
Dieser Prozess kann durch Membrandestillation umweltschonender und effizienter durchgeführt werden. Statt die Chemikalien zu entfernen, kann man das Wasser herausfiltern und so die gewünschte Qualität erzielen. Trennverfahren brauchen in der Regel Strom, um eine entsprechende Abtrennung zu erreichen. Die im Projekt „Galvano MD“ von AEE INTEC entwickelte Technologie nutzt die Wärme, die im Galvanikprozess entsteht und als Abwärme normalerweise verloren geht.
Für den erfolgreichen Einsatz der Membrandestillation in der Galvanik waren zunächst viele Versuche notwendig, um die geeigneten Membranen zu finden. Doch die eigentliche Tüftelei begann mit der Umsetzung. Die von AEE INTEC konzipierten Abläufe und die Skalierung auf Industriemaßstäbe setzten eine umfangreiche hochkomplexe Steuerungs- und Messtechnik voraus, die noch dazu in einem Container Platz haben musste, und zwar so, dass ForscherInnen, TechnikerInnen und Ingenieure auch noch genügend Raum finden. Rotreat und AEE INTEC legten die Anlage im Technikumsmaßstab modular an, um alles so flexibel wie möglich zu machen.
Nun soll aus der Technikumsanlage zunächst eine Demonstrationsanlage werden, die dann, etwa in einem halben Jahr, in die Produktion von Roto Frank integriert wird. Die Galvanikbäder werden längere Standzeiten haben, es werden weniger Chemikalien verbraucht und weniger Energie. Das Unternehmen wird seine Kosten durch die Technologie deutlich senken können. AEE INTEC konnte mit diesem Proof of Principle das Einsatzgebiet der Membrandestillation unter Rückgewinnung von Prozesswärme erweitern. Ein Gewinn für alle. Für Robert Gampmayer von Rotreat Abwasserreinigung GmbH ist es wichtig, sich an Zukunftsthemen anschließen zu können: „Energieeffizienz und Wertstoffrückgewinnung sind Ziele, die sich nur durch Innovationen realisieren lassen“, sagt er. Eine Forschungskooperation mit einem Forschungsinstitut wie AEE INTEC hat für ihn daher großes Potenzial. „Nicht nur für uns in diesem speziellen Feld, sondern auch für die österreichische Wirtschaft und die vielen kleinen Unternehmen.“
Weitere Informationen
C. Platzer, S. Meitz „Wertstoffrückgewinnung und Schließung des Wasserkreislaufes in der Galvanikindustrie“ in dieser Ausgabe.
AEE INTEC ist Mitglied des Forschungsnetzwerks ACR Austrian Cooperative Research.